Derby (Mannschaftssport)

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Man spricht von einem Derby (häufig in Form von Lokalderby), wenn zwei stark rivalisierende Vereine einer Region im Mannschaftssport aufeinander treffen. Derbys haben für viele Fans eine hohe Bedeutung, da es hier beispielsweise um die Vorherrschaft in einem Bezirk oder einer Stadt geht. Das legendärste Beispiel in Deutschland ist das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04, die sich seit Jahrzehnten um den Rang der besten Fußballmannschaft des Ruhrgebietes streiten. Das Stadtderby in Buenos Aires zwischen den Boca Juniors und River Plate wird als El Superclásico, der Super-Klassiker, bezeichnet. Zusätzliche Aspekte können ideologische Unterschiede sein, beispielsweise im Old Firm, dem Fußball-Derby zwischen dem katholischen Celtic Glasgow und den protestantischen Glasgow Rangers.

Der Ausdruck "Derby" wird unterschiedlich gebraucht. Im deutschen Sprachgebrauch steht es fast ausschließlich für Spiele zwischen Vereinsmannschaften, im angelsächsischen Raum spricht man von Derbys ebenso bei bedeutenden Länderspielen, Klassikern wie beispielsweise Österreich-Ungarn. Die Ausdehnung der meisten Mannschaftssportarten in den überregionalen Raum führte in den vergangenen Jahrzehnten dazu, dass auch Spiele zwischen vergleichsweise weit auseinanderliegenden Vereinen, beispielsweise Bayern München und 1. FC Nürnberg oder im heutigen Sprachgebrauch fälschlicherweise als "Derby" bezeichnet werden.

Etymologie

Der Begriff Derby geht im Zusammenhang von Mannschaftssportarten auf ein mittelalterliches 'Sportereignis' - das „Shrovetide-Fußballspiel"- in England zurück. Teilnehmer waren Einwohner benachbarter Gemeinden des Dorfes Ashbourne in der Region Derbyshire. Bei dem Spiel des derby village ging es darum, dass die Spieler versuchten, mit einem Ball das gegnerische 'Tor' - einen Mühlstein - zu berühren. Die Entfernung der Mühlsteine zueinander betrug etwa 3 Meilen. Weder die Regeln des Spiels, noch die Anzahl der Spieler (teilweise bis zu 1000 Teilnehmer) waren genau definiert.

Das erste nachweisbare Fußball-Derby der Moderne wurde 1866 in Nottingham zwischen zwei der ältesten Fußballvereinen der Welt ausgetragen, zwischen Nottingham Forest (gegründet 1865) und Notts County (gegründet 1862).

Derbys (Fußball)

Das Lokalderby als Stadtmeisterschaft

Während durch Massenmedien und moderne Verkehrsmittel die Welt immer mehr zusammenrückt, Abstände zwischen Regionen, Nationen und Kontinenten nicht mehr in Tagesreisen sondern in (wenigen) Stunden überwunden werden, scheint der Lokalpatriotismus eine immer strärkere Bedeutung zu bekommen. Die einfachste Form des Lokalderbys ist das Stadtderby. Neben dem Faktor der regionalen Vorherrschaft, der inoffiziellen Stadtmeisterschaft, die in einem Derby ausgetragen wird, kommt auch der Faktor um die Vorherrschaft in den Kneipen nicht zu kurz, denn den Gewinnern eines Derbys gehören die Kneipen.

So wurde bei der Gründung der Bundesliga der TSV 1860 München berücksichtigt, der FC Bayern München musste zwei Jahre warten, um in die Bundesliga aufzusteigen und konnte erst Ende der Sechziger Jahre die Dominanz der "Sechziger" brechen, durch den glücklichen Zufall, dass sich Deutschlands bester Libero Beckenbauer, Deutschlands bester Stürmer Müller und einer der besten deutschen Torhüter, Sepp Maier in einem Jahrhundertteam zusammenfanden. Hier geht es um den klassischen Konflikt der Dominanz. Erst war der TSV 1860 die Nummer 1 in München, weshalb Franz Beckenbauer auch fast zu den "Löwen" gewechselt wäre. Erst durch die sehr erfolgreichen 70er Jahre überflügelten die Bayern den Konkurrenten.

Als traditionsreichstes Fußballderby in Deutschland kann das fränkische Lokalderby zwischen der SpVgg (Greuther) Fürth und dem 1. FC Nürnberg angesehen werden. In über 250 Begegnungen trafen sich die Rivalen bereits seit 1903. In den 1910er und 1920er Jahren sowie nochmal Anfang der 50er zählte es zu den hochklassigsten Derbys in ganz Deutschland.

Fast jede Stadt kann auf ein Stadtderby verweisen. Es sind kleine Geschichten und Anekdoten, die diese Derbys zu Legenden, deren Austragung zu Highlights für jeden Fan werden lassen. Die Gebrüder Baresi wurden in den Achtzigern zu Legenden der Mailänder Vereine, der eine allerdings beim AC Mailand (Franco Baresi), der andere bei Inter Mailand (Giuseppe Baresi). Franco Baresi, wohl einer der besten Liberos aller Zeiten, fiel bei einer Jugendsichtung bei Inter durch, um so wichtiger waren ihm die Mailänder Derbys.

In Wien gibt es eine starke Rivalität zwischen dem FK Austria Wien und dem SK Rapid Wien. Das Wiener Derby resultiert nicht nur aus lokaler Nähe - beide Vereine stammten ursprünglich aus dem selben Bezirk, hinzukommen noch starke ideologische Unterschiede: Rapid gilt als Verein der Arbeiterschicht, Austria als Verein des Bürgertums. Zusammengezählt haben beide Teams 54 Meisterschaften gewonnen.

Die klassische Form des Derbys, also eine Partie zwischen zwei Stadtteilen der selben Stadt, lässt sich in Stuttgart beobachten. Dort stehen die Stadtteile Stuttgart-Bad Cannstatt und Stuttgart-Degerloch sich in ständiger und heftiger Rivalität gegenüber. Partien der „Roten" (VfB Stuttgart) gegen die „Blauen" (Stuttgarter Kickers) sind für viele Fans beider Seiten nach wie vor die wichtigsten Spiele der Saison, auch wenn sie in unterklassigen oder Jugend-Ligen ausgetragen werden.

In Liverpool wird das Merseyside-Derby zwischen dem FC Liverpool und dem FC Everton ausgetragen. Kuriositäten und Besonderheiten gibt es genug in der Beziehung dieser zwei erfolgreichen Clubs. So trennen das Stadion an der Anfield Road und das Stadion Goodison Park nicht einmal 1 km, genauer gesagt nur der Stanley Park. Die Rivalität der Vereine ist auch mit dem Anfield-Stadion verbunden, denn ursprünglich wurde es für den 1878 gegründeten FC Everton erbaut, 1892 wurde die Pacht aber derart erhöht, dass der Verein den Umzug in den Goodison Park vorzog und der Stadionbesitzer den FC Liverpool gründete.

Politische Derbys

Besondere Brisanz herrscht bei Derbies, die nicht nur zwei Vereine sondern auch gleich zwei Weltanschauungen gegeneinander austragen. So ist das Hamburger Stadtderby FC St. Pauli gegen den Hamburger SV auch gleich das Spiel der (Links-)Alternativen gegen die Rechten - als solches wurde es zumindest immer wieder von politisch orientierten Fangruppen benutzt.

Im Römer Stadtderby sind die Fronten klarer. Sowohl die Fans des AS Rom wie auch von Lazio Rom gelten im harten Kern als besonders stark dem rechten Rand zugewandt. Hier geht es bei teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen um den Führungsanspruch einzelner Gruppen im politisch rechten Fanlager.

Weniger brisant ist das Rhein-Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln. Köln ist die größte Stadt in Nordrhein-Westfalen, in Düsseldorf sitzt hingegen die Landesregierung. Dieses Derby ist - wenn auch in den letzten Jahren selten ausgespielt - auch ein Duell der rheinischen Karnevals-Hochburgen, ein Duell zwischen Altbier und Kölsch.

Das Ost-Berliner Stadtderby zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem BFC Dynamo war in der DDR auch das Spiel der Republikflüchtlinge (1. FC Union Berlin ) gegen den Stasi-Klub (BFC Dynamo).

Das Derby und die Religion

Eines der ältestesten Derbies ist das Old Firm in Glasgow: der Verein der Katholiken, Celtic Glasgow, gegen die Protestanten der Glasgow Rangers. Dabei spielt wie in England üblich auch die Politik eine Rolle. So werden in den Fan-Blöcken der Celtic-Fans, in Anlehnung an die keltischen und irischen Wurzeln des Vereins, irische Flaggen geschwenkt, von den Fans der Rangers wird die Fahne des Vereinigten Königreiches geschwenkt. Ein Celtic-Fan ist immer auch Anhänger der schottischen Unabhängigkeit, ein Rangers-Fan ist Anhänger der Krone. Dass es bei Spielen Rangers - Celtic auch fast immer um die schottische Meisterschaft geht, ist fast nebensächlich.

Derby der Klassen

Das Stadtderby in Zürich ist traditionell auch eine Auseinandersetzung eines Arbeiterclubs (FC Zürich) mit einem bürgerlichen Verein (Grasshoppers Zürich).

Ein besonderes „Klassenderby" ist das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und FC Schalke 04. Beide Vereine nehmen besonderen Bezug auf ihre Wurzeln in der Arbeiterschaft, insbesondere dem Kohlebergbau und der Stahlindustrie im Ruhrgebiet. Der Sieger diese Derbys ist auch gleich der Meister „unter Tage". Auch die wechselnde Dominanz im „Kohlenpott" macht hier einen Großteil der Spannung aus, die dieses Derby im Vorfeld bereits verbreitet. Schalke 04 hat mit 6 Meistertiteln in den 30er und 40er Jahren und dem berühmten Schalker Kreisel Furore gemacht,jedoch noch nie in der Bundesliga einen Titel holen können, die Dortmunder Borussia konnte mit sechs Meistertiteln und einem Sieg in der Champions League die 90er Jaher sehr erfolgreich gestalten.

Katastrophen und Gewalt

Wenn besonders starke Emotionen im Spiel sind, werden gewalttätige Auseinandersetzungen wahrscheinlicher. Fast jedes Derby wird so zu einer Herausforderung für die Sicherheitskräfte. El Superclásico, der „Super-Klassiker" in Buenos Aires zwischen den legendären Clubs River Plate und Boca Juniors gilt als eines der heißesten Derbies der Fußballwelt. Oft genug entlud sich die Energie aber in Gewalt. So wird von einem Derby 1994 berichtet, das River Plate mit 2:0 gewinnen konnte und dazu führte, dass einer der Anführer der Boca-Fans den Mord an zwei Fans von River Plate in Auftrag gab. Die zynische Bemerkung, die im argentinischen Fernsehen und als Graffiti in der Stadt zu finden war, lautete schlicht: „Empatamos", „wir haben zum 2:2 ausgeglichen". Bereits im Juni 1968 starben bei dem Spiel River Plate gegen Boca Juniors 73 Menschen und über 150 wurden verletzt, als ein Ausgang verschlossen war und die Massen immer weiter versuchten das Stadion zu verlassen.

Die letzten großen Krawalle in Deutschland im Zusammenhang mit einem Fußballspiel waren auch indirekt mit einem Derby verbunden. Am Himmelfahrtstag 1999, dem 13. Mai, kommt es während und nach der Partie der Offenbacher Kickers gegen Waldhof Mannheim (0:0) zu heftigen Ausschreitungen. Während die Polizei den Hintergrund der Gewalt in der Feindschaft der Fanlager der beiden beteiligten Vereine vermutete, deuten viele Hinweise auf eine Hooligan-Schlacht um das Main-Derby. So waren „Fans" der Frankfurter Eintracht auf Seiten der Waldhöfer Randalierer ebenso vertreten wie Hooligans aus dem Umfeld des 1. FC Magdeburg, FSV Zwickau und Eintracht Braunschweig. Die Offenbacher Hooligans hingegen wurden unterstützt von Gewalttätern, die aus dem Umfeld des 1. FC Kaiserslautern, Borussia Mönchengladbach und anderer Vereine kamen. Man geht von bis zu 70 Verletzten aus, darüber hinaus entstand ein enormer Sachschaden.

Klassische Derbys

Argentinien

Brasilien

Deutschland

England

Frankreich

Griechenland

Italien

Österreich

Polen

Portugal

Schottland

Schweiz

Spanien

Türkei

Serbien

Uruguay

Ostbayernderby : EHC Straubing - EV Regensburg

Derbys (Handball Deutschland)

Derbys (American Football Deutschland)

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