Gaststätte „pick-nick"
Die Gaststätte „pick-nick" (in vielen Dresden-Veröffentlichungen vereinfacht „Picknick", Spitzname: Dreckscher Löffel) war eine Selbstbedienungsgaststätte an der Grunaer Straße in Dresden, die 1960/61 von den Architekten Günter Gruner, Herbert Löschau und Gerhard Landgraf geplant wurde. Im Zuge der Neubebauung des damaligen Fučikplatzes sollte das eingeschossige Gebäude im Pavillonbaustil ein gewisser südöstlicher Abschluss sein.
Geschichte
Nach einer Idee des HO-Gaststättendirektors von Dresden-Mitte, Josef Kühberger, sollte es eine Gaststätte werden, in der es schnell und preiswert etwas zu essen gibt, überdies war ein starker Durchgangsverkehr zu erwarten. Die Architekten planten ein Schnellrestaurant mit Selbstbedienung, und zwar ein sogenanntes „Ticketrestaurant", bei dem der Gast am Eingang einen Bon erhält. An einer langen Theke wählte er Speisen und Getränke aus, der Bon wurde gelocht und bei Verlassen an der Kasse abgerechnet und bezahlt. Es wurde am 14. Juli 1961 eröffnet und war damals die modernste Selbstbedienungsgaststätte der DDR.[1]
Das Restaurant verfügte über 104 Sitzplätze und 100 Stehplätze. Weil Kosten zu sparen waren, verzichtete das Architektenteam auf einen durchgängigen Keller, was allerdings bedeutete, dass nicht ausreichend Lebensmittel eingelagert werden konnten.
Der ursprüngliche Name der Gaststätte – „pick-nick" – zierte mindestens bis in die späten 1970er Jahre die westliche Wand des Gebäudes (auf damaligen Fotos zu finden) und wurde wegen technischer Defekte zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt spätestens Anfang der 1980er Jahre, wahrscheinlich früher, entfernt. In den offiziellen Veröffentlichungen der Stadt, wie z. B. den touristischen Stadtführern, wurde allerdings mindestens ab 1968 stets der vereinfachte Name „Picknick" verwendet. Das Verschwinden des „pick-nick" war also ebenso unerheblich, wie inzwischen dessen Spitzname im Volksmund etabliert war, denn Sauberkeit und Esskultur ließen im „Picknick", recte „pick-nick", bald nach, und so bekam das Haus seinen Spitznamen: Viele Dresdner kennen es nur als „Dreckscher Löffel" (hochdeutsch: Dreckiger Löffel), der ursprüngliche originale Name geriet dadurch in Vergessenheit.
Nach 1990 wurde die Gaststätte geschlossen und stand viele Jahre leer. Ab Mitte der 2000er Jahre gab es einen neuen Eigentümer, der im Sommer 2006 das „Picknick" als eine Art „Partyzone" nutzte. Die Idee war, mit jungen Leuten aus dem Gastronomiebereich etwas Eigenständiges zu schaffen. Das Landesamt für Denkmalpflege prüfte – mit negativem Ergebnis – 2013, ob eine Unterschutzstellung nach Sächsischem Denkmalschutzgesetz gerechtfertigt wäre. Spätestens ab Mitte der 2010er Jahre geschah erneut nichts mehr: Der Pavillon war wieder ungenutzt und wurde nach nunmehr insgesamt zwanzig Jahren Leerstand Gegenstand des Vandalismus und zum Schandfleck.
2019 kaufte der Immobilienhändler Immvest Wolf das frühere „Picknick". Als feststand, dass ein Abriss möglich ist, wurde er Ende 2020 beschlossen. Der Bauantrag für eine Neubebauung des Geländes soll im März 2021 eingereicht werden und noch im gleichen Jahr könnte Baubeginn sein. Ab 2023[veraltet] soll das neue Gebäude fertig sein. Vor ihm soll zur Grunaer Straße und zum Straßburger Platz hin ein gepflasterter Platz mit viel Grün entstehen, im Erdgeschoss sollen Läden einziehen.
Bevor der „Drecksche Löffel" abgerissen wird, soll es zur Geschichte des Gebäudes noch eine Ausstellung mit studentischen Arbeiten zu seiner Ausgestaltung und seiner Geschichte geben. Eine Ausschreibung dazu, die auch weitere Daten (so ist z. B. das genaue Schließdatum der Gaststätte unbekannt) erforschen soll, wurde vom Amt für Kultur und Denkmalschutz im Februar 2021 veröffentlicht.[2]
Weblinks
- Die Gaststätte „Picknick" um 1962 auf einem Foto der SLUB, die Südseitenbebauung der Grunaer Straße fehlt noch.
Einzelnachweise
- ↑ Kay Haufe: Architekt der begrabenen Gastronomie saechsische.de vom 16. August 2018, abgerufen am 2. März 2021.
- ↑ Newsletter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden: online, S.4, abgerufen am 23. März 2021.
Literatur
- Kay Haufe: Architekt der begrabenen Gastronomie. (über Günter Gruner), Sächsische Zeitung vom 16. August 2013 (auch online, abgerufen am 28. Januar 2021)
- Lisa Thomas: „Dreckscher Löffel" muss weichen. DaWo vom 9. Januar 2021 (auch online, abgerufen am 28. Januar 2021)
51.04602213.753604Koordinaten: 51° 2′ 45,7′′ N, 13° 45′ 13′′ O