Tätowierung
Eine Tätowierung (wissenschaftlich auch Tatauierung) ist ein Bild oder auch Text, das mit Tinte oder anderen Farbpigmenten in die Haut eingebracht wird. Heute wird die Farbe in der Regel mit Hilfe einer Tätowiermaschine durch eine oder mehrere Nadeln (je nach gewünschtem Effekt) unter die oberste Hautschicht gestochen und dabei ein Bild oder Text gezeichnet.
Etymologie
Auch wenn die Etymologie eher unklar ist, so kann davon ausgegangen werden, dass das deutsche Wort Tätowieren oder das eingedeutschte Tattoo und seine Vorläufer ihren Ursprung vom Tahiti-Wort tatau haben. Dieses Wort hat sich vermutlich lautmalerisch aus dem Geräusch entwickelt, das beim Schlagen auf den in Polynesien traditionell benutzten Tätowierkamm entsteht. Ein nachvollziehbarer Grund dafür, warum sich dieser Begriff, zumindest im englischen Sprachraum, relativ schnell durchsetzen konnte, ist möglicherweise der Umstand, dass es ein exakt gleichlautendes Wort schon seit der Mitte des 17. Jahrhunderts in der englischen Militärsprache gab. Mit diesem Wort bezeichnet man bis heute den militärischen Zapfenstreich. Diese Vermutung wird dadurch bestärkt, dass in England, neben dem zunächst gebräuchlichen tattaw, der Begriff tattow verwendet wurde, der sich dann zu tattoo umbildete und bis heute ausschließlich benutzt wird. Berücksichtigt man nun weiterhin, dass es in England zunächst überwiegend Soldaten waren, die sich tätowieren ließen, erscheint die oben formulierte Erklärung durchaus schlüssig. Im deutschen Sprachraum existierten lange Zeit die Begriffe Tatauieren und Tätowieren nebeneinander, bis sich schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung Tätowieren endgültig im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzte. In der Ethnologie wird jedoch weiterhin meist von Tatauieren und Tatauierungen gesprochen.
Ursprung und Entwicklungen
Jede Ethnie der Erde kannte wahrscheinlich zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Entwicklung die Sitte des Tätowierens und übte sie aus. Strittig ist hingegen, wo sich die Tätowierung schwerpunktmäßig entwickelt hat. Immer wieder wurde versucht, die Tätowierung vom Ursprung her einem bestimmten geografischen Gebiet zuzuordnen. Die ältesten Belege für das Vorkommen von Tätowierungen stammen aus dem südamerikanischen Raum und Europa. Im Norden Chiles wurden 7000 Jahre alte Mumien gefunden, die bereits Tätowierungen an Händen und Füssen aufwiesen. Die Gletscher-Mumie Ötzi trug bereits vor über 5000 Jahren mehrere aus Holzkohlen und Balken bestehende Zeichen, die mit Nadeln unter die Haut gebracht wurden. Diese Zeichen kann man somit als die ältesten bekannten Tätowierungen bezeichnen. Besonders aufwändige und großflächige Tätowierungen sind von den eisenzeitlichen Skythen, dem Reitervolk der russischen Steppengebiete und der Kaukasusregion, bekannt. Dieser Umstand scheint die häufig anzutreffende These, dass die Sitte des Tätowierens ursprünglich aus dem südwestasiatischen Raum stammt, sich von dort über Ägypten nach Polynesien und Australien ausgebreitet hat und schließlich nach Nord- und Südamerika weitergetragen wurde, zu widerlegen. Entgegen einer Vielzahl von Theorien, die allesamt versuchen, den Ursprung der Tätowierung in einen bestimmten geografischen Raum zu pressen, kann anhand der vielfältigen und über den ganzen Erdball verstreuten Hinweise davon ausgegangen werden, dass sich die Sitte des Tätowierens bei den verschiedenen Völkern der Erde selbständig und unabhängig voneinander entwickelt hat. In seiner ursprünglich wohl ausschließlich rituellen Bedeutung ist es später zumeist in Mikronesien, Polynesien, bei indigenen Bevölkerungen und z. B. auch den Ainu und den Yakuza (Japan) verbreitet.
Technik
Der Vorgang der Tätowierung besteht grundsätzlich in einer Punktierung der Haut, wobei gleichzeitig mit dem Durchstechen ein Farbstoff in die Haut eingebracht wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Stich weder zu oberflächlich noch zu tief angebracht wird. Im ersten Fall würde der eingelagerte Farbstoff lediglich in die Zelllagen der Epidermis eingebracht werden. Dies hätte zur Folge, dass bei der fortwährenden Erneuerung dieser Hautschicht ein Abwachsen und eine Abstoßung der Farbteilchen nach außen gleichzeitig mit den Epidermiszelllagen erfolgen würde. Im zweiten Fall, wenn also der Stich zu tief in die Haut vorgenommen wird, kommt es durch die auftretenden Blutungen zu einem Auswaschen der Farben. Dauerhaft haltbar sind diejenigen Farbpigmente, die in der mittleren Hautschicht (Dermis) und zwar im Zelltyp der Fibroblasten eingelagert sind.
Die im Westen gebräuchlichste Methode ist das Arbeiten mit einer elektrischen Tätowiermaschine. Hier wird z. B. mit Hilfe zweier Spulen ein Magnetfeld erzeugt, das eine Anzahl feiner, an eine Stange gelöteter Nadeln schnell vor- und rückwärts bewegt. Eine weitere Tätowiermaschine arbeitet mit einem Elektromotor, der über einen Exzenter die Auf- und Abwärtsbewegung erzeugt. Diese Maschinenart wurde um 1970 von Horst Streckenbach und Manfred Kohrs entwickelt und gebaut.
Die Geschwindigkeit ist abhängig von den einzelnen Tätowiermaschinen, der Technik und dem gewünschtem Effekt, z. B. Linien oder Schattierungen, liegt aber zwischen ca. 800 bis 3.500 Bewegungen pro Minute. Die Tinte hält sich dank einer Kapillarwirkung zwischen den Nadeln und wird durch die Schnelligkeit der Bewegung ähnlich leicht in die Haut gebracht wie beim Zeichnen mit einem Stift auf Papier. Im Gegensatz zum Papier wird die Haut aber mit der einen Hand unter Spannung gehalten, die andere Hand bringt das Bild ein.
Neben dieser Technik des Tätowierens existieren noch viele weitere Möglichkeiten, dauerhafte Hautzeichnungen herzustellen. Zu nennen wäre hier beispielsweise das Einschneiden der Haut und ein Einreiben der Wunde mit Tinte, Asche oder sonstigen farbgebenden Stoffen (s.g. Cutting), oder das Tätowieren mit Nadel und Faden, bei dem eine mit Faden umwickelte Nähnadel in Tinte getaucht und dann in die Haut gestochen wird. Zurück bleiben hierbei die typischen so genannten Knast-Tattoos – unter der Haut verlaufene Tintenkleckse formen die berühmten drei Punkte, Tränen, Namenszüge oder primitive Bildchen.
Es gab und gibt in der langen Geschichte der Tätowierung aber noch andere manuelle Tätowiertechniken. Bei den Völkern Polynesiens war eine Art Tätowierkamm gebräuchlich, der aus verschiedenen Pflanzenteilen oder Knochen hergestellt wurde und an einem langen Stab befestigt war. Die Spitzen des Kammes wurden durch rhythmisches Schlagen auf den Griff in die Haut getrieben, wo sie eine Tinte gemischt aus Wasser und Asche oder verbrannten Nüssen einbrachten. Diese Kämme gab es in unterschiedlichen Breiten, sie hinterließen aber immer Linien, niemals Punkte.
Die Irezumi genannten traditionellen japanischen Tätowierungen werden auch heute noch häufig manuell gefertigt, obwohl sich westliche Tätowiermaschinen auch in Japan längst großer Beliebtheit erfreuen. Hierzu dienen Nadeln, die, wie bei einem Pinsel, an langen Bambusgriffen befestigt sind. Diese Technik erfordert sehr viel Übung, erlaubt aber dem Meister der sie beherrscht, durch Variation in der Tiefe des Stiches seine Tätowierungen mit großer Präzision und Kontrolle herzustellen.
Die Inuit hingegen zogen mit Farbe getränkte Fäden oder Sehnen unter der Haut hindurch, um eine dauerhafte Zeichnung zu erhalten. Die wohl bekannteste Form der unfreiwilligen Tätowierung, die auf dem gleichen Prinzip beruht, ist die sog. „Schmutztätowierung". Ganze Generationen von Fußballspielern tragen zeitlebens Aschepartikel unter der Haut ihrer Knie, die bei einem Sturz durch Schürfwunden dorthin gelangten.
Funktion und Bedeutung
Insgesamt bietet sich ein breites Spektrum der unterschiedlichsten Funktionen und Bedeutungen der Tätowierung. Betrachtet man die in der relevanten Literatur beschriebenen Funktionen als Mitgliedszeichen, rituelles oder sakrales Symbol, Ausdrucksmöglichkeit für Abgrenzung (siehe auch Bourdieu) und Exklusivität, Mittel zur Verstärkung sexueller Reize, Schmuck, Protest (Punk) und nicht zuletzt die der politischen Stellungnahme, so ergeben sich bei genauerem Hinsehen signifikante Übereinstimmungen dieser zunächst recht zusammenhanglos erscheinenden Bereiche.
Mit sogenannten Knast-Tattoos können Rangfolgen und „Kastenzugehörigkeiten" etwa durch das Kreuz der Diebe dargestellt werden, sowie Funktionen, die der Häftling während der Gefangenschaft innehatte, wie beispielsweise „Schläger", „Rowdy", „Aufrührer" oder „Boss". Darüber hinaus gibt es Kennzeichnungen für Mörder oder „Lebenslängliche", und auch die Meinung zur Justiz bis hin zu offenen Drohungen oder gar erfolgreich ausgeführte Rache können als Tätowierung kundgetan werden. Auch sexuelle Einstellungen lassen sich aus Tattoos herauslesen.
Angaben, in welchen Gegenden man bereits inhaftiert war, die Sehnsucht nach Freiheit oder der Vorsatz auszubrechen sind ebenso Themen wie die Anzahl der abzusitzenden Jahre, beispielsweise in Form von Abbildungen, die dies in der Anzahl der Holzscheite unter einem Feuer oder der Stachel am Stacheldraht zeigen.
Gesellschaftliche Bedeutung
Besonders deutlich tritt zutage, dass die Tätowierung bei all den beschriebenen Funktionen eine eminent wichtige Rolle bei der Regulierung des sozialen Miteinanders hat. Egal ob es sich hierbei um die Stärkung des Gruppenzusammenhangs, die lebens- und überlebensnotwendige Hervorhebung oder Abgrenzung von anderen Individuen oder die Artikulation von politischer Kritik handelt, wirkt die Tätowierung als Vermittler oder Katalysator zwischen verschiedenen Gruppen und/oder Individuen.
Auffällig ist, dass es sich bei den beschriebenen Bereichen grundsätzlich um Problemlagen oder Situationen handelt, die eine tiefe emotionale, häufig sogar existentielle Bedeutung für das Individuum oder die Gruppe haben. Dieser Umstand beantwortet möglicherweise auch die Frage, warum die hier von der Tätowierung übernommenen Funktionen bis heute nicht durch andere, zeitgemäßere Interaktions- bzw. Kommunikationsmittel übernommen wurden. Kein anderes Medium bietet eine so tiefe physische und psychische Nähe zum Träger / Akteur wie die Tätowierung. So erscheint es nur konsequent, wenn sich die betroffenen Individuen ihrer – oberflächlich betrachtet entgegen aller Opportunität und Vernunft – bedienen. Handelt es sich bei den betreffenden Individuen ohnehin um Personen oder Gruppen, die kein ernsthaftes Interesse – oder keine Hoffnung – auf eine Veränderung der augenblicklichen Situation haben, wird die Wahl einer Tätowierung als adäquates Ausdrucksmittel umso nachvollziehbarer. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass der Tätowierung auch heute eine, wenn auch nur für eine begrenzte Anzahl von Individuen, wichtige Bedeutung innerhalb der Sozialbeziehungen zukommt. Diese Funktion kann sie nur deshalb erfüllen, weil sie immer sowohl einen intra- als auch einen interpersonellen Charakter hat. Das Christentum steht im Alten Testament ablehnend dem Tattoo gegenüber. Es steht geschrieben: „Und einen Einschnitt wegen eines Toten sollt ihr an eurem Fleisch nicht machen; und geätzte Schrift sollt ihr an euch nicht machen. Ich bin der Herr." (3. Mose 19,28). Dies bezieht sich jedoch eindeutig auf heidnische Praktiken und nicht auf den Vorgang des Tätowierens an sich. Früher war es unter den Heiden üblich, sich die Namen eines Verstorbenen einzuritzen, daher das biblische Verbot. Gegen eine christliche Tätowierung ist seitens der Bibel aber nichts einzuwenden. Aber auch ganz abgesehen von religiöser Einstellung gibt es Menschen, die Tätowierungen ekelhaft und abstoßend finden. Insbesondere Frauen werden bei hochklassigen Veranstaltungen aufgrund eines Tattoos, das bei einem Abendkleid sichtbar ist, abfällig belächelt. In einigen Subkulturen ist es teils genau andersrum, dort verleiht das Tattoo seinem Träger Ansehen und eine Gruppenzugehörigkeit.
Tätowierung in Japan
Eine sehr lange Tradition haben Tätowierungen (jap. Irezumi) in Japan. Die Anfänge der Tätowierung in Japan liegen vermutlich bei den Ainu. Zu Beginn der Edo-Zeit (1603–1868) waren Tätowierungen unter anderem bei Prostituierten und Arbeitern sehr beliebt. Ab 1720 wurde die Tätowierung als eine Art Brandmarkung für Kriminelle eingesetzt, was dazu führte, dass sich „anständige" Japaner keine Tätowierungen mehr machen ließen. Wer auf diese Weise gezeichnet war, konnte sich nicht mehr in die Gesellschaft eingliedern, was zur Bildung einer eigenen Schicht führte: den Yakuza. Unter der Meijiregierung wurde 1870 diese Praxis zwar abgeschafft, allerdings wurden auch die Tätowierungen komplett verboten, was erst 1948 wieder aufgehoben wurde.
Obwohl stilistisch sehr einheitlich, gibt es eine große Vielfalt an Motiven. Oft sind es mythologische Wurzeln, wie in Form von Drachen oder Dämonen, die häufig aus Sagen stammen und eine ganze Geschichte erzählen. Oder es gibt Symbole wie Kirschblüten (Schönheit und Freude, aber auch Vergänglichkeit) und Kois (Erfolg, Stärke und Glück). Ein interessanter Stil mit blutigen und grausigen abgehackten Köpfen entwickelte sich, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts Gruselgeschichten in Japan äußerst populär wurden. Eine typisch japanische Eigenart ist, sich zeitlebens nur von einem einzigen Künstler tätowieren zu lassen; oftmals entstehen daraus über Jahre hinweg großflächige Gemälde auf dem ganzen Körper, die schließlich vom Künstler sogar signiert werden.
Auf Grund ihrer Geschichte sind Tätowierungen in Japan noch immer stigmatisiert und werden oft als Verstrickung ins kriminelle Milieu interpretiert. Sie sind noch immer ein wichtiger Bestandteil der Yakuza-Kultur (vor allem die den kompletten Torso einnehmenden, so genannten Bodysuits). In manchen öffentlichen Bädern wird Menschen mit großflächigen Tätowierungen immer noch der Eintritt verweigert. Aber ebenso wie im Westen werden Tätowierungen gerade bei jungen Japanern immer beliebter und dadurch einer breiteren Gesellschaftsschicht vertraut. Heutzutage gibt es in Japan viele weltweit bekannte Tätowierer (zum Beispiel Horiyoshi III), die ihr Können jeweils an ihre Schüler weitergeben. In letzter Zeit erfreuen sich auch in westlichen Kulturen Tätowierungen im japanischen Stil wachsender Beliebtheit.
Neueste Tendenzen
Tätowierungen hatten ursprünglich im Westen das Stigma des Matrosen oder Sträflings, erfreuen sich aber spätestens seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder größerer Beliebtheit und sind vorwiegend Ausdruck einer Jugendkultur, die im Rahmen ihrer auf das äußere Erscheinungsbild gestützten Identitätsfindung auch mit Techniken wie dem Piercing, Branding auf archaische Praktiken vorzivilisatorischer Kulturen zurückgreift. Auch in die Welt der Kinder ist die Tätowierung mittlerweile vorgedrungen, wenn auch nur in Form von Klebebildern, die sich leicht wieder entfernen lassen, aber auch unter dem Begriff Tattoo firmieren. Analog dazu finden sich auch sogenannte Hennatattoos, die nicht in die Haut gestochen sondern aufgemalt werden. Dieser Stoff wird vom Körper nach einigen Wochen abgebaut und die Tätowierung verschwindet so spurlos. Diese Entwicklung zeigt ebenfalls die Annäherung des Tattoo an den Mainstream, ermöglicht sie doch eine Tätowierung gleichsam als Modeaccessoire. Auch das Phänomen des Biotattoos ist bekannt. Angeblich verschwindet diese Art der Tätowierung nach einigen Jahren von selbst wieder, weil nicht so tief gestochen wird. In Wirklichkeit geschieht dies aber nur in den seltensten Fällen, wenn überhaupt, da es quasi unmöglich ist, so genau zu arbeiten, dass weder zu flach (die Tätowierung verschwindet schon während der Heilung) noch zu tief (die Tätowierung bleibt) gestochen wird. Mindestens Teile oder ein Schatten der Tätowierung bleiben zumeist erhalten und ver(un)zieren den Körper für immer. Es wird daher von seriösen Tätowierern vor solchen Biotattoos gewarnt; außerdem würden sie ohnehin den Charakter der Tätowierung entfremden.
Tiere
Vielen Haustieren wird ein Identifikationscode in die Haut tätowiert, damit die Tiere bei Verlust dem Halter zugeordnet werden können; bei Zuchttieren ist ebenfalls eine Tätowierung zwecks Identifikation üblich. Bei Nutztieren war lange Zeit das Brandzeichen üblich.
Gesundheitsgefahren
Infektionsgefahr
Es müssen beim Tätowieren strenge Hygienevorschriften eingehalten werden. Diese Vorschriften werden nicht immer kontrolliert, deshalb ist Vorsicht in den unterschiedlichen Studios geboten. Es kann zu HIV-, Hepatitis- und diversen anderen Infektionen kommen. Studios in Deutschland, die dem DOT (Deutsche Organisierte Tätowierer e. V.) angehören, arbeiten allerdings steril genug, um Infektionen vorzubeugen.
Gesundheitsschädliche Farbstoffe
Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Teil der Farbstoffe nach längerer Zeit auch in den Körper gelangen kann. Da es, im Gegensatz zu Kosmetika, für die verwendeten Farben kaum gesetzliche Vorschriften gibt,[1] enthalten diese oft zum Beispiel Schwermetallverbindungen als Pigment. Außerdem gelten insbesondere Azo-Farben als problematisch, da sie unter Einwirkung von UV-Licht in gesundheitsschädliche Stoffe wie Azelenhydrochlorid oder verschiedene Kohlenwasserstoffe (beides Zellgifte) zerfallen.
Entfernung
In den letzten Jahren wurden Tattoos mehr und mehr zu einer Modeerscheinung (siehe beispielsweise Steißbeintätowierung). Früher aus innerem Antrieb und „tiefer Verbundenheit" zu ihrer Tätowierung, tragen heute viele Menschen diese, um einem Trend zu folgen. Mit dem Abklingen dieser Mode wächst bei vielen der Wunsch, das Tattoo wieder entfernen zu lassen.
Doch schon früher versuchten Menschen, ihre Tätowierungen wieder loszuwerden. 54 nach Christus beschrieb ein griechischer Arzt eine Paste aus Knoblauch und Cantharidin, die die Haut absterben ließ und so die Tätowierung entfernen sollte.
Nach dieser Methode, die Haut und damit die Farbstoffe in ihr wegzuätzen, wurde lange Zeit vorgegangen, um unliebsame Tätowierungen loszuwerden. Eine weitere Möglichkeit war das Abhobeln der Haut und damit der Farben. Bei unprofessionell gestochenen Tätowierungen, bei denen die Farbpigmente in unterschiedlichen Hautschichten liegen, bleiben dabei leicht noch Schatten sichtbar.
Sind diese Entfernungen nicht erfolgreich, kann auch das entsprechende Hautstück herausgeschnitten werden, was wie die anderen beschriebenen Methoden stark sichtbare Narben hinterlässt.
In Japan wird in seltenen Fällen die Epidermis mit Hilfe von Enzymen von der Dermis getrennt und wieder aufgesetzt.
Bei der Entfernung von Tätowierungen steht heute vor allem die Rubinlaser-Therapie wegen ihrer relativ guten Ergebnisse, ihrer guten Verträglichkeit und ihres hohen Entwicklungsstandes im Vordergrund.
Bei der Entstehung einer Tätowierung werden im Heilungsprozess (bis etwa zwei Wochen nach dem Stechen) die Farbpigmente durch körpereigene Zellen - die Makrophagen - eingekapselt. Der Körper kann daher die Farbpigmente nicht mehr abbauen, die Tätowierung bleibt erhalten.
Mit Einsatz verschiedener Laser, u.a. dem Rubinlaser lassen sich diese Makrophagen „aufbrechen". Dies geschieht durch eine Erhitzung der eingeschlossenen Farbpigmente welche durch die Lichtabsorption so stark erhitzt werden, dass sie zerbersten. Allerdings folgt dem eine erneute Einkapselung, was Wiederholungen der Lasertherapie (in der Regel zehn Sitzungen) erforderlich macht.
Entscheidend für den Behandlungserfolg ist die Wellenlänge (Farbe) des Lasers, welche auf die Farbe (Wellenlängenspektrum) der Farbpigmente abgestimmt sein muss.
Während des Therapieverlaufs lässt sich eine Verfärbung des Tattoos erkennen, dies liegt an den unterschiedlichen Abbaugeschwindigkeiten der Pigmente einer Farbe. Früher wurden allerdings häufig Farbstoffe eingesetzt, die nur schwach bis gar nicht abgebaut werden können. In diesem Fall bleibt auch eine Rubinlaser-Therapie fast wirkungslos.
Ferner gibt es zum Entfernen einer Tätowierung noch weitere Methoden, zum Beispiel die Diathermie. Diese zerstört mit Hilfe von Mikrowellen umliegende Hautzellen, welche beim Heilungsprozess mit den Farbpigmenten abgeschieden werden.
Ein anderes Konzept verfolgt das Unternehmen Freedom-2 in den USA. Es werden Farben entwickelt, die wieder entfernbar sind. Dabei handelt es sich nicht um die sogenannten Biotattoos. Die Freedom-2 Farben sollen sich beim Tätowieren und von der Haltbarkeit her genau wie die guten traditionellen Farben verhalten. Der Unterschied liegt einzig in der Entfernbarkeit. Während sich die traditionellen Farben in 5 - 10 Lasersitzungen (gut und weniger gut) entfernen lassen, verspricht die Firma eine Entfernung in einer einzigen Lasersitzung. Ursache für die gute Entfernbarkeit liegt in der Verwendung von sehr kleinen Farbpigmenten, welche normalerweise nicht in der Haut halten würden. Durch die Verkapselung von diesen kleinen Pigmenten in PMMA (Polymethylmethacrylat, medizinischer Kunststoff) wird gewährleistet, dass diese dennoch in der Haut verbleiben. Werden diese PMMA Teilchen mit einem Laser behandelt, brechen sie auf und das Tattoo verschwindet. Dieses Produkt befindet sich derzeit noch in der Entwicklungsphase und soll erst Ende 2007 bis Anfang 2008 eingeführt werden.
Ausbildung
Eine typische Ausbildung wie in den Handwerksberufen gibt es nicht. Will man die Kunst des Tätowieren erlernen, so sind zwei wichtige Punkte zu beachten: der Umgang mit Menschen und die Begabung beim Zeichnen. Stellt man diese Voraussetzung, so sucht man sich ein Tätowierer seiner Vertrauens und geht bei ihm in die Lehre. Man lernt aber als Tätowierer nie aus, die Grundtechniken hat man nach 2-3 Jahren erlernt, den Rest lernt man dann im Laufe seiner Karriere.
Filme
Folgende Filme behandeln das Thema:
- Tattoo (Thriller)
- Irezumi – Die tätowierte Frau (Drama)
- Der Tätowierte (Episodenfilm nach Der illustrierte Mann von Ray Bradbury, mit Rod Steiger)
- Memento (Thriller)
- Okami 4 – Die tätowierte Killerin
- Tea Tattoo (Kurzfilm mit Jan Josef Liefers)
- Modify (Dokumentarfilm)
- Flammend' Herz (Dokumentarfilm)
- Unter die Haut (Dokumentarfilm)
- Miami Ink. (Serie auf DMAX)
- LA Ink. (Serie auf TLC)
- Eine Familie sticht zu. (Serie auf DMAX)
- Piercing Extrem - Tattoo Total (Dokumentarfilm, 81 Min.)
Beispiele
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Dekolleté
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Rücken
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Unterbauch
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Arme
Literatur
- Oliver Ruts & Andrea Schuler/MemoriaPulp BilderbuchMenschen Photos 1978-52 von Herbert Hoffmann ISBN 3-929670-33-X
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR): Gesundheitsgefahren durch Tätowierungen und Permanent make-up
- Gian Paolo Barbieri: Tahiti Tattoos. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1998, ISBN 3-8228-7852-9.
- Mark Blackburn: Tattoos from paradies − Traditional Polynesian Patterns. Schiffer Publishing Ltd., 1999, ISBN 0-7643-0941-2.
- Marcel Feige: Tattoo- und Piercing-Lexikon – Kult und Kultur der Körperkunst. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-541-4.
- Marcel Feige (Hrsg.): Ein Tattoo ist für immer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2002, ISBN 3-89602-381-0.
- Frank-Peter Finke: Tätowierungen in modernen Gesellschaften. Rasch, Osnabrück 1996, ISBN 3-930595-45-1.
- Gabriele Hofmann: Alles über Tattoos – Von der Motivwahl bis zur fertigen Tätowierung. Arun-Verlag, Engerda 2001, ISBN 3-935581-06-8.
- Wolf-Peter Kächelen: Tatau und Tattoo – Eine Epigraphik der Identitätskonstruktion. Shaker Verlag, Aachen 2004, ISBN 3-8322-2574-9
- Erich Kasten: Body-Modification. 1. Auflage. Reinhardt Verlag, München 2006, ISBN 3-497018-47-3.
- Jörg ‚Monte‘ Klein: Mana - Die Geheimnisse der marquesischen Tätowierung. House of the Poets Paderborn, Paris, 2006, ISBN 3-936706-06-9
- Stephan Oettermann: Zeichen auf der Haut – Die Geschichte der Tätowierung in Europa. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1995, ISBN 3-434-46221-X.
- Dirk-Boris Rödel: Alles über japanische Tätowierungen – Von der japanischen Tätowierkunst der Edo-Zeit und ihre Entwicklung bis zur Gegenwart. Arun-Verlag, Engerda 2004, ISBN 3-935581-65-3.
- Igor Warneck, Björn Ulbrich: Tribal Tattoo − The Tribe of the Tribals. Arun-Verlag, Engerda 2000, ISBN 3-927940-62-3.
- Karl von den Steinen: Die Marquesaner und ihre Kunst, Band 1, Tatauierung, Reimer Verlag, Berlin 1925. Als Faksimile-Reprint neu aufgelegt im Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2006.
- (Direktlink zum download des Buches im pdf-Format) Kai Bammann, Heino Stöver (Hrsg.): Tätowierungen im Strafvollzug. Hafterfahrungen, die unter die Haut gehen. 2006, ISBN 3-8142-2025-0.
- Carl Marquardt: Die Tätowierung beider Geschlechter in Samoa. Reimer Verlag, Berlin 1899. Als Faksimile-Reprint neu aufgelegt im Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2007.
Quellen
- ↑ Seit dem 1. September 2005 sind Tätowierfarben in Deutschland nach dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) kosmetischen Mittel gleich gestellt, die Kosmetikverordnung gilt jedoch nicht, da diese nur für die Anwendung auf der Haut ist. Eine Tätowierverordnung wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vorbereitet.
Siehe auch
- Körperbemalung und Piercing
- Tribalismus und Totemismus
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Tätowierung bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Deutsche Organisierte Tätowierer e.V. Deutschland
- Japanese Tattoo Art Japanische Tätowierungbücher
- Tätowierungen im Gefängnis
- Tattoo Vorlagen
- Informationen der Bundesregierung im neuen Allergieportal offizielle Seite