Fritz Selbmann

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Fritz Selbmann (* 29. September 1899 in Lauterbach (Hessen); † 26. Januar 1975 in Berlin) war Schriftsteller, Minister und Parteifunktionär in der DDR.

Fritz Selbmann arbeitete bereits mit 17 Jahren unter Tage, war Soldat im Ersten Weltkrieg und 1918 Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrates. 1920 trat er in die USPD ein und 1922 in die KPD. In der Weimarer Republik wurde er mehrfach wegen politischer Tätigkeit verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Er war Landtags- und Reichstagsabgeordneter und politischer Sekretär in den Bezirken Oberschlesien und Sachsen. Selbmann nahm am 7. Februar 1933 an der illegalen Tagung des Zentralkomitees der KPD im Sporthaus Ziegenhals bei Berlin teil.[1] Im gleichen Jahr wurde er verhaftet und überlebte den Nationalsozialismus in Zuchthäusern und KZs ("Die lange Nacht", 1961).

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus hatte er in der DDR hohe Funktionen inne (u.a. Minister für Industrie und Minister für Schwerindustrie und stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Planungskommission und des Volkswirtschaftsrates). Während des Aufstandes am 17. Juni 1953 war er einer der wenigen prominenten SED-Funktionäre, der sich in Berlin den Streikenden stellte. Während Walter Ulbricht und seine Mannen sich im Reichsluftfahrtministerium verschanzte, wagt er sich als Einziger der SED-Führung zu den Demonstranten, die sich zu Tausenden vor dem protzigen Bau gesammelt hatten. Er stieg auf einen Tisch, um sich so besser Gehör verschaffen zu können, und sagte: "Seht meine Hände...". In der Hoffnung, die Arbeiter so auf seine Seite bringen zu können, hielt Selbmann den Demonstranten seine Hände entgegen und rief ihnen zu: "Ich war selbst Bergarbeiter, ich bin einer von euch!". Seine Worte allerdings gingen im Lärm unter. Er schrie über die Menge, dass das Politbüro sobeben die geforderte Rücknahme der Normerhöhung beschlossen hat. Leider registrierten die meisten Demonstranten dies nicht. Der Großteil der Arbeiter kannte ihn nicht, und verlangte einen prominenteren Vertreter der SED-Führung. 1954 bis 1958 war er Mitglied des ZK der SED. Wegen "abweichender Haltung" wurde er von Walter Ulbricht 1958 im Umfeld der sogenannten Schirdewan-Wollweber-Fraktion in der SED-Führung aus seinen politischen und staatlichen Ämtern gedrängt und verlegte sich auf die Schriftstellerei. Die Kämpfe um die sozialistische Planerfüllung waren sein vorherrschendes Motiv.

Bis zu seinem Tod lebte er als freischaffender Schriftsteller in Berlin, zuletzt in Müggelheim, wo ab 1977 für etwas länger als ein Jahrzehnt die Schule nach ihm benannt war. 1969-1975 war er einer der Vizepräsidenten im DDR-Schriftstellerverbandes. Eine Tafel an seinem Geburtshaus erinnert an sein Werk und Schaffen. Sein Sohn Erich Selbmann (1926-2006) arbeitete beim Fernsehen der DDR in Berlin und war danach als Schriftsteller tätig.

Werke

  • 1961 - Die lange Nacht
  • 1962 - Die Heimkehr des Joachim Ott
  • 1965 - Die Söhne der Wölfe
  • 1970 - Alternative, Bilanz, Credo (Autobiographie)

Einzelnachweise

  1. http://www.contraer.de/ziegenhals/
Minister für Schwermaschinen- und Anlagenbau / für Schwerindustrie (ab 1989) der DDR

Gerhart Ziller (SED, 1953–1954) | Erich Apel (SED, 1955–1958) | Gerhard Zimmermann (SED, 1965–1981) | Rolf Kersten (SED, 1981–1986) | Hans-Joachim Lauck (SED, 1986–1989) | Kurt Singhuber (SED, 1989–1990)


Personendaten
NAME Selbmann, Fritz
KURZBESCHREIBUNG Schriftsteller, Minister und Parteifunktionär in der DDR
GEBURTSDATUM 29. September 1899
GEBURTSORT Lauterbach (Hessen)
STERBEDATUM 26. Januar 1975
STERBEORT Berlin
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