Anastasia Michailowna Romanowa
Anastasia Michailowna Romanowa, russisch Анастасия Михайловна (* 28. Juli 1860 in Peterhof, Russland; † 11. März 1922 in Èze, Frankreich) war ein Mitglied aus dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp und durch Heirat Großherzogin zu Mecklenburg-Schwerin.
Leben
Herkunft
Anastasia war die einzige Tochter von Großfürst Michael Nikolajewitsch Romanow (1832-1909) und seiner Ehefrau Prinzessin Cäcilie von Baden (1839-1891), Tochter Großherzog Leopold I. von Baden und dessen Gattin Prinzessin Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp und Schweden.
1862 wurde ihr Vater zum Vizekönig des Kaukasus und von Georgien ernannt. Anastasia wuchs zusammen mit ihren sechs Brüdern in Tiflis und Sankt Petersburg auf. Innerhalb der Familie nannte man sie „Stassie" und war der Liebling ihres Vaters. Zu ihrem älteren Bruder, Nikolai Michailowitsch Romanow, hatte sie ein besonderes Verhältnis, beide teilten ein künstlerisches Interesse.
Heirat
1878 fädelte ihre Mutter und die Großfürstin Maria Pawlowna (1854-1920), Ehefrau von Wladimir Alexandrowitsch Romanow (1847-1909), die Heirat zwischen Anastasia und Marias älteren Bruder, Erbprinz Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, ein. Deren beiden Großmütter, Alexandrine und Charlotte, waren Schwestern und somit war er ein direkter Nachkomme des russischen Zaren Paul I..
Im Frühling 1878 kam Friedrich Franz nach Tiflis an, um die Hand von Anastasia bei deren Eltern anzuhalten. Die Verlobung wurde am 4. Mai bekannt gegeben und im Oktober reiste sie mit ihrer Familie nach Sankt Petersburg um sich auf die Hochzeit vorzubereiten. Am 24. Januar 1879 heiratetete Anastasia im Winterpalast nach orthodoxen und protestantischen Ritus den Erbprinzen Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin (1851-1897), Sohn des Großherzog Friedrich Franz II. und seiner ersten Gattin Prinzessin Auguste Reuß zu Schleiz-Köstritz.
Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin
Am 8. Februar 1879 kamen Anastasia und Friedrich in Schwerin an und das junge Paar richtete sich im Marienpalais ein. Doch die altmodische und kühle Atmosphäre am Schweriner Hof machte ihre Abneigung an der neuen Heimat nur noch schlimmer. Der schlechte Gesundheitszustand ihres Mannes erlaubte ihnen oft in Russland, Italien oder in Frankreich zuverbringen. In Palermo erreichte sie die Nachricht das ihr Schwiegervater am 15. April 1883 gestorben sei und die Thronbesteigung ihres Mannes, sie, zwangen zurück nach Schwerin zukehren. Jedoch der Gesundheitszustand des neuen Großherzog zwang sie in milderes Klima zu reisen, der Kompromiss wurde erreicht, in dem das Großherzogpaar fünf Monate in Schwerin weilten und die anderen Monate des Jahres wo sie wollten. Zwischen 1887 und 1895 lebten sie in Cannes von November bis Mai. Ihre noch vorhandenen Briefe offenbaren eine warme, liebevolle Person, die sich über das Leben erfreut. Trotz ihrer Extravaganzen verlor sie nie die Zuneigung ihres Mannes.
Skandal am Hofe
Im Laufe der Jahre wurde die Gesundheit ihres Mannes immer schlechter, aber sein plötzlicher Tod wurde zu einem Skandal. In den frühen Morgenstunden des 10. April 1897 wurde der Großherzog Friedrich Franz bewusstlos unter einer Balkonbrüstung auf der Straße vom Kutscher gefunden. Offensichtlich war es ein Selbstmordversuch, er wurde zurück in die Villa gebracht, wo er an den Folgen des Sturzes starb. Die Nacht voher hatte Anastasia eine Party gegeben, an der ihr Mann wegen seinem schlechten Gesundheitzustand nicht erscheinen konnte. Da Anastasia in Schwerin sehr unbeliebt war, wurde sie der Tötung ihres Mannes verdächtigt. Über den Tod ihres Mannes wurde ein Unfall entschieden, auch wenn es ein Suizid war. Großherzogin Anastasia erbte dessen Privatvermögen und die Villa in Cannes, ihr Schwager, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg übernahm die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Friedrich Franz. Nach dem Tod ihres Mannes war sie nur noch selten in Schwerin, sie zog es vor an der Côte d’Azur, Sankt Petersburg, Paris oder in London zuleben.
Wenig später wurde ihr privater Sekretär, Wladimir Alexandrowitsch Paltow (1874-1944), ihr Geliebter und sie wurde schwanger. Zuerst gab sie vor, an einem Geschwulst im Bauchraum zuleiden, kurz vor der Niederkunft an Windpocken zu leiden und dadurch unter Karantäne gestellt werden müsste. Ihr unehelicher Sohn, Alexis Louis von Weden, wurde am 23. Dezember 1902 in Nizza geboren. Dieser studierte später in einem Internat in der Normandie.
Letzten Jahre
Im Sommer 1914, kurz bevor der Erste Weltkrieg ausbrach, besuchte Großherzogin Anastasia ihren Bruder Großfürst Michail Michailowitsch Romanow und seine Familie in England. Da die meisten begierig den Ausbruch des Krieges nach dem österreichischen Ultimatium herbei sehnten, schrieb sie einem Brief an ihren Cousin, den russischen Zaren Nikolaus II., [... ich hoffe, dass der Krieg nicht geschehen wird, und wir eines Tages uns alle wieder sehen.] Der Konflikt setzte sie in eine schreckliche Situation. Zwei ihrer Kinder ergriffen für Deutschland Partei, während ihre Brüder in Russland kämpften. Sie, durch Heirat eine deutsche Prinzessin, konnte weder in Frankreich noch in Schwerin leben. Deshalb entschied sie sich für die neutralen Schweiz und so verbrachte sie die Kriegsjahre im Savoy-Hotel in Lausanne zu wohnen, ihre Villa in Canne gab sie für ein Krankenhaus frei.
Während des Krieges schaffte sie Nachrichten von ihre Tochter Kronprinzessin Cecilie und ihren Sohn Großherzog Friedrich Franz, durch ihre Tochter Königin Alexandrine von Dänemark zu erhalten. Die Bolschewiken töteten ihre Brüder, Nikolai, Georgi und Sergei, während der russischen Revolution. Der Fall der deutschen Monarchie nach dem Krieg lief auf den Verlust der Krone für ihren Sohn sowie ihrer Tochter hinaus.
Nach dem Ende des Krieges entschied sie sich nach Frankreich, zusammen mit Jekaterina Michailowna Dolgorukaja, zurück zukehren. In der Villa Fantasia in Èze bei Cannes verbrachte sie ihre letzten Jahre. Am 11. März 1922 starb sie an einem Schlaganfall in Èze. Mit ihrem Tod kamen ihre Kinder zum ersten Mal seit 1914 wieder zusammen. Sie wurde neben ihren Mann in Ludwigslust begraben.
Kinder
Aus der Ehe mit dem Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin (1851-1897) gingen drei Kinder hervor:
- Alexandrine (1879-1952) ∞ 1898 späteren König Christian X. von Dänemark (1870-1947)
- Friedrich Franz (1882-1945) ∞ 1904 Prinzessin Alexandra von Hannover und Cumberland (1882–1962)
- Cecilie (1886-1954) ∞ 1905 Kronprinz Wilhelm von Preußen (1882-1951)
Großherzogin Anastasia zu Mecklenburg-Schwerin war in Deutschland wegen ihrer französischen Zuneigung recht unpopulär. Kaiser Wilhelm II. erlaubte ihr nur zwei Mal am Berliner Hof zu sein, 1905 bei der Hochzeit ihrer jüngsten Tochter mit dem Kronprinzen und ein zweites Mal 1906 bei der Geburt deren ersten Sohnes, Wilhelm. Darauf war sie unerwünscht.
Aus eine Verbindung mit ihrem persönlichen Sekretär Wladimir Alexandrowitsch Paltow (1874-1944) ging ein Sohn hervor:
- Alexis Louis von Wenden (1902-1976) ∞ 1929 Paulette Seux (1908-1975)
Personendaten | |
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NAME | Romanowa, Anastasia Michailowna |
ALTERNATIVNAMEN | Анастасия Михайловна (russisch); Anastasia zu Mecklenburg-Schwerin |
KURZBESCHREIBUNG | durch Heirat Großherzogin zu Mecklenburg-Schwerin |
GEBURTSDATUM | 28. Juli 1860 |
GEBURTSORT | Peterhof, Russland |
STERBEDATUM | 11. März 1922 |
STERBEORT | Èze, Frankreich |