Ludwig Reiners

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Dr. Ludwig Reiners (* 21. Januar 1896 in Ratibor; † 10. August 1957 in München) war ein Fabrikant, Kaufmann und Schriftsteller.

Leben

Reiners wuchs gleichermaßen im Bannkreis Preußens wie der österreichisch-ungarischen Monarchie und ihrer Atmosphäre auf (diese schildert er in seiner Darstellung über Vorgeschichte und Verlauf des Ersten Weltkriegs "In Europa gehen die Lichter aus"). Von 1914 bis 1918 war er Soldat. Er studierte Recht und Volkswirtschaftslehre und begann dann in der Stellung des Börsenvertreters einer Großbank eine Laufbahn als Kaufmann, wurde Direktionsassistent in der Schwerindustrie, Holzhändler auf dem Balkan und zuletzt – unterbrochen durch eine Zeit als Landarbeiter nach dem Zusammenbruch 1945 – in Bayern Direktor einer Textilfabrik.

In der Zeit der Weltwirtschaftskrise begann er, wirtschaftswissenschaftliche Lehrbücher und Einzeluntersuchungen zu veröffentlichen ("Die wirkliche Wirtschaft", eine Einführung in die Volkswirtschaftslehre in Frage und Antwort, 1930). Daran schlossen sich Bücher über innerliche Fragen, die deutsche Literatur und die Geschichte Englands und Deutschlands.

Nach dem Krieg brachte er schnell nacheinander den größten Teil seiner Bücher auf den Markt, wurde ein Leuchtturm für Fragen des Ausdrucks und gab auch den Stilduden heraus.

1957 starb er im Alter von 61 Jahren.

Die "Stilkunst"

1943 erschien Deutsche Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa. Dem Benutzer öffnet sich nicht nur ein Panoptikum des guten und schlechten Stils, sondern man stellt ihm auch Aufgaben: Die Beschreibung von Gegenständen oder Rückübersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche. Reiners nahm viel aus Eduard Engels gleichnamigem Buch von 1911 auf.

Stefan Stirnemann behauptet: „Reiners übernahm von Eduard Engel bewusst und nach Plan die Auffassung von Stil und Stillehre, die Begriffe und zahllose Beispiele aus schöner und Fachliteratur. Darüber hinaus stahl er ihm treffende Beobachtungen und kräftige Sätze und äffte recht eigentlich Engels Haltung nach: die überlegene Haltung des Kenners. [...] Möglich war der Betrug nur im Dritten Reich. Einerseits waren Engels Schriften ohne Rechtsschutz, andererseits durfte Reiners annehmen, dass sie, in Fraktur gedruckt, umso schneller vergessen würden, da der „Führer" 1941 die Umstellung auf Antiqua verfügt hatte. Er konnte also zuversichtlich das erfolgreiche Buch Eduard Engels – das Wort drängt sich auf: arisieren." [Referenz siehe Weblinks]

Immer getreu der Einsicht, dass derjenige, der mit der Sprache umgehen kann, auch die Welt leicht und sinnvoll zu durchschauen und zu ordnen vermag, dass Sprache und Gedanke eins sind, hilft Reiners, den Blick von der Oberfläche der Dinge abzuziehen und zu ihrem Wesentlichen hindurchzustoßen. Ihm zufolge soll man beim Erdenken eines Textes vor allem beachten:

  • Lass das Subjekt etwas tun, schreibe im Verbalstil: nicht „Durch die Gewöhnung an die ständige Unterhöhlung seines Ansehens kam es zu seinem Rückzug ins Privatleben und zur Konzentration auf die Produktion seiner schriftstellerischen Werke", sondern: „Als man ihn immer mehr verleumdete und er das Leben irgendwann schon gar nicht mehr anders kannte, zog er sich in sein Haus in XY zurück und schrieb dort fortan in größerer Ruhe an seinen Büchern weiter".
  • Benutze das besondere, nicht das allgemeine Wort: nicht „Das Wasser bewegte sich den Hang hinunter", sondern: „Der Bach quirlte, zischte, spritzte und toste über den Schuttkegel hinunter ins Wiesental".
  • Schreibe knapp: nicht „Als wir uns über die unterschiedlichen Erfordernisse in der Sache geeinigt hatten, kamen wir, nachdem wir uns beraten hatten, letztlich überein, dass die Rechte an der Nutzung des Geländes ohne Wenn und Aber bei den Personen bleiben mussten, die sie auch schon vor 1933 innegehabt hatten und denen sie von den Nazis geraubt worden waren", sondern: „Wir beschlossen, die Landenteignungen der Nazis rückgängig zu machen".

Seine anderen Presseerzeugnisse

Reiners hat seine bitterböse äußerliche Anpassung später, nach dem Untergang Hitlers, in dem Büchlein Die Kunst der Rede und des Gesprächs klargestellt, in dem er ein Zitat Hitlers zunächst scheinbar als Beispiel für guten Stil anführt und den Leser während der ziemlich langen Stelle selbst darauf kommen lässt, dass da etwas nicht stimmt.

In seiner Wissenschaftlichen Untersuchung über Wahrheit und Irrtum der Astrologie "Steht es in den Sternen?" von 1951 sammelt der Autor alles, was sich gegen Sinn und Wahrheit der Astrologie sagen lässt („Das Sternbild des Löwen gibt es nicht!").

Die "Fibel für Liebende – zugleich eine Anleitung, verheiratet und doch glücklich zu sein" (1950) ist wahrhaft eine neue Liebeskunst.

"In Europa gehen die Lichter aus" ist eine lebendige und bei aller Gehässigkeit doch nüchterne Chronik der Fehler, die zum Zusammenbruch der Mittelmächte im November 1918 führten.

In der zweibändigen Bismarck-Biographie kommt der Kanzler viel selbst zu Wort. Das 19. Jahrhundert naht sich mittels treffender Farben hart dem Leser.

Weiten Kreisen ist Ludwig Reiners vor allem durch die Gedichtsammlung "Der ewige Brunnen" bekannt.

Werke

Von den meisten genannten Werken gab es weitere Auflagen.

  • Die wirkliche Wirtschaft (2 Bände, 1932/33)
  • Fontane, oder Die Kunst zu leben (1939)
  • Deutsche Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa (1943, verb. Neuaufl. 1951, C. H. Beck), ISBN 3-406-34985-4
  • Sorgenfibel oder: Über die Kunst, durch Einsicht und Übung seiner Sorgen Meister zu werden (1948, Becksche Reihe), ISBN 3-406-32981-0
  • Fibel für Liebende, zugleich eine Anleitung, verheiratet und doch glücklich zu sein (1950)
  • Roman der Staatskunst. Leben und Leistung der Lords (1951)
  • Steht es in den Sternen? Eine wissenschaftliche Untersuchung über Wahrheit und Irrtum der Astrologie (1951)
  • Stilfibel. Der sichere Weg zum guten Deutsch (1951,dtv), ISBN 3-423-30005-1
  • Friedrich (1952)
  • Wir alle können besser leben (1953)
  • In Europa gehen die Lichter aus. Der Untergang des Wilhelminischen Reiches (1954)
  • Der ewige Brunnen. Ein Volksbuch deutscher Dichtung (1955, C. H. Beck), ISBN 3-406-53638-7
  • Die Kunst der Rede und des Gesprächs (1955)
  • Die Sache mit der Wirtschaft. Briefe eines Unternehmers an seinen Sohn (1956)
  • Wer hat das nur gesagt? (Zitatenlexikon, 1956)
  • Bismarcks Aufstieg, 1815-64 (1956)
  • Bismarck gründet das Reich, 1864-1871 (1957)
  • Verdienen wir zu wenig? (1957)
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