Golanhöhen

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Die Golanhöhen (arabisch الجولان al-Dschaulān, hebräisch רמת הגולן Ramat HaGolan) sind ein dünn besiedelter, hügeliger Landstrich im Nahen Osten. Sie gehörten bis 1967 zu Syrien, sind im Sechstagekrieg 1967 von Israel besetzt worden und wurden 1981 annektiert.

Wirtschaft und Landnutzung

Geographische Informationen

Bei den Golanhöhen handelt es sich um ein Hochplateau vulkanischen Ursprungs zwischen dem See Genezareth und der syrischen Hauptstadt Damaskus. Ein großer Teil des Gebiets liegt etwa bei 1000 m ü. NN , die Fläche beträgt bei einer Länge von 60 km und einer Breite von 25 km insgesamt 1.150 km2. Die höchste Erhebung ist im Norden der Hermon mit 2814 Metern. Durch die Höhe liegt im Winter soviel Schnee, dass bei der israelischen Siedlung Newe Atiw ein Skigebiet eingerichtet werden konnte - das Einzige in den von Israel beherrschten Regionen.

Qunaitra im September 2001

Die größte Stadt der Golanhöhen war das syrische Qunaitra, das von der israelischen Armee während des Sechstageskrieges erobert wurde. Im Yom-Kippur-Krieg wurde die Stadt von der syrischen Armee zwischenzeitlich zurückerobert und großteils zerstört. 1974 zog sich die israelische Armee, die den syrischen Angriff zurückgeworfen hatte, aus der Stadt zurück, die seitdem zu dem von der UN überwachten Gebiet gehört. Die Stadt wurde bis heute nur zu geringen Teilen wieder aufgebaut. Der israelische Hauptort des Golan ist Katzrin. Insgesamt wohnen auf den Golanhöhen etwa 17.000 jüdische Israelis in 33 Städten und Dörfern und die gleiche Anzahl Drusen in einem kleinen Gebiet im Norden des Golan mit fünf Dörfern.

Die Böden des Golan sind sehr steinig und große Flächen sind potenziell vermint. Die Niederschläge sind vergleichsweise hoch, Israel bezieht einen großen Teil seines Trinkwassers indirekt (über den Jordan und den See Genezareth) von den Golanhöhen. Landwirtschaftlich werden 8.100 ha Land zum Anbau genutzt, unter anderem vom Weinbau. Weitere 46.575 ha dienen als Weideland für ca. 15.000 Rinder und 5.000 Schafe, die für die Milch- und Fleischproduktion genutzt werden.

Geschichte

Die Golanhöhen

Die jüdische Besiedlung der Golanhöhen reicht bis in die Antike zurück. Ähnlich wie in Masada am Toten Meer gab es in Gamla (Gamala) eine Festung von Zeloten, die allerdings von den Römern im Jahr 67 nach relativ kurzer Zeit eingenommen wurde. Unter dem politischen, wirtschaftlichen und religiosen (vor allem im Byzantinischen Reich) Druck der herrschenden Mächte schwand, wie überall im Nahen Osten, die jüdische Bevölkerung; das Gebiet wurde von Arabern und Drusen besiedelt.

Um 1900 wurden auf den Golanhöhen jüdische Siedlungen gegründet. Da 1923 in einem Abkommen zwischen England und Frankreich die Golanhöhen vom britischen Mandatsgebiet Palästina abgetrennt und dem französischen Mandatsgebiet Groß-Syrien angeschlossen wurden, mussten alle jüdischen Siedlungen Anfang der 20er Jahre aufgegeben werden.

Die Golanhöhen wurden von Syrien als militärischer Stützpunkt genutzt, von dem aus immer wieder israelische Gemeinden beschossen wurde. Dies galt insbesondere für die an den Golan grenzenden israelischen Dörfer in den entmilitarisierten Zonen, welche im Zuge des Waffenstillstandsabkommens von 1949 eingerichtet wurden. Arabische Versuche, diese Gebiete zu besiedeln, wurden von Israel verhindert.

Während des Sechs-Tage-Krieges eroberte Israel die Golanhöhen. Während und nach der Eroberung flohen nahezu alle arabischen Bewohner (etwa 120.000) das Gebiet, während die Drusen größtenteils geblieben sind. Später folgte die israelische Besiedlung. Zwar konnte Syrien Teile des Golans im Jom-Kippur-Krieg 1973 zunächst zurückerobern; diese Gebiete gingen jedoch im weiteren Verlauf der Kämpfe wieder verloren. Im folgenden Jahr schlossen Israel und Syrien ein Waffenstillstandsabkommen, außerdem wurde eine Pufferzone unter UN-Kontrolle (UNDOF) eingerichtet. Die 1967 von den Israelis eroberte Stadt Kuneitra liegt in dieser Pufferzone.

Am 14. Dezember 1981 erließ Israel ein Gesetz, das sein Recht und seine Verwaltung auf das Gebiet ausweitete. Dieser Vorgang wurde in der israelischen und der internationalen Öffentlichkeit allgemein als Annexion bezeichnet.[1] Am 17. Dezember 1981 erklärte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das Gesetz auf einer Sondersitzung in seiner Resolution Nr. 497 [2] für nichtig.

Auch seit dem Osloer Friedensprozess stiegen die Siedlerzahlen kontinuierlich, obwohl das Osloer Vertragswerk die Erhaltung von Integrität und Status der palästinensischen Gebiete während der Interimsperiode vorsah[1].

2000 scheiterten Verhandlungen über die Golanhöhen mit Syrien unter dem israelischen Premier Ehud Barak. Die israelische Regierung unter Ariel Scharon kündigte Anfang Januar 2004 an, in neuen Gemeinden weitere 900 Familien auf dem Golan ansiedeln zu wollen in der Absicht, die Bevölkerung dort innerhalb von drei Jahren zu verdoppeln[3] .

Politische und militärische Bedeutung

Israel macht für die Besetzung militärstrategische und die Wasserversorgung betreffende Gründe geltend. Von Stellungen auf den Golanhöhen kann syrische Artillerie weite Teile Nordisraels beschießen, was sie vor der israelischen Besatzung 1967 auch regelmäßig tat.[4] Bereits seit 1964 versuchte Syrien, den Wasserzufluss zum Jordan als wichtigste Wasserquelle Israels abzuschneiden.[5] Die vollständige oder teilweise Rückgabe der Golanhöhen an Syrien soll nach israelischer Position nur im Zuge eines vollwertigen Friedensvertrages erfolgen, der auch Lösungen für diese Fragen einschließt. Einige Annäherungsversuche zwischen Israel und Syrien sind gescheitert. Eine Einigung in naher Zukunft erscheint wenig wahrscheinlich. Mehrere israelische Ministerpräsidenten haben ihre grundsätzliche Bereitschaft zu territorialen Kompromissen signalisiert, zuletzt Ehud Olmert. Im Dezember 2003 schlug der syrische Präsident Baschar al Assad erfolglos eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Israel vor, seitdem sind aus Damaskus widersprüchliche Aussagen zu hören.

Zu den Golanhöhen zählen auch die Schebaa-Farmen, die vor allem von der radikalen Hisbollah-Bewegung im Libanon beansprucht werden und als wesentlicher Vorwand dienen, die innenpolitisch dringend notwendige Entwaffnung dieser Gruppierung nicht durchzuführen und Israel weiter als Besatzungsmacht im Libanon zu brandmarken. Gemeinsam mit Syrien wird geltend gemacht, Syrien habe das Gebit 1951 an den Libanon abgetreten, während die Vereinten Nationen die Weitergabe an Libanon nicht anerkennen, weil es dafür keine Beweise gebe. Die Vereinten Nationen betrachten sie deshalb weiterhin als Teil Syriens. Der ungelöste Konflikt ist deshalb indirekt über den syrischen Einfluss im Libanon und direkt über die ungeklärte Frage der Schebaa-Farmen auch mitverantwortlich für die andauernden Spannungen im Libanon.

Siehe auch

Quellen

  1. Loch im Kopf . In: Der Spiegel 52/1981, 21. Dezember 1981
  2. Resolution Nr. 497 des Sicherheitrates der Vereinten Nationen
  3. http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/02.01.2004/914672.asp
  4. Israel/Palestine - 1949-1967 von der Websitee des Non-Governmental Organization Committee on Disarmament, Peace and Security, eingesehen am 01. Februar 2008
  5. Weder Krieg noch Frieden . In: Die Zeit 23/1965, 10. Juni 1965, eingesehen am 01. Februar 2008

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