Bernard L. Madoff

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Bernard L. Madoff, kurz Bernie (* 29. April 1938) ist ein US-amerikanischer Unternehmer. Madoff ist Vorstand der Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, die er 1960 gegründet hat. [1] [2]

Leben

Madoff wurde in eine jüdische Familie geboren. Mit einer Ersparnis von 5.000 Dollar aus Ferienjobs als Rettungsschwimmer und Installateur für Gartenbewässerungsanlagen gründete er 1960 eine Investmentfirma, die 10 Jahre später eine große Anzahl Kunden aufwies, die er vornehmlich in Country-Clubs der High Society, wie dem Palm Beach Country Club, gewonnen hatte.

Madoff wirkte an der National Association of Securities Dealers (NASD) mit, die den NASDAQ regulierte. Sein Unternehmen war eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung desselben, und er war persönlich ab 1990 Chairman des Board of Directors und Mitglied des Board of Governors. [3] .

Der Finanzmakler besitzt Immobilien in der Upper East Side Manhattans, den Hamptons, Palm Beach und Paris. Zusammen mit seiner Frau Ruth wirkte er als Philantrop und Spender für Colleges, Theater, Bildungseinrichtungen, jüdische Charity-Organisationen sowie als Kunstmäzen [4] .

Madoffs Firma Bernard L. Madoff Investment Securities LLC agierte vor allem als Broker an der Börse, aber auch als Investor. Sie ist in einen der größten Betrugsskandale verwickelt, die die Börse New York erlebt hat. Das Wall Street Journal meinte, es sei ein Vorgang, der „der sich als der größte Finanzbetrug der Geschichte erweisen könnte".[5] Das Unternehmen ist als sogenannter Market Maker tätig. Die Bücher des Broker-Hauses, das Anlagegelder für vermögende Kunden und, nach Angaben der New York Times, zwei Dutzend Hedgefonds mit 17 Milliarden Dollar verwaltete [6] , hielt Madoff stets unter Verschluss. 1970 stieg sein Bruder Peter B. Madoff in das Geschäft ein.

Verdacht auf kriminelle Machenschaften

Im Dezember 2008 wurde Madoff vom FBI verhaftet und soll wegen Betrugs vor Gericht gestellt werden. Die U.S. Securities and Exchange Commission hat das verbliebene Vermögen von rund 70 Millionen Dollar eingefroren. Insgesamt geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar. [7]

Madoff wird vorgeworfen, er habe versprochene Gewinne aus immer neuen Kundeneinlagen ausbezahlt, was sich im Laufe der Zeit auf Verluste von 50 Milliarden Dollar summierte. Als einer seiner Kunden mehrere Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach das System zusammen. [8] Die Securities and Exchange Commission erhob daraufhin am 11. Dezember 2008 Anklage. Der Fall ist am US Bezirksgericht in Manhattan (U.S. District Court for the Southern District of New York, Manhattan ) mittlerweile unter der Bezeichnung US versus Madoff, 08-MAG-02735, anhängig. [9]

Anscheinend hatte Madoff vor, sich zu stellen, nachdem sein System, das wohl mindestens seit 1990 betrieben wurde, kurz vor dem Zusammenbruch stand. Seit Dezember 2007 bestanden Probleme, weil Kunden ihre Einlagen abzogen. Aus den Klageschriften geht hervor, dass Madoff auch seine Söhne Andrew und Mark betrogen hat. Nachdem er ihnen am Abend des 10. Dezember eröffnet hatte, dass von den Milliarden der Anleger nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar übrig waren, hatten die Brüder Anwälte verständigt und die Behörden eingeschaltet.

Für die Prüfung der Bücher waren laut der New Yorker Anlageberatung Aksia die Firma Friehling & Horowitzhad verantwortlich. Eine Firma mit drei Angestellten: Einem 78-Jährigen in Florida, einer Sekretärin und einem 47-jährigen Buchhalter in einem 21,7 Quadratmeter großen Büro in New York. [10]

Geschädigte

Mit Stand vom 14. Dezember 2008 sind unmittelbar Geschädigte unter anderem Emittenten verschiedenartiger Investmentfonds, aber auch wohlhabende Privatpersonen, wie:

  • Fairfield Sentry Ltd, ein Hedgefonds der Walter Noel's Fairfield Greenwich Group. [11]
  • Die Kingate Global Fund Ltd, ein Hedgefonds der Kingate Management Ltd. [12]
  • Der Hedgefonds Bramdean Alternatives von Nicola Horlick in London. [13] [14]
  • Die Maxam Capital Management LLC, gegründet von Sandra Manzke, verlor rund 280 Millionen Dollar.[15] Frau Manzke war selbst eine derjenigen, die Investoren an Madoff vermittelten.

Die Robert I. Lappin Charitable Foundation, eine karitative jüdische Organisation in Salem, Massachusetts, die beispielsweise Reisen jüdischer Kinder nach Israel finanzierte[16] , musste in Folge der Entwicklungen am 12. Dezember 2008 Konkurs anmelden. [17]

Die Schweizer Banque Benedict Hentsch Fairfield Partners SA mit Sitz in Genf gab bekannt, dass sie 56 Millionen Schweizer Franken (47,5 Millionen US-Dollar) ihrer Kunden bei Madoff investiert habe.[18] Nach diesem Bericht sind auch Carl und Ruth Shapiro, wichtige Spender für das Museum of Fine Arts, aber auch die Brandeis University und das Beth Israel Deaconess Medical Centre betroffen. Allein die Shapiros haben danach die Hälfte ihres Vermögens, rund 220 Millionen Dollar, eingebüßt. Ebenfalls geschädigt wurden Avram und Carol Goldberg, die früheren Besitzer von Stop and Shop, einer Supermarktkette, sowie Stephen Fine, Präsident der Biltrite Corp.. Wie Reuters berichtet[19] , haben allein Schweizer Banken 4,22 Milliarden Dollar verloren. Allein die auf Hedgefonds spezialisierte Union Bancaire Privée, die im Juni noch 127 Milliarden Schweizer Franken verwaltete, verlor über eine Milliarde Dollar. Die Bank Benedict Hentsch war erst im August mit Fairfield Greenwich Group fusioniert worden, die 7,5 Milliarden Dollar bei Madoff angelegt hatte. Auch die EIM Group, die 2 % ihres Kapitals, oder 220 Millionen Dollar bei Madoff investiert hatte, zählt zu den Geschädigten. Ebenso betroffen sind Notz, Stucki & Cie, von denen noch keine Zahlen vorliegen, sowie Benbassat & Cie.

Syz & Co sowie Pictet sind nach eigener Aussage nicht betroffen, ebenso Lombard Odier Darier Hentsch, Mirabaud und die Man Group, GAM (von Julius Baer, Gottex und Rotschild kontrolliert). Julius Baer teilte Reuters mit, es gebe keine Schäden, die UBS teilte mit, die Schäden seien bedeutungslos.

In Italien ist bisher der Fonds Pioneer Alternative Investments der Bank UniCredito betroffen, der in Dublin ansässig ist. Mediobanca verneinte jede Investition bei Madoff.[20]

Deutlich stärker betroffen ist die spanische Banco Santander, die eine sogenannte Exposure von 3 Milliarden Dollar aufweist.[21] Die Investitionen erfolgten durch das Tochterunternehmen Optimal. Die nach Santander zweitgrößte Bank Spaniens, die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA, verneinte, in Madoff investiert zu sein.

In Großbritannien ist Bramdean Alternatives, das über 9 % seines Kapitals bei Madoff eingesetzt hatte, von hohen Verlusten bedroht.

Einzelnachweise

  1. Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, Business Week, 12. Dezember 2008
  2. Business Week Online abgefragt am 14.12.2008
  3. Website der Madoff-Gesellschaft zur Firmengeschichte
  4. Profile of a Wall Street star, [The Daily Telegraph|Telegraph]], 14.12.2008
  5. Wörtlich: „what could prove to be history's largest financial scam" (Robert Frank, Peter Lattman, Dionne Searcey und Aaron Luccetti:Fund Fraud Hits Big Names, in: The Wall Street Journal, 13. Dezember 2008)
  6. Prominent Trader Accused of Defrauding Clients, New York Times, 11. Dezember 2008
  7. SEC Charges Bernard L. Madoff for Multi-Billion Dollar Ponzi Scheme, Presseerklärung der SEC
  8. Madoff Charged in 50ドル Billion Fraud at Advisory Firm (Update3), Bericht von Bloomberg, 11. Dezember 2008
  9. Madoff Charged in 50ドル Billion Fraud at Investment Advisory Firm abgefragt am 11. Dezember 2008
  10. Mitteilung der New Yorker Anlageberatung Aksia (in English)
  11. Madoff's alleged 50ドル billion fraud hits other investors abgefragt am 13. Dezember 2008
  12. Madoff's alleged 50ドル billion fraud hits other investors abgefragt am 13. Dezember 2008
  13. Nicola Horlick is a possible victim of the Bernard Madoff scandal
  14. For Investors, Trust Lost, and Money Too
  15. Robert Frank, Peter Lattman, Dionne Searcey und Aaron Luccetti:Fund Fraud Hits Big Names, in: The Wall Street Journal, 13. Dezember 2008
  16. Website der Robert I. Lappin Charitable Foundation
  17. New York Times abgefragt am 13. Dezember 2008
  18. So berichtet The Seattle Times, 13. Dezember 2008
  19. Geneva banks lost more than 4ドル billon to Madoff: report
  20. Market Watch, 13. Dezember 2008
  21. Santander has big exposure to Madoff, Marketwatch, 13. Dezember 2008
Personendaten
NAME Madoff, Bernard L.
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Unternehmer
GEBURTSDATUM 29. April 1938
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