Carola-Klasse
SMS Carola und SMS Olga im Trockendock in Singapur
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Die Carola-Klasse war eine Klasse von sechs Glattdeckkorvetten die in den 1870er und frühen 1880er Jahren für die deutsche Kaiserliche Marine gebaut wurden. Die vier Schiffe waren SMS Carola, SMS Olga, SMS Marie und SMS Sophie. Die Schiffe waren alle nach Ehefrauen der Herrscher deutscher Staaten benannt. Die Korvetten der Klasse wurden als Ersatz für ältere Dampfkorvetten bestellt und sollten auf ausgedehnten Einsatzfahrten in überseeischen Interessengebieten des deutschen Kaiserreichs Dienst tun. Die Schiffe hatten als Hauptbewaffnung eine Batterie von zehn 15-cm-Ringkanonen und verfügten über eine vollständige Segelausrüstung, um die ebenfalls vorhandene Dampfmaschine auf langen Einsatzfahrten in Übersee zu ergänzen. Die Schiffe waren bereits vor Baubeginn veraltet. 1884 wurden die Schiffe in Kreuzerfregatten umklassifiziert.
Die Schiffe der Klasse wurden während ihrer gesamten Dienstzeit auf mehrjährigen Einsatzfahrten in Übersee eingesetzt, häufig auch, um im Sinne einer Kanonenbootpolitik deutsche Interessen mittels Machtprojektion zu schützen und die Expansion des deutschen Kolonialreichs ab den 1880er Jahren voranzutreiben. So waren die Schiffe an der Inbesitznahme der afrikanischen Kolonien Togo, Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika, der Kolonie Deutsch-Neuguinea im Pazifik und später bei der Konzession für das Pachtgebiet Kiautschou. Weiterhin wurden sie eingesetzt, um lokale Aufstände gegen die deutsche Herrschaft zu bekämpfen. Bei mehreren Gelegenheiten wurden Schiffe der Klasse bei Unfällen schwer beschädigt. Marie lief vor Neumecklenburg auf Grund, Sophie wurde 1884 von einem Handelsschiff gerammt und Olga strandete 1889 wegen eines Zyklons, jedoch ging keines der Schiffe verloren.
In den 1890er Jahren waren alle Schiffe der Carola-Klasse nicht mehr als Kriegsschiffe geeignet und wurden Ende des Jahrzehnts aus dem aktiven Dienst genommen. Sophie wurde bereits ab 1884 als Schulschiff verwendet. Carola und Olga wurden als spezielle Artillerieschulschiffe verwendet. Bei der Marie war der Umbau zu teuer und sie wurde in ihrer Reservetrainingseinheit nicht mehr aktiviert.
Entwicklungsgeschichte und Design
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg startete die Kaiserliche Marine ein generelles Expansionsprogramm, den sog. Flottenplan von 1873, um die Flotte zu verstärken und zu modernisieren, hauptsächlich, um auf einen möglichen erneuten Konflikt mit Frankreich vorbereitet zu sein. Parallel expandierten aber auch die deutschen Handelsinteressen auf den überseeischen Märkten in Asien, Mittel- und Südamerika und im Pazifik, wobei gleichzeitig andere europäische Mächte begannen, deutsche Unternehmen von Aktivitäten in ihren überseeischen Interessensgebieten auszuschließen. Um diese deutschen Interessen besser zu schützen und zur weiteren Machtprojektion in Übersee, wurde ein Bedarf an Kriegsschiffen für lange Reisestrecken und Überseeaufenthalte identifiziert. Mitte der 1870er Jahre waren die bisherigen Kapazitäten der herkömmlichen Segelkorvetten der kaiserlichen Marine zu gering und außerdem veraltet. Entsprechend entschied das Marinekommando, dass moderne Dampfkorvetten für Aufklärungszwecke sowie für den Dienst in Übersee erforderlich waren. Die technische Innovation der Dampfkraft in der Schifffahrt stand erst seit kurzer Zeit zur Verfügung und hatte bei den Panzerschiffen der modernen Marinen die Segel bereits abgelöst. Die langen Auslandsfahrten, die zur Sicherung der deutschen Wirtschaftsinteressen notwendig waren, erforderten zum Einen aber einen viel größeren Aktionsradius als den der Panzerschiffe und zum Anderen waren Dampfmaschinen noch nicht zuverlässig und effizient genug, um sich allein auf sie zu verlassen. Für die vorgesehene Aufgabe entschied die deutsche Marineführung daher, dass die Beibehaltung traditioneller Segelanlagen erforderlich war.
Entsprechend wurden zunächst sechs Schiffe der Carola-Klasse 1875 im Rahmen dieses Programms zur Modernisierung der Flotte bestellt. Die zwei letzten Schiffe, die für die Klasse vorgesehen waren, wurden allerdings bereits im Entwurf modifiziert und bildeten in der Folge eine eigene Klasse. Der Entwurf wurde in den späten 1870er Jahren erstellt und ähnelte der vorhergehenden Bismarck–Klasse, wobei die Carolaklassenschiffe etwas kleiner waren. Die Schiffe galten schon bei Baubeginn als veraltet und wurden daher nur in Übersee eingesetzt, wo ein Zusammentreffen mit modernen feindlichen gepanzerten Einheiten als unwahrscheinlich galt.
Insgesamt gelang es den Korvetten der Carola-Klasse und den anderen verfügbaren Schiffen, ihre Aufgaben zu erfüllen und das deutsche Kolonialreich, insbesondere im Zentralpazifik, in den 1880er und 1890er Jahren zu erweitern.
Allgemeine Merkmale
Die vier Schiffe der Carola-Klasse waren an der Wasserlinie 70,6 Meter (m) lang und insgesamt 76,35 m lang, mit einer Breite von 12,5 m und einem Tiefgang von 4,98 m. Sie verdrängten normalerweise 2147 t und 2424 t bei Volllast.
Die Schiffsrümpfe wurden mit Eisenspanten konstruiert, die die Struktur für die Holzplanken bildeten. Auf die Planken wurde eine Zinkschicht aufgebracht, um Biokorrosion bei den längeren Einsätzen in Übersee zu verhindern, wo Werftanlagen nicht ohne weiteres verfügbar waren. Der Rumpf bestand aus neun wasserdichten Abteilungen. Der Kiel und der Achtersteven waren ebenfalls aus Eisen. Alle vier Schiffe hatten zum Schutz der Dampfmaschine einen doppelten Boden unter dem Maschinenraum.
Sophie und Marie hatten eine Besatzung, die aus 25 Offizieren und 244 Mannschaften bestand. Als Schulschiffe waren ihre Besatzungen jedoch auf 13 Offiziere und 135 Mannschaften reduziert, was Platz für 150 Kadetten an Bord jedes Schiffes ließ. Carola hatte 10 Offiziere und 244 Mannschaften, während Olga 10 Offiziere und 265 Mannschaften hatte. Jede Korvette trug mehrere kleinere Boote. Carola und Olga hatten zwei Wachboote, zwei Kutter, zwei Jollen und ein Dingi, während die anderen Schiffe jeweils ein Wachboot, einen Barkasse, zwei Kutter, zwei Jollen und zwei Dingis hatten.
Antrieb
Carola und Olga wurden von einer einzigen horizontalen 3-Zylinder-Dampfmaschine mit doppelter Expansion angetrieben, die einen 2-Blatt-Schraubenpropeller mit einem Durchmesser von 5,02 m antrieb. Dampf lieferten acht kohlebefeuerte Kessel, die Abgase wurden in zwei Schornsteine geleitet. Marie und Sophie hatten eine 2-Zylinder-Dampfmaschine mit einem 4,7 m breiten Propeller, sechs Kessel und nur einen Schornstein. Jedes Schiff hatte eine Kohlenvorrat von 340 bis 350 Tonnen. Die Stromversorgung erfolgte durch einen Generator, der 2 Kilowatt (2,7 PS) bei 55 Volt produzierte.
Die vier Schiffe hatten eine geplante Geschwindigkeit von 13,5 Knoten (25,0 km/h) unter Dampf von 2.100 angegebenen PS (1600 kW), obwohl sie alle diese Zahlen übertrafen. Carola, das langsamste Schiff der Klasse, erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 13,7 Knoten (25,4 km/h), während Marie und Sophie beide 14 Knoten (26 km/h) erreichten. Der Reiseradius betrug 6330 km (3420 Seemeilen) bei einer Geschwindigkeit von 10 Knoten (19 km/h).
Die Schiffe wurden mit einem Dreimast-Bark-Rigg mit einer Oberfläche von 1.134 bis 1.230 Quadratmetern ausgestattet, um ihre Dampfmaschinen bei ihren langen Einsätzen im Ausland zu ergänzen, wo Kohle knapp sein könnte. Nachdem sie zu Artillerieschulschiffen umgebaut worden waren, wurde das Segelrigg bei Carola und Olga entfernt und sie erhielten schwere Gefechtsmasten mit Mastkörben für leichte Waffen. Die Schiffe wurden mit einem einzigen Ruder gesteuert und ließen sich gut unter Dampf und sogar noch besser unter Segeln manövrieren. Allerdings neigten die Korvetten zum Rollen und Stampfen und verloren in beträchtlichem Maß Geschwindigkeit bei Gegensee, obwohl sie bei schlechtem Wetter gut zurechtkamen.
Bewaffnung
Die Schiffe der Carola-Klasse waren mit einer Batterie von zehn 15-cm-Ringkanonen der Kaliberlänge [A 1] L/22 bewaffnet, für die insgesamt 1000 Schuss Munition mitgeführt wurden. Die Geschütze hatten eine Reichweite von 5000 m. Weiterhin wurden zwei 8,7 cm 24-cal. Kanonen mit 200 Schuss Munition und sechs Hotchkiss 3,7 cm Revolverkanonen mitgeführt.
Für Carola, die Anfang der 1890er Jahre in ein Artillerieschulschiff umgewandelt wurde, wurden die 15-cm-Kanonen später auf sechs und dann auf vier Kanonen reduziert und die 8,7-cm-Kanonen wurden durch zwei 10,5-cm-SK L/35-Kanonen, acht 8,8 cm SK L/30-Kanonen und zwei 5 cm SK L/40-Kanonen ersetzt. Olga wurde als Artillerieschulschiff für automatische Waffen umgebaut und trug später nur zwei 8,8-cm-Kanonen und zehn 3,7-cm-Maschinenkanonen von einem nicht aufgezeichneten Typ.
Schiffe
Ship | Builder | Laid down | Launched | Completed |
---|---|---|---|---|
SMS Carola | AG Vulcan, Stettin | 1879 | 27. November 1880 | 1. September 1881 |
SMS Olga | 11. Dezember 1880 | 9. Januar 1882 | ||
SMS Marie | Reiherstiegwerft, Hamburg | 1880 | 20. August 1881 | 1. Mai 1883 |
SMS Sophie | Kaiserliche Werft, Danzig | Januar 1880 | 10. November 1881 | 10. August 1882 |
Anmerkungen
- ↑ Die Kaliberlänge bezeichnet die Länge der Waffe in Bezug auf das Kaliber. Eine Waffe mit 22 Kalibern ist 22-mal so lang wie ihr Durchmesser, daher ist beispielsweise eine 26-cm-L/22-Waffe 572 cm lang.
Literatur
- Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8.
- Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. 10 Bände. Mundus Verlag, Ratingen (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).