Weinglas

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Ein Weinglas ist ein Trinkgefäß aus Glas, um Wein aufzunehmen.

Weinglas mit Gravuren

Zweck

Es hat mehrere Funktionen:

  1. das Einschenken von Wein zu ermöglichen, also ein Umfüllen aus der Flasche oder der Karaffe zwecks Verzehr des Weines,
  2. einen optischen Eindruck vom Wein per Durchblick zu gestatten,
  3. einen Eindruck des Weines für die Nase zu ermöglichen,
  4. den Wein in den Mund zu bringen helfen.

Das Weinglas soll dem Weingenießer ermöglichen und erleichtern, eine komplette Beurteilung des Weines vorzunehmen. Diese Beurteilung des Weines erstreckt sich auf die optische Prüfung (Farbe, Reinheit, Klarheit) und die sensorischen Prüfungen in Nase und Mund (Geruch, Geschmack).

Aufbau

Ein Weinglas besteht in der Regel

  1. aus dem Kelch, d.h. dem bauchigen oberen Teil, in den der Wein eingefüllt wird,
  2. aus dem Stiel, und
  3. aus dem Fuß. Letzterer dient dem Abstellen des Weinglases auf einer ebenen Fläche.

Weingläser können sehr unterschiedliche Größen haben: beginnend bei einem Aperitif-Glas für 0,1 Liter Sherry bis hin zu großen Kelchen für schwere Burgunderweine, die mehr als einen halben Liter fassen.

Form

Weingläser können unterschiedlich geformt sein, auf die Kontur des Gefäßes bezogen:

  1. flach, wie z.B. Sekt-Schalen (nicht zu empfehlen, da Sekt oder Champagner hieraus zu leicht herausspritzt, und zudem die Perlage leidet, das genußvolle Anschauen der Kohlensäure-Bläschen).
  2. rund- oder schlankbauchig (die zu empfehlende Normalform)
  3. hoch geschlossen (zur besonderen Schärfung des Nasen-Eindrucks)
  4. der Römerkelch (geringelter Fuß und Stiel, oft in grünem Glas), Sinnbild „urdeutscher" Weingemütlichkeit, jedoch zum Weingenuß nicht zu empfehlen, da dicke Glaswandungen und Verzierungen einen klaren Durchblick durch den Wein erschweren sowie die Temperierung des Weines verzögern.

Herstellung

Weingläser werden von vielen Firmen hergestellt.

Die Preise für Weingläser reichen heutzutage (2004) von wenigen Cents bis hin zu über 50 Euro für ein großes Burgunderglas.

Handhabung von Weingläsern, Fehler bei Weingläsern und in deren Handhabung

Eine Besonderheit von Weingläsern sind die Schaumwein-Gläser. Hier sind die meisten Fehlentwicklungen zu beobachten wie flache Schalen, welche die Kohlensäure zu schnell entweichen lassen (angebracht sind hier die hohen, schlanken „Sektflöten" mit kleiner Öffnung), aber auch Gläser in denen Schaumwein nicht perlt weil der kleine „Störungs-Punkt" fehlt, an dem sich die Kohlensäure sammelt, um dann als kleine Perle aufzusteigen.

Die sich nach oben öffnenden Gläser sind allesamt nachteilig: wenn das Glas geschwenkt wird, ist die Gefahr groß, daß Wein herausgeschleudert wird. Auch ein Schaumwein sollte daher ein Glas bekommen, welches sich nach oben hin ein wenig verengt.

Weingläser sollten höchstens halb befüllt werden (sofern man nicht als zahlender Gast ein „gut gefülltes Glas" erwartet).

Denn: das Glas wird geschwenkt, d.h. mit leicht kreisenden Bewegungen der vertikalen Achse in Bewegung versetzt, um den Wein die obere freie Glasfläche innen im Kelch benetzen zu lassen. An dieser im Freien ablüftenden Glasfläche kann dann die „Nase" genommen werden, der Geruchseindruck vom Wein. Ein zu volles Glas hat zu wenig freie Glasfläche, der Wein hat zu geringen Luftaustausch im Glas, der „Naseneindruck" wird dann oft leiden.

Auch dem Glasrand wird ein gewisser Einfluß auf das Geschmackserlebnis zugebilligt: er soll keinesfalls scharfkantig sein, aber auch nicht zu dick gerundet. Der Rand soll dem Wein bei der Aufnahme in den Mund das schnelle, leichte, gleichmäßige Benetzen der Zungenoberfläche ermöglichen. Dieses soll möglichst mit einem kleinen Schluck dosierbar sein, damit man von dem Wein lange Genuß hat.

(Die Zunge ist auf ihrer Oberfläche in Regionen des Geschmacksempfindens eingeteilt: vorn an der Zungenspitze wird Süße erschmeckt, seitlich vorn Säure, und seitlich weiter hinten Bitterstoffe. All diese Regionen gilt es mit Wein zu benetzen, und das Weinglas soll diesen Vorgang des Benetzens so unterstützen, daß auch mit einer kleinen Menge Wein all diese Regionen der Zunge erreicht werden.)

Weingläser sollten möglichst eine glatte Oberfläche haben, um den Druchblick zu gestatten. Schliffe und Gravuren sind hinderlich, allenfalls kleine Beschriftungen sind hinzunehmen.

Eine besondere Funktion haben spezialisierte Weingläser zu Verkostungszwecken. Das berühmteste unter ihnen ist französischen Ursprungs und trägt den Namen "l ́Impitoyable" , das „Unbestechliche". Der Kelch dieses Glases ist so eng geschlossen und spitz fokussiert, daß die Gasmoleküle des Weines förmlich gebündelt in die Nase schießen. Kein eventueller Weinfehler bleibt da dem Fachmann unentdeckt.

Weingläser sollten grob die Temperatur haben, die auch für den Wein richtig erscheint: um die 8 bis 10 Grad für Weißwein, und 15 bis 17 Grad für Rotwein. Zumindest ist die Anforderung, daß die Glas-Wandungen nicht dermaßen dick sein dürfen, daß die zu tiefen oder zu hohen Temperaturen des Weinglases sich auf den Wein übertragen. Weder sollte ein Weinglas aus der prallen Sonne entnommen werden, noch sollte es aus der Kühlung genommen werden. In erstem Fall wird der Wein zu warm werden; im letzterem Fall beschlägt das Glas, sodaß die Beurteilung des Weines per Auge leiden kann.

Spülung

Weingläser werden heiß gespült mit Spülmittel, dann mit heißem klaren Wasser ohne Spülmittel von den Resten des Spülmittels befreit, und sodann mit einem sauberen Leinentuch abgetrocknet. Zuletzt stellt man sie – am besten mit der Öffnung nach unten, gegen Staubeinwirkung – in einen sauberen Schrank.

Lagerung

Ein typischer Fehler bei der Handhabung von Weingläsern ist auch das Abstellen in muffigen Schränken oder Räumlichkeiten. Zum Beispiel in Aufenthaltsräumen des Gastronomie-Personals, in denen geraucht wird. Bei staubigen, unsauberen Gläsern oder Gläsern mit Raucharomen oder Spülmittel-Einfluß wird der Weingenießer Einbuße leiden und protestieren.

Weingläser sind auch Sammlerobjekte.

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