Regenerative Landwirtschaft

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Begründung: Der Artikel ist ein Aufsatz mit vielen Modewörtern. Es soll neu erfunden sein. Es ist ein kommerzielles System, welches von 1 Person seit knapp 5 Jahren etabliert werden soll, laut Ökolandbau. Ökologische Landwirtschaft stellt den Fachbegriff dar. Theoriefindung steht im Raum. Den Artikel Ökologische Landwirtschaft gibt es bereits. Weitere Infos auf Artikel-DS und QS-DS --PaulchenPanter123 (Diskussion) 10:26, 20. Jul. 2018 (CEST)

Landwirtschaft ist regenerativ, wenn Böden, Wasserkreisläufe, Vegetation und Produktivität kontinuierlich besser werden, statt nur gleich zu bleiben oder langsam schlechter zu werden[1] . Dabei sollen auch Vielfalt, Qualität, Vitalität und Gesundheit von Boden, Pflanzen, Tieren, Menschen und Betriebe gemeinsam zunehmen und der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und zugekauften Düngemitteln weitgehend oder ganz reduziert werden[2] .

Diese kontextabhägige Kombination aus Elementen und Methoden hat zum Ziel, Biodiversität zu erhöhen, Böden aufzubauen, Wasserkreisläufe zu verbessern und durch die besser Ausnutzung des Sonnelichts die Leistung von Ökosystemen zu steigern[3] . Ein Fokus liegt dabei auf der ganzheitlichen Planung, welche häufig aus den Instrumenten Keylinedesign, Permakutlur und Holistic Management bestehen[4] . Auf dieser Planungsgrundlage werden Elemente wie mehrjährige Kulturen (Agroforstwirtschaft), Zwischenfrüchte, Untersaaten, Mulchsysteme, Pasture Cropping, Waldweide etc. in die Landbewirtschaftung integriert[5] [6] .

Hintergrund

Große Teile der Landwirtschaft führen zu schwerwiegenden Umweltschäden wie Bodenerosion, Verlust von Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit sowie hohen Treibhausgasemissionen[7] . Angesichts dieser Herausforderungen braucht es dringlich eine praxisnahe Weiterentwicklung von Agrarökosystemen, die resilienter, diverser und ressourceneffizienter sind, sowie mehrjährige Kulturen stärker integrieren[8] . Derzeitige Bemühungen, die einjährigen-Agrarsysteme z.B. im Rahmen des ÖL zu optimieren, sind nicht ausreichend[9] . In diesem Kontext bedarf es einer Transformation hin zu einer Regenerativen Landwirtschaft[10] , die u.a. mehrjährige Kulturen stärker in holistisch-systemische Designprozesse miteinbezieht.

Regenerative Landwirtschaft im Verhältnis zum Öko- und konventionellen Landbau

Die regenerative Wirtschaftsweise setzt keine Landwirtschaft nach den EU-ÖKO-Richtlinien voraus, schließt sie aber auch nicht aus. So gibt es beispielsweise auch konventionelle Betriebe, die Regenerativen Ackerbau betreiben.[11] Die Bewegung teilt einige Leitbilder mit dem Öko-Landbau, wie beispielsweise den Fokus auf einen gesunden Boden und keinen Einsatz mineralisch-synthetischer Düngermittel, jedoch spielen der dauerhafte Bewuchs durch beispielsweise mehrjährige Kulturen eine elementare Rolle.[2]

Regenerativer Ackerbau

Ziel des Regenerativen Ackerbaus ist die Regeneration des lebend verbauten Kohlenstoffgehaltes im Boden.[12] Ansteigender, lebend verbauter Boden-Kohlenstoff als Nährhumus liefert Nährstoffe, verbessert die Pflanzengesundheit und unterdrückt den Unkrautwuchs. Teile des Anbaukonzeptes kommen ursprünglich aus den USA, wo es bereits seit Jahren unter dem Slogan "Put the carbon back in the soil!"[13] angewendet wird. Verschiedene Forschungsprojekte des US-amerikanischen Rodale Institute in den USA, Thailand, Ägypten, Iran und Costa Rica haben sich mit den Grundlagen und den Ergebnissen[14] auseinander gesetzt.

Als Pionier des Regenerativen Ackerbaus in Mitteleuropa gilt Dietmar Näser[15] mit seinem Unternehmen "Grüne Brücke". Er hat das System gemeinsam mit zahlreichen Landwirten weiterentwickelt[16] und in Zusammenarbeit mit Ingrid Hörner und Friedrich Wenz methodisch strukturiert. Wichtige Grundlagen seiner Arbeit gehen auf den Landwirt Albert Schultz-Lupitz und auf die amerikanische Mikrobiologin Elaine Ingham zurück. In Deutschland kommt die Methode seit 2014 zum Einsatz. In Deutschland werden derzeit etwa 50.000 Hektar[17] nach dem regenerativen Anbauverfahren bearbeitet. Seitens der Landwirte gibt es positive Erfahrungen. Wissenschaftliche Daten für Mitteleuropa liegen jedoch noch nicht vor.

Bodennahrungsnetz nach Elaine Ingham

Grundlagen

Eine der Grundlagen des Regenerativen Ackerbaus ist das Bodennahrungsnetz[18] von Elaine Ingham, einer amerikanischen Mikrobiologin, Bodenbiologie-Forscherin und Gründerin von Soil Foodweb Inc. Sie ist als führend in der Bodenmikrobiologie und der Erforschung des Bodennahrungsnetzes bekannt.

  1. Ernährungsstufe: Photosynthese, Energieversorgung des Bodennahrungsnetzes durch Ableitung der Assimilate durch die Wurzeln „nach unten"
  2. Ernährungsstufe: Zersetzer von organischen Resten und Symbionten im Gleichgewicht
  3. Ernährungsstufe: Mikrofaunaarten kontrollieren als „Raubtiere" die Entwicklung der mikrobiellen Gemeinschaften
  4. Ernährungsstufe: Größere Bodentiere treten als „Raubtiere" und damit Kontrolleure der Mikrofauna auf (Regenwürmer fressen protozooenreichen Boden)
  5. Ernährungsstufe: Höher entwickelte Tiere stehen mit dem Bodenleben und den Pflanzen in Interaktion, schaffen Fruchtbarkeit und Artenvielfalt durch Gleichgewichte

Die Erkenntnisse aus den Bodennahrungsnetz sind wichtigste Grundlagen der Regenerativen Landwirtschaft und in deren praktischen Umsetzung

  1. Bodenleben, insbesondere mikrobielles Bodenleben entwickelt sich nur unter pflanzlichem Bewuchs. Mit vielfacher Bearbeitung verliert der Boden daher das Leben und die Fruchtbarkeit.
  2. Verliert ein Boden sein mikrobielles Leben, bringt er vermehrt tierisches Eiweiß hervor, auch Boden-Schadinsekten und Regenwürmer
  3. Die mikrobielle Wiederbesiedelung des Bodens beginnt immer bakteriell. Daraus folgen unproduktive, verlustreiche Nährstoffschübe, solange Protozoa, Bodenpilze und Mikrofauna noch nicht artenreich sind. Das ist der wichtigste Keimreiz für Unkräuter.
Eine wichtige Rolle im Regenerativen Ackerbau hat die flache Bodenbearbeitung mit Ackerfräse oder Schälpflug, die den dauergrünen Boden flach abschälen und somit eine Flächenrotte erzeugen. Foto: Uwe E. Nimmrichter

Praktische Umsetzung

Wichtigstes Element des Regenerativen Ackerbaus sind durch Untersaaten und Zwischenfrüchte immergrüne Felder. Im Gegensatz zu länger brachliegenden Äckern bilden sie zusätzliche energiereiche Stoffe, die den Bodenorganismen als Nahrung dienen und so zur Humusbildung beitragen. Ein durchgehender Pflanzenwuchs schützt zudem den Boden auch nach der Ernte und die intensive Sonneneinstrahlung im Sommer wird optimal genutzt. Die Bodenbearbeitung erfolgt nur flach mit Ackerfräse oder Schälpflug. Ziel ist es, die organische Masse an der Oberfläche mit der Erde abzumischen und damit die Flächenrotte in Gang zu bringen. Als Rottelenker dienen Fermente. Es handelt sich hierbei um einen vergorenen Sud aus Acker- und Gartenkräutern sowie den Triebspitzen verschiedener Sträucher. Die Fermente werden beim Einarbeiten des Grünmaterials mit einer Spritze ausgebracht. Weiterer Baustein des Regenerativen Ackerbaus ist der Komposttee, ein Extrakt aus Kompostmaterial, Melasse und Wasser. Durch den Komposttee erfolgt eine Pflanzenvitalisierung und dem Boden werden zusätzliche Mikroorganismen zugeführt.

Einzelnachweise

  1. Jones, C.: Liquid carbon pathway. Abgerufen am 8. August 2018. 
  2. a b Von Koerber, Hellmut: Definition Regenerative Landwirtschaft. Abgerufen am 8. August 2018. 
  3. Ethan Roland Soloviev: Regenerative Agriculture Redefined. In: Ethan Roland Soloviev. 4. Januar 2017, abgerufen am 8. August 2018. 
  4. Regrarians. Abgerufen am 8. August 2018 (britisches Englisch). 
  5. Scheub, U; Schwarzer, S.: Humusrevolution. oekom Verlag, 2017. 
  6. Eric Toensmeier: The Carbon Farming Solution: A Global Toolkit of Perennial Crops and Regenerative Agriculture Practices for Climate Change Mitigation and Food Security. Chelsea Green Publishing, 2016, ISBN 978-1-60358-572-9 (google.de [abgerufen am 8. August 2018]). 
  7. Will Steffen, Katherine Richardson, Johan Rockström, Sarah E. Cornell, Ingo Fetzer: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. In: Science. Band 347, Nr. 6223, 13. Februar 2015, ISSN 0036-8075 , S. 1259855, doi:10.1126/science.1259855 , PMID 25592418 (sciencemag.org [abgerufen am 8. August 2018]). 
  8. Miguel A. Altieri, Clara I. Nicholls: The adaptation and mitigation potential of traditional agriculture in a changing climate. In: Climatic Change. Band 140, Nr. 1, 13. September 2013, ISSN 0165-0009 , S. 33–45, doi:10.1007/s10584-013-0909-y (springer.com [abgerufen am 8. August 2018]). 
  9. Going where no grains have gone before: From early to mid-succession. In: Agriculture, Ecosystems & Environment. Band 223, 1. Mai 2016, ISSN 0167-8809 , S. 223–238, doi:10.1016/j.agee.2016年03月01日2 (sciencedirect.com [abgerufen am 8. August 2018]). 
  10. Soloviev, E.R., Landua, G.: Levels of Regenerative Agriculture. 2016, abgerufen am 8. August 2018 (englisch). 
  11. Innovative Landwirtschaft. Abgerufen am 8. August 2018. 
  12. Willkommen! - Grüne Brücke - Regenerative Landwirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2018. 
  13. Regenerative Landwirtschaft - Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2018 (englisch). 
  14. Regenerative Organic Agriculture and Climate Change | Rodale Institute. Abgerufen am 18. Juli 2018 (englisch). 
  15. Pressespiegel Regenerative Landwirtschaft - Grüne Brücke - Regenerative Landwirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2018. 
  16. Jürgen Beckhoff: Regenerativer Ackerbau. In: Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung (Hrsg.): oekolandbau.de. 9. Juli 2018 (oekolandbau.de [abgerufen am 8. August 2018]). 
  17. Jürgen Beckhoff: Regenerative Ackerbau. In: oekolandbau.de. 9. Juli 2018 (oekolandbau.de [abgerufen am 8. August 2018]). 
  18. Elaine Ingham: Soil Food Web. In: USDA. USDA, abgerufen am 18. Juli 2018 (englisch). 
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