Frankfurt-Unterliederbach

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Wappen von Unterliederbach
Wappen von Unterliederbach
Wappen von Frankfurt am Main
Wappen von Frankfurt am Main
Unterliederbach
40. Stadtteil von Frankfurt am Main
[画像:Karte]
Karte
Koordinaten 50° 6′ 39′′ N, 8° 31′ 53′′ O 50.1108333333338.5313888888889Koordinaten: 50° 6′ 39′′ N, 8° 31′ 53′′ O
Fläche 6,021 km2
Einwohner 17.158 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte 2850 Einwohner/km2
Postleitzahl 65929
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 6 – West
Stadtbezirke
  • 621 – Unterliederbach-Mitte
  • 622 – Unterliederbach-Ost
  • 623 – Unterliederbach-West
    (Silogebiet)
Verkehrsanbindung
Autobahn A66
Bundesstraße B8
Regionalbahn 12
Bus M55 50 58 59 253 804
Quelle: Einwohner mit Hauptwohnung in Frankfurt am Main. (PDF) In: Statistik aktuell, 03/2023. Abgerufen am 7. Juni 2023. 

Unterliederbach ist seit dem 1. April 1928 ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Die Einwohnerzahl beträgt 17.158.

Lage

Unterliederbach befindet sich im Nordwesten des Ortsbezirks 6 (Frankfurt-West), etwa 9,6 km westlich der Hauptwache. Südwestlich befinden sich Zeilsheim und Teile der Gemarkung Sindlingens. Im Südosten verläuft die Grenze zu Höchst durch fließend ineinander übergehende Bebauung. Im Nordosten liegt Sossenheim.

Im Nordwesten und Norden stößt Unterliederbach an die Gemeinden Liederbach und Sulzbach des benachbarten Main-Taunus-Kreises.

Geschichte

Karte von 1893: Die expandierenden Orte Unterliederbach und Höchst beginnen baulich zusammenzuwachsen.

Namensgebend für den Ort ist der Liederbach, der am alten Ortskern vorbeifließt. Zum ersten Mal erwähnt wird er um das Jahr 800 in einer Schenkung an die Grafen von Nürings als Liderbach oder Leoderbach, womit allerdings seinerzeit zusammenfassend auch Oberliederbach gemeint war. Ab 1222 taucht die Unterscheidung auf als inferiori Liderbach (lateinisch für "niederes Liederbach"). Ab 1406 hieß das Dorf Nidernliderbach. Die Schreibweise wandelte sich von Niddemliederbach (1492) über Niddern Liederbach (1592) hin zu Niederliederbach (1812), ehe 1818 der heute noch übliche Name Unterliederbach eingeführt wurde.[1]

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung der heutigen Unterliederbacher Gemarkung zeugen aus der hiesigen Jungsteinzeit, etwa 3000 v. Chr.: Drei vollständig erhaltene Urnen, Überbleibsel von Knochenwerkzeugen sowie einige Scherben, die 1950 bei Bauarbeiten in der Windthorststraße gefunden und hernach von Archäologen untersucht und datiert worden waren.

Das heutige Unterliederbach lag im 1. Jahrhundert südlich des Limes und damit innerhalb des Römischen Reiches. Wo heute die A 66 entstand seinerzeit die Römerstraße Elisabethenstraße . Aus dieser Zeit stammen ebenfalls Fundamente und andere Spuren eines römischen Landgutes , das gefunden wurde auf dem Areal zwischen heutiger Liederbacher Straße, Hunsrückstraße , Idarwaldstraße und Heimchenweg. Ein weiteres Gehöft wird vermutet, wo sich heute Autobahn und Königsteiner Straße kreuzen, da dort ebenfalls Fundamentreste gefunden worden waren sowie unter anderem ein Amboss römischer Herkunft.

Die Gründung des heutigen Ortes erfolgte während der Expansion des Fränkischen Reichs im 6. Jahrhundert, wie auch die vieler Nachbarortschaften, deren Namen allerdings erst in karolingischer Zeit schriftlich festgehalten wurden - in diesem Fall in einer Schenkungsurkunde, laut der neben Liederbach (also Unter- und Oberliederbach) ferner Fischbach, Kriftel und Sindlingen samt Einwohnern an das Kloster Fulda übereignet wurden. Die Urkunde entstand zwischen 780 und 802, das genaue Datum ist unbekannt, da das Original nicht mehr existiert, sondern nur eine Abschrift aus der Zeit um 1150.

Nach Aussterben der Gaugrafen von Nürings 1175 kam Unterliederbach zur Herrschaft Eppstein. 1492 wurde es an die Landgrafen von Hessen verkauft, seit 1567 gehört es zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. 1803 kam es zum Herzogtum Nassau-Usingen und 1814 zum Herzogtum Nassau. Nach dem Deutschen Krieg von 1866 wurde es mit Hessen-Nassau zusammen preußisch.

Bauwerke verschiedener Epochen im Unterliederbacher Ortskern

1917 wurde Unterliederbach in Höchst am Main eingemeindet und wurde so 1928 gemeinsam mit Höchst Stadtteil von Frankfurt am Main.

Die Entwicklung des Ortes wurde ab Ende des 19. Jahrhunderts stark durch die Farbwerke Hoechst (später Hoechst AG) beeinflusst. Ab 1891 entstanden die Arbeitersiedlungen Engelsruhe und Heimchen. 1956 wurde das von der Hoechst AG gebaute Silobad eröffnet, Frankfurts ältestes beheiztes Freibad. Das Silobad wurde 1994 für den symbolischen Preis von einer Mark an die Stadt Frankfurt verpachtet.

Verkehr

Eisenbahn

Bahnstation Unterliederbach während der Modernisierung 2002

Unterliederbacher Bahnhof

Unterliederbach liegt an der Königsteiner Bahn, auf der die Züge der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn halbstündlich nach Königstein oder zum Frankfurter Hauptbahnhof fahren. War in den ursprünglichen Plänen für die Kleinbahn hier gar kein Halt vorgesehen, schuf der enorme Bevölkerungszuwachs neue Erfordernisse. Unterliederbach erhielt ein kleines Empfangsgebäude im Stil des Technischen Fachwerks - ähnlich jenen, die seinerzeit gebaut wurden für die Stationen Niederhofheim-Oberliederbach, Hornau und Schneidhain.[2] Es wurde in den 1950er Jahren abgerissen und durch ein einfaches Wartehäuschen ersetzt.[3]

Die Station galt als Bahnhof ehe sie 1983 zum Haltepunkt zurückgestuft wurde, und Nebengleis samt Verladerampe abgerissen wurden. Lediglich die Verladerampe eines einstigen Holzverarbeitungsbetriebs ist noch vorhanden, der heute allerdings einem indischen Supermarkt als Veranda zur Außenbewirtschaftung dient. 1987, im Zuge der Eingliederung der Kleinbahn in den Frankfurter Verkehrsverbund, wurden die Bahnsteige erhöht. 2002, anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn, wurde ein neues Wartehäuschen für die Reisenden errichtet – ähnlich wie auch bei anderen Stationen der Linie.

Weitere Schienenwege in Unterliederbach

Ebenfalls auf Unterliederbacher Gemarkung befindet sich der Bahnhof Frankfurt-Höchst Farbwerke, allerdings weitab der Wohnbebauung, und von dort weitaus umständlicher zu erreichen als der nahe gelegene Bahnhof Frankfurt-Höchst. Auch die einstige Güterabfertigung Frankfurt-Höchst ist Unterliederbacher Grund. Seit 2000 befindet sich dort eine Eisenbahn-Waschanlage, insbesondere zur Instandhaltung von ICE-Zügen wegen des erhöhten Bedarfs durch die zwei Jahre später eröffnete ICE-Strecke von Frankfurt nach Köln.[4]


Individualverkehr

Der Ort befindet sich südöstlich der A 66 und ist mit zwei Anschlussstellen angebunden. Die Anschlussstelle „Frankfurt-Höchst" (16) befindet sich an der Stadtgrenze quer zur Königsteiner Straße, während „Kelkheim" (15) an der Schmalkaldener Straße liegt und nur von bzw. in Richtung Innenstadt befahrbar ist.

Wichtige Hauptstraße in Nord-Süd-Richtung ist neben der Königsteiner Straße die Liederbacher Straße.

Bebauung

Sogenannter „Marktplatz" in Unterliederbachs altem Ortskern

Die zusammenhängende Bebauung Unterliederbachs wird grob durch den Rhein-Main-Schnellweg (A 66) im Norden und durch die Gleise der Königsteiner Bahn im Westen eingegrenzt, während sie im Südosten in die Bebauung von Höchst nahtlos übergeht.

Der Liederbach trennt Unterliederbach in einen Ost- und einen Westteil. Dabei weist der Ostteil die deutlich höhere Bevölkerungsdichte auf.

Einzelgebäude

Jahrhunderthalle

Das bekannteste Bauwerk des Stadtteils, die Jahrhunderthalle , wurde von der Hoechst AG errichtet und 1963 eröffnet (1994 an die Stadt verschenkt). Im Volksmund heißt sie deshalb auch heute noch, nicht mehr ganz korrekt, Jahrhunderthalle Höchst.

Nicht weit entfernt befindet sich die Fraport Arena , in der Basketball, Handball, Tennis, Boxen und andere Sportarten ausgetragen werden.

Gut erhalten ist die barocke Dorfkirche, das älteste Gebäude im alten Ortskern, deren Ursprung bis ins 12. Jahrhundert zurück reicht. Seit 1527 ist die Kirche protestantisch. Trotzdem befindet sich in der Kirche nach wie vor der Beichtstuhl aus katholischer Zeit. Darin wird allerdings nicht mehr gebeichtet. Vielmehr wird die kleine Kammer rechts vor dem Altar als Abstellkammer genutzt. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche im barocken Landstil neu gestaltet. Auf ihrem Friedhof liegt der nassauische Reformer Carl von Ibell (1780–1834) begraben.

Die Stephanuskirche wurde 1964 eingeweiht.

Gebäudeensembles

Anfang der 1970er Jahre wurde die fast einen Kilometer lange Bebauung zwischen A 66 und dem Cheruskerweg fertiggestellt. Die direkt an der Autobahn gelegenen Hochhäuser wurden zugleich zum essentiellen Bestandteil des lokalen Lärmschutzkonzeptes. Die ursprüngliche ausgesprochen signifikante Farbgestaltung der Bauwerkreihe, in sehr starken roten, gelben und grünen Farbtönen ist seitdem stark verblasst und erscheint fast pastell.

Friedhof

Der Friedhof Unterliederbach liegt jenseits der Autobahn und ist geschlossen. Eine Vielzahl von Grabstätten steht unter Denkmalschutz. Der sogenannte „Alte Friedhof" wurde von der selbständigen Landgemeinde Unterliederbach im Jahr 1873 eröffnet. Nach der Eingemeindung nach Höchst 1917 wurde er 1925 wieder geschlossen. Nur die Inhaber von Kaufgräbern (alte Bauernfamilien) haben zur Grabpflege noch Zugang. Durch die Autobahnerweiterung in den 1960er Jahren verlor der Friedhof 35 % seiner Fläche und viele Gräber wurden eingeebnet. Der Haupteingang, der zur Autobahn ging, wurde zugemauert und ein Nebeneingang eröffnet.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Frankfurt-Unterliederbach  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/1/sn/ol?q=Unterliederbach
  2. Jochen Fink, Frankfurt-Königstein, Ein Jahrhundert Nahverkehr im Taunus, GeraMond Verlag, S. 130 ff.
  3. Günter H. Köhler, Andreas Christopher: Eisenbahnen im Rhein-Main-Gebiet. In: Eisenbahn-Kurier. Freiburg 1983, ISBN 3-88255-600-4 (formal falsch), S. 94 ff. 
  4. Holger Vonhof: Ehemaliger Güterbahnhof: Auch ICE-Züge müssen in die Waschstraße. In: Frankfurter Neue Presse. 27. April 2018, abgerufen am 6. April 2021. 
Normdaten (Geografikum): GND: 4636591-6 (lobid, OGND , AKS ) | VIAF: 249403687
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