Burg Bodenstein

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Burg Bodenstein
Burg Bodenstein

Burg Bodenstein

Alternativname(n) Schloss Bodenstein
Ort Wintzingerode
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Grafen

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Schloss Bodenstein (Lithographie, Carl Duval, 19. Jahrhundert)

Die Burg Bodenstein ist eine mittelalterliche Burg oberhalb des Dorfes Wintzingerode, heute Ortsteil von Leinefelde-Worbis im Landkreis Eichsfeld in Thüringen, nach dem sich die Familie der späteren Burgherren benannte. Sie ist die am besten erhaltene Burg im Eichsfeld.

Lage

Die Höhenburg liegt im Ohmgebirge im nördlichen Eichsfeld. Im Tal vor der Burg liegt das Dorf Wintzingerode. Die nächstgelegene Stadt ist Leinefelde-Worbis.

Geschichte

Ursprünglich wohl ein Grenzposten zwischen den Stämmen der Sachsen und der Franken, war die Burg vermutlich unter den frühen Sachsenkaisern liudolfingisches Hausgut, nachdem sie von Heinrich I. als Befestigung gegen die Ungarneinfälle ausgebaut worden war. In der Zeit des salischen Kaisers Heinrich IV. gehörte Bodenstein zum Besitz des Grafen Otto von Northeim, eines Verwandten der Liudolfinger und Führers der sächsischen Adelsopposition. Im folgenden taucht eine dynastische Familie von Bodenstein auf, die vermutlich eine Seitenlinie der Northeimer und damit der Liudolfinger war, die sich nach ihrem neuen Stammsitz benannte. Eine Zeit lang spielte dieses Geschlecht eine führende Rolle in der Region, was sie vor allem durch die Stiftung des Klosters Beuren im Leinetal dokumentierte. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts verlor sie jedoch an Einfluss, und die Herrschaft Bodenstein fiel 1275 an die Welfen. Im Jahre 1293 wurde die Burg von Herzog Heinrich I. an die Grafen von Honstein verkauft, von denen sie 1322 vereinbarungsgemäß wieder eingelöst wurde. 1327 traten die Welfen sie erneut an die Honsteiner ab, welche sie 1337 an Hans von Wintzingerode, Otto von Rusteberg, Berthold von Worbis und Heinrich Wolf mit allen Rechten und Einkünften (u. a. Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit, Hohe und Niedere Jagd, Bergregal) verkauften, aber deren Lehnsherren bis zum Aussterben 1593 blieben. Die enge Verbindung zwischen den Grafen von Honstein und den Herren von Wintzingerode wurde im 14. Jahrhundert durch die Ehe von Dietrich von Wintzingerode mit Bertrade Gräfin von Honstein befestigt. Bis 1448 lösten die Herren von Wintzingerode ihre Mitbesitzer auf dem Bodenstein aus und blieben von da an bis 1945 Alleinbesitzer der Burg. 1209 mit Bertholdus de Wincigeroth erstmals erwähnt, waren sie eventuell ihrerseits eine Seitenlinie der Herren von Bodenstein. 1525 wurden große Teile der Burg durch den Zug des Bauernführers Thomas Müntzer zerstört und anschließend in zeitgemäßer Form wieder aufgebaut. Ab 1530 führten die Herren von Wintzingerode offiziell die Reformation in ihren Herrschaftsgebieten ein, worüber sie in Konflikt mit den Honsteinern und Kurmainz gerieten.

Am Sonntag, dem 11. April 1568, versuchten die auf der Burg Scharfenstein und in Kirchohmfeld ansässigen Brüder Hans und Bertraum von Wintzingerode die Burg Bodenstein gewaltsam zu erstürmen, um ihren Vetter, den Burgherren Berthold von Wintzingerode gefangenzunehmen. Bei der erfolglosen Eroberung gab es auf beiden Seiten Tote und Verletzte und es wird von großen Zerstörungen berichtet. Berthold von Wintzingerode, der als gewaltsam bekannt und ständig mit ca. 20 Bewaffneten unterwegs war, hatte zuvor mit seinen Leuten mehrere Köhlerstellen seiner Vetter überfallen und zerstört. Dabei war ein Köhler umgekommen und mehrere andere schwer verletzt worden. 1557 hatte er die Burg Bodenstein von der Grafen von Honstein für 700 Goldgulden und 100 Taler erhalten. Diese Summe sollte an seine beiden Vetter ausgezahlt werden, was aber nicht erfolgte, da er sich bei einer früheren Erbteilung benachteilig fühlte. Im Gegenteil, Berthold ließ Hans von Wintzingerode ausrichten, dass er bei weiteren Forderungen ihn töten würde. Da ihm dies nicht gelang, misshandelte er verschiedene Male deren Untertanen. Besonders verhasst war Arnold Geilhaus (Gelhausen), der als Bertholds früherer Förster und Diener in den Dienst seiner Vetter gewechselt war und nun in deren Auftrag mehrere Plünderungen in der Herrschaft Bodenstein vornahm. Als Geilhaus zum dritten Mal die Zinsgänse in der unter der Burg gelegenen Mühle in Wintzingerode, um deren Besitzrechte die von Wintzingerode sich gegenseitig vor dem Reichskammergericht beklagten, beschlagnahmte, übte Berthold von Wintzingerode Selbstjustiz. Er ritt am 3. Februar 1573 vor dessen Haus in Wintzingerode, ließ Geilhaus von mehreren Bewaffneten vor die Tür fordern, mit einer Gabel an die Wand stellen und erschoss dann den um Gnade flehenden Mann. Wegen dieser Tötung erhoben dessen in der Grafschaft Lippe lebenden Geschwister bei den Grafen von Honstein Anklage gegen den Burgherrn. Zwischenzeitlich hatten die Hohnsteiner die Lehnsherrschaft über Bodenstein an Kurmainz abgetreten. Der fast zweijährige peinliche Halsgerichtsprozess gegen Berthold von Wintzingerode, der in Steinheim und dann in Mainz inhaftiert wurde, erfolgte daher nicht vor den Honsteinern, sondern vor dem kurmainzischen Fiskal in Mainz. Trotz seiner umfangreichen Verteidigung wurde er 1575 wegen Verstoß gegen die Constitutio Criminalis Carolina, deren Bestimmungen auch für einen Junker wie Wintzigerode bindend waren, in Mainz enthauptet. Bodenstein fiel nun endgültig an seine beiden Vetter Hans und Bertram von Wintzingerode, die bereits zuvor durch ein Reichskammergerichtsurteil die Immission in die Güter ihres Vetters auf dem Eichsfeld erhalten hatten.

Nach dem Aussterben der Grafen von Honstein 1593 bewahrte der Anspruch der Welfen auf die Oberlehns- und Landesherrschaft und ihre Protektion die Herrschaft Bodenstein vor einer erzwungenen Gegenreformation. Als Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges wurde die evangelische Konfession und die Stellung der Herren von Wintzingerode in dem Herrschaftsgebiet weiter gestärkt. Bis 1803 verfügte sie dort als einzige nichtfürstliche Familie des Alten Reichs über sämtliche landesherrlichen Rechte, ohne ein Reichsstand zu sein. Besonders stach dabei die Ausübung des Episkopalrechts heraus, was die kleine Herrschaft zum kirchlichen Zentrum der Evangelischen des Untereichsfelds werden ließ. 1668 wurde die Burg um eine Kapelle erweitert. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hielt sich die Landgräfinwitwe Philippine von Hessen-Kassel, eine Nichte Friedrichs des Großen, mehrfach über längere Zeit auf der Burg auf, deren Besitzer, ihren langjährigen Oberhofmeister, sie 1794 in morganatischer Ehe heiratete. 1803 erfolgte die Angliederung der Burg an das Königreich Preußen. Durch die Koalitionskriege Preußens gegen Napoleon I. und der Niederlage bei der Schlacht von Jena und Auerstedt gelangte das Eichsfeld und die Herrschaft Bodenstein von 1807 bis 1813 an das Königreich Westfalen. 1815 kam sie dann wieder zu Preußen. Ab 1801 wurde die Burg mit einer bedeutenden Kunstsammlung ausgestattet, die der württembergische Premierminister Georg Ernst Levin Reichsgraf von Wintzingerode zusammentrug. 1848 musste der Burgherr Graf Heinrich Levin von Wintzingerode vor der Bedrohung durch Aufständische nach Göttingen fliehen.

Gräfin Gisela von Wintzingerode

Seit 1914 verwaltete Gisela Gräfin von Wintzingerode, geb. Gräfin von der Schulenburg (1886-1972) das 1876 gegründete Fideikommiss Bodenstein für ihren unmündigen Sohn. Während des Dritten Reichs engagierte sie sich stark in der Bekennenden Kirche. Der Bodenstein war ein Zentrum der kirchlichen Resistenz gegen den nationalsozialistischen Kirchenkampf um die späteren Landesbischöfe Hanns Lilje und Ludolf Hermann Müller.

1945 wurde die Familie Wintzingerode im Zuge der „Demokratischen Bodenreform" entschädigungslos enteignet und vertrieben. Vom Westen aus nutzte Gräfin Gisela ihre kirchlichen Kontakte, um eine Übertragung der Burg an die Evangelische Landeskirche der Kirchenprovinz Sachsen zu erreichen, was 1948 geschah.

Heutige Nutzung

Heute befindet sich in der Burg eine Familienerholungs- und Begegnungsstätte der evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. So werden im besonderen zu Ferien- und Festzeiten thematische Freizeiten angeboten. Daneben bietet die Burg den Raum für kulturelle Angebote der Region Eichsfeld, wie Schlosskonzerte, Kabarettabende und politische Gesprächsabende. Die evangelische Kirche der Provinz Sachsen nutzt das Begegnungszentrum ebenfalls für eigene Veranstaltungen.

Galerie

Literatur

  • Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode, Bernd Winkelmann, Rita Gaßmann: Die Burg Bodenstein im Eichsfeld. Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Duderstadt 1996'
  • Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode: Recht tun behält sein Preis allzeit. Die Geschichte der Herren von Wintzingerode und der Burg Bodenstein. Bodunger Beiträge 8. Großbodungen 2004

Siehe auch

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