Huang Chunming
Huang Chunming (chinesisch 黃春明, Pinyin Huáng Chūnmíng, W.-G. Huang Ch'un-ming, Pe̍h-ōe-jī Ûinn Chhun-bêng, auch: N̂g Cchun-bêng; geboren am 13. Februar 1935 in der taiwanischen Provinz Taihoku) ist ein chinesischsprachiger Autor u. a. von Romanen, Gedichten, Kinderliteratur und Essays.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Huang Chunming kam in der damaligen Präfektur Taihoku Taiwans (derzeit: Luodong im Landkreis Yilan südöstlich von Taipei) als ältester Sohn von fünf Kindern zur Welt. Als er acht Jahre alt war, starb seine Mutter. Nach mehreren Schul- und Universitätswechseln macht er schließlich an der „National Pingtung University of Education" im Süden Taiwans (jetzt „National Pingtung University", NPTU) seinen Abschluss und arbeitet für einige Jahre als Lehrer. Nach Absolvierung des Militätdienstes, der Heirat 1966 mit Lin Meiyin (林美音, Lín Měiyīn), mit der er zwei Söhne hat, und der Übersiedling nach Taipei geht er verschiedensten Berufen nach, wodurch er einerseits Einblick in Lebensführung und Lebensgefühl aller Bevölkerungsschichten bekommt, andererseits aber auch in manchen Augen despektierlich erschien. Huang gilt als einer der wichtigsten und populärsten Autoren Taiwans und als Hauptrepresäntant der Heimatliteratur (鄉土文學, xiāngtǔ wénxué), die Ende der 1960er und in den 1970er Jahren die literarische Szene in Taiwan beherrschte.[1] In den 1990er Jahren gründete er die Huang's Big Fish Children's Theater Troupe (黃大魚兒童劇團, huáng dàyú értóng jùtuán), mit der er durch das Land reiste, sowie später in Yilan, seinem Heimatort, die Zeitschrift Neun Kurven, achtzehn Biegungen (九彎十八拐, jiǔwān shíbāguǎi), die er mit eigenen Collagen illustriert. In den 2010er Jahren betrieb er dort ein Literatur-Café.[2]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Huang Chunmings literarische Karriere wurde früh von westlichen Autoren wie Anton Chekhov, Ernest Hemingway, Mark Twain, William Faulkner geprägt, aber auch von Kurzgeschichten von Shen Congwen. Seine Werke zeugen vom Verständnis für das Leben der kleinen Leute, der Benachteiligten und Außenseiter, der Opfer der Geschichte und, ab den 1980er Jahren, der vom Wirtschaftswunder Zurückgelassenen sowie vom Gefühl der Entfremdung einer Bevölkerung, die sich in einer Identitätskrise befindet. Seine erste Kurzgeschichte, Der Sohn des Straßenkehrers (清道夫的孩子, qīngdàofū de háizi), veröffentlichte er bereits 1956. Einen literarischen Höhepunkt erreichten seine Kurzgeschichten und Romane der sogenannten Heimatliteratur in den 1960er und 1970er Jahren. Einige seiner Erzählungen sind verfilmt worden, so die Verfilmung dreier von Huangs Geschichten als The Sandwich Man von 1983, ein Film, der als einer der ersten Filme des Taiwan New Cinema gilt.[3] Er veröffentlichte viele seiner damaligen Erzählungen in der 1966 gegründeten Zeitschrift Literature Quarterly (文學季刊, wénxué jìkān).
Werke in deutscher Übersetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- 1986: Kasper für den Sohn. In: Kuo Heng-yü (Hrsg.): Der ewige Fluß – Chinesische Erzählungen aus Taiwan. Minerva Publikation Saur, München, ISBN 978-3-518-11129-1, hier: S. 195–219 (chinesisch: 兒子的大玩偶, érzi de dàwán'ǒu. 1968. Übersetzt von Hsü Hsiu-mei). [4]
- 1999: Huang Chunming: Sayonara – Auf Wiedersehen. projekt verlag, Bochum 1999, ISBN 3-89733-041-5 (mit einem Vorwort von Wolf Baus). [5]
- 2000: Der Fisch. In: Hefte für Ostasiatische Literatur. 28. Iudicium Verlag, München, hier: S. 68–77 (chinesisch: 魚, yú. 1972. Übersetzt von Wolf Baus, mit ergänzenden Anmerkungen des Übersetzers).
- 2022: Beinahe hin – und wieder zurück. In: Thilo Diefenbach (Hrsg.): Zwischen Himmel und Meer. Eine Anthologie taiwanischer Literaturen. iudicium Verlag, München, ISBN 978-3-86205-559-3, hier: S. 436–441 (chinesisch: 死去活來, sǐqù huólái. 1998. Übersetzt von Thilo Diefenbach). [6]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Helmut Martin, Charlotte Dunsing und Wolf Baus (Hrsg.): Blick übers Meer – Chinesische Erzählungen aus Taiwan. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 978-3-518-11129-1, hier: S. 44.
- Huang Chunming: Sayonara – Auf Wiedersehen. projekt verlag, Bochum 1999, ISBN 3-89733-041-5, hier: 7–15 (mit einem Vorwort von Wolf Baus). [7]
- Wolfgang Kubin: Die chinesische Literatur im 20. Jahrhundert. K. G. Saur Verlag, München 2005, ISBN 3-598-24547-5, 269f. (Band 7 der Geschichte der chinesischen Literatur).
- Thilo Diefenbach (Hrsg.): Kriegsrecht. Neue Literatur aus Taiwan. iudicium Verlag, München 2017. [8]
- Hong Kong Baptist University Library Art Collections (Hrsg.): Portrait of Huang Chunming . 2022.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Wolf Baus: Anmerkungen. zum ersten Teil der Übersetzung von Sayonara – Auf Wiedersehen! In: Hefte für ostasiatische Literatur . 10 (Oktober 1990). iudicium Verlag, München 1990, 99–100. Genannt wird allerdings 1937 als Huangs Geburtsjahr.
- ↑ Brigitte Duzan: Huang Chun-ming 黃春明 Présentation . 2. März 2017 (französisch).
- ↑ Es handelt sich um die Kurzgeschichten Kasper für den Sohn (兒子的大玩偶, érzi de dàwán'ǒu, 1968), Xiaoqis Mütze (小琪的那頂帽子, xiǎoqí de nàdīng màozi, 1974) und Der Geschmack der Äpfel (蘋果的滋味, píngguǒ de zīwèi, 1972), die auf Deutsch vorliegen.
- ↑ Für eine Liste der in Der ewige Fluß enthaltenen Autoren und Werke siehe das Inhaltsverzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek.
- ↑ Die Titel Krätze (癬, xuǎn, 1977) und Der Tag, an dem sie aufs Meer schaute (看海的日子, kān hǎi de rìzi, 1967) sind bereits 1982 erschienen in: Helmut Martin, Charlotte Dunsing und Wolf Baus (Hrsg.): Blick übers Meer – Chinesische Erzählungen aus Taiwan. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 978-3-518-11129-1.
- ↑ Eine Liste der enthaltenen Autoren und Titel zeigt das Inhaltsverzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek.
- ↑ Für eine Liste der enthaltenen Werke siehe das Inhaltsverzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek. Im Vorwort geht Wolf Baus auch auf die Geschichte Taiwans seit 1945 ein, nennt dabei als Huangs Geburtsjahr 1939.
- ↑ Die Anthologie enthält die Essays bzw. Erzählungen Eine Geschichte von 20.000 Jahren (两萬年歷史, liǎngwànnián de lìshǐ, 1963), Eine Stimme (一票, yīpiào, 1990) und Aufhebung des Kriegsrechts (解嚴, jiěyán, 1990), jeweils aus dem Chinesischen vom Herausgeber. Eine Liste aller enthaltenen Autoren und Titel zeigt das Inhaltsverzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek.
Personendaten | |
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NAME | Chunming, Huang |
ALTERNATIVNAMEN | 黃春明 (chinesisch) |
KURZBESCHREIBUNG | chinesischsprachiger, taiwanischer Autor |
GEBURTSDATUM | 13. Februar 1935 |
GEBURTSORT | Provinz Taihoku, Taiwan |