Groß Friedrichsburg (Kolonie)
Die kurbrandenburgische Kolonie Groß Friedrichsburg bestand aus mehreren, durch Befestigungen geschützte Niederlassungen an einem circa 30 km langem Küstenstreifen am Kap der drei Spitzen (Cabo tris Puntas, Cape Three Points) im heutigen Ghana, westlich von Accra.
Die Befestigungen
- Festung Groß Friedrichsburg auf dem Berg Manfro
- Dorotheenschanze bei Accada
- Schanze Sophie Louise bei Taccrama
- eine Fortess bei Taccarary
Geschichte
Auf Betreiben des brandenburgischen Marine-Generaldirektors Benjamin Raule, der bereits 1681 Kontakte mit örtlichen Stammesführern geknüpft hatte, beschloss Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Entsendung einer Expedition nach Westafrika mit dem Ziel, brandenburgische Kolonien in Afrika zu gründen. Zunächst wurde am 17. März 1682 die Afrikanische Compagnie zur Abwicklung des Handels im Beisein des Kurfürsten, Raulé’s und Kaufleuten aus Emden gegründet. Zum Schutz der Besitzung wurde auch der Einsatz von Kriegsschiffen und Soldaten geregelt.
Im Mai 1682 brach dann Major Otto Friedrich von der Groeben mit den Fregatten "Morian" und "Chur Prinz" zur sogenannten Goldküste auf. Am 1. Januar 1683 landete von der Groeben am Kap der drei Spitzen zwischen den Orten Taccrama und Axim und gründete nach Verhandlungen mit den dort ansässigen Stammeshäuptlingen die Kolonie Groß Friedrichsburg.
Dazu schloss von der Groeben einen Vertrag (Tractat zwischen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht von Brandenburg Africanischen Compagnie, und denen Cabusiers von Cabo tris Puntas) mit 14 Häuptlingen. Der Vertrag regelte unter anderem, welche Verpflichtungen die Eingeborenen übernehmen sollten. Dazu zählten beispielsweise der Schutz der Festung Groß Friedrichsburg, Frondienste für den Festungenskommandenten und die Garnison, Handel nur mit brandenburgischen Schiffen und Kaufleuten sowie Durchsetzung des Siedlungsmonopols für Brandenburger.
Groeben ließ provisorisch ein Fort errichten und kehrte mit der "Morian" zurück nach Brandenburg, während die "Chur Prinz" mit einer ersten Ladung Sklaven nach Westindien segelte. Zwischen 1683 und 1685 errichteten die Brandenburger dann die oben genannten Niederlassungen und Befestigungen. Nachbarn waren zum einen die Niederländer mit den Niederlassungen Axim, Bautry und Sekondi und zum anderen die englische Besitzung Dix Cove. Der Machtbereich der Brandenburger blieb auf die unmittelbare Küstenzone beschränkt. Versuche, ins Landesinnere vorzudringen, scheiterten. Zudem waren die Niederlassungen ständigen Übergriffen der Niederländer und feindlicher Stämme ausgesetzt. Die Schiffsverbindungen waren ständig bedroht. Zahlreiche brandenburgische Schiffe wurden gekapert.
Trotzdem entwickelte sich der Handel mit Edelmetallen, Sklaven und anderen Produkten zufriedenstellend. Nach dem sehr guten Geschäftsjahr 1686 konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm seine Partner abfinden und allein die Kontrolle über die Afrikanische Compagnie übernehmen. Bis etwa 1695 hielt der erfolgreiche Geschäftsverlauf an. Danach setzte ein allmählicher Niedergang ein, den der neue Kurfürst Friedrich III. (seit 1688) nicht aufhalten konnte. Ohne persönliche Beziehungen zu Marine und Kolonien sowie durch seine europäischen Machtansprüche beschäftigt, verkaufte Friedrich III. (seit 1701 als Friedrich I. König in Preußen) mit den Staatsverträgen von 1718 und 1720 seine afrikanischen Kolonien an die Niederländisch-Westindische Compagnie. Damit endete nach etwa 35 Jahren die Episode von Brandenburg / Preußen als Kolonialmacht in Afrika.
Seit 1979 gehört Groß Friedrichsburg zusammen mit anderen europäischen Festungen in der Umgebung zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Siehe auch: Arguin, St. Thomas (Brandenburg)