IKB Deutsche Industriebank
IKB Deutsche Industriebank AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0008063306 |
Gründung | 30. September 1924 |
Sitz | Düsseldorf, Deutschland |
Leitung | Günther Bräunig (Vorstandsvorsitzender) |
Mitarbeiterzahl | 1.703 (Stand: 31. März 2006) |
Branche | Kreditinstitute für den Mittelstand |
Website | www.ikb.de |
Die IKB Deutsche Industriebank ist ein Kreditinstitut, das sich auf langfristige Finanzierung von Unternehmen in Deutschland spezialisiert hat. Mit einer Bilanzsumme von über 40 Mrd. € und 1700 Mitarbeitern an 12 nationalen und internationalen Standorten besitzt die Bank selbst mittelständische Strukturen. Die IKB ist im SDAX gelistet, größter Aktionär ist mit 45,5 % die staatliche KfW Bankengruppe.
Die Geschichte und Entwicklung
1924 bis 1931 – Bank für Industrie-Obligationen (Bafio)
Als Folge des Ersten Weltkrieges musste Deutschland Reparationen zahlen. Für die Industrie bestand laut Dawes-Plan eine Reparationsverpflichtung im Wert von 5 Mrd. Goldmark. Für die Abwicklung dieser Zahlungen wurde am 30. September 1924 in Berlin die Bank für deutsche Industrieobligationen (Bafio) gegründet. Das dazu notwendige Kapital wurde in Form einer „Aufbringungsumlage" von der gewerblichen Wirtschaft erbracht. Erster Vorstandsvorsitzender wurde Wilhelm Bötzkes.
Der Young-Plan im Jahr 1929 hob die Reparationsverpflichtungen der Industrie auf. Damit entfiel der ursprüngliche Geschäftszweck der Bafio. Die Bank selbst einschließlich des bis dahin angesammelten Kapitals blieb zunächst erhalten.
1931 bis 1939 – Industriebankgesetz und Osthilfe
Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er brachte unter anderem die hochverschuldeten ostdeutschen Landwirtschaftsbetriebe in eine existenzbedrohende Situation. Während die Bafio ihrer Liquidation entgegensah, plädierte der Industrielle Paul Silverberg dafür, die Aufbringungsumlage in reduzierter Form weiter zu erheben, um überschuldeten ostdeutschen Landwirtschaftsbetrieben zu helfen. Am 31. März 1931 traten das Osthilfegesetz und das Industriebankgesetz in Kraft. Die neuen Aufgaben der Bafio waren nun:
- Die landwirtschaftliche Entschuldung im Osthilfegebiet
- Die Gewährung mittel- und langfristiger Kredite an gewerbliche Betriebe, insbesondere solche kleineren und mittleren Umfangs.
1939 wurde die Bank im Rahmen der Gleichschaltung umbenannt in „Deutsche Industriebank".
1939 bis 1945 – Deutsche Industriebank
Als Folge der nationalsozialistischen Aufrüstung stiegen die staatlichen Ausgaben für Rüstung von weniger als 1 Mrd. RM 1933 auf 15,5 Mrd. RM 1938. Folge hiervon war ein Rückgang der Verbrauchsgüterindustrie und des Baugewerbes, während die Rüstungsindustrie boomte. Das langfristige Industriekreditgeschäft blieb von Vorgaben des NS-Regimes lange Zeit unberührt, jedoch war die Bank an den Kapitalverschiebungen als Folge der Judenverfolgung beteiligt. Im Laufe des Kriegs stand mehr und mehr die Finanzierung „kriegswirtschaftlich wichtiger Investitionen" im Vordergrund. Als Bank in staatlichem Eigentum war die Industriebank ein Teil des Machtapparats des Nationalsozialismus.
1945 bis 1974 – Industriekreditbank AG
Nach dem Krieg durfte die Industriebank ihre Tätigkeit in Berlin nicht mehr ausüben. Alle Überlegungen liefen daher auf eine Neugründung in Westdeutschland hinaus. Am 9. Dezember 1948 beschloss eine Industriellenversammlung in der Frankfurter Handelskammer, eine „Selbsthilfeorganisation der Industrie" zu gründen. Die neue Industriebank sollte eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung der KfW-Mittel an gewerbliche Kreditnehmer spielen und die öffentlichen Mittel durch die Emission eigener Schuldverschreibungen aufstocken.
Am 29. März 1949 wurde die Industriekreditbank AG (IKB) in Düsseldorf gegründet. Anfangs konnte die Bank Mittelzuweisungen für die mittelständischen Kunden nur mit einem beträchtlichen administrativen Aufwand erreichen, da jedes Projekt über die KfW bei den Planungsbehörden zu beantragen war.
Erst Mitte der 1950er Jahre bot sich die Möglichkeit, die Kreditvergabe auf eine breitere Refinanzierungsbasis zu stellen. Die Industriekreditbank schaltete sich in die Gewährung der Industriehilfe ein. Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft hatten in Form einer gewinnabhängigen Umlage einen Betrag von insgesamt 1 Mrd. DM aufzubringen, der für vordringliche Investitionen in Kohlebergbau, Energie- und Wasserwirtschaft, eisenschaffende Industrie und Waggonbau eingesetzt werden sollte.
Die Entwicklung in den 1960er Jahren war durch einen relativ kontinuierlichen Aufbau des Kreditengagements gekennzeichnet. 1953 erwarb die alte Deutsche Industriebank einen Mehrheitsanteil an der IKB. Mitte der 1960er Jahre verhalf das Berlinhilfegesetz zu neuem Schwung, die Industriebank wurde Annahmestelle für sogenannte Berlindarlehen: Dies war die Basis für ein lebhaftes Langfristkreditgeschäft in Westberlin.
1974 bis 1989 – Die Fusion IKB – Deutsche Industriebank
Die Verbindungen der Industriekreditbank zur Deutschen Industriebank waren von Beginn an sehr eng. Im Jahr 1974 wurde dann die rechtliche Vereinigung vollzogen, die „Stiftung zur Förderung der Forschung für die gewerbliche Wirtschaft" (heute Stiftung Industrieforschung) löste die bisherigen Treuhandaktionäre ab. Als Äquivalent für die Übertragung des Industriebank-Vermögens erhielt sie IKB-Aktien im Wert von nominal 31,2 Mill. DM. Die Stiftung Industrieforschung verwendet die ihr zufließenden IKB-Dividenden bis heute zur Finanzierung von Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse kleineren und mittleren Unternehmen zugute kommen. Die Fusion markierte den Beginn einer Phase, in der sich das Geschäftsvolumen der Bank kräftig ausweitete. Im Kreditgeschäft machten sich drei Tendenzen bemerkbar:
- Die durchschnittliche Kredithöhe stieg weiterhin an
- Ein immer größerer Anteil der Kreditauszahlungen entfiel auf das Dienstleistungsgewerbe
- Öffentliche Kreditmittel gewannen bei der Refinanzierung wieder an Bedeutung – nachzuvollziehen etwa am Beispiel des KfW-Mittelstandsprogramms.
Zunehmende Konkurrenz seitens der Kreditinstitute und die wachsende Nachfrage der Unternehmen nach intelligenten Finanzierungen veranlassten die IKB in diesen Jahren, ihre Angebotspalette rund um den langfristigen Kredit zu erweitern. So kam es z. B. zu der Gründung folgender Tochterunternehmen:
- IKB Leasing GmbH in 1972,
- IKB Immobilien-Leasing GmbH in 1972/73,
- IKB Beteiligungsgesellschaft mbH in 1987.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre war zudem das aufkommende Interesse der Firmenkunden an langfristigen Exportfinanzierungen Startschuss für die heute sehr vielfältigen IKB-Aktivitäten bei internationalen Finanzierungen. Insofern ist die heutige Geschäftsfeldstruktur der Bank konsequentes Ergebnis einer langjährigen Entwicklung, die ihren Leitfaden immer wieder in den sich wandelnden Finanzierungsbedürfnissen der mittelständischen Kunden gefunden hat.
1989 bis 2006 – Jahre des Wachstums
Schon kurze Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung eröffnete die Bank eine Repräsentanz in Leipzig, um den südlichen Teil der ehemaligen DDR vor Ort betreuen zu können; für den nördlichen Teil wurde die schon bestehende Niederlassung Berlin zuständig. Die geografische Ausweitung schlug sich deutlich in den Geschäftsdaten der IKB nieder. Die Bilanzsumme stieg innerhalb von nur drei Jahren um fast 50 %. Das überaus lebhafte Wachstum stellte die Bank allerdings vor die Notwendigkeit, ihre Eigenkapitalbasis erheblich zu stärken.
Die IKB richtete ihren Blick aber auch vermehrt über die deutschen Grenzen hinaus. Der Geschäftsbereich „Internationale Finanzierung" erweiterte sein Tätigkeitsfeld um die Finanzierung von Investitionen mittelständischer Unternehmen im Ausland. Sichtbar wurde dies vor allem durch die Errichtung ausländischer Stützpunkte. 1987 gründete die IKB eine Repräsentanz in Hongkong. Niederlassungen in Paris und London folgten in den Jahren 1995 und 1997. 1999 gelang dann der Sprung über den Atlantik nach New York. Schließlich wurde 2005 (Madrid) und 2006 (Mailand) das europäische Netz nach Süden ausgedehnt.
Auch die Kooperation mit der „Credit National" (heute „Natexis Banques Populaires") begann im April 1992. Im Mai 1993 vereinbarte die Bank eine enge Zusammenarbeit mit der BHF-Bank, die sich zu 10 % an der IKB beteiligte – ein Anteil, den später die Allianz übernahm.
2007 – Existenzbedrohende Krise
Im Sommer 2007 geriet die IKB als Folge der Krise am US-amerikanischen Subprime-Markt in eine Schieflage, u. a. weil sie der in diesem Markt aktiven und sich über Asset-backed Commercial Papers refinanzierenden Emissionsgesellschaft (Conduit) „Rhineland Funding Capital Corporation" eine Kreditlinie (engl. Liquidity- oder CP-Backup-Facility also Liquiditätslinie) von 8,1 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt hatte.[1] Insbesondere wegen der sich daraus ergebenden Risiken sahen sich mehrere Banken – darunter die Deutsche Bank – gezwungen, der IKB Kredite zu kündigen, was bei einer Inanspruchnahme der Liquiditätslinie zur Zahlungsunfähigkeit der IKB hätte führen können.
Der Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, sprach – wohl auch wegen der Bedeutung der IKB für den deutschen Mittelstand – in diesem Zusammenhang sogar von der größten deutschen Bankenkrise seit 1931.[2]
Auf Grund dieser Situation veröffentlichte die IKB – für den Markt weitestgehend überraschend[3] – am 30. Juli 2007 eine Gewinnwarnung. In dieser Situation übernahm zunächst die staatliche KfW, die an der IKB mit 38 % (zukünftig 43 %[4] ) beteiligt ist (weitere Anteilseigner sind[5] die Privatbank Sal. Oppenheim: 5 Prozent, Stiftung Industrieforschung: 12 %), die von der IKB zugesagte Liquiditätslinie und außerdem mögliche Verluste aus risikobehafteten Positionen der IKB-Bilanz im Umfang von bis zu einer Milliarde Euro.[6] Gleichzeitig trennte sich die IKB von ihrem Vorstandssprecher Stefan Ortseifen. Seine Nachfolge trat Günther Bräunig – ein Mitglied des Vorstands der KfW – an. Ihm wurde mit Dieter Glüder ein weiterer hochrangiger Mitarbeiter der KfW zur Seite gestellt.[7] Zur Abwendung der akuten Probleme der IKB wurde durch die KfW sowie die deutschen Bankenverbände ein Bankenpool gegründet, der einen Risikoschirm in Höhe von 3.5 Mrd. Euro bereitstellte. Hierdurch konnte die mögliche Insolvenz mit ihren unübersehbaren Folgen für den deutschen Bankenmarkt gerade noch abgewendet werden.
Bedingt durch die Berichte in der Tagespresse, sowie die insgesamt unklare Lage stürzte der Aktienkurs am 2. August gegen 14:30 Uhr auf einen historischen Tiefststand (9,85 €). Nur 5 Monate zuvor lag der Kurs noch deutlich über 30 €. Am selben Tag wurde bekannt, dass die IKB aufgrund der Vorkommnisse die ursprünglich für den 30. August 2007 vorgesehene Hauptversammlung in das vierte Jahresquartal verlegt. Gleichzeitig beauftragte die IKB PricewaterhouseCoopers mit einer umfassenden Sonderprüfung der IKB Bilanz sowie der bislang außerhalb der Bilanz geführten Zweckgesellschaften Rhineland Funding und Rhinebridge. Darüber hinaus wurde mit Winfried Reinke der für die technische Handhabung der Zweckgesellschaften verantwortliche Geschäftsführer der IKB Credit Asset Management GmbH von seinen Aufgaben entbunden.[8]
Am 7. August legte der Finanzvorstand Volker Doberanzke mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder. Seine Aufgaben als Finanzvorstand wurden zunächst von Dieter Glüder übernommen. Darüber hinaus wurde innerhalb der IKB ein Krisenstab gebildet, mit dessen Leitung Lutz-Christian Funke – ein weiterer hochrangiger KfW-Mitarbeiter – betraut wird. Gleichzeitig wurde bekannt, dass für 2007 die Ausschüttung der Dividende ausgesetzt wird und die Veröffentlichung der Quartalszahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2007/2008 auf den 28. September 2007 verschoben wird.[9]
Am 3. September zeigte sich das erste Ergebnis der hausinternen Analysen: Die IKB hat beschlossen, sich zukünftig aus dem Markt der Asset-Backed-Securities weitgehend zurückzuziehen und sich statt dessen wieder auf ihre Kerngeschäftsfelder zu konzentrieren. Darüber hinaus wurden die ersten offiziellen Zahlen zu den Schäden bekannt: Für das Geschäftsjahr 2007/08 wird mit einem Jahresfehlbetrag von 600 bis 700 Mio. Euro gerechnet.[10] Das entspricht der Summe der Überschüsse aus den Geschäftsjahren 2002–2006.
Es folgte eine erste Ruhephase, die jedoch von Übernahmegerüchten begleitet wurde.
Am 28. September 2007 legte die IKB die endgültigen Quartalszahlen ihres ersten Quartals des Geschäftsjahres vor: Im Gegensatz zu den Vorab-Veröffentlichungen kurz vor der Gewinnwarnung[11] , wurden hier erste Verluste, die aber noch nicht auf die Krise selbst zurückzuführen sind, bekannt gegeben.[12]
Am 16. Oktober wurde mit einer Pressemitteilung über die Ergebnisse der Sonderprüfung durch PricewaterhouseCoopers berichtet. Ursache für die Eskalation der Situation waren im wesentlichen das Risikomanagement bezüglich der Investitionsvehikel sowie die mangelhafte hausinterne Informationspolitik zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. In Folge dessen schieden zwei weitere Vorstände (Guthoff und Braunsfeld) aus dem Unternehmen aus. Das Finanzressort wird zukünftig durch Reinhard Grzesik – ein langjähriger Finanzvorstand der Depfa Plc – übernommen.[13]
Von den fünf Vorständen, die die IKB vor dem 30. Juli 2007 geführt haben, ist lediglich der für Personal verantwortliche Vorstand im Unternehmen verblieben.
August 2008 – Verkauf an LoneStar
Auf einer Pressekonferenz am 21. August 2008 wurde bekannt gegeben, dass die KfW Bankengruppe beabsichtigt, ihren Anteil in Höhe von 90,8 Prozent der IKB-Aktien an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star zu verkaufen. Lone Star hat bereits 2005 die damals in einer Krise befindliche Allgemeine Hypothekenbank Rheinboden (AHBR) erworben.[14]
Anteilseigner
Anteil | Anteilseigner |
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45,5 % | KfW Bankengruppe |
10,7 % | Stiftung Industrieforschung |
4,5 % | Sal. Oppenheim |
39,3 % | Institutionelle und private Investoren |
Stand 01.08.2008 – Quelle IKB Bank
Einzelnachweise
- ↑ IKB-Krise verschärft sich, auf www.sueddeutsche.de (Süddeutsche Zeitung) vom 11. August 2007.
- ↑ Knapp vorbei an einem nationalen Desaster
- ↑ Spiegel Online (30. Juli 2007) – Chefwechsel – US-Immobilienkrise erfasst deutsche Mittelstandsbank
- ↑ ZDF-Nachrichtenmagazin heute, 13. Februar 2008: Interview mit Bundeswirtschaftsminister Glos
- ↑ FTD,: IKB stellt sich neu auf
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung gem. § 15 WpHG der IKB Deutsche Industriebank AG vom 2. August 2007
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung gem. § 15 WpHG der IKB Deutsche Industriebank AG vom 30. Juli 2007 – KfW stärkt IKB
- ↑ Pressemittelung der IKB Deutsche Industriebank AG vom 2. August 2007 – Verschiebung der IKB-Hauptversammlung
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung gem. § 15 WpHG der IKB Deutsche Industriebank AG vom 7. August 2007 – IKB kündigt weitere Maßnahmen an
- ↑ Ad-hoc-Mitteilung gem. § 15 WpHG der IKB Deutsche Industriebank AG vom 3. September 2007
- ↑ Vorläufiges Quartalsergebnis (1. April – 30. Juni 2007)
- ↑ IKB mit 3-Monatszahlen 2007/08
- ↑ PricewaterhouseCoopers-Bericht liegt vor – IKB treibt Neuausrichtung voran
- ↑ ftd.de – Übernahme perfekt – Lone Star erhält Zuschlag für IKB vom 21.08.2008