Gavin Menzies
Gavin Menzies (voller Name: Rowan Gavin Paton Menzies) (* 1937) ist ein in London lebender britischer Schriftsteller und ehemaliger Navykommandant. Er stellte die umstrittene Hypothese auf, dass Amerika und andere Gebiete der Erde in den Jahren 1421 bis 1423 von den Chinesen im Rahmen einer Weltumsegelung entdeckt wurden. Menzies Thesen werden von Fachhistorikern abgelehnt.[1] [2] [3] [4]
Leben
Gavin Menzies wurde 1937 in London geboren. Angaben aus dem englischen Klappentext seines Buches, denen zufolge Menzies in China zur Welt gekommen sei, entsprechen nach späteren Äußerungen des Autors nicht der Wahrheit. Im Klappentext der ersten deutschen Ausgabe tritt dieser Fauxpas aber nicht auf. Tatsächlich wuchs Menzies ab dem Alter von zwei Wochen in China auf.[5]
Menzies trat 1953 in die Royal Navy ein und diente von 1959 bis 1970 auf Unterseebooten. Von 1968 bis 1970 war er Kommandant des U-Boots HMS Rorqual. In dieser Zeit befuhr er nach eigenen Angaben dieselben Schifffahrtsrouten wie Ferdinand Magellan und James Cook. 1969 rammte die HMS Rorqual das Minenräumschiff USS Endurance der US-Marine, das an einer Mole lag. Die Kollision schlug ein Loch in den Rumpf der USS Endurance, die HMS Rorqual blieb unbeschädigt. Eine anschließende Untersuchung gab Menzies und einem seiner Untergebenen die Schuld an der Kollision.[6] Einige Kritiker zweifeln Menzies' Navigationskenntnisse sowie den Wahrheitsgehalt seiner Angaben über die von ihm befahrenen Meeresrouten an.[7]
1996 wurde Menzies im Zusammenhang mit Insolvenzverfahren vom obersten englischen Zivilgericht als „chronisch Prozessierender" („vexatious litigant") eingestuft,[8] womit er in England und Wales keine Zivilprozesse mehr ohne Zustimmung eines Richters führen darf.[9] Einige Historiker sind nach Aussage des Historikers Geoff Wade aufgrund dieser Einstufung zurückhaltend mit Kritik an dessen Hypothese von der Entdeckung Amerikas durch chinesische Seefahrer.[10]
Menzies lebt mit seiner Frau Marcella und zwei Töchtern gegenwärtig in London.
Die 1421-Hypothese
In seinem Buch 1421. Als China die Welt entdeckte stellt Menzies die Hypothese auf, dass chinesische Flotten auf Befehl des Kaisers Zhu Di von 1421 bis 1423 unter den Admiralen Zheng He, Zhou Wen, Zhou Man und Hong Bao den amerikanischen Kontinent vor Kolumbus entdeckten und zudem die erste Weltumsegelung hundert Jahre vor Magellan durchführten. Dabei sollen nicht nur Nord- und Südamerika, sondern auch Australien, die Arktis und die Antarktis entlang ihrer Küstenlinien kartographiert worden sein. Menzies vertritt die Ansicht, dass erst die Kenntnis dieser Karten die weltweiten Entdeckungen der europäischen Seefahrer im 15. und 16. Jahrhundert möglich gemacht haben. Er führt unter anderem folgende Beispiele an:
- So sei auf der Karte von Fra Mauro (1459) schon das Kap der Guten Hoffnung zu erkennen, obwohl dieses erst 1488 durch Bartolomeu Diaz erreicht wurde, oder
- auf Martin Waldseemüllers Weltkarte von 1507 sei der amerikanische Kontinent einschließlich Floridas dargestellt, welches erstmals von Juan Ponce de León 1513 betreten wurde.
Inzwischen wurde die beschriebene Theorie in Richtung einer noch früheren systematischen kartographischen Erfassung der Erde modifiziert, was Menzies mittels einer angeblichen chinesischen Weltkarte von 1418 zu untermauern versucht. Die Authentizität der Karte, die nur in einer Fassung des 18. Jahrhunderts existiert, wird jedoch von Fachleuten bestritten.[11] Menzies' Thesen werden von Fachhistorikern aufgrund fehlender Beweise abgelehnt[12] oder sogar als reines Phantasieprodukt angesehen.[13]
Fußnoten
- ↑ The 1421 myth exposed. Abgerufen am 22. März 2007.
- ↑ Zheng He in the Americas and Other Unlikely Tales of Exploration and Discovery. Abgerufen am 22. März 2007.
- ↑ 1421: The Year China Discovered the World by Gavin Menzies. Abgerufen am 22. März 2007.
- ↑ Robert Finlay: How Not to (Re)Write World History: Gavin Menzies and the Chinese Discovery of America . In: Journal of World History. 15. Jahrgang, Nr. 2, 2004.
- ↑ Quentin McDermott: Junk History. Australische Fernsehreihe Four Corners, Transkript der Sendung vom 31. Juli 2006
- ↑ Untersuchung über die Kollision der HMS Rorqual mit der USS Endurance
- ↑ Fragen an Menzies' Navigationskenntnisse
- ↑ "Judgement of Royal Courts of Justice on Monday, 28th October 1996" (englisch)
- ↑ Menzies' Status als ein „chronisch Prozessierender" bei der englischen Justiz
- ↑ Diskussion von Menzies' klagewütigem Verhalten
- ↑ Entdeckten die Chinesen Amerika? DPA–Meldung auf stern.de, 17. Januar 2006
- ↑ The '1421' myth exposed. (englisch)
- ↑ 1421: The year the Chinese did NOT discover America. Kritiker–Seite (englisch)
Werke
- 1421. Als China die Welt entdeckte, Droemer, München, 2003, ISBN 3-426-27306-3
Literatur
- Anatole Andro The 1421 Heresy: An Investigation Into the Ming Chinese Maritime Survey of the World ISBN 1-4208-7349-0
- Robert Finlay: How (not) to rewrite World History. Gavin Menzies and the Chinese Discovery of America, Journal of World History, Vol. 15, No. 2 (2004), S.229-242
Weblinks
- Vorlage:PND
- 1421 The Year China Discovered the World Website von Gavin Menzies
Kritik
- The myth '1421' exposed Kritische Betrachtung durch Fachleute
- Entdeckten Chinesen Amerika? Stern-Artikel über die angebliche Weltkarte von 1418
- 1421: The Year the Chinese DID NOT Discover America Kritische Seite
Personendaten | |
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NAME | Menzies, Gavin |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 1937 |