Gemeingut
Ein Gemeingut oder Kollektivgut ist ein Gut, das für alle potenziellen Nachfrager frei zugänglich ist. Gemeingüter können vom Staat oder von privaten Anbietern (z. B. Teile des Internets oder die Wikipedia) bereitgestellt werden. Öffentliche Güter und Allmendegüter sind Gemeingüter mit der Eigenschaft der Nicht-Ausschließbarkeit.
„Eine Ressource ist ‚frei‘, wenn (1) man sie ohne Erlaubnis nutzen kann; oder (2) die Erlaubnis, sie zu nutzen, neutral vergeben wird."
Schematisierung
In der folgenden Schematisierung aus dem Buch Wem gehört die Welt?, herausgegeben von Silke Helfrich, wurden die Bezeichnungen den hier verwendeten angepasst. Open Access bedeutet in diesem Zusammenhang unbegrenzter Zugriff für die jeweils berechtigte Gruppe.[Anmerkung 1]
private Güter | Kollektivgüter | |||
---|---|---|---|---|
Privates Gut | Allmendegut | Open Access (mit Zugangsbeschränkung) (Klubgut) |
Open Access (ohne Zugangsbeschränkung) (Öffentliches Gut) | |
Gruppenbegrenzung | eine Person | für alle offen | nur Mitglieder | für alle offen |
Nutzungsbegrenzung | Nutzung durch individuelle Entscheidung begrenzt | Nutzung begrenzt durch Regeln | Nutzung unbegrenzt | Nutzung unbegrenzt |
Beispiel | private Wohnung | Turnhalle eines Sportvereines | Pay-TV | Wikipedia |
Vorteile
Gemeingüter ermöglichen es allen gesellschaftlichen Schichten, vom Nutzen eines Gutes zu profitieren. So kommt ihnen vor allem eine soziale Funktion zu: Die teilweise kostenlose Bereitstellung des Gutes Wissen zielt darauf ab, auch sozial schwächeren Schichten den Zugang zu diesem als positiv angesehenen, emanzipierenden Gut zu ermöglichen. Man spricht in diesem Fall von meritorischen Gütern.
Nachteile
Bei Gemeingütern besteht die Gefahr des Auftretens des Trittbrettfahrerproblems. Dieses zeigt sich in Form des Aneignungsproblems, wenn frei verfügbare knappe Ressourcen übernutzt werden (→ Tragik der Allmende) oder in Form des Bereitstellungsproblems, wenn öffentliche Güter nicht oder nicht ausreichend bereitgestellt werden können.
Siehe auch
- Commons
- Globale öffentliche Güter, Commons-based Peer Production
- Gemeinwohl, Gemeinwohl-Ökonomie, Gemeinwirtschaft
- Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern
Anmerkungen
- ↑ Die Tabelle ist angelehnt an: Glenn G. Stevenson: Common Property Economics. A General Theory an Land Use Applications. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1991, ISBN 0-521-38441-9, S. 58, zitiert von Achim Lerch: Tragödie der „Tragedy of the Commons" aus: Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Wem gehört die Welt? 2009, S. 92.
Literatur
- Bundeszentrale für politische Bildung: Gemeingüter. In: Aus Politik und Zeitgeschichte , 28–30, Berlin 2011
- David Bollier, Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3245-3.
- Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter. Oekom-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-86581-133-2, boell.de (PDF; 2,54 MB).
- Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. transcript-Verlag, Bielefeld. 2. leicht veränderte Aufl. 2014, ISBN 978-3-8376-2835-7, boell.de (PDF; 4,3 MB)
- INKOTA-netzwerk (Hrsg.): Die Renaissance der Gemeingüter (= INKOTA-Dossier 8, ZDB-ID 2657687-9 ). INKOTA-netzwerk, Berlin 2010, Auszüge in: inkota.de.
- Lawrence Lessig: The Future of Ideas. The Fate of the Commons in a Connected World. Random House, New York NY 2001, ISBN 0-375-50578-4.
- Elinor Ostrom: Governing the Commons. The evolution of institutions for collective action. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-37101-5 (In deutscher Sprache: Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt (= Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften. Band 104). Übersetzt von Ekkehard Schöller. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-146916-X).
- Elinor Ostrom: Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter. Herausgegeben, überarbeitet und übersetzt von Silke Helfrich. Oekom-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-86581-251-3, solawi.ch (PDF; 387 kB).