Retrofokus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. November 2006 um 18:50 Uhr durch Bigkahuna (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Begriff Retrofokus bezeichnet eine besondere Bauweise von Objektiven mit kurzer Brennweite. Das Wort Retrofokus beschreibt dabei bereits im Kern die wesentliche Eigenschaft dieser Objektive: es leitet sich ab vom lateinischen retro : rückwärts, zurück und focus: Feuerstätte, Herd, im übertragenen Sinne Brennpunkt . Retrofocus bedeutet übersetzt also: Den Brennpunkt zurücksetzen.

Motivation

Normalerweise entspricht der Abstand zwischen der Hauptebene des Objektivs und der Bildebene gerade der Brennweite. Bei Objektiven mit sehr kurzer Brennweite kann dieser Abstand für bestimmte technische Anwendungen jedoch zu klein werden. Beispielsweise muss bei einer einäugigen Spiegelreflexkamera zwischen Objektiv und Bildebene noch genug Platz für den Schwingspiegel bleiben. Die Retrofokusbauweise erlaubt es, die Baulänge des Objektivs zu vergrößern, ohne die optisch wirksame Länge – also die Brennweite – zu verändern. Für Kleinbild-Spiegelreflexkameras fertigt man aus dem genannten Grund Objektive mit Brennweiten von ca. 40 mm und darunter üblicherweise in Retrofokusbauweise.

Geschichte

Die ersten Retrofokusobjektive (auch: Retroobjektive) wurden 1931 für Farbfilmkameras entwickelt. Hinter dem Objektiv musste bei diesen frühen Kameras genug Platz für einen Farbteiler bleiben. Dadurch wurde der Abstand zwischen Objektiv und Filmebene so groß, dass für kleinere Brennweiten die herkömmlichen Objektive nicht mehr genutzt werden konnten. Das erste Retrofokus-Objektiv für Kleinbild-Kameras wurde 1950 von Pierre Angenieux entwickelt.

Bei den ersten Konstruktionen wurde eine Streulinse vor ein vorhandenes Objektiv gesetzt, was die Abbildungsleistung verschlechtert hat. Der Aufbau eines hochwertigen Retrofokusobjektivs ist aufwändig, aber durch moderne Berechnungs- und Herstellungsmethoden beherrschbar. Der asymmetrische Aufbau und die für große Bildwinkel nötigen großen Frontlinsen machen die Korrektur der Abbildungsfehler schwierig. Um auch im Nahbereich eine gute Abbildungsleistung zu erreichen, werden bei hochwertigen Konstruktionen Linsenelemente beim Fokussieren gegeneinander verschoben (floating elements).

Retroobjektiv / Teleobjektiv

Die Retrofokusbauweise ist die Umkehrung der Tele-Bauform von Objektiven: Teleobjektive sind kürzer als ihre Brennweite. Beim Teleobjektiv steht erst eine positive Gruppe (Sammellinse) im Strahlengang, gefolgt von einer negativen Gruppe (Zerstreuungslinse), wodurch die Baulänge kürzer als die Brennweite wird (Prinzip des Galilei-Fernrohres). Bei Retrofokusobjektiven wird die Reihenfolge umgekehrt, wodurch sich die Baulänge vergrößert.

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Retrofokus&oldid=23401678"