Graphomat Z64
Der Graphomat Z64 war eine maßgeblich von Konrad Zuse entwickelte automatische Zeichenmaschine der Zuse KG. Produziert wurde sie 1961-1964.[1] Mit ihr war es möglich, zuvor von einem Rechner berechnete Zeichnungen großformatig und genau umzusetzen. Sie galt zu ihrer Zeit als die genaueste Maschine dieser Art.[2] Es wurden 98 Geräte verkauft.[1]
Entwicklung
Ein Vorläufer des Graphomat war die Z60, mit deren Entwicklung 1956 begonnen wurde.[3] Die Z60 war eine Maschine, die mittels einer Nadel an zuvor berechneten Koordinaten Punkte in ein Zeichenpapier stechen konnte. Hiermit wurde die weiterhin händische Zeichenarbeit erleichtert. Sie blieb ein Einzelstück und wurde ausschließlich bei der Flurbereinigungsbehörde Wiesbaden eingesetzt.[4]
Der Graphomat gilt als die letzte Erfindung von Konrad Zuse, an der er maßgeblich mitgearbeitet hat. Die zuvor entwickelten Rechner ab der Zuse Z22 waren vorrangig in Teamarbeit innerhalb der Zuse KG entstanden.[4]
Ein Nachfolgeprodukt waren die Z90 und Z92, die ab 1970 ebenfalls unter dem Namen Graphomat vertrieben wurden. Anders als die Z64 besaßen sie einen frei beweglichen Zeichenkopf und bewegten den Zeichentisch nicht.[3] [5]
Funktionsweise
Zunächst wurde die Zeichnung von einem Rechner berechnet und die Zeichendaten auf einen Lochstreifen übertragen. Entsprechende Programme für die Zuse Z22, Z23, Z25 und Z31 wurden bereitgestellt. Eine eigene Programmierung für andere Systeme war ebenfalls möglich. Dieser Lochstreifen wurde eingelesen und in Bewegungsanweisungen übersetzt.[6] Mit der Z25 war es auch möglich, „on-line" direkt Daten an den Graphomat zu übertragen.[7]
Der Zeichenkopf und der Zeichentisch waren beweglich. Der Zeichenkopf konnte quer und der Zeichentisch längs bewegt werden. Durch Geschwindigkeitsveränderungen bei gleichzeitiger Bewegung in beiden Richtungen konnten auch Kurven umgesetzt werden. Hierzu wurde das von Konrad Zuse entwickelte Binärstufengetriebe verwendet, welches verschiedene Geschwindigkeiten als Kombination einzelner Teilgeschwindigkeiten erzielt.[4]
In den Zeichenkopf wurden Tuschestifte eingespannt. Hierdurch waren verschiedene Farben und Strichstärken möglich. Es war auch möglich, stattdessen Nadeln für Gravuren zu verwenden.[7] Die Maschine konnte automatisch zwischen verschiedenen Stiften wechseln. Bis zu vier Farben waren dadurch gleichzeitig möglich.[3]
Modelle
Der Graphomat wurde in drei Modellen ausgeliefert, deren Hauptunterschied die Größe des Zeichentischs und die Zeichengeschwindigkeit war.[7]
Modell | G1 | G4 | G4 S |
---|---|---|---|
Zeichenfläche | 550 x 600 mm | 1200 x 1400 mm | |
maximale Zeichengeschwindigkeit | 13 mm/s | 43 mm/s | |
maximale Zeichenungenauigkeit | ± 0,15 mm | ± 0,25 mm | |
Mögliche Schrittweiten | 0,06 mm / 0,12 mm | 0,1 mm / 0,14 mm |
Verwendung
Ausgelegt war der Graphomat für die Verwendung in Geodäsie, Hoch-, Tiefbau, Statik, Straßenbau, Wissenschaft, Forschung und Industrie, insbesondere der Textilindustrie.[7]
Georg Nees verwendete einen Graphomat an seiner Firma Siemens, um die Kunstwerke der weltweit ersten Ausstellung mit computergenerierter Kunst im Jahr 1965 anzufertigen.[8] Hierzu entwickelte er eine Reihe von Programmbibliotheken in Algol 60, um die Zeichenmaschine einfacher benutzen zu können.[9]
Zubehör
Mit einem Planimeter Z80 sollten Distanzen und Flächen automatisch vermessen und auf einen Lochstreifen gespeichert werden, damit diese in der Folge direkt für den Graphomat genutzt werden konnten. Eine ähnliches Ziel verfolgte das Filmumsetzgerät Z84, mit dem in Theodoliten eingesetzte Filme automatisch eingelesen werden konnten.[7]
Literatur
- Konrad Zuse: Der Computer - Mein Lebenswerk. 5. Auflage, Springer, Heidelberg, ISBN 978-3-642-12095-4
Weblinks
- Informatik-Ausstellung des Deutschen Technikmuseum, Berlin
Referenzen
- ↑ a b Z 64 Graphomat. In: museum-digital sachsen. ZCOM Zuse-Computer-Museum, 5. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2024.
- ↑ Wilfried Brauer, Ute Brauer: Zum Tod von Konrad Zuse. In: Informatik-Spektrum. Band 19, Nr. 1, 1. Februar 1996, ISSN 1432-122X , S. 2, doi:10.1007/s002870050009 (springer.com [abgerufen am 12. Oktober 2024]).
- ↑ a b c Horst Zuse: Graphomat Z64. Abgerufen am 12. Oktober 2024.
- ↑ a b c Konrad Zuse: Der Computer - Mein Lebenswerk. 5. Auflage. Springer, Heidelberg / Dordrecht / London / New York 2010, ISBN 978-3-642-12095-4, doi:10.1007/978-3-642-12096-1 (springer.com [abgerufen am 12. Oktober 2024]).
- ↑ Graphomat Zuse Z90. Nr. 2-2610-070. Zuse KG (rptu.de [PDF; abgerufen am 12. Oktober 2024]).
- ↑ Programmierungsanleitung für den Graphomaten ZUSE Z 64. P 121. Zuse KG, Bad Hersfeld April 1964 (rptu.de [PDF; abgerufen am 12. Oktober 2024]).
- ↑ a b c d e Zuse Z64 Graphomat. Zuse KG (rptu.de [PDF; abgerufen am 12. Oktober 2024] Werbebroschüre).
- ↑ Frieder Nake: The Pioneer of Generative Art Georg Nees. In: Leonardo. Band 51, Nr. 3, 2018, ISSN 0024-094X , S. 277–279, JSTOR:26808625.
- ↑ Frank Dietrich: Visual Intelligence: The First Decade of Computer Art (1965-1975). In: IEEE Computer Graphics and Applications. Band 5, Nr. 7, Juni 1985, ISSN 0272-1716 , doi:10.1109/MCG.1985.276440 .