Tod

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Für den Tod als fiktive Figur siehe Sensenmann


Der Tod ist durch das unumkehrbare Erlöschen der aktiven körperlichen und geistigen Existenz eines Lebewesens gekennzeichnet. Der Tod ist der Zustand eines Lebewesens nach der Beendigung des Lebens und nicht zu Verwechseln mit dem Sterben, das einen Teil des Lebens darstellt.

Alternative Begriffe

Der Tod von Menschen ist oft ein Tabuthema. Daher haben alle Sprachen euphemistische Ausdrücke, um den Tod zu umschreiben. Oft handelt sich dabei um Ausdrücke, die anstelle der Endgültigkeit des Todes einen Übergang in ein potentielles Jenseits betonen. Im Deutschen spricht man vom Verlassen, Hinscheiden, Heimgehen, Entschlafen.

Der Tod von nicht-menschlichen Lebewesen wird meist mit spezifischen Ausdrücken bezeichnet: Tiere, die getötet werden, schläfert man ein, sterben sie aus innerer Ursache, krepieren oder verenden sie. Pflanzen gehen ein.

Todeszeichen

Der Tod wird vor Organexplantationen (Organentnahmen) über den Hirntod definiert. Zur Feststellung des Todeszeitpunktes dienen des weiteren die sogenannten Todeszeichen.

Im Allgemeinen reichen die sicheren Todeszeichen aus:

Keine sicheren Todeszeichen sind:

Die genaue Grenze zwischen Leben und Tod ist schwer zu definieren. Je weiter man von der Grenze entfernt ist, desto klarer ist der Unterschied zwischen Leben und Tod. Je näher man an der Grenze ist, desto unschärfer wird sie. So können Lebewesen, die bereits einen Herzstillstand haben, manchmal erfolgreich wiederbelebt werden.

Feststellung des Todeszeitpunktes

Zur Aufklärung von Verbrechen, sowie für Erbschaftsfragen ist gelegentlich die Schätzung des Todeszeitpunktes von Bedeutung. Dies ist Aufgabe der Rechtsmedizin.

Zur Feststellung des Todeszeitpunktes werden verschiedene Methoden angewandt. So geben die Beurteilung der Totenstarre und der Leichenflecken grobe Richtwerte (Beginn der Totenstarre nach 2-4 Stunden, volle Ausprägung nach 6-8 Stunden, Lösung nach 2-3 Tagen). Als einer der genausten Methoden gilt die Bestimmung der Körperkerntemperatur, die unter Berücksichtigung der Außentemperatur, des Körpergewichtes und den Auffindungsumständen zur Bercechnung der Abkühlungszeit benutzt werden. Ebenfalls zur Ermittlung der Todeszeit werden Fliegenlarven beurteilt. Daraus hat sich eine eigene Forschungsrichtung der Rechtsmedizin entwickelt: die forensische Entomologie.

Biologische Begründung für das Phänomen Tod

Die biologische Begründung für den natürlichen Tod - und auch schon der Alterung - wird von Wissenschaftlern im Mechanismus der Evolution vermutet: Hat ein Lebewesen sein Erbgut erfolgreich weitergeben (die Nachkommen sind selbständig), dann existiert das Erbgut in den Nachkommen fort. Ereignisse, die sich nach der erfolgreichen Weitergabe des Erbguts einstellen, haben keine direkte Wirkung auf die Veränderung, also weder eine fördernde noch eine hemmende Wirkung. Folglich können sich im Erbgut Faktoren ansammeln, die das weitere Leben nach der erfolgreichen Erbgutweitergabe bestimmen, ohne dass sie dem Selektionsdruck ausgesetzt sind. Dazu zählen auch Erbkrankheiten, die erst im fortgeschrittenen Alter ausbrechen, wie z.B. die Nervenkrankheit Chorea Huntington. Dieser "genetische Müll" verursache, so die Theorie, den Alterstod. Dass der Alterstod nicht zwangsläufig sein muss, zeigen Experimente mit bestimmten Seegurken-Arten: Diese konnten über Jahrzehnte am Leben erhalten werden, ohne dass Alterungserscheinungen auftraten. Voraussetzung für die völlige Aussetzung der Selektion ist, dass es ein Alter gibt, ab dem eine Fortpflanzung nicht mehr möglich ist. Bei Lebewesen, die sich durch Knospung vermehren, ist dies oft nicht gegeben. Diese sollten also nach dieser Theorie potentiell unsterblich sein.

Zwei Faktoren können jedoch auch nach der Erbgutweitergabe einen Selektionsdruck auf Gene bewirken, die sich auf den Todeszeitpunkt auswirken: Bei vielen Lebewesen ist es Aufgabe der Eltern, ihre Nachkommen großzuziehen, und ein Tod der Eltern während dieser Zeit verhindert das Fortbestehen des Erbgutes. Andererseits führt ein zu langes Weiterleben nach der Fortpflanzung zu höherem Druck für die Nachkommen wegen Platz- und Ressourcenmangel. Weiterhin führt zu langsamer Generationswechsel zur zu langsamen Anpassung an veränderte Umweltbedingungen und dient nicht der Arterhaltung. In dieser Hinsicht ist der Tod also nützlich und notwendig.

Todesursache im engeren Sinne

Im engeren Sinne unterscheidet man beim Eintritt des Todes einerseits konkret fassbare Ursachen, andererseits werden aus den jeweiligen Umständen des Todes einer Person abgeleitete, psychogene Faktoren diskutiert, die als Ursache des Todes in Erscheinung treten sollen.

Der Begriff des psychogenen Todes beschreibt Vermutungen, wie der Tod aus der 'Tätigkeit der Psyche heraus' entstanden sein könnte. Der psychogene Tod soll etwa in Zusammenhang mit Voodoo als Folge von Verzauberung, Verfluchung, Suggestion, Prophezeiung, schwarzer Magie oder Beten beobachtet worden sein. Man geht auch bei Todesfällen nach Brechen von abergläubischen und religiösen Tabus oder bei Verzweiflung, Auswegs-, Hilf- und Hoffnungslosigkeit oder Fernweh im Rahmen des "Heimweh-Tods" von psychogenen Ursachen beim Todeseintritt aus. Es soll daneben einen sogenannten Seelentod geben, dessen pathophysiologische Mechanismen ebenfalls unklar sind.

Bei den - zumindest aus schulmedizinischer Sicht - fassbaren Todesursachen unterscheidet man die gewaltsamen von den nicht gewaltsamen Todesursachen. Eine nach dem Tod eines Individuums letztlich ermittelte "Todesursache" ist nichts anderes als eine rekonstruktive Formulierung, die das Ergebnis eines umsichtigen Einreihens der einzelnen, zur Verfügung stehenden Beobachtungen in einen Erfahrungsrahmen ist, die umso besser gelingt, je mehr Beobachtungen zur Verfügung stehen.

Die Formulierung von Todesursachen aufgrund einer Vielzahl von Feststellungen kann Fehlern unterliegen. Ein Fehler der Todesursachenformulierung kann in einer ungenügenden Untersuchung der verstorbenen Person liegen. Ein weiterer Fehler kann in einer Verkennung kausaler Zusammenhänge liegen. Das Spezifitäts-Paradox ist ebenfalls ein nicht seltener Fehler: nur weil eine bestimmte Beobachtung besonders genau dokumentiert wurde, ist sie nicht alleine deswegen der wichtigste Faktor im pathophysiologischen Todes-Geschehen.

Möglichkeiten zur Untersuchung einer Todes-Ursache sind die äussere Untersuchung einer Leiche und die autoptische Leichenöffnung. Die Frage nach Vergiftung durch Alkohol, Drogen, Medikamente oder andere Substanzen kann bei der ausschliesslichen äusseren Untersuchung meist nicht beantwortet werden.

Recht

Im deutschen Recht gibt es keine gesetzliche Bestimmung zur Frage, wann der Tod eingetreten ist. Überwiegend wird der Hirntod als Todeszeitpunkt angenommen. Nach dem Transplantationsgesetz ist eine Organentnahme nur nach dem Hirntod erlaubt. Der genaue Todeszeitpunkt kann bei erbrechtlichen Fragen eine Rolle spielen. Mit dem Tod endet die Rechtsfähigkeit des Menschen, wenn auch gewisse Schutzrechte (z.B. in Form der Schweigepflicht) fortdauern.

Mit dem Transplantationsgesetz vom Dezember 2003 gilt in der Schweiz ein Mensch als tot, wenn die Funktionen seines Hirns einschliesslich des Hirnstamms irreversibel ausgefallen sind. Lebendspenden von Organen sind hier grundsätzlich erlaubt.

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Ansichten über den Tod

  • endgültiges Ende der körperlichen und der aktiven geistigen Existenz eines Lebewesens
  • Weiterleben der Seele nach dem Tode
    • Christliche Vorstellung, bzw. Todesvorstellung in vielen anderen Religionen


Weiterleben nach dem Tode im übertragenen Sinne

  • In der Erinnerung anderer Menschen
  • In den eigenen Leistungen:
    • in geschriebenen Büchern
    • in Filmen
    • in Musik
    • in Bauwerken
    • in wissenschaftlichen und sozialen Leistungen

Nur solange es Menschen gibt, gibt es also in diesem Sinne ein Weiterleben nach dem Tode. Immanuel Kant hat wohl Ähnliches gemeint als er schrieb:

"Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird." (Für Kant erforderte allerdings das unbedingt geltende moralischen Gesetz notwendigerweise auch die Annahme der Unsterblichkeit der Seele.)

Tod in der Literatur

Oftmals wird der Tod in der Literatur personifiziert, Wolfgang Borchert "Draußen vor der Tür" oder Terry Pratchett "Gevatter Tod". In der Literatur wird er oftmals als Skelett mit Sense (Sensenmann) gezeigt; die Sense dient dazu die Seele vom Körper zu trennen.

Weitere Bezeichnungen für den Tod sind: Freund Hein, Gevatter Tod

Siehe auch

Redewendungen und Sprichwörter

  • Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub
  • Der Tod ist keiner Münze feil.
  • Ob großer Herr, ob kleiner Mann am Ende sind wir Brüder doch, dann leuchtet uns der Abendstern ins selbe finstre Loch.
  • Die Gnade des schnellen Todes
  • Genieße das Leben beständig, du bist länger tot als lebendig.
  • Mors certa, hora incerta - der Tod ist gewiss, seine Stunde ungewiss
  • Wenn Deine Zeit noch nicht gekommen ist, dann bringt Dich auch kein Doktor um
  • Alte Ärzte sterben nicht - nur ihre Patienten

Zitate

  • Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht. - Epikur
  • Oft denk' ich an den Tod, den herben, / Und wie am End' ich's ausmach?! / Ganz sanft im Schlafe möcht ich sterben / Und tot sein, wenn ich aufwach! - Carl Spitzweg
  • Der Körper ist ein Mietwagen, den man irgendwann abgeben muss. Nichts spricht dagegen, dass der Fahrer bleibt. Aber es spricht auch nichts dafür. - Peter Ustinov
  • Wer nicht helfen kann, schwadroniert vom "Sinn des Leidens" und vom "Sinn des Sterbens. - Gerhard Kocher
  • Statt Blumen zu spenden, bitten wir, den Verstorbenen vor seinem Tod besser behandelt zu haben. - Gerhard Kocher
  • Beim Sterben spielt sicher eine große Rolle, inwieweit und wie intensiv man die Möglichkeiten des Lebens in seinen Höhen und Tiefen ausgelotet und ausgeschöpft hat. - Hans-Peter Dürr (Wir erleben mehr als wir begreifen, ISBN 3451048477)
  • Glücklich, für den, wie nahe sie auch zusammenliegen mögen, die Stunde der Wahrheit vor der des Todes schlägt. - Marcel Proust

Gliederung der Thanatologie

  • Allgemeines zum Tod
    • Begriffe Definitionen und Kriterien des "klinischen Tods", des "Hirntods" (Individualtods), des "biologischen Tods"; sichere und unsichere Todeszeichen
    • Scheintod häufige Ursachen, Differentialdiagnosen
    • Agonie Formen der Agonie, Bedeutung für Leichenbefunde
    • Intermediäres Leben Absterbereihe, supravitale Reaktionen, Bedeutung für Todeszeitbestimmung
    • Todeszeit rechtliche Bedeutung (Strafrecht, Zivilrecht); Methoden der Bestimmung, Hirntoddiagnostik
  • Leichenveränderungen
    • Frühe Leichenveränderungen Erscheinungsformen, Ursachen, zeitliche Abläufe, kriminalistische Bedeutung; Besonderheiten bei Totenflecken, Leichenstarre, Leichentemperatur (auch in Abhängigkeit von äußeren Umständen)
    • Hautveränderungen, Vertrocknungen, Waschhaut, Abschürfungen, durch Tiere verursachte Veränderungen, Fäulnisveränderungen
    • Späte Leichenveränderungen Autolyse, Fäulnis und Verwesung: Definitionen, Grundvorgänge, Leichenerscheinungen
    • Sonderformen wesentliche Voraussetzungen und forensische Bedeutungen von z.B. Madenfraß, Mumifizierung
  • Leichenschau und Obduktion
    • Aufgaben des Arztes als Leichenschauer Leichenschauwesen und (wesentliche) gesetzliche Bestimmungen; Stellenwert der Leichenschau u.a. für Mortalitätsstatistik, Verbrechensaufklärung; Leichenschauschein als Urkunde
    • Sorgfaltsbegriff Kriterien der sorgfältigen Untersuchung
    • Todesart Definition der Begriffe "natürlich", "nicht-natürlich", "ungeklärt"; Maßnahmen aufgrund der Todesart-Klassifikation; Bedeutung von Kausalketten
    • Identifikation Prinzipien der Verfahren, z.B. der Geschlechts-, Alters-, Körperhöhen- und Konstitutionsbestimmung
    • Leichenrecht Rechtsnatur der Leiche, Organentnahmen (Bedeutung, Zulässigkeit)
    • Obduktion Arten der Obduktion und Zielsetzungen, rechtliche Voraussetzungen
  • Plötzlicher Tod
    • Bedeutung, Besonderheiten natürliche Ursachen bei Kindern und Erwachsenen sowie Differentialdiagnosen gegenüber unnatürlichen Todesursachen; Epidemiologie, kriminologische Bedeutung, Qualifikation der Todesart, Möglichkeiten der Aufklärung
    • Plötzlicher Kindstod Phänomenologie des plötzlichen Todes im Säuglingsalter; Ursachen und Differentialdiagnosen

Bücher über das Sterben

Norbert Elias: Über die Einsamkeit der Sterbenden (1982, Suhrkamp Verlag). ISBN 3518017721 -- Ein leicht zu lesendes und lesenswertes Buch über das Sterben und den Tod.
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