Schwarzwaldbahn (Württemberg)
Stuttgart-Zuffenhausen–Calw | |
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Streckennummer: | 4810 |
Kursbuchstrecke (DB): | 790.6 |
Streckenlänge: | (48,5 km) 25,7 km |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Stromsystem: | bis Weil der Stadt: 15 kV 16,7 Hz ~ |
Maximale Neigung: | 18 ‰ |
Minimaler Radius: | 335 m |
Streckengeschwindigkeit: | 120 km/h |
Frankenbahn nach Würzburg
Güterbahn nach Kornwestheim Rbf
Güterbahn von Kornwestheim Rbf
Strohgäubahn nach Weissach
11,0
Höfingen
17,9
Rutesheim
vom Flugplatz Malmsheim (ab ca. 1937)
22,7
Malmsheim
22,8
zum Steinbruch Malmsheim (1900–1960)
vom Industriegebiet Weil der Stadt (1970–1990)
Forsttunnel (696 m lang)
41,6
Calw Ost (1944–1945)
41,7
Calw-Heumaden (ab 1974)
Hirsauer Tunnel / Welzbergtunnel (554 m lang)
45,35
zum Steinbruch Welzberg (1872–1975)
47,8
Ziegelbachbrücke über die B 296
48,5
Calw (bis 1989)
348 m
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Die Schwarzwaldbahn – zur Unterscheidung von der gleichnamigen badischen Strecke auch Württembergische Schwarzwaldbahn genannt – ist eine Eisenbahnstrecke von Stuttgart nach Calw, die 1872 eröffnet wurde. Der Abschnitt Weil der Stadt–Calw wurde 1983 im Personen- und 1988 im Güterverkehr stillgelegt.
Geschichte
1865–1872: Die Planung und der Bau
Der Entschluss zum Bau der württembergischen Schwarzwaldbahn von Stuttgart über Leonberg und Weil der Stadt nach Calw wurde 1865 im württembergischen Landtag getroffen. Planung und Bau der Strecke wurden durch Carl Julius Abel geleitet. Die Schwarzwaldbahn ist als Hauptstrecke gebaut und trassiert worden, d. h. mit möglichst wenigen Bögen, großzügigen Radien und wenigen Bahnübergängen. Außerdem waren die Ingenieurbauten der Strecke - die beiden Tunnel und die Brückenköpfe der großen Brücken - für den zweigleisigen Betrieb ausgelegt worden. Das Planum war allerdings durchweg eingleisig, bis auf den Abschnitt Althengstett - Calw, der zweigleisig erstellt wurde, damit der Betrieb trotz der 10,5 km langen Rampe Calw - Althengstett flüssig laufen konnte. Dieser Abschnitt war der erste von Anfang an zweigleisig erstellte Streckenteil in Württemberg.
Der Streckenabschnitt von Zuffenhausen nach Ditzingen wurde 1868 fertiggestellt, ein Jahr später war die Strecke bis Weil der Stadt vollendet. Der letzte Abschnitt bis Calw wurde erst 1872 fertiggestellt. Dabei wurde eine enge Schleife um den bei Schafhausen gelegenen Hacksberg mit einem Radius von 335 Metern gebaut. Dieses Kehrschleifenprinzip wurde bei Hirsau nochmals angewendet. Hier wurde um eine künstliche Längenentwicklung herbeizuführen, die wegen des großen Höhenunterschieds zwischen Calw und Althengstett notwendig war, das Tälesbachtal, ein Seitental des Nagoldtals, in einer Schleife ausgefahren und dann wurde durch den Hirsauer Tunnel, den man als kleinen Teil eines Kehrtunnels ansehen kann, die Strecke wieder an den Hang des Nagoldtals zurückgeführt, nur eben um einiges höher, als dasselbe Gleis am Hang vor dem Beginn der Schleife liegt. Vorbild für sie war die Brennerbahn in Österreich. Der Steigungsabschnitt Calw–Althengstett wurde zweigleisig ausgeführt und direkt am Ende der Strecke in Calw baute man auch noch im Jahre 1872 das Bahnbetriebswerk Calw.
Der 1150 m lange, bis zu 36 m tiefe Feldhütteeinschnitt zwischen Althengstett und Calw war ursprünglich als Tunnel geplant gewesen, was aber an geologischen Problemen scheiterte.[1]
1872–1977: Das Zweite Gleis und die Elektrifizierung
Von Stuttgart bis Renningen wurde in den Jahren 1932–1939 das zweite Gleis verlegt. Der Abschnitt von Stuttgart bis Weil der Stadt wurde bis 1940 elektrifiziert. Auf dem Abschnitt von Weil der Stadt nach Calw kamen zunächst noch Dampflokomotiven zum Einsatz, seit 1953 wurden auch dieselgetriebene Triebwagen, Schienenbusse der Baureihe VT 98, gefahren, die einige Jahre später dann ausschließlich verwendet wurden. Das zweite Gleis Calw–Althengstett wurde 1963 abgebaut.
Seit 1978: S-Bahn Stuttgart
Seit 1978 ist der Abschnitt Stuttgart–Weil der Stadt Teil der S-Bahn Stuttgart; auf dem Abschnitt nach Calw verkehrten zunächst weiterhin Dieseltriebwagen als Zubringer zur S-Bahn. 1983 wurde der Personenverkehr auf dem Abschnitt Weil der Stadt–Calw eingestellt; 1988 wurde dort der Güterverkehr nach einem Erdrutsch am Forsttunnel bei Althengstett ebenfalls eingestellt. Die Gleisanlagen verfielen, die Strecke wurde jedoch nicht formell stillgelegt. Die Anlagen stehen unter Denkmalschutz.
Am 3. Dezember 1988 wurde der für knapp 5 Millionen DM errichtete S-Bahn-Haltepunkt Weilimdorf in Betrieb genommen.[2] Im Oktober 2003 wurde zwischen Renningen und Malmsheim ein zweites Gleis in Betrieb genommen. Dies ermöglichte der S-Bahn einen gestreckteren, aber stabileren, Fahrplan, wobei sich die planmäßigen Zugkreuzungen von Weil der Stadt nach Malmsheim verschoben.
Zukunft des Abschnittes Weil der Stadt–Calw
Bürgerinitiative WSB
Für den Abschnitt Weil der Stadt–Calw besteht eine Konzession als Bahnstrecke des Landkreises Calw, der die Strecke 1994 gekauft hat. Eine Reaktivierung für den Personenverkehr ist geplant. Für diese Reaktivierung setzen sich die Landkreise Calw (als heutiger Eigentümer des Abschnitts) und Böblingen ein, sowie seit 1987 die Bürgerinitiative Verein Württembergische Schwarzwaldbahn Calw–Weil der Stadt (WSB). Verschiedene Gutachten im Auftrag des Landkreises Calw (Machbarkeitsstudie, Nutzen-Kosten-Analyse, Folgekostenrechnung) fielen positiv aus. Damit das Projekt beim Land Baden-Württemberg eher Berücksichtigung findet, ist der Kreis Calw bestrebt, den Nutzen-Kosten-Faktor des Vorhabens weiter zu verbessern.
Nutzen-Kosten-Verhältnis
Aus dem Landratsamt Calw wurde im Juli 2008 bekannt, dass nach einer erneuten Nutzen-Kosten-Untersuchung, bei der diesmal alternativ zu einer Diesel- oder Stadtbahnvariante auch die mögliche Erweiterung der S-Bahn-Stuttgart von Weil der Stadt auf dem stillgelegten Streckenabschnitt nach Calw geprüft wurde, Ergebnisse vorliegen: Für die Verlängerung des S-Bahn-Systems ist der Nutzen-Kosten-Faktor mit 2,01 am höchsten, gefolgt von der Variante eines Inselbetriebes mit Stadtbahnen mit 1,45 und der dieselbetriebenen Bahn mit einem Faktor von 1,22. Da die S-Bahn mit Abstand die effizienteste Betriebsart sei, will man vorrangig deren Verlängerung verfolgen, das heißt, dass man das gesamte Projekt auf dieses Ziel ausrichten wird, so dass die anderen Betriebsvarianten in den Planungen vermutlich keine Berücksichtigung mehr finden werden. Es wurde bekannt, dass man sich das Ziel gesetzt habe, den Betrieb bis zum Jahre 2015 oder spätestens 2016 wiederaufzunehmen.[3]
Der Calwer Landrat Hans-Werner Köblitz befand im Juli 2008, dass „wir morgen mit dem Bau anfangen könnten".[4] Der Förderverein WSB schlug daraufhin im Frühjahr 2009 vor, mit Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II Bauwerke an der Strecke zu sanieren, um damit „zementierte Tatsachen" zu schaffen.[5]
Trassenänderung
Für die S-Bahn ist der Bau von zwei Doppelspurabschnitten vorgesehen, so dass sich die Züge auf dem zukünftig ansonsten eingleisig ausgebauten Streckenabschnitt, begegnen können.[3] Bei Schafhausen soll ein Tunnel den Hacksberg durchstechen, um nicht die dortige Schleife durchfahren zu müssen und um damit Zeit zu sparen.
Trivia
- Hermann Hesse nimmt in verschiedenen seiner Werke Bezug auf die Schwarzwaldbahn und deren beeindruckende Bahndämme in Calw. Der Damm in einer Schleife bei Hirsau war mit einer Höhe von 64 Metern der damals höchste Bahndamm Europas[6] .
- Calw bietet von der linken Seite des Nagoldtals einen Drei-Bahnen-Blick: Man sieht einmal das Gleis der Nagoldtalbahn, darüber zweimal das Gleis der Schwarzwaldbahn.
- Bevor die Stadt Stuttgart ein Kanalisationssystem erhielt, wurden die Fäkalien mittels Kesselwagen über die Schwarzwaldbahn an die Bauern entlang der Strecke als Dünger verteilt[7] .
- Während des Zweiten Weltkrieges existierte vom Bahnhof Renningen ein Anschlussgleis zum Militärflugplatz Malmsheim. Das Gleis befindet sich heute noch im Gelände östlich der Renninger Nordrandstraße sowie vor den Flugplatzgebäuden.
Literatur
- Eberhard Rieber (Hrsg.): Die Württembergische Schwarzwaldbahn (Stuttgart–Calw): Ein historischer, geologischer, literarischer und aktueller EisenbahnStreckenFührer. E. Rieber, 1992, ISBN 3-928980-11-4.
Weblinks
- private Website über die Württembergische Schwarzwaldbahn (W. Möhrle)
- private Website über die Württembergische Schwarzwaldbahn (D. Jahnke)
- Tunnelportale der Württembergischen Schwarzwaldbahn
- Kursbuchauszug von 1944
Einzelnachweise
- ↑ Ein Streifzug durch 150 Jahre Tunnelbauwerke in Württemberg. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte. Nr. 28. Uhle & Kleimann, 1996, ISSN 0340-4250 , S. 47–63. Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterkonflikt: Unbekannte Parameter: Fraas, Oscar: Württembergs Eisenbahnen mit Land und Leuten an der Bahn. Stuttgart 1880, Nachdruck 1986. - Autor
- ↑ Jürgen Wedler, Manfred Thömmes, Olaf Schott: Die Bilanz. 25 Jahre Planung und Bau der S-Bahn Stuttgart. Hrsg.: Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Stuttgart. Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-925565-03-5, S. 150.
- ↑ a b Beschlüsse Kreistag Calw vom 21. Juli 2008 (S. 8-11, PDF)
- ↑ Roland Buckenmaier: Im Nordschwarzwald schlägt eine »historische Stunde« schwarzwaelder-bote.de, 8. Juli 2008
- ↑ Bettina Bausch: Staatliche Konjunkturfördermittel fließen nicht in Schienen. Schwarzwälder Bote, 21. April 2009
- ↑ http://web.archive.org/web/20011105030232/http://www.schwarzwaldbahn-calw.de/alle_inhalte/layer_2/mehr_hauptseite/strecke.html
- ↑ http://web.archive.org/web/20021214131415/http://schwarzwaldbahn-calw.de/alle_inhalte/grafik/shop/wsb_anzeiger_no_12.pdf