Adam Qadmon
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Adam Kadmon, hebräisch Adam Qadmon (hebräisch אדם קדמון ‚ursprünglicher Mensch‘, eigentlich hebräisch הָאָדָם ha-Adam, deutsch ‚der Mensch, der von rötlicher Erde gebildet ist‘[1] ), wird nach der Kabbala und Aggada als Urbild des Menschen verstanden. Sein Abbild ist der irdische Mensch. Der irdische Mensch aber verlor die drei Weisheiten, die Adam Kadmon an die Seite Gottes stellen, nämlich die Weisheit, Herrlichkeit und Unsterblichkeit.
In der Geschichte der Mystik führte die Figur Adam Kadmon oft zu Betrachtungen eines Schemas über den Zustand des Menschen, wie er am Anfang war und wie er am Ende sein soll.
Voraussetzungen
Die Kabbala macht den Menschen, den ursprünglichen Mensch, zu einem wichtigen Teil des göttlichen Schöpfungsplans und verwendet menschliche Begriffe und Bilder, um das Göttliche zu beschreiben. Aber gleichzeitig versucht die lurianische Kabbala, das Göttliche zu verstehen, ohne es in menschliche Begrenzungen zu zwängen. Adam Qadmon ist eher ein mystisches Konzept, das als Brücke zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen dient, und soll den Menschen einen Zugang zu einer höheren spirituellen Realität ermöglichen. Hierbei nimmt Adam Qadmon eine symbolische Stellung innerhalb des lurianischen Systems ein, wo er als ein zentrales Konzept in der Schöpfungsmetaphysik und dem göttlichen Plan verstanden wird. Adam Qadmon ist nicht als ein gewöhnlicher Mensch oder gar als ein „erster Mensch" im physischen Sinne zusehen, sondern als das ‚höchste archetypische göttliche Bild‘, das die ursprüngliche und vollständige Ordnung des Universums widerspiegelt.[2] Necker zeigte, das Adam Qadmon, auch als Adam ha-Eljon, (hebräisch אָדָם הָאֵלְיוֹן ‚der obere Mensch‘) im Gegensatz zum Adam ha-Tachton (hebräisch אָדָם הַתַּחְתּוֹן ‚der untere Mensch‘) nicht den den „Adam" der Tora meint, sondern sein ‚himmlisches Urbild‘, das noch vor der Emanation der zehn Sephiroth aus der unendlichen Gottheit (En Sof) hervorginge.[3]
Von Adam Qadmon und den Sefirot
In folgendem Zitat wird die Gestalt von Adam Kadmon mit den zehn Sefirot (im Zitat kursiv) identifiziert.[4]
„Sein Kopf ist eine Triade aus Weisheit und Intelligenz, die überragt werden durch die Krone, die Herrschaft symbolisiert. Die Brust, die Schönheit, ist verbunden mit dem rechten Arm, der Barmherzigkeit und dem linken Arm, der Gerechtigkeit. In einer dritten Triade beherrschen die Genitalien, die als Fundament bezeichnet werden, das rechte Bein, die Festigkeit und das linke Bein, die Pracht, die wiederum eine Triade mit den Füßen bilden, welche Königreich bedeuten."
- Kether: ‚Krone‘
- Chokmah: ,Weisheit‘, ‚Klugheit‘, ‚Geschicklichkeit‘
- Binah: ‚Einsicht‘, ‚Verstand‘; ‚analytische Intelligenz‘
- Chesed: ‚Liebe‘, ‚Gnade‘, ‚Gunst‘
- Geburah: ‚Stärke‘, ‚Macht‘, ‚Sieg‘, ‚Gerechtigkeit‘
- Tifereth: ‚Verherrlichung‘, ‚Ruhm‘, ‚Pracht‘, ‚Schönheit‘
- Netzach: ‚Dauer‘, ‚Beständigkeit‘, ‚Sieg‘; ‚Ruhm‘, ‚Glanz‘, ‚Blut, ‚Saft‘
- Hod: ‚Pracht‘, ‚Glanz‘, ‚Majestät‘
- Jesod: ‚Gründung‘, ‚Grund‘, ‚Grundstein‘, ‚Grundlage‘
- Malchuth: ‚Königreich‘, ‚Herrschaft‘, ‚königliche Würde‘, ‚Regierung‘
Adam Kadmon und die Schöpfung
Die Schöpfung beginnt nach dem Kabbalisten Isaak Luria in der ersten Phase durch den Tzimtzum , eine Selbstbeschränkung des göttlichen unendlichen Seins En Sof . Diese Selbstbeschränkung führt zu einem Urraum, in dem sich der durch die Struktur der Sefirot bestimmte Adam Kadmon als Urgestalt allen Seins bildet. Dieser Adam Kadmon ist zugleich für die nachfolgende Schöpfung der Schöpfergott, da die göttliche Kraft in Form von Licht durch seine Körperöffnungen bricht und in die Welt emaniert.
Die zweite Phase der Schöpfung wird durch die Unvollkommenheit der Gefäße, die dieses göttliche Licht aufnehmen sollten, der Qlīpōt eingeleitet. Die selbst durch ein niederes Lichtgemisch entstandenen Gefäße zerbrechen unter dem Aufprall des Lichts von Adam Kadmon. Das ist die Schvirat ha-Kelim , der „Bruch der Gefäße". Die Trümmer dieser Qlīpōt vermischen sich wiederum mit Funken des göttlichen Lichts und erhalten dadurch ein eigenes, dämonisches Leben.
Um dieses kosmische Desaster zu beheben, bricht ein spezielles Licht aus Adam Kadmons Stirn. Dieses Licht läutet die dritte Phase der Schöpfung ein, den Tiqqun , die Restitution. So befinden wir uns augenblicklich in dieser Phase der Restauration und Reinigung. Aber nicht nur das göttliche Selbst, auch jedes Geschöpf kann nach Luria am Tiqqun teilhaben, indem es dem Übermaß an richtenden Kräften (die denen der Səfīrat Gəvūrā entsprechen), das die Švīrā verursachte, ein entsprechendes Maß an Kräften der Liebe und der Gnade (Səfīrat Ḥesed) entgegensetzt.
Die Schöpfung nach Isaac Luria wird auch als eine Selbstreinigung Gottes vom immanenten Bösen gesehen. So ist alles Seiende auf das eine Ziel ausgerichtet, mittels Tiqqun dieses Böse zu bekämpfen und letztendlich ein reines Sein zu schaffen.
Literatur
- Gershom Scholem: Zur Kabbala und ihrer Symbolik. 3. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07613-2, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 13).
- Mieke Mosmuller: Adam Kadmon. Occident Verlag, Baarle-Nassau 2016, ISBN 978-3-946699-01-9.
Weblinks
- Kabbala
- Merkawa-Mystik (Memento vom 1. November 2007 im Internet Archive )
Einzelnachweise
- ↑ „der Mensch" steht für einen generischen Begriffs für „Menschheit" oder „den Menschen" und nicht für ein namentragendes spezifisches Individuum.
- ↑ Samuel Aba Horodezky: Ha-Goren. Encyclopaedia Judaica 10 (1928), 95 ff., auf jewishvirtuallibrary.org [1]
- ↑ Gerold Necker: Der Sohar – Das heilige Buch der Kabbala. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main / Leipzig 2008, ISBN 978-3-458-71008-0, S. 53
- ↑ Bernard Lubinski: Die Entschlüsselung drei großer Weltgeheimnisse, W.L.Pomian, Göttingen 2001.