Miltenberg
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Miltenberg ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Unterfranken und gehört seit 1816 zu Bayern.
Geografie
Geografische Lage
Das historische Miltenberg liegt linksmainisch am linken Knie des Mainvierecks zwischen Spessart und Odenwald. Da sich im Gebiet Miltenbergs das Bett des Mains relativ nahe dem Fuß des Odenwaldes befindet, verbleibt auf der linken Mainseite nur ein schmaler Streifen nutzbarer Fläche, die in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder vom Mainhochwasser unter Wasser gesetzt wurde. Die Altstadt, die sich dort befindet, nahm teilweise beträchtlichen Schaden an diesen Hochwassern. Etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts breitete sich Miltenberg, nach Landkäufen von der Nachbargemeinde Großheubach auch auf der rechten Mainseite aus.
Geschichte
Schon die Menschen der Vor- und Frühgeschichte wussten um die strategische Bedeutung des Engpasses am Mainknie zwischen Odenwald und Spessart und errichteten mächtige Ringwälle auf dem Greinberg oberhalb Miltenbergs und auf dem Bürgstadter Berg. Um 155 n. Chr. schlossen die Römer hier den fast schnurgerade nach Süden verlaufenden "vorderen Limes" an den Main an. In der Nähe des heutigen Miltenberg stieß der Limes auf den Main, der ab hier weiter nordwärts die natürliche Grenze des Römischen Reiches nach Germanien hin darstellte. Es befinden sich die Überreste zweier römischer Kastelle zwischen Miltenberg und Bürgstadt (Kastell Miltenberg-Ost) sowie zwischen Miltenberg und Kleinheubach (Altstadtkastell).
Im Schutz der Mildenburg (erbaut um 1200) entwickelte sich die Stadt Miltenberg. Sie wurde 1237 erstmals schriftlich erwähnt. Etwa ab 1379 begrenzten die beiden Stadttürme, das Mainzer und das Würzburger Tor, den zwischen Fluss und Berghang eng und lang gestreckt gewachsenen heutigen Altstadtbereich nach Westen und Osten. Bereits im Mittelalter war der Miltenberger Buntsandstein sehr begehrt. Daher wurden in den umliegenden Wäldern Objekte wie Mahlsteine oder Säulen gehauen.
Bis 1803 gehörte Miltenberg zum Kurfürstentum Mainz. Dies manifestiert sich bis heute im Mainzer Rad im Stadtwappen. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss kam Miltenberg zum Fürstentum Leiningen, mit dem es 1806 dem Großherzogtum Baden einverleibt wurde. Nachdem die Stadt ab 1810 zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt gehörte, wurde sie schließlich 1816 Teil Bayerns.
Aus Miltenberg stammen auch die sog. Heunesäulen, die für den Bau des Mainzer Domes bestimmt waren. Mitten auf dem Mainzer Domplatz steht heute eine dieser Heunesäulen mit einer entsprechenden Hinweistafel.
Miltenberg verfügt über eine historische Altstadt, die zahlreiche Fachwerkhäuser aufweist. In den Jahren 1912 und 1955 erwarb Miltenberg Gelände auf der rechten Mainseite zur Erweiterung der Stadt. Die Miltenburg ist seit 1979 Eigentum der Stadt Miltenberg, 1971 wurden die Außenteile renoviert. Im Schloßhof steht der Teutonenstein, eine 5 m hohe Sandsteinsäule, deren Inschrift bis heute bezüglich ihrer Bedeutung ein Rätsel darstellt.
Im Jahr 2006 erreichte die Stadt nationale Bekanntheit durch das Glockengeläut des katholischen Pfarrers Ulrich Boom während einer Kundgebung der NPD.[1]
Eingemeindungen
In die Stadt Miltenberg wurden eingemeindet:
- 1. Januar 1971: Breitendiel
- 1. Januar 1976: Mainbullau
- 1. Januar 1976: Schippach (mit Berndiel)
- 1. Januar 1976: Wenschdorf (mit Monbrunn)
Politik
Bürgermeister der Stadt
- 1870-1905: Jakob Josef Schirmer
- 1906-1924: Franz Breitenbach
- 1925-1930: Dr. Roland Schmid
- 1930-1933: Wilhelm Schwesinger
- 1933-1935: Josef Funk
- 1935-1945: Anton Burkart
- 1945-1951: Oskar Sermersheim
- 1952-1966: Anton Blatz
- 1966-1978: Ludwig Büttner
- 1978-1990: Anton Vogel
- seit 1990: Joachim Bieber
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 20 Mitgliedern, die sich wie folgt aufteilen (Stand 6. März 2008):
- CSU 8 Sitze
- SPD 5 Sitze
- B.90/Die Grünen 2 Sitze
- Liberale Miltenberger 3 Sitze
- Miltenberger Wahlgemeinschaft e.V. MWG 2 Sitze
Städtepartnerschaft
Außerdem besteht eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Arnouville-lès-Gonesse.
Patenschaft
1960 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt Dux übernommen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Sehenswert sind die Mildenburg, das Museum, die historische Altstadt, das „Schnatterloch" (historischer Marktplatz), das Hotel Zum Riesen (eines der ältesten oder eventuell das älteste Gasthaus Deutschlands), das alte Rathaus, das Würzburger sowie das Mainzer Tor und die historischen Stätten in den umliegenden Wäldern. In unmittelbarer Nähe zum Mainzer Tor befindet sich die Laurentiuskapelle mit dem angrenzenden Laurentiusfriedhof (ca. 14. Jahrhundert).
- Miltenberg liegt am Fränkischen Rotwein Wanderweg, der 1990 angelegt wurde und von Großwallstadt am Main entlang über Miltenberg nach Bürgstadt führt.
- Ein neues Konzept wird mit der Route der Industriekultur Rhein-Main eröffnet. Darin sollen Industriebauwerke auf den 160 Kilometern zwischen Miltenberg und Bingen zu einer Erlebnisroute über das Industriezeitalter in Süddeutschland verknüpft werden.[2] Bereits 700 Bauwerke sind wissenschaftlich erfasst.
Regelmäßige Veranstaltungen
- am ersten Wochenende im Juli findet das Altstadtfest statt.
- Ende Juli finden die Mildenburger Theatertage statt.
- ab dem letzten Wochenende im August findet 10 Tage lang die Michaelismesse, das größte Volksfest am Bayerischen Untermain, statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wichtig ist vor allem der Tourismus, der insbesondere am Wochenende zahlreiche Besucher aus den hessischen Ballungszentren (Hanau, Offenbach am Main, Darmstadt, Frankfurt am Main) nach Miltenberg spült, ferner der Buntsandstein und der Handel.
Verkehr
- Miltenberg liegt an der Bahnstrecke von Aschaffenburg nach Wertheim (Maintalbahn). Außerdem zweigt hier die Madonnenlandbahn in Richtung Seckach ab. Nach Aschaffenburg gibt es tagsüber stündliche Verbindungen.
- Miltenberg ist straßentechnisch hervorragend an die hessischen Ballungsgebiete angebunden, in denen viele Einwohner Arbeit finden. Bis 2008 wird die seit über 25 Jahren diskutierte und geplante Ortsumgehung von Miltenberg fertig gestellt. Die Finanzierung der Baukosten in Höhe von 55 Millionen Euro erfolgt erstmals in Bayern über das sogenannte Public Private Partnership-Modell.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johannes Butzbach, Humanist (1477 Miltenberg - 1516 Maria Laach)
- Johannes Hartung, Gräzist und Hebräist (1505 Miltenberg - 1579 Freiburg im Breisgau)
- Christoph Wamser, Barockarchitekt (1580 vermutlich Miltenberg - 1649 vermutlich Köln)
- Joseph Martin Kraus, Komponist (1756 Miltenberg - 1792 Stockholm)
- Franz Ambros Alexander Gründer der Musikinstrumentenfabrik Gebr. Alexander Mainz.
- Philipp Wirth, Maler (1808 Miltenberg - 1878 Miltenberg)
- Carl Gerster (1813 Miltenberg - 1891 Regensburg): Arzt und Begründer des Fränkischen Sängerbundes
- Ernst Volland, Künstler
- Eva-Maria Grein, Schauspielerin
- Dominik Klein, Handballnationalspieler und Linksaußen des THW Kiel
- Heiko Grimm, Handballspieler beim HSV Hamburg
Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Matthias von Bucheck, Erzbischof von Mainz und Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, † 9. September 1328 in Miltenberg
- Johann Draconites auch Johannes Drach oder Trach(e), Theologe und Reformator, (1522 - 1523 Pfarrer in Miltenberg), † 18. April 1566 in Wittenberg
- Rudolf Hirth du Frênes, Maler, * 24. Juli 1846 in Gräfentonna bei Gotha; † 1. Mai 1916 in Miltenberg
- Jakob Fischer-Rhein, Maler, * 28. Januar 1888 in Düsseldorf; † 28. Oktober 1976 in Miltenberg
- Werner Beierwaltes, Philosophieprofessor, * 8. Mai 1931 in Klingenberg
- Anton Schlembach, Altbischof von Speyer, * 7. Februar 1932 in Großwenkheim
- Petrus Karl Mangold, Franziskaner, (1920 - 1931 Seelsorger und Volksmissionar im Kloster Miltenberg), † 18. Juli 1942 im KZ Dachau
Literatur
- Michael Josef Wirth: Chronik der Stadt Miltenberg, Miltenberg 1890; Reprint: Neustadt/ Aisch 1987, ISBN 3-923006-58-6
- Jakob Josef Schirmer: Chronik der Stadt Miltenberg, Miltenberg 2004, ISBN 3-00-013149-3
- 750 Jahre Stadt Miltenberg 1237 - 1987. Beiträge zur Geschichte, Wirtschaft und Kultur einer fränkischen Stadt, Miltenberg 1987
- Bernhard Oswald (ed): Lebenswege. Miltenberger Abiturienten 1950, Miltenberg 2007, ISBN 978-3-00-020445-6
- Werner Reuling: "Miltenberg Anno dazumal" Die Stadt und ihre Geschichte. Miltenberg 2001. ISBN 3-00-008208-5.
Quellen
- ↑ Der Glöckner vom Untermain. Tagesspiegel, 27. November 2006
- ↑ Neue Wege zur alten Industriekultur. FR vom 27. Nov. 2006