Gunnar Beck
Gunnar Beck (* 1966 in Düsseldorf) ist ein deutscher Jurist und Rechtsphilosoph. Er ist Hochschullehrer an der School of Oriental and African Studies (SOAS) der Universität London. 2019 gelang ihm bei der Europawahl in Deutschland für die AfD der Einzug in das Europaparlament.[1]
Leben
Beck studierte Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft, Philosophie, sowie Wirtschaftswissenschaften .1996 wurde er unter Isaiah Berlin am Nuffield College in Oxford in Philosophie promoviert. Von 2000 bis 2002 Jahren arbeitete Beck als angestellter Barrister (Rechtsanwalt) in der internationalen Anwaltskanzlei Herbert Smith (2000–2002, heute: Herbert Smith Freehills) in London und war von 2002 bis 2010 zudem als EU-Rechtsberater des britischen Unterhauses tätig. Als Dozent unterrichtete er zeitweise an der University of Oxford und der London School of Economics. Seit 2005 lehrt er Europarecht und Rechtstheorie an der juristischen Fakultät (law school) der School of Oriental and African Studies (SOAS),[2] einem College der University of London. Einige seiner Kollegen distianzierten sich von Beck wegen seiner EU-skeptischen Haltung[3] . Dort ist er Reader. Nebenberuflich arbeitet Beck als selbstständiger Barrister in London. Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit ist das EU-Recht.
Beck trat 2014 in die Alternative für Deutschland ein und wurde am 26. Mai 2019 zum Abgeordneten im EU-Parlament 2019 gewählt[4]
Er spricht Deutsch, Englisch und Französisch.
Kontroverse um Professoren- und Fachanwaltstitel
Beck wird auf dem Stimmzettel für die Europawahl als „Prof. Dr. Gunnar Beck" betitelt.[5] Auf der Europawahlversammlung der AfD in Magdeburg im November 2018 stellte sich Beck als „Professor und Fachanwalt für EU-Recht" vor.[6] Auch in anderen Zusammenhängen findet sich oft die Bezeichnung „Prof. Dr. Gunnar Beck".[7] Beck wurde in den Anhörungen als „Professor" angesprochen und trug die Abkürzung „Prof." auf seinem Namensschild.[8] In einem Interview mit dem offiziellen AfD-Fernsehkanal auf YouTube anlässlich der Anhörung im EU-Ausschuss des Deutschen Bundestags zum Thema Brexit vom 17. Januar ließ Beck sich mit dem Titel Professor anreden.[9] Die deutsche Ausgabe von Wikipedia beschreibt die Stellung eines Readers an britischen Hochschulen wie folgt: "Die Berufung zum Reader erfolgt in Großbritannien ähnlich wie für eine volle Professur: Die Beförderung vom Senior Lecturer erfordert im Allgemeinen den Nachweis der herausragenden Leistung.....Die britische Interpretation des Ranges kann als Professor ohne Lehrstuhl betrachtet werden, analog zu der Unterteilung zwischen professor extraordinarius und professor ordinarius an einigen europäischen Universitäten oder zum Professor und chaired Professor in Hongkong oder Professor B und chaired Professor in Irland. In Schweden wird der Dozent als analog zum Reader betrachtet und offiziell als solcher übersetzt.[7] Sowohl Reader als auch Professor würden in den Vereinigten Staaten als Professor bezeichnet. Die akademische Bezeichnung „Reader" wird an einigen britischen Hochschulen (University of Leeds, University of Oxford) inzwischen nicht mehr neu vergeben, während andere britische Universitäten sich den amerikanischen akademischen Rangstufen anpassen und den Reader zwischen dem associate professor und full professor einordnen."[6]
Nach Recht in Nordrhein-Westfalen ist Gunnar Beck jedoch kein Professor und darf diesen Titel deshalb in Deutschland nicht führen.[10] [11] Beck berief ich in einer Stellungnahme gegenüber dem Deutschlandfunk darauf, dass die Tätigkeit eines Readers der eines Professors in Deutschland entspreche. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das wegen seines amtlichen Wohnsitzes in Neuss für ihn zuständig ist, hat erklärt, dass ihn das jedoch nicht zu der Führung der Bezeichnung „Prof." oder „Professor" in Deutschland berechtige.[11] Gegenüber dem Verfassungsblog verwies Beck darauf.[10] Die Universität Sussex erklärte jedoch, Beck habe zu keinem Zeitpunkt dort gearbeitet.[11] Der Wikipediaeintrag über die Professur an der University of Sussex wurde kurz nach dem Erscheinen des Artikels vom Blogger Maximilian Steinbeis im Verfassungsblog gelöscht. In den Wikipedia-Artikel eingetragen worden war der Hinweis auf die vermeintliche Professur von einer IP-Adresse in Neuss, dem Ort, an dem Beck gemeldet ist.
Werke
- Fichte and Kant on Freedom, Rights, and Law. Lexington Books, 2008, ISBN 978-0-7391-2294-5.
- The Legal Reasoning of the Court of Justice of the EU. Hart Publishing, Oxford 2013, ISBN 978-1-84946-323-2.
Weblinks
- Gunnar Beck in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
Einzelnachweise
- ↑ Alphabetisches Verzeichnis aller Gewählten - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Dr Gunnar Beck | Staff | SOAS University of London
- ↑ Rosemary Bennett: Academics appalled by colleague standing for far-right AfD. In: The Times. 17. Mai 2019, ISSN 0140-0460 (thetimes.co.uk [abgerufen am 20. Mai 2019]).
- ↑ Kandidaten – Alternative für Deutschland.
- ↑ Maximilian Steinbeis: Ranks and Titles. In: Verfassungsblog. Maximilian Steinbeis, 11. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Video von Becks Rede auf der Europawahlversammlung, AfD Kompakt TV, 18. November 2018
- ↑ https://www.bundestag.de/resource/blob/586380/9dc013b96bd77cb63b269a2cb1a26975/stgn_beck-data.pdf
- ↑ Video der Anhörung im Sozialausschuss des Bundestages
- ↑ https://m.youtube.com/watch?v=rllpHxjMwjQ
- ↑ a b AfD-Europakandidat – Gunnar Beck verwendet offenbar zu Unrecht Professorentitel. In: Deutschlandfunk. 13. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ a b c Stephan Detjen: Gunnar Beck – AfD-Europakandidat verwendet offenbar unzulässig Professorentitel. In: Deutschlandfunk. 14. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Beck, Gunnar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist |
GEBURTSDATUM | 1966 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |