Lilly Blaudszun

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Lilly Blaudszun (2019)

Lilly Blaudszun (* 5. Juni 2001 [1] in Bückeburg) ist eine deutsche Nachwuchspolitikerin (SPD) und politische Influencerin. Bekannt wurde sie insbesondere über die sozialen Netzwerke Twitter und Instagram. Bei Twitter hat sie über 34.500 und bei Instagram über 18.800 Abonnenten.[1] [2] Aufgrund ihrer Reichweite in den sozialen Medien und ihrer Position als ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Jusos Mecklenburg-Vorpommern taucht sie regelmäßig öffentlichkeitswirksam im Zusammenhang mit ranghohen Politikern auf.[3] [4]

Leben

Blaudszun wuchs in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern auf. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie durch eine Party des dortigen Jugendrats auf dessen Arbeit aufmerksam.[5] Kurze Zeit später war sie Mitglied und Vorsitzende des Gremiums. Presseberichten zufolge entschied sie sich während eines Schülerpraktikums bei einem Abgeordneten der SPD im Schweriner Landtag für eine Parteizugehörigkeit. Letztlich angeworben hat sie der damalige Bundesaußenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.[3]

Sie engagierte sich darauf folgend für die Jusos.[6] Von 2017 bis 2019 war sie stellvertretende Vorsitzende des Juso-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern[7] [8] und von 2017 bis 2019 eine der jeweils drei Koordinatorinnen der Juso-Schüler*innen- und Auszubildenden-Gruppe.[9] [10] [11] [12]

2019 legte sie das Abitur am Goethe-Gymnasium Ludwigslust ab[13] [14] und begann anschließend ein Studium der Rechtswissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).[15] Dort arbeitet sie als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie. Sie war außerdem studentische Hilfskraft in Berlin des mecklenburgischen Bundestagsabgeordneten Frank Junge und betreut dessen Social-Media-Auftritt.[16] Mittlerweile arbeitet sie für die SPD Mecklenburg-Vorpommern im Kommunikationsbereich[17] und gehört beim Wahlkampf zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2021 zum Social-Media-Wahlkampfteam von Manuela Schwesig.[18]

Die Wochenzeitung Die Zeit nahm sie 2019 als 18-Jährige in ihre Beilage „Die 100 wichtigsten jungen Ostdeutschen" auf.[3] Im Umfeld des 39. SPD-Parteitags im Dezember 2019 übernahm sie den Instagram-Account der SPD.[19] Auch Julia Lorenz vom Musikexpress äußerte sich in der Popkolumne zum Jahresrückblick 2019 über „die zielgruppenwirksam twitternde Jung-Sozialdemokratin Lilly Blaudszun, deren Social-Media-Auftritt als Antidot gegen den Bedeutungsverlust der SPD gesehen wird".[20] Der Spiegel zählt sie Ende 2020 zu den PolitikerInnen unter 30, von den man 2021 noch hören wird.[21]

Seit an sie gerichtete Drohungen in den sozialen Netzwerken auftauchten, nachdem sie am 1. Februar 2019 das Foto eines Kaffeebechers des Juso-Bezirksverbandes Hannover mit dem Slogan „Mein Vaterland interessiert mich nicht die Bohne." getwittert hatte,[22] [12] versucht sie, ihr Privatleben aus ihren Online-Aktivitäten herauszuhalten.[3] Jedoch erwähnt eine Reportage im Tagesspiegel, dass sie mit der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, fast täglich in Kontakt steht.[23] Die SPD möchte mit Hilfe von Blaudszuns Social-Media-Aktivitäten[24] gezielt junge Wähler ansprechen,[25] allerdings hatte sie im Juni 2020 mit knapp 13.000 Abonnenten bei Instagram noch erheblich weniger Reichweite als der CDU-Nachwuchspolitiker Philipp Amthor mit mehr als 90.000.[26] Ihre Reichweite nutzt Blaudszun auch für Produktwerbung. Nach Kritik hieran gab sie an, die Einnahmen an soziale Einrichtungen zu spenden.[27] [28]

Blaudszun ist evangelischen Glaubens.[29]

Positionen

Politisch positionierte sich Blaudszun insbesondere in Gastbeiträgen für Online-Medien wie Vice oder regionalen Medien wie der Ostsee-Zeitung.[6] [7] Sie engagiert sich insbesondere zu Themen wie Klimaschutz und Schulpolitik, positionierte sich jedoch auch zu Themen wie der Einführung der Richtlinie (EU) 2019/790 (Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt), der Grundrente oder der Wahl zum SPD-Vorsitz 2019.[30] Zur Landtagswahl in Brandenburg 2019 wurde sie von Dietmar Woidke in sein Wahlkampf-Team geholt.[3]

Schulpolitik

In einem Gastbeitrag für Vice und die Ostsee-Zeitung von 2018 (damals noch als Schülerin) positionierte sie sich klar gegen das Abitur nach der zwölften Jahrgangsstufe. Als Schüler fungiere man als „Manager einer Ich-AG, [die] versuchen, nebenbei noch irgendwo soziales Engagement, Sport, Familie, Hobbys und Freunde unterzubringen." Viele Schüler würden unter dem andauernden Druck leiden und deswegen Freizeitaktivitäten aufgeben, um in der Schule mithalten zu können. Daneben blockiere dieser andauernde Stress aus verdichteten Verpflichtungen die persönliche Entwicklung und Identitätsfindung Heranwachsender. Neben lebenspraktischem Wissen fehle einem Abiturienten nach zwölf Schuljahren auch fachliche Inhalte, die bei der Umstellung von G9 auf G8 weggefallen seien.

Dies führe dazu, dass Schüler aus ihrem Umfeld Drogen wie Amphetamine, Kaffee und Energydrinks nähmen, um dem Druck standzuhalten. Anschließend würden Schüler deshalb nach Beenden des Abiturs Abstand zum Leistungsdruck von Bildungseinrichtungen suchen und daher u. a. ins Ausland gehen. Erst dort könnten viele dann lernen, „selbstständig Entscheidungen über ihr Leben und ihre Zeit zu treffen, kritisch Vorgaben zu hinterfragen, selbst Prioritäten zu setzen und ihren Interessen nachzugehen". Sie schließt damit, dass die Reform des Bildungssystems in Mecklenburg-Vorpommern gescheitert sei und fordert, das Bildungssystem schnell zu „revolutionieren".[7] [31]

Ostdeutschland

Blaudszun spricht häufig über Ostdeutschland und die Rolle der Jugend für die Zukunft. Dabei ist es ihr wichtig, dass junge Menschen aus „dem Osten" ihrer Heimat etwas zurückgeben können. Auch wichtig sei es, junge Menschen generell für Ostdeutschland begeistern zu können. Daher sei sie für ihr Studium auch nicht nach Westdeutschland gezogen, sondern habe bewusst Frankfurt (Oder) als Studienort ausgewählt.[32]

Einzelnachweise

  1. a b Lilly Blaudszun (@LillyBlaudszun) – Twitter. In: twitter.com. Twitter.com, abgerufen am 22. September 2020. 
  2. lilly blaudszun (@lillyblaudszun) • Instagram-Fotos und -Videos. In: instagram.com. Abgerufen am 22. September 2020. 
  3. a b c d e August Modersohn: Lilly erobert die Welt. In: Zeit Verlag (Hrsg.): Zeit Campus . Nr. 11/2020. Hamburg 5. März 2020 (zeit.de [abgerufen am 21. Mai 2020]). 
  4. Elena Witzeck: SPD, Demokraten und Labour: Die junge Liebe zu alten Männern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung . 19. Dezember 2019, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 23. Mai 2020]). 
  5. Lilly Blaudszun mischt die SPD auf. In: Rundfunk Berlin-Brandenburg. 19. Dezember 2019, abgerufen am 23. Mai 2020. 
  6. a b Benjamin Fischer: Lilly Blaudszun: Diese 18-Jährige aus MV mischt die SPD auf. In: ostsee-zeitung.de. OZ – Ostsee-Zeitung, 5. August 2019, abgerufen am 21. Mai 2020. 
  7. a b c Lilly Blaudszun: Schülerin aus MV: „Ich will nicht mehr, dass wir zusammenbrechen". In: ostsee-zeitung.de. OZ – Ostsee-Zeitung, 30. August 2018, abgerufen am 21. Mai 2020. 
  8. Ironische Tweets: Frankfurterin Lilly Blaudszun sorgt für Furore in der Bundes-SPD, moz.de, 10. November 2019
  9. Rechenschaftsbericht Bundeskongress 2017 – Jusos in der SPD, PDF-Datei, S. 11
  10. Lilly Blaudszun: Wie uns das Bildungssystem kaputt macht, vice.com, 1. August 2018
  11. Rückblick auf die Jahrestagung 2019, netzwerkberlin.de, 18. November 2019
  12. a b Helena Serbent: 31 Tage – 31 Frauen: Mit Kaffeebecher gegen Patrioten – das ist Lilly Blaudszun, watson.de, 25. März 2019
  13. Marcel Rosenbach, Veit Medick, Christoph Hickmann: Warum sich junge Menschen noch immer in Parteien engagieren. In: Der Spiegel. 12. April 2019, abgerufen am 23. Mai 2020. 
  14. Abitur. Oder: Auf der Zielgeraden?!, von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.), ndr.de, 2. Mai 2018
  15. 30 Jahre MV Folge 7: Lilly Blaudszun, Medienhaus Nord, 19. Mai 2020
  16. Curd Wunderlich: Lilly Blaudszun, SPD: Die Nachwuchshoffnung, die keine sein will. In: Die Welt . 11. Februar 2020 (welt.de [abgerufen am 23. Mai 2020]). 
  17. Tweet vom 16. Juli. 2020. Abgerufen am 22. Juli 2020. 
  18. Lilly Blaudszun ist erst 19 und hat Hass in der Politik erfahren. Wie hilft ihr der Glaube dabei? zeit.de
  19. 18-Jährige übernimmt Instagram-Account der SPD RedaktionsNetzwerk Deutschland, 6. Dezember 2019
  20. Julia Lorenz: Popkolumne, Folge 44: Jahresrückblick: Was wir 2019 gelernt haben (Popkolumne-Sonderedition), musikexpress.de, 10. Dezember 2019
  21. Parteinachwuchs Von diesen Politikerinnen unter 30 werden Sie 2021 noch hören Spiegel.de
  22. Ein Juso-Kaffeebecher treibt „deutsche Patrioten" gerade zur Weißglut, watson.de, 8. Februar 2019
  23. Marius Buhl: Die 18-Jährige, der die SPD-Oberen vertrauen. In: Der Tagesspiegel . Berlin 5. Dezember 2019 (tagesspiegel.de [abgerufen am 21. Mai 2020]). 
  24. Social-Media-Hoffnungen von CDU und SPD bild.de, Dezember 2019
  25. Die Hoffnung der Sozialdemokraten: Sie will die SPD cool machen. In: bernerzeitung.ch. 23. Oktober 2020, abgerufen am 22. März 2021. 
  26. Nachwuchs-Hoffnung: Wie Lilly Blaudszun aus MV die Jugend zur SPD holen soll, Nordkurier.de, 27. Juni 2020
  27. Werbung für Billig-Notebook: SPD-Jungstar Lilly Blaudszun hat Shitstorm an der Backe. In: Nordkurier.de. 6. August 2020, abgerufen am 6. August 2020. 
  28. Kritik an SPD-Nachwuchspolitikerin Lilly Blaudszun – Lillys Politik Palace. In: Cicero.de. 6. September 2020, abgerufen am 6. August 2020. 
  29. SPD-Influencerin Lilly Blaudszun über Religion und Partei. In: Domradio. Erzbistum Köln, 6. April 2020, abgerufen am 23. Mai 2020. 
  30. Lilly Blaudszun im Interview. In: YouTube. Phoenix, 19. Dezember 2019, abgerufen am 23. Mai 2020. 
  31. Lilly Blaudszun: Wie uns das Bildungssystem kaputt macht. In: vice.com. 1. August 2018, abgerufen am 21. Mai 2020. 
  32. August Modersohn: „Aktivisten sind superwichtig." In: Die Zeit, Beilage „Die 100 wichtigsten jungen Ostdeutschen". Nr. 46/2019. Hamburg 7. November 2019 (zeit.de [abgerufen am 21. Mai 2020]). 
Personendaten
NAME Blaudszun, Lilly
KURZBESCHREIBUNG deutsche Politikerin (SPD) und Influencerin
GEBURTSDATUM 5. Juni 2001
GEBURTSORT Bückeburg
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