Wermutkraut
Lies dazu auch die näheren Informationen in den Mindestanforderungen an Biologie-Artikel.
Wermut |
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Gemeiner Wermut (Artemisia absinthium) |
Systematik |
Familie:
Korbblütler (Asteraceae)
Art:
Wermut
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Wissenschaftlicher Name |
Artemisia absinthium |
L. |
(Gemeiner) Wermut od. Wermutkraut (Artemisia absinthium L.), auch Bitterer Beifuß oder Alsem, ist eine Pflanzenart in der Gattung Artemisia , in der Familie der Korbblütler (Asteraceae, früher Compositae).
Merkmale
Der Wermut ist eine ausdauernde, meist krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 40-60, gelegentlich bis 150 Zentimeter. Die Pflanze erscheint oberirdisch gräulich-grün und duftet stark aromatisch.
Aus einem waagerecht wachsenden Rhizom gehen die aufrechten, dicht-beblätterten Sprosse hervor, die am Grund manchmal verholzen und sich im oberen Bereich mehrfach verzweigen.
Die Sprossachsen sind leicht gestreift, weisen sehr kleine punktförmige Öldrüsen auf und sind dicht anliegend behaart oder nahezu unbehaart.
Die tiefer sitzenden Blätter weisen bis zu 10 Zentimeter lange Blattstiele und eine 8 bis 15 Zentimeter lange und 4 bis 8 Zentimeter breite, in 2 bis 3 Lappen je Seite gespaltene Blattspreite auf. Die oberen Blätter sind kürzer gestielt bis fast sitzend und weisen weniger, stärker lanzettlich geformte Lappen auf. Die Blätter im Bereich des Blütenstands sind klein, sitzend und dreilappig oder ungeteilt. Die Blattoberseiten sind dicht behaart.
Die Blüten sitzen in kurz gestielten, hängenden Köpfchen, die zu bis zu 30 Zentimeter langen, pyramidenförmigen rispenartigen Gruppen zusammengefasst sind. Die Hüllblätter sind zwei bis drei mal drei bis fünf Millimeter groß und breit eiförmig. Die Kelchblätter sind außen dicht seidig behaart. Die einzelnen Blüten sind gelb, mit ein bis zwei Millimeter langen Kronröhren, die bei den äußeren 9 bis 20 rein-weiblichen Blüten zwei, und bei den 30 bis 50 zwittrigen Blüten im Inneren des Köpchens fünf Spitzen aufweisen.
Die Früchte sind eiförmige bis zylindrische, etwa einen halben Millimeter lange Achänen.
Vorkommen
Das Wermutkraut kommt natürlich in den gemäßigten Klimazonen Eurasiens vor, in Nordafrika, Nordamerika|Nord-]] und Südamerika und in Asien [1] , in Meereshöhen bis zu 3500 Metern. In Nordamerika wurde der Wermut eingeführt und kommt in sich selbst erhaltenden Populationen vor. Es wächst bevorzugt auf trockenen, kargen, steinigen oder sandig-tonigen Böden, hier jedoch oft in der Nähe von Wasserläufen.
Inhaltsstoffe
Wermut gehört zu den bittersten unter den bekannten Kräutern.
Die ätherischen Öle enthalten das Nervengift Thujon. Die tödliche Dosis (LD50) des zu ca. 50 % in Wermutöl enthaltenen Thujon wird bei Ratten mit 0,6 g/kg angegeben [3] . Andere Quellen[4] geben den Ölgehalt mit bis zu 1,5 % und darin den Thujongehalt mit bis zu 12,5 % an, womit die auf Thujon zurückzuführende Giftigkeit von Wermut (LD50) für Ratten mit ca. 80 ... 320 g/kg anzugeben wäre.
Verwendung
Wermut-Tee wird bei Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Erbrechen und Durchfall verwendet. Als Pflanzenbestandteile werden für homöopathische Zubereitungen die Blätter und Blüten, sowie die basalen Laubblätter verwendet.
Wermutsaft wird zur Herstellung von Absinth und Weinaperitifs (Vermouth) verwendet.
In der Vergangenheit wurde Absinth insbesondere wegen des in Wermut enthaltenen Nervengifts Thujon eine schädigende Wirkung zugeschrieben. Auch homöopathische Arzneimittelprüfungen sollen Halluzinationen und Amnesie|Gedächtnisverlust]] und andere Persönlichkeitsveränderungen ergeben haben. Studien zum Absinth aus der Zeit um 1900 wurden aber mittlerweile dahingehend widerlegt, daß die untersuchten Rezepturen das Nervengift Thujon nur in sehr geringen, medizinisch unwirksamen Dosen enthielten. Die schädlichen Wirkungen des Absinths werden daher heute auf den sehr hohen Alkoholgehalt des Absinths, typischerweise 45 % bis 74 %, in Kombination mit Verunreinigungen durch weitere Stoffe zurückgeführt.
Auch die Verwednung als Purgation gynäkologisches Mittel zum Abtreibung oder auch zur Einleitung der Geburt) sollen berichtet worden sein. Bis zur Klärung dieser Frage sollten Frauen bei bestehender Schwangerschaft auf die Einnahme von Wermut verzichten !
Die dem Wermut gelegentlich zugesprochenen cannabinoiden (und hier besonders visionsfördernden) Eigenschaften sind medizinisch nicht belegbar und gehen auf die oberflächlich dem Cannabis ähnliche chemischen Struktur des Wirkstoffes Thujon zurück. Die nähere Erforschung ergabe jedoch, daß Thujon gänzlich andere Rezeptoren beeinflußt.
Als homöopathisches Mittel wird Absinthium in Potenzen von der Urtinktur bis zur D12 bzw. in der C1 bis zur C6 bei Erregungszuständen und Krampfleiden sowie bei Magenschleimhautentzündungen angewendet. Die Anwendung in Schwangerschaft, Stillzeit und bei kleinen Kindern ist wegen der zuvor beschriebenen Wirkungen nicht angebracht. (Aussagen zur Homöopathie nach William Boericke und Monografie der Kommission D)
Der englische Name „wormwood" deutet darauf hin, dass man dem Wermut anti-parasitäre Eigenschaften zuschrieb. Vgl. H. Marzell, Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, s.v. Artemisia Absinthium L.: „[...] die Pflanze [wurde] früher (wie noch jetzt die verwandte A. Cina) gegen Würmer (Eingeweidewürmer) verwendet [...].
Im Mittelalter bezeichnete Hildegard von Bingen Wermut als den Meister über alle Erschöpfungen.
Etymologie und Kulturgeschichte
Wermut ist ein westgermanisches Wort unbekannter Herkunft: *wermoda-; ahd. wer(i)muota, wer(i)muot, ae. wermod as. wermoda
Der englische Name „wormwood" (wörtl. „Wurmholz") ist eine volksetymologische Umdeutung des altenglischen Namens „wermod" und deutet darauf hin, dass man dem Wermut anti-parasitäre Eigenschaften zuschrieb. Andere [Namens-]Formen wiederum sind an ‚warm‘ angelehnt wegen der ‚wärmenden‘ Eigenschafts des Wermutabsudes."
Der lateinische Name Artemisia absinthium deutet auf die Namensgeberschaft der antiken Göttin Artemis (griechischer Name der Diana) hin. Pseudo-Apuleius, Autor eines Kräuterbuchs aus dem 5. Jahrhundert – und nicht zu verwechseln mit dem Autor Apuleius des 2. Jahrhundert – schreibt (de virtutibus herbarum 10): ‘eines der Kräuter, das wir als Artemisia bezeichnen und von denen gesagt wird, dass Diana sie fand und dem Zentauren Chiron verabreichte, der sie wiederum Diana zu Ehren nach ihr benannte’.
lat.-grch.: absinthium, Lehnwort zu persisch sipand.
Sprichwörtliche Verwendung
In symbolischer oder poetischer Sprache steht der Name oft auch für Bitterkeit und Trauer. Der Ausdruck „Wermutstropfen" spielt auf die Bitterkeit des Wermuts an und beschreibt Dinge oder Erfahrungen, die eine Spur von Bitterkeit (als Synonym für Schmerz oder Unangenehmes) in an sich Schönes bringen, so wie ein Tropfen Wermut auch einem süßen Getränk eine Spur Bitterkeit verleiht.
Literatur
- Werner Dressendörfer, Blüten, Kräuter und Essenzen, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-3509-8
- H. R. Bode, Über die Rolle der gasförmigen Ausscheidungen beim Zustandekommen der allelopathischen Wirkung des Wermuts (Artimisia absinthim L.) auf seine Nachbarpflanzen, Naturwissenschaften 51/5, Berlin und Heidelberg 1964
- Jörg Swadzba, Zur Geschichte des Wermuts. Pharmaziehistorische Untersuchung über Identifizierung, Zubereitung und Anwendung von Arthemisia absinthium L., math.-nat. Diss Marburg an der Lahn 1965.
Einzelnachweise
- ↑ a b Artemisia absinthium in der Flora of Pakistan
- ↑ Artemisia absinthium in der Flora of North America
- ↑ www.thujone.info
- ↑ www.giftpflanzen.com
Weblinks
Wermutkraut. auf FloraWeb.de Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Wermut bei www.giftpflanzen.com
- Beschreibung der Art in der Flora of North America. (engl.)
- Beschreibung der Art in der Flora of Pakistan. (engl.)
- Wermut bei www.pharmakobotanik.de
- Wermut im Arzneipflanzen-Lexikon der Kooperation Phytopharmaka