Obfelden

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Obfelden
Wappen von Obfelden
Staat: Schweiz  Schweiz
Kanton: Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk: Affoltern
BFS-Nr.: 0010i1 f3 f4
Postleitzahl: 8912
Koordinaten: 674586 / 235275 47.2641658.424171430Koordinaten: 47° 15′ 51′′ N, 8° 25′ 27′′ O; CH1903: 674586 / 235275
Höhe: 430 m ü. M.
Höhenbereich: 383–519 m ü. M. [1]
Fläche: 7,54 km2 [2]
Einwohner: 5881 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 592 Einw. pro km2
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
22,4 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Thomas Ammann (FDP)
Website: www.obfelden.ch
Die Kirche in Obfelden vom Friedhof gesehen
Die Kirche in Obfelden vom Friedhof gesehen
Lage der Gemeinde
[画像:Karte von Obfelden]
Karte von Obfelden
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Obfelden (schweizerdeutsch: Obfälde) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Affoltern des Kantons Zürich in der Schweiz. Die Gemeinde besteht aus den Weilern Unterlunnern , Oberlunnern, Wolsen, Toussen und Bickwil sowie dem nach der Abspaltung von Ottenbach entstandenen Chilenfeld (schweizerdeutsch Underlunnere, Oberlunnere, Wolse, Tousse, Bickwiil, Chilefäld).

Geographie

Obfelden gehört zum Knonaueramt und liegt an der Reuss, welche die Kantonsgrenze zum Kanton Aargau bildet. Die Gemeinde grenzt im Süden zudem an den Kanton Zug. Die Luftdistanz zu Zürich beträgt etwa 14 Kilometer, nach Zug etwa 13 Kilometer.

Nachbargemeinden sind Ottenbach, Affoltern am Albis, Mettmenstetten, Maschwanden, Hünenberg, Merenschwand.

Geschichte

Erste Siedlungen auf Obfelder Gebiet lassen sich bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Funde lassen auf eine neolithische Siedlung schliessen. Bronzene Armspangen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. weisen auf eine keltische Besiedlung hin. Zur Zeit der Römer befand sich unterhalb des heutigen Weilers Unterlunnern ein kleiner Vicus mit Zentralbauten und vermutlich mit Hafenanlagen an der Reuss. Der Siedlungsname Lunnern (vielleicht von keltisch-lateinisch Londinaria) zeugt noch heute vom kulturellen Kontakt zwischen romanisch sprechenden Bevölkerungsteilen und den sich ab dem 7. Jh. n. Chr. ansiedelnden Alamannen.[5] Ausgrabungen fanden bisher nur in Form von Stichproben statt. Schon 1741 wurde jedoch der Goldschatz von Unterlunnern entdeckt: Der aus dem Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus stammende Hortfund befindet sich im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.[6]

Vom 7. bis 11. Jahrhundert entstanden auf dem heutigen Gemeindegebiet fünf Weiler: Die ans antike Lunnern anknüpfenden Unterlunnern und Oberlunnern sowie – etwas weiter von der Reuss entfernt – Toussen (wohl von althochdeutsch Dunines heim, «Heim/Dorf des Duni», erstmals belegt 1325 als Tunsen), Wolsen (wohl von althochdeutsch ze Wolines hovun, «bei den Höfen des Woli», erwähnt 1218 als Woloshoven und 1311 als Wolunsun) und Bickwil (wohl von althochdeutsch Biccin wilari, «Weiler des Bicco» um 1150 als Biggwile belegt).[7]

Kirchlich gehörten die Weiler seit dem Ausgang des Hochmittelalters zu Ottenbach. Gerichtlich waren sie teils dem Maschwanderamt, teils dem Freiamt Affoltern unterstellt und fielen mit diesen Gebieten 1406 bzw. 1415 an die Stadt Zürich. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren sie direkt vom Alten Zürichkrieg betroffen, im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts als Teil der 1507 als neue Verwaltungseinheit geschaffenen Landvogtei Knonau in die Ereignisse rund um die zürcherische Reformation involviert. Erstmals nannte 1640 der damalige Ottenbacher Pfarrer Hans Kaspar Müller die fünf Weiler summarisch "gmeinden ob dem feld"[8] . 1651 schrieb derselbe Pfarrer in einem Brief an die Zürcher Obrigkeit: «Die obern Gemeinden aber dringen ernstlich darauf, dass man ihnen auch eine Schul ob dem Felde lassen sölle, [...].»[9] .

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts führten Wirtschaftskrisen und Bevölkerungswachstum dazu, dass sich zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner des Knonaueramts zur Auswanderung gezwungen sahen. Aus Obfelden sind zwischen 1650 und 1750 die Namen von knapp 350 ins Ausland abgewanderten Personen überliefert, von denen etwa ein Drittel ins Elsass und der Rest ins Herzogtum Zweibrücken, in die Kurpfalz, nach Brandenburg oder ins amerikanische Pennsylvania zog.[10]

Am 15. Februar 1847 trennten sich die fünf Zivilgemeinden ob dem Felde von Ottenbach und gründeten die neue Einheitsgemeinde Obfelden. Entscheidend an dieser Abspaltung beteiligt war der Baumwoll- und Seidenfabrikant Rudolf Stehli-Hausheer (1816–1884)[11] , der sich in dieser Sache 1846 mit einem Brief an Alfred Escher richtete.[12] Der spätere liberale Nationalrat und Eisenbahnförderer hatte 1837 in Oberlunnern eine Baumwollweberei gegründet und diese 1840 in eine Seidenweberei, die spätere Stehli Seiden, umgewandelt. Dies war der Beginn der Industrialisierung des Dorfes.

Im Jahr der Gemeindegründung fand auf dem Gemeindegebiet im Rahmen des Sonderbundskriegs am 12. November 1847 das Gefecht von Lunnern statt, in dessen Verlauf die Sonderbundsgruppen vergeblich über die Reuss auf Zürcher Gebiet zu gelangen versuchten.

1847 lieferte der Kirchenbauarchitekt Ferdinand Stadler die Pläne für eine Kirche im Dorf, deren Bau zu einem guten Teil vom Seidenpatron Stehli-Hausheer finanziert wurde. Im Umfeld von Kirche und Pfarrhaus entstand in den folgenden Jahrzehnten der Weiler Chilenfeld, in welchem auch der Landsitz der Fabrikherren-Familie, die sogenannte Villa Stehli (1877), die neuen Schulgebäude (Sekundarschulhaus 1885, Turnhalle 1892, Primarschulhaus 1897) sowie das Gemeindehaus (1929) zu stehen kamen.

Wappen

Blasonierung

In Blau ein durch ein goldenes Band mit frei flatternden Enden zusammengehaltenes Bündel von fünf goldenen Ähren, die mit sechs goldenen Blättern abwechseln.

Die Ähren symbolisieren die fünf Weiler.

Sehenswürdigkeiten

In Obfelden gibt es zwei Kirchen:

Verkehr

Die Gemeinde ist durch drei Buslinien erschlossen: Affoltern am Albis – Ottenbach (212 via Dorfstrasse, 213 via Bickwil) und Affoltern am Albis – Muri (217 via Dorfstrasse). Seit dem 13. November 2009 besitzt die Gemeinde einen gemeinsamen Autobahnanschluss mit Affoltern am Albis.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band I: Die Bezirke Affoltern und Andelfingen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 7). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1938. DNB 365803030 .
  • J. D. Esslinger: Denkschrift zur Feier des 25-jährigen Bestandes der Kirchgemeinde und Kirche Obfelden. Im Auftrag der Gemeindebehörden verfasst. 1873.
  • Obfelden. Gedenkschrift zum 50-jährigen Bestand der Gemeinde. Zürich 1897. (bekannt als "Altes Obfelderbuch")
  • Paul Kläui et al.: Geschichte der Gemeinde Obfelden. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen. Herausgegeben vom Gemeindeverein Obfelden. Affoltern am Albis 1947.
  • Stefanie Martin-Kilcher, Heidi Amrein, Beat Horisberger: Der römische Goldschmuck aus Lunnern (ZH). Ein Hortfund des 3. Jahrhunderts und seine Geschichte. Chronos Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-0340-0908-9.
  • Daniel Gut: Lunnern. Londons Zwilling im Reusstal. Eine sprach- und kulturgeschichtliche Verortung von Siedlungsnamen. BoD, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8370-8758-1. Und benno ist lost
Commons: Obfelden  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Daniel Gut: Lunnern. Londons Zwilling im Reusstal. Eine sprach- und kulturgeschichtliche Verortung von Siedlungsnamen. BoD, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8370-8758-1. 
  6. Norbert Raabe: Vergessene Schätze aus der Römerzeit. In: Tages-Anzeiger. 5. November 2008, abgerufen am 6. November 2008.
  7. Daniel Gut: Lunnern. Londons Zwilling im Reusstal. Eine sprach- und kulturgeschichtliche Verortung von Siedlungsnamen. BoD, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8370-8758-1. 
  8. Bevölkerungsverzeichnisse Ottenbach, Staatsarchiv Zürich E II 700.29
  9. Obfelden. Gedenkschrift zum 50-jährigen Bestand der Gemeinde. Zürich 1797, S. 232. 
  10. Hans Ulrich Pfister: Die Auswanderung aus dem Knonauer Amt 1648-1750. Hans Rohr, Zürich 1987, ISBN 3-85865-085-4, S. 296–300. 
  11. Susanne Peter-Kubli: Stehli, Rudolf. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  12. Briefedition Alfred Escher, Rudolf Stehli-Hausheer an Alfred Escher, Lunnern, Montag, 30. November 1846 [1] abgerufen am 17. Februar 2016.
  13. Urs B. Leu: Die Zürcher Täufer zur Bullingerzeit. In: Emidio Campi (Hrsg.): Heinrich Bullinger - Life – Thought – Influence. Zürich 2007, S. 262ff.
  14. Christian Scheidegger: Täufergemeinden, hutterische Missionare und schwenckfeldische Nonkonformisten bis 1600. In: Urs B. Leu, Christian Scheidegger (Hrsg.): Die Zürcher Täufer 1525–1700. Zürich 2007, S. 125f. und 152f.
  15. Bernhard Schneider: Ottenbachs Bevölkerung im Wandel der Zeit. Ottenbach 1986, S. 129–135. 
  16. Susanne Peter-Kubli: Stehli, Rudolf. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
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