Gräberpiste

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Gräberpiste
Die Gräberpiste in Südostalgerien
Die Gräberpiste in Südostalgerien
Basisdaten
Staat(en) Algerien
Region(en) DZ-33
Gräberfeld, Patronenhülsen, bei Ain el Hadjadj

26.57 region -Parameter fehltKoordinaten: 26° 30′ N, 7° 0′ O


Die Gräberpiste (auch Gräberfeldpiste) ist eine Fahrpiste ohne festen Belag im südöstlichen Algerien. Sie wurde erstmals 1981 unter diesem Namen erwähnt und führt von Illizi nach Amguid (Ort westlich von Illizi, siehe Karte auf dieser Seite). Entlang dieser Piste befinden sich mehrere Gräberfelder muslimischer, aber auch einiger christlichen Verstorbenen. Diese starben während Kämpfen zwischen französischen Kolonialtruppen und Tuareg in den Jahren 1916 bis 1920.

Route und Zustand

Die Piste ist 500 km lang und führt von der Stadt Illizi im Südosten Algeriens in westlicher Richtung nach der Siedlung Amguid. Dabei kommt man auch an grossen und hohen Dünengebieten vorbei. In mehreren Abschnitten ist sie schwierig zu befahren und nur für Geländefahrzeuge geeignet. Ein erstes Teilstück ab Ilizi, etwa 100 km, ist allerdings bereits asphaltiert.

Ursprung des Begriffs Gräberpiste

In ihrem Reiseführer Algerische Sahara von 1981 schrieben die Autor/innen Ursula und Wolfgang Eckert, dass sie die Route Illizi - Amguid auf Gräberpiste getauft hätten. Das Makabre dieser Route seien nicht so sehr Einzelgräber (von Nomaden und Karawanenreisenden), sondern die grossen Gräberfelder, ja regelrechte Friedhöfe. Diese seien oft durch eine aus Steinen auf dem Boden ausgelegte Nomadenmoschee mit der nach Mekka gerichteten Gebetsecke ergänzt. In ihrer Streckenbeschreibung berichteten sie, dass sie vor allem zwischen Illizi und Ain el-Hadjadj, einem Brunnen etwa 140 km westlich davon, und dann nochmals im Gebirge vor Amguid Gräber, Gräberfelder und Nomadenmoscheen gesichtet hätten. Einige Kilometer westlich von Ain el-Hadjadj seien sie auf alte Verteidigungsstellungen gestossen und hätten Patronenhülsen und französische Uniformknöpfe gefunden. [1]

Geschichte

Frankreich als Kolonialmacht erhob schon anfangs des 20. Jahrhunderts Anspruch auf einen Grossteil der zentralen und westlichen Sahara.[2]

Zur militärischen Sicherung seiner Herrschaft wurde eine Reihe von Forts (manchmal auch Bordj genannt) errichtet, die sich in späterer Zeit meist zu einer Siedlung oder einer Stadt entwickelten, wie z.B. das Fort Polignac, dem heutigen Illizi. Doch die Herrschaft Frankreichs war noch nicht gefestigt. 1916/1917 gab es im Niger, südlich von Algerien, einen Aufstand der Tuareg, welcher von der Sanusiya unterstützt wurde[3] . Im Gebiet der algerischen Sahara waren es die Tuareg der Kel Ajjer-Volksgruppe, die sich nicht unter Kontrolle bringen liessen. Ihr Siedlungsgebiet ist die Tassili n'Ajjer-Gebirgskette und die weitere Umgebung, bis hinüber nach Libyen. Die Sanusiya, die zu dieser Zeit im benachbarten Libyen gegen die italienischen Kolonialtruppen kämpfte, hatte die Tuareg zu ihrem Widerstand ermuntert und auch materiell unterstützt.[4]

Die Auseinandersetzung um die Herrschaft über das Gebiet der Kel Ajjer wurde, neben dem Befehlshaber der französischen Saharatruppen, dem General Henry Laperrine, von zwei Persönlichkeiten der Kel Ajjer-Tuareg geprägt:


Brahim ag Abakada

Brahim wurde etwa 1885 in Ghat geboren. Schon in jungen Jahren zog es ihn in die Tassili n'Ajjer zu seinen Kel Ajjer-Volksgruppen zwischen dem Oued Imirou und Aharhar. Das Oued Imirhou befindet sich etwa 50 km südöstlich von Illizi, Aharhar ist ein Tal, etwa 130 km südsüdwestlich von Illizi, mit den damaligen Siedlungen Arma und Ifata.

Dank seines klugen Geistes und seines Mutes erlangte er dort sehr schnell grossen Einfluss. 1916 anerbot er der französischen Kolonialarmee, gegen die Sanusiya im westlichen Libyen zu kämpfen. Seine Bedingung war, dass er im Gebiet der Kel Ajjer Kommandant der Goumiers würde, also der französischen Kamelreitertruppen. Im weiteren wollte er freien Zugang zu Waffen und Munition. Sein Begehren wurde abgelehnt. So wurde Brahim einer der aktivsten Gegner Frankreichs.[5]

Zwischen Juli 1916 und Oktober 1917 wird von mindestens 7 Angriffen und Raubüberfällen berichtet, die ihm und seinen Tuareg zugeschrieben wurden. Ein Angriff erfolgte im Dezember 1916 in der Nähe des Bordj Ain el Hadjadj, das an der Gräberpiste liegt. Ein wichtiger französischer Versorgungskonvoi für das Fort Polignac war vom Fort Flatters, nordwestlich von Ain el Hadjadj, aufgebrochen. Er war in vier Gruppen aufgeteilt, die sich im Abstand von ein bis zwei Tagen folgten. Brahim war über den Transport informiert und hielt sich mit einer ziemlich grossen Abteilung von Tuareg in der Nähe bereit. Sie liessen einen Grossteil der Truppen und des Konvois passieren. Auf der Strecke zwischen Hassi Tabelbalet, einem Brunnen, etwa 40 km nordwestlich von Ain el Hadjadj, und Ain el Hadjad überfielen sie den letzten Konvoi und entführten ihn. Mehrere Goumiers wurden dabei getötet. Einige, die entkommen waren, alarmierten den Kommandanten des Konvois. Dieser schickte ein Hilfsdetachement los, welches die Angreifer verfolgte. Beim anschliessenden Gefecht fielen auf französischer Seite 15 Schützen [6] .

Am 13. Februar 1917 erfolgte ein Angriff auf das Bordj Ain el Hadjadj. Die Garnison bestand aus etwa 120 Mann (ausser dem Kader die meisten Moslem und aus der Sahara stammend). Die angreifenden Tuareg unter dem Kommando von Brahim ag Abakada wurden auf 170 Mann geschätzt. Es gab einen heftigen Kampf, bis zum Nahkampf, aber der Angriff wurde abgewehrt. Bei den Tuareg gab es 6 Tote, bei der Besatzung 11, darunter den Feldarzt.[7]

General Laperrine, der schwierigen Lage der Franzosen in der Sahara zu dieser Zeit bewusst[8] , suchte den Kontakt zu Brahim. Während seiner grossen Inspektionsreise ab 7. November 1918 traf er Brahim im Fort Polignac. Es kam zu keiner Einigung. Am 28. Februar 1919 kam es zu einem erneuten Treffen zwischen dem General und Brahim in Tarat, einer Siedlung mit Fort östlich von Illlizi, nahe der libyschen Grenze. Brahim war mit etwa 100 Tuareg erschienen. Er verlangte, dass er von den Franzosen zum Amghar[9] der Ajjer ernannt werde, was auch erfolgte. Nach langen Verhandlungen erhielt er für seine Tuareg die Zusicherung zur Lieferung von 1874 Gewehrpatronen für die Jagd, sowie dass sie Transportkonvois übernehmen und an militärischen Einsätzen teilnehmen konnten. Er selber hatte seinerseits Anspruch auf sechs Goumiers und ein kleines Gehalt. Damit stellte sich Brahim mit seinen Kriegern Ende Februar 1919 unter französisches Kommando, und er blieb seinem Entscheid treu, auch während der 2. Weltkriegs[10] .


Scheich Amoud Ben Mokhtar

Scheich Amoud wurde 1859 in Djanet geboren. Er war von nobler Abstammung und der Anführer der Kel Ajjer im Bereich von Iherir, einem Gebirgsort etwa 100 km südlich von Illizi, über Djanet bis ins westliche Libyen. Von den Osmanen bekam er den Titel Mouchir und ein Jahresgehalt. Als die Sanusiya die Kontrolle über Ghat und weite Teile Libyens übernahm, verbündete er sich mit ihnen. Dem Versuch der Franzosen, die Kontrolle über das Gebiet der Kel Ajjer zu übernehmen, widersetzte er sich wehement. Von der Sanusiya wurde er materiell und bei grösseren Operationen durch kleinere militärische Abteilungen unterstützt[11] .

Im Jahre 1911 besetzen die Franzosen ein erstesmal Djanet. Im März 1916 belagerte und eroberte es die Sanusiya unter Beteiligung von Scheich Amoud und seinen Kämpfern zurück[12] . Drei Monate später wurde es von den Franzosen wieder besetzt, aber bald darauf aufgegeben. Amoud und seine Gefolgsleute übernahmen die Oasensiedlung bis 1918, als die Franzosen wieder zurückkehrten[13] .

Es sind auch Raubüberfälle überliefert, an denen Scheich Amoud beteiligt war. Zum Beispiel wurde am 11. Mai 1917 ein militärischer Konvoi südlich von Ouargla angegriffen und entführt. Die Verfolgung durch ein französisches Detachement blieb erfolglos. Amoud mit seinen Leuten und dem entführten Konvoi hatten sich nach Ghadames in Libyen abgesetzt. Dort waren sie mit ihrer Beute in Sicherheit[14] .

Am 9. Juni 1920 kam es zu einem Zwischenfall in der Nähe des Fort Polignac. 10 Goumiers bewachten ein Weidegebiet (um das Stehlen von Nutztieren zu verhindern). Bei Einbruch der Nacht wurden sie von 70 feindlichen Tuareg-Kriegern angegriffen. Sie leisteten Widerstand, bis Verstärkung aus dem Fort eintraf und die Angreifer in die Flucht schlug. Es gab Tote und Schwerverletzte auf beiden Seiten. - Es ist möglich, dass dieses Weidegebiet an der Gräberpiste westlich von Illizi lag[15] .

So gab es immer wieder Überfälle und kleine Gefechte, in die Scheich Amoud und seine Tuareg verwickelt waren und die nicht alle überliefert wurden, auch an der Gräberpiste. Denn eine sichere Verbindung zwischen dem Fort Polignac und dem Fort Flatters sowie nach Amguid war den Franzosen sehr wichtig und den Tuareg bot die nahe Tassili n'Ajjer-Gebirgskette mit ihren tief eingeschnittenen Trockentälern Versteck und Rückzugsmöglichkeit. Ende 1920 wurde das ganze Gebiet der Kel Ajjer (mit Ausnahme des libyschen Teils) von Frankreich kontrolliert. Scheich Amoud war nach Libyen geflohen, und der Aufstand war beendet[16] .

In den muslimischen Gräbern an der Gräberpiste sind somit nicht nur aufständische Tuareg begraben, sondern auch viele Tuareg und Chaambas[17] , die unter französischem Kommando gegen sie gekämpft hatten.

Geiselnahme an der Gräberpiste

Die Geiselnahme in der Sahara im Jahr 2003 war eine Entführung, bei der 32 europäische Touristen in Algerien von der Salafisten-Gruppe GSPC verschleppt wurden. Die ersten Entführungen, am 22. Februar, geschahen an der Gräberpiste auf der Höhe des Oued Samene, etwa 110 km westlich von Illizi. Die Entführten wurden anschliessend in ein vorbereitetes Versteck in den Schluchten des Oued Samene dirigiert. Einige der Geiseln lebten bis zu deren Befreiung 177 Tage lang in Gefangenschaft[18] .

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Einzelnachweise und Fussnoten

  1. Ursula und Wolfgang Eckert: Algerische Sahara. 5. Auflage. DuMont Buchverlag, Köln 1990, S. 255-262. ISBN 13: 9783770113170
  2. Universität Wien: Die französischen Kolonien vom 15. Jahrhundert bis heute [1] Archiv:[2], abgerufen am 4. Dezember 2024.
  3. Finn Fuglestad: Les rébellions touarègues du Niger (1916-17), Portail Persée, 1973 [3] (Französisch), abgerufen am 3. Dezember 2024
  4. Walter Schicho: Handbuch Afrika. Band 3. Nord- und Ostafrika. Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-86099-122-1, S. 127ff
  5. M. Vacher: Brahim ag Abakada, Amghar des Ajjers Encyclopédie Berbère, 1992 [4] (Französisch), abgerufen am 1. Dezember 2024
  6. Henri Charles Lavauzelle: Historique de la Comagnie Saharienne de Ouargla, 1920, S. 4 [5] pdf, 0.5MB, (Französisch), abgerufen am 2.Dezember 2024
  7. Auszug eines Briefs von General Laperrine an Kommandant Cauvet vom 16.02.1917 [6] (Französisch), abgerufen am 3. Dezember 2024
  8. José German, Stéphan Faye: Le Géneral Laperrine, Grand Saharien, Librairie Plon, Paris 1931, S. 40ff [7] pdf, 6.6MB, (Französisch), abgerufen am 5. Dezember 2024
  9. Titel der Tuareg, bedeutet alter und weiser Mann. Siehe Hélène Claudot-Hawa: Neither Segmentary, nor Centralized: the Socio-political Organisation of a Nomadic Society (Tuaregs) beyond Categories, HAL open science. S. 7 [8] (Englisch), abgerufen am 4. Dezember 2024
  10. M. Vacher: Brahim ag Abakada, Amghar des Ajjers, Encyclopédie Berbère, 1992 [9] (Französisch), abgerufen am 5. Dezember 2024
  11. Hans Werner Neulen: Feldgrau in Jerusalem. 2. Auflage. Universitas, München 2002, ISBN 3-8004-1437-6, S. 100 ff.
  12. M. Gast: Imenân, Encyclopédie berbère, 2001, Abschnitt 30 [10] (Französisch), abgerufen am 3. Dezember 2024
  13. Jacques Frémeaux, Le Sahara et la France, Paris, SOTECA 2010, ISBN 978-2-916385-44-0, LCCN 2011371898, Seiten 135-136, 145 (Französisch)
  14. Historique des Compagnies Méharistes, Sahara Central et Oriental pendant la Premiére Guerre Mondiale, Abschnitt 70 [11] Ihre Quelle: Archives du Gouvernement Général de l'Algérie, en particulier série H, Historiques des compagnies sahariennes du Touat [12], (Französisch), abgerufen am 5. Dezember 2024
  15. Historique des Compagnies Méharistes, Sahara Central et Oriental pendant la Premiére Guerre Mondiale, Abschnitt 75 [13], (Französisch), abgerufen am 2. Dezember 2024
  16. Gast: Imenân, Encyclopédie berbère, 2001, Abschnitt 34 [14] (Französisch), abgerufen am 1. Dezember 2024
  17. Das Volk der Chaamba ist arabischen Ursprungs. Sie leben in der nördlichen ud nordöstlichen algerischen Sahara. Während der Kolonialzeit dienten viele Chaambas als Goumiers unter französischem Kommando. Ein Beispiel: Historique de la Comagnie Saharienne de Ouargla, S. 4: Le 20 aout (1916), le capitaine Pommier, avec le goum des Chaamba remonte sur Ouargla. (20. August: Hauptmann Pommier kehrt mit seinen Chaamba-Goumiers nach Ouargla zurück.) [15], pdf 0.5MB, (Französisch)
  18. swissinfo: Chronologie der Geiselnahme in der Sahara, 2003 [16] abgerufen am 3. Dezember 2024
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