Głuchołazy
Głuchołazy | |
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Wappen von Głuchołazy |
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Głuchołazy [ɡwuxɔˈwazɨ ] (deutsch Ziegenhals, auch Bad Ziegenhals; schlesisch Gůchołazy, tschechisch Hlucholazy) ist eine Stadt im Südwesten Polens in der Woiwodschaft Opole im Powiat Nyski in Oberschlesien. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit etwas mehr als 24.000 Einwohnern.
Lage
Głuchołazy liegt 21 Kilometer südlich der Kreisstadt Nysa (Neisse) und 65 km südwestlich von der Kreisstadt und Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Die Stadt liegt an der Staatsgrenze von Tschechien.
Durch Głuchołazy verlaufen die Landesstraße Droga krajowa 40 und die Woiwodschaftsstraße Droga wojewódzka 411. Weiterhin durchqueren wichtige Eisenbahnlinien die Stadt, die unter anderem nach Katowice, Legnica oder in das tschechische Krnov führen. Durch die Stadt verkehren Züge der tschechischen Bahnlinie KBS 292 Krnov (Jägerndorf)–Jeseník (Freiwaldau)-Hanušovice (Hannsdorf), die im ehemaligen Hauptbahnhof die Fahrtrichtung wechseln, aber bis 2006 keinen Zustieg oder Ausstieg zuließen.
Naturräumlich gesehen befindet sich Głuchołazy am Fuß des Zuckmanteler Berglands (polnisch Góry Opawskie) im Tal der Ziegenhalser Biele. Die Starynka (auch Starynia oder Kletnica) bildet ein weiteres Fließgewässer in der Stadt und ist ein rechter Zufluss der Ziegenhalser Biele.
Nachbarorte von Głuchołazy sind im Norden Bodzanów (Langendorf), im Osten Charbielin (Ludwigsdorf), im Süden Konradów (Dürr-Kunzendorf) und im Westen das tschechische Dorf Mikulovice (Niklasdorf).
Geschichte
Stadtgründung im Mittelalter
Um 1220 holte der Breslauer Bischof Lorenz deutsche Siedler in die Gegend im Vorland des Altvatergebirges, um das Bistumsland Neisse gegen das Vordringen des Markgrafen von Mähren, Vladislav Heinrich, eines Bruders Ottokars I., nach Norden zu schützen. 1241 durch die Mongolen zerstört, hatte das wiederaufgebaute[1] Ziegenhals 1263 bereits das Stadtrecht. Im gleichen Jahr wurde der Ort als Cigenals erwähnt.[2] Die Siedler waren vor allem Bergleute, die Nachrichten über Goldfunde in den Bergen bei Ziegenhals in die Gegend lockten. Goldbergbau ist aus dem 16. und 17. Jahrhundert belegt, ebenso Eisenerzbergwerke der Thurzo und Fugger. Jedoch war der Goldbergbau nicht so bedeutsam wie im benachbarten Zuckmantel. Das Mundloch des Stolln Heilige Drei Könige, der der Wasserhaltung der Zuckmantler Gruben diente, ist nahe der Stadt zu finden. Sein Wasser wurde auch für den Aufschlag einer Mühle genutzt.
Die Stadt wurde am 20. März 1428 durch die Hussiten niedergebrannt, wobei ebenfalls die Pfarrkirche aus dem 13. Jahrhundert zerstört wurde. An das Hochwasser der Biele von 1472 erinnerte die jährliche Prozession zu Mariä Heimsuchung. 1627 wütete die Pest in der Stadt, daran wurde in der bis 1945 abgehaltenen Pestprozession erinnert. 1635 wütete erneut die Pest in der Stadt.
Preußische Herrschaft
Im Ersten Schlesischen Krieg war die nahe der Festung Neisse gelegene Stadt mehrfach Schauplatz von Kampfhandlungen. Nach der Übernahme fast ganz Schlesiens durch Preußen wurde Ziegenhals zu einer preußischen Grenzstadt, während Zuckmantel bei Österreich verblieb. Dies führte zu einem wirtschaftlichen Niedergang; erst mit dem Anbau von Flachs entwickelte sich Ziegenhals zu einer Weberstadt. Die 1428 zerstörte Pfarrkirche wurde zwischen 1729 und 1733 im Stil des Barocks wieder aufgebaut. 1860 wurde die mittelalterliche Stadtmauer geschleift, wobei einige Stadttore, wie das Obertor erhalten blieben. 1874 erhielt Ziegenhals einen Bahnanschluss, wodurch sich Zelluloseindustrie im Ort etablierte. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Heilquellen im Stadtgebiet gefunden, wodurch sich der Ort zu einem bekannten Kurort entwickelte. Zur gleichen Zeit entstanden die ersten Sanatorien. In Ziegenhals entstand eine Landesheilstätte Oberschlesien, deren Direktor in den 1930er Jahren der Internist und Ober-Medizinalrat Ludgar Rickmann war, welcher sich auch als Mitarbeiter am Lexikon der gesamten Therapie beteiligte.[3]
Zweiter Weltkrieg bis in die 2010er Jahre
Bad Ziegenhals blieb bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. In der gesamten Kriegszeit fiel nur eine Bombe im Stadtgebiet. Erst nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde die Stadt durch polnische Soldaten besetzt. Daraufhin begann die allmähliche Vertreibung der ansässigen deutschen Bevölkerung, sofern sie nicht zuvor schon geflohen war. Viele wurden in die deutsche Stadt Goslar gebracht. Im Gegenzug wurde die Stadt von einer neuen Bevölkerung besiedelten, meist aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten.[4] 1945 kam der bisher deutsche Ort nun unter polnische Verwaltung und wurde in Głuchołazy umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. 1950 kam der Ort zur Woiwodschaft Oppeln. Im Zuge eines Gebietsaustausches wurde 1959 im Austausch gegen Krasów die zu Zlaté Hory gehörende Ansiedlung Skřivánkov (Lerchenfeld) von der Tschechoslowakei abgetreten und unter dem Namen Skowronków an Głuchołazy angeschlossen. 1997 wurde die Stadt von einem Hochwasser überflutet. 1999 kam der Ort zum wiedergegründeten Powiat Opolski.
Einwohnerentwicklung
Sehenswürdigkeiten
St. Laurentius
Die Geschichte der St. Laurentiuskirche (poln. Kościół Św. Wawrzyńca) geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Der erste Bau wurde 1428 von den Hussiten niedergebrannt. Erhalten hat sich hiervon lediglich das gotische Portal. Erst zwischen 1729 und 1733 erfolgte ein Neubau im Stil des Barocks. Die neobarocken Turmhelme wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut.[6]
St. Franziskus
Das neugotische Gotteshaus wurde zwischen 1865 und 1866 für die evangelische Gemeinde der Stadt erbaut. Der gemauerte Altar stammt aus dem Jahr 1890.
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Ring mit Bürgerhäusern im Stil der Renaissance und des Barocks
- Reste der Stadtmauern und den erhaltenen Obertor
- St. Rochuskirche – erbaut 1626 bis 1627[7]
- Kurbezirk südwestlich der Altstadt mit Kurpark
Wappen
Blasonierung: In Silber ein schwarzer goldgehörnter Ziegenbock (Wappentier).
Verkehr
Durch den Norden der Gemeinde verläuft die Bahnstrecke Katowice–Legnica mit den Halten Nowy Las und Nowy Świętów, wo früher die Bahnstrecke Nowy Świętów–Sławniowice Nyskie abzweigte. Weiterhin zweigt die nur am Wochenende mit zwei Zugpaaren, im Personenverkehr betriebene Bahnstrecke Nowy Świętów–Głuchołazy ab, sie führt zum Bahnhof Głuchołazy, früher weiter bis zum Badbahnhof (Zdrój). Im Bahnhof Głuchołazy wechseln die Züge der Verbindung Krnov–Jeseník die Richtung.
Gemeinde
Die Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Głuchołazy umfasst ein Territorium von 168 km2 und umfasst neben der Stadt eine Reihe von Dörfern mit Schulzenämtern.
Partnerstädte und -gemeinden
- Jeseník, Tschechien
- Mikulovice, Tschechien
- Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Deutschland
- Zlaté Hory, Tschechien
Persönlichkeiten
- Jo Filke (1921–2001), Architekt
- Norbert Glatzel (* 1937), römisch-katholischer Theologe
- Günter Madeja (* 1939), Fußballspieler
- Andrzej Sośnierz (* 1951), Arzt und Politiker
- Michał Bajor (* 1957), Schauspieler und Chansonnier
- Kaan Dobra (* 1972), Fußballspieler.
- Carl Stangen, Carl Stangen (* 1833-† 1911 Berlin), Unternehmer, Weltreisender und Schriftsteller. Er gründete das erste international tätige Reisebüros Deutschlands.
Weblinks
- Offizielle Homepage der Stadt Głuchołazy
- Weitere Internetseite über die Stadt
- Virtual trip
- Zellulosefabrik Ziegenhals auf den Seiten der Johannes-Theodor-Thormaehlen Stiftung als Beispiel für die im 19. Jahrhundert aufstrebende Zelluloseindustrie
Einzelnachweise
- ↑ Ivan Stupek: Josef Lowag (1849–1911), vor 100 Jahren ein populärer Schlesier. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 499–504; hier: S. 499.
- ↑ Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch- topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845. S. 952
- ↑ Walter Marle (Hrsg.): Lexikon der gesamten Therapie mit diagnostischen Hinweisen. 2 Bände, 4., umgearbeitete Auflage. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1935 (Verzeichnis der Mitarbeiter).
- ↑ Geschichte von Bad Ziegenhals (Memento des Originals vom 28. Januar 2016 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.glucholazy.pl (poln.)
- ↑ für 2005 Główny Urząd Statystyczny
- ↑ Geschichte der St. Laurentiuskirche (Memento des Originals vom 28. Januar 2016 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.glucholazy.pl
- ↑ St. Rochus (Memento des Originals vom 28. Januar 2016 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.glucholazy.info