Thompson (Band)

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Thompson
Die Bandmitglieder Bilić, Perković, Ivić, Orlić und Ivanković (v. l. n. r.) nach einem Konzert (2013)

Die Bandmitglieder Bilić, Perković, Ivić, Orlić und Ivanković (v. l. n. r.) nach einem Konzert (2013)

Allgemeine Informationen
Herkunft
Genre(s) Rock, Hardrock, Pop-Rock, Rechtsrock
Aktive Jahre
Gründung 1991
Auflösung
Website thompson.hr
Aktuelle Besetzung
Gesang
Marko Perković
Gitarre
Tomislav Mandarić
Gitarre
Ivan Ivanković
Keyboard
Duje Ivić
Schlagzeug
Ivica Ike Bilić

Thompson ist eine kroatische Rockband, die nach dem Spitznamen ihres Gründers und Frontmannes Marko Perković benannt ist. Der in Kroatien erfolgreichen Band wird eine Verherrlichung des kroatischen Faschismus vorgeworfen.

Namensgebung

Den Spitznamen Thompson, der gleichzeitig der Name seiner Band ist, erhielt Sänger Perković als Anspielung auf die im Kroatienkrieg von ihm benutzte Maschinenpistole der Marke Thompson. Perković gehörte dem Bataillon Čavoglave (Bojna Čavoglave) an, der Einheit seines Heimatortes. Bei der Verteilung der Waffen kam Perković zu spät und stellte die Frage, wo seine Waffe geblieben sei. Daraufhin erhielt er eine alte Thompson, die noch verfügbar war. Von da an zogen ihn seine Kameraden wegen dieser Waffe auf und gaben ihm seinen Spitznamen. Nach dem offiziellen Register des kroatischen Verteidigungsministeriums (Registar Branitelja) werden Perković insgesamt 969 Tage im Kampfgebiet zugerechnet.

Konzerte und Auftritte

Im öffentlich-rechtlichen kroatischen Sender HRT tritt die Band regelmäßig auf, auch der Song „Bojna Čavoglave" wurde hier ausgestrahlt. Eine Welttournee begann im September 2002 vor 40.000 Besuchern in Split. Die Tournee, während der die Band auch ihr bestbesuchtes Konzert in Deutschland in Frankfurt am Main vor 13.000 Besuchern gab, endete im Mai 2005 in Sydney, Australien. Im November 2007 begann eine Konzerttournee durch Nordamerika.

Laut der New York Sun wurde ein im November 2007 geplantes Konzert in Toronto zunächst abgesagt, nachdem die kanadische „Task Force Against Hate" dagegen protestiert hatte.[1] Das Konzert fand dann auf einem Privatgrundstück statt, auf das die Veranstalter 5000 Fans per Mail und SMS gelotst hatten.[2] Der Ticketverkauf für das Konzert in Manhattan wurde unter anderem durch die örtliche kroatische Kirchengemeinde abgewickelt.[3] Gegenüber dem Simon Wiesenthal Center erklärte der kroatische Botschafter, dass man sich von dem Auftritt distanziere. Auch liege keine Einladung der Band durch ein Mitglied des kroatischen diplomatischen Corps vor.[4]

Frontmann Perković bei einem Konzert (2013)

Bei Konzerten der Band wurde auch das faschistische Ustascha-Lied Jasenovac i Gradiška Stara gespielt, das die Tötung von Juden und Serben in den Konzentrationslagern Jasenovac und Stara Gradiška verherrlicht.[5] [6] Perković bestritt zunächst, dieses Lied gesungen zu haben und gab es erst zu, nachdem ein entsprechender Mitschnitt eines Konzerts auftauchte.[7] Perković äußerte, er distanziere sich vom Rechtsradikalismus bzw. der Ustascha-Ideologie. Er sehe sich selbst als „Patriot". Beobachter ordnen ihn jedoch als eindeutig nationalistisch ein.

Im Mai 2007 wurde ein in Sarajevo anlässlich des 10. Jahrestages des Besuchs von Papst Johannes Paul II. geplantes Benefizkonzert zugunsten kroatischer Studenten abgesagt. Die als Organisator auftretende „Kroatische Katholische Wohlfahrt" (HKKD) hatte diese Entscheidung getroffen, nachdem mehrere Mitglieder anonyme Drohungen erhalten hatten.[8]

Nach der Ankündigung eines Konzerts im luzernischen Kriens im September 2009 demonstrierten die Schweizer Jungsozialisten gegen Perkovićs Auftreten. Die Luzerner Regierung wandte sich an das Bundesamt für Polizei, das am 29. September 2009 mit Verweis auf die Rassismus-Strafnorm ein Einreiseverbot gegen Perković verhängte. Das Bundesamt berief sich auf die Ergebnisse des Dienstes für Analyse und Prävention, das eine Verherrlichung der kroatischen Faschisten in den hetzerischen Texten der Band festgestellt hatte.[9] [10] Das kroatische Außenministerium wandte sich daraufhin in einer diplomatischen Note an die Schweizer Botschaft und bestellte den Schweizer Botschafter ins kroatische Außenministerium. Der kroatische Staatspräsident Stjepan Mesić kritisierte darauf das Außenministerium und verteidigte die Schweiz bezüglich des Einreiseverbots.[11] Auch in Istrien und den Niederlanden wurden Auftritte Perkovićs verboten.[12]

Nach sechsjährigem Auftrittsverbot in der Schweiz fand am 5. Dezember 2015 ein Konzert in Freiburg im Üechtland statt, bei dem es Auflagen zu den gesungenen Stücken gab.[7] Dagegen wurde ein geplantes Konzert im österreichischen Kremsmünster durch den Bürgermeister abgesagt. Im Zuge der Absage hatte der österreichische Verfassungsschutz ein Gefahrenpotential gesehen.[13]

Sonstiges

An Merchandising-Ständen gab es neben schwarzen T-Shirts mit ihrem Markenzeichen, einem Schwert, auch Sliwowitz-Flaschen zu kaufen, auf denen das Konterfei des HVO-Generals Ante Gotovina prangte. Auch sammelte Perković Geld für die Verteidigung von Gotovina, der in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt war.[14]

Jugendlicher Fan mit Crna Legija-T-Shirt

Fans der Band treten bei Konzerten teilweise in schwarzer Kleidung und Symbolen der Ustascha-Bewegung auf oder tragen Symbole der „Schwarzen Legion" (Crna legija). So wurden bspw. bei einem Konzert im Mai 2009 mit 20.000 Besuchern in Zagreb drei Personen wegen Tragens von Ustascha-Symbolen festgenommen.[15] Der Gruß „Za Dom Spremni!" (Für die Heimat bereit), der von der Ustascha-Bewegung missbraucht wurde, wird häufig skandiert. Bei einzelnen Konzerten wurde der Hitlergruß gezeigt.[16] Perković distanzierte sich in einem Interview vor einem Konzert in Vukovar am 13. April 2007 von Fans, die mit Ustascha-Symbolen auf ihrer Kleidung zum Konzert kämen. Seine Band könne den Fans keine Kleidervorschriften machen, aber sie sollten lieber Symbole des kroatischen Unabhängigkeitskrieges tragen als Ustascha-Symbole.[17]

Rezeption

Die Presse sieht die Band in der Regel sehr kritisch. Die häufigsten Vorwürfe beziehen sich dabei auf eine Verherrlichung des kroatischen Faschismus im Zweiten Weltkrieg. Thompson würde einen Nationalismus bedienen, der in der kroatischen Gesellschaft tief verwurzelt ist und über den rechten Rand hinausgeht. Hierbei wird gerne auf verschiedene Stimmen der kroatischen Politik verwiesen, die sich deutlich von Thompson distanzieren, wie beispielsweise der kroatische Präsident Stipe Mesić. Tatsächlich hat auch die kroatische Staatsanwaltschaft im Jahr 2003 wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt, jedoch wurde keine Anklage erhoben. Ein weiterer Vorwurf bezieht sich auf die Unterstützung der vom internationalen Kriegsverbrechertribunal ICTY angeklagten kroatischen Generäle.[18]

Als Indiz für die gerechtfertigte Kritik wird häufig das Verbot eines Auftritts in Umag im Jahr 2008 angeführt, das in Kroatien zu heftigen Diskussionen führte. Hunderte Politiker, Intellektuelle und Bischöfe unterzeichneten eine Petition gegen das Verbot. Ebenso äußerte sich der Leiter des „Kroatischen Helsinki Komitees" für Menschenrechte (HHO), Ivo Banac, kritisch zum Verbot angesichts der Tatsache, dass weder sicherheitsrelevante noch rechtliche Gründe angeführt wurden, die ein Verbot des Auftritts rechtfertigten. Der Lokalpolitiker der regionalen, linksliberalen Partei IDS, Damir Kajin, hatte das Verbot mit Unterstützung des kroatischen Staatspräsidenten Stipe Mesić durchgesetzt.[19]

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel Deutsche Übersetzung Label und Anmerkungen
1992 Moli, mala
Erstes Studioalbum
Bete, Kleine Croatia Records
1995 Vrijeme škorpiona
Zweites Studioalbum
Zeit der Skorpione Croatia Records
1996 Geni kameni
Drittes Studioalbum
Steinerne Gene Croatia Records
1998 Vjetar s Dinare
Viertes Studioalbum
Wind von der Dinara Croatia Records
2002 E, moj narode
Fünftes Studioalbum
Oh mein Volk Croatia Records
2006 Bilo jednom u Hrvatskoj
Sechstes Studioalbum
Es war einmal in Kroatien Croatia Records
120.000 verkaufte Exemplare; ×ばつ Platin
2013 Ora et labora
Siebtes Studioalbum
Bete und Arbeite Croatia Records

Kompilationen

Jahr Titel Deutsche Übersetzung Label und Anmerkungen
2003 Sve najbolje
Erstes Best-Of-Album
Alles Beste Croatia Records
2008 Druga strana
Kompilations-Album
Andere Seite Croatia Records
Neuaufgenommene Hits
2015 The Best of Collection
Kompilations-Album
The Best of Collection Croatia Records
2016 Antologija Anthologie Croatia Records

Videoalben

  • 2002 - Poljud (limitierte Auflage von 2500 Stück)
  • 2004 - Turneja - E, moj narode
  • 2007 - Turneja - Bilo jednom u Hrvatskoj
  • 2013 - Poljud

Literatur

  • Bernd Robionek: Musik als Transportmittel für Ideologie: Das Beispiel des kroatischen Sängers Marko Perković „Thompson". In: Kemal Bozay, Dierk Borstel (Hrsg.): Ungleichwertigkeitsideologien in der Einwanderungsgesellschaft: Ursachen, Hintergründe und Ideen für die pädagogische und politische Praxis (= Edition Centaurus – Jugend, Migration und Diversity). Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12978-1, S. 223 ff.
  • Alojz Ivanišević: Glaube – Liebe – Heimat: Das Phänomen Thompson als Spiegelbild der kroatischen Nachkriegsgesellschaft. In: Stefan Michael Newerkla u. a. (Hrsg.): Das politische Lied in Ost- und Südosteuropa (= Band 11 von Europa Orientalis). LIT Verlag Münster, 2011, ISBN 978-3-643-50255-1, S. 213 ff. 
  • Catherine Baker: Sounds of the Borderland: Popular Music, War and Nationalism in Croatia since 1991. Ashgate, Farnham 2010, ISBN 978-1-4094-0337-1. 
  • Catherine Baker: Myth, war memory, and popular music in Croatia: The case of Marko Perković Thompson. In: Slovo : An Inter-Disciplinary Journal of Russian, East-Central European and Eurasian Affairs. Band 17, Nr. 1, 2005, S. 19–32. 

Einzelnachweise

  1. Maruxa Relaño: Neo-Nazi Band Set To Play Amid Protests, The New York Sun, 24. Oktober 2007
  2. Gegen die Verharmlosung von Nazi-Konzerten!
  3. New York:Second Thompson Concert Added! (Memento vom 1. Mai 2008 im Internet Archive )
  4. Croatian singer's alleged Nazi sympathies strike a sour note, Jerusalem Post, 27. Oktober 2007
  5. Efraim Zuroff: Ustasa rock n' roll. In: The Jerusalem Post, 25. Juni 2007
  6. Nazis Rock on in Croatia, The Centre for Peace in the Balkans, 23. Juni 2007
  7. a b Der Barde des Hasses., NZZ vom 18. Juli 2016
  8. Threats cancel Croat singers's Sarajevo concert
  9. nzz.ch: Einreiseverbot für Perkovic hat Folgen
  10. nzz.ch: Kroatischer Blut-und-Boden-Rockstar
  11. nzz.ch: Kein Anspruch auf Protest gegen die Schweiz
  12. Papst empfängt Rechtsextremen , fr-online.de, 22. November 2009
  13. OBERÖSTERREICH: Thompson-Konzert in Kremsmünster ABGESAGT! Kosmo, 27. April 2017, abgerufen am 20. Mai 2017. 
  14. „Meine Songs sprechen für mich", Caroline Fetscher in: Tagesspiegel 4. Juli 2007.
  15. B92 - arrests at concert (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive )
  16. Stiftung EVZ (Hrsg.): Rechtsextremismus und Antisemitismus in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (PDF) (Memento vom 11. Juli 2011 im Internet Archive )
  17. Thompson u Vukovaru: Opća mobilizacija, 13. April 2007
  18. FAZ: Hass Sänger
  19. Catherine Baker: Sounds of the Borderland: Popular Music, War and Nationalism in Croatia since 1991. Routledge, 2016, ISBN 978-1-317-05241-8 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
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