Paul I. (Russland)
Paul I. (eigentlich Pawel Petrowitsch von Romanow-Holstein-Gottorp , russisch Павел I. Петрович; * 20. September 1754 in St. Petersburg, † 12. März 1801 in St. Petersburg) war von 1796 bis 1801 Zar von Russland.
Er war der Sohn von Peter III. und Katharina der Großen. Nach seiner Geburt wurde er an den Hof seiner Großtante, der Zarin Elisabeth Petrowna, gebracht, die beabsichtigte, ihn zum Erben anstelle Peters III. zu machen.
1773 schloss er seine erste Ehe mit der deutschen Prinzessin Wilhelmina Luisa von Hessen-Darmstadt, die nach der Annahme des Russisch-Orthodoxen Glaubens Natalja Alexejewna hieß und am 26. April 1776, zwei Tage nach einer Geburt starb.
Im September 1776 heiratete er die deutsche Prinzessin Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg (1759 - 1828), (Maria Fjodorowna). Sie hatte 10 Kinder geboren, und zwar 4 Söhne und 6 Töchter, unter ihnen die zukünftigen Zaren Alexander I. (der älteste Sohn) und Nikolaus I.:
- Alexander I. (* 23. Dezember 1777; † 1. Dezember 1825), Zar von Russland,
- Konstantin (* 27. April 1779; † 27. Juni 1831), Großfürst von Russland,
- Alexandra (* 9. August 1783; † 16. März 1801) - verheiratet mit Joseph, Großherzog von Toskana,
- Helene (* 13. Dezember 1784; † 24. September 1803), Herzogin von Mecklenburg,
- Maria (* 4. Februar 1786; † 23. Juni 1859) - verheiratet mit Carl Friedrich, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach,
- Katharina (* 10. Mai 1788; † 9. Januar 1819) - verheiratet mit Wilhelm I., König von Württemberg,
- Olga (* 11. Juli 1792; † 15. Januar 1795), Prinzessin von Russland,
- Anna (* 7. Januar 1795; † 1. März 1865) - verheiratet mit Wilhelm II., König der Niederlande,
- Nikolaus I. (* 6. Juli 1796; † 2. März 1855), Zar von Russland, und
- Michail (* 28. Januar 1798; † 9. September 1849), Großfürst von Russland.
Nach dem Sturz Peters III. lebte Paul mit seiner Familie im Gatschina-Palast mit einem eigenen Hofstaat und einer kleiner Armee, einem Geschenk seiner Mutter. Erlittene Gewalt in seiner Kindheit und die Entfremdung von der Mutter machten ihn reizbar und misstrauisch gegen seine Umgebung. 1796 am Todestag Katharinas der Großen erklärte sich der 42jährige Paul zum Zaren.
Historiker werten seine kurze Regierungszeit unterschiedlich. Er war unpopulär am Hof und gegen seine Mutter extrem feindlich gesonnen. Seine Krönung signalisierte einen Bruch mit der Stabilität der Regierung Katharinas. Paul I. amnestierte die durch den Geheimen Staatsrat Verurteilten, befreite die Polen und schaffte die Wehrpflicht ab. Er schränkte die Macht der Grundbesitzer über die Leibeigenen ein und begrenzte ihre Pflichtarbeit für die Landbesitzer auf drei Tage die Woche.
Am 5. April 1797 veröffentlichte er ein Dekret über die Regelung der Thronnachfolge. In der Außenpolitik löste er sich überraschend aus dem Bündnis mit Österreich, Großbritannien, Neapel und dem Osmanischen Reich gegen Frankreich und schlug sich auf die Seite Frankreichs. Dieser Schritt war vermutlich ein Hauptgrund für seine Ermordung.
Aufgrund der vielen Morddrohungen ließ sich Paul zur eigenen Sicherheit ein massives Hochsicherheitesschloss bauen (das heutige Michaels-Schloss beim Platz der Künste). Es befand sich auf einer kleinen Kanal-Insel, die sich aus den Flüssen Fontanka, Moika und zwei Kanälen bildete.
Nach 6 Jahren Bauzeit wurde der Palast am 1. November 1800 der offizielle Wohnsitz der Familie des Zaren. Das moderne Schloss mit seinen Zugbrücken, Wachen, den vielen Räumen, Gängen, Ebenen und jeder Menge Sicherheitsanlagen, half Paul nicht. Er weigerte sich, seine Abdankung zu unterschreiben. In der Nacht des 12. März 1801 wurde er bei einem Attentat durch Verschwörer aus Kreisen des Adels erstickt. Die Absetzung soll mit dem stillen Einverständnis seines Sohnes Alexander geschehen sein, der nach der Ermordung als Alexander I. auf den Thron kam. Nach der Ermordung des Zaren ging seine Familie zum Winterpalast zurück.
Pauls Beisetzung erfolgte in der Peter-und-Pauls-Kathedrale der St. Petersburger Festung. Vor seinem Schloss befahl Paul I. das Reiterstandbild Peters des Großen aufzustellen mit der Inschrift: „Dem Urgroßvater vom Urgroßenkel"