Regenerative Landwirtschaft

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Die Regenerative Landwirtschaft ist die Regeneration des lebend verbauten Kohlenstoffgehaltes im Boden[1] . Ansteigender, lebend verbauter Boden-Kohlenstoff als Nährhumus liefert Nährstoffe, verbessert die Pflanzengesundheit und unterdrückt den Unkrautwuchs. Es ist gleichzeitig ein neuer Trend in Mitteleuropa zur Wiederbelebung der Böden durch Kohlenstoffspeicherung aus der Atmosphäre. Er verbindet Klimaschutz[2] , die Praktiken organischer und biodynamischer Landwirtschaft und die verbrauchsnahe Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte. Teile des Anbaukonzeptes kommen ursprünglich aus den USA, wo es bereits seit Jahren unter dem Slogan "Put the carbon back in the soil!"[3] angewendet wird. Verschiedene Forschungsprojekte des renommierten US-amerikanischen Rodale Institute in den USA, Thailand, Ägypten, Iran und Costa Rica haben sich mit den Grundlagen und den Ergebnissen[4] auseinander gesetzt.

Als Pionier der Regenerativen Landwirtschaft in Mitteleuropa gilt Dietmar Näser[5] mit seinem Unternehmen "Grüne Brücke". Er hat das System gemeinsam zahlreichen Landwirten weiterentwickelt[6] und in Zusammenarbeit mit Dr. Ingrid Hörner und Friedrich Wenz methodisch strukturiert. Wichtige Grundlagen seiner Arbeit gehen auf den Landwirt Albert Schultz-Lupitz und auf die amerikanische Mikrobiologin Elaine Ingham zurück. In Deutschland kommt die in seiner Anwendung anspruchsvolle Methode seit 2014 zum Einsatz. Sie bietet Alternativen für eine nachhaltige, wirtschaftliche und unter extremen Bedingungen stabile Flächenbewirtschaftung. In Deutschland werden derzeit etwa 50.000 Hektar[7] nach dem regenerativen Anbauverfahren bearbeitet. Seitens der Landwirte gibt es durchweg positive Erfahrungen. Wissenschaftliche Daten für Mitteleuropa liegen jedoch noch nicht vor.

Bodennahrungsnetz nach Elaine Ingham

Grundlagen

Eine der Grundlagen der Regenerativen Landwirtschaft ist das Bodennahrungsnetz[8] von Elaine Ingham, einer amerikanischen Mikrobiologin, Bodenbiologie-Forscherin und Gründerin von Soil Foodweb Inc. Sie ist als führend in der Bodenmikrobiologie und der Erforschung des Bodennahrungsnetzes bekannt.

  1. Ernährungsstufe: Photosynthese, Energieversorgung des Bodennahrungsnetzes durch Ableitung der Assimilate durch die Wurzeln „nach unten"
  2. Ernährungsstufe: Zersetzer von organischen Resten und Symbionten im Gleichgewicht
  3. Ernährungsstufe: Mikrofaunaarten kontrollieren als „Raubtiere" die Entwicklung der mikrobiellen Gemeinschaften
  4. Ernährungsstufe: Größere Bodentiere treten als „Raubtiere" und damit Kontrolleure der Mikrofauna auf (Regenwürmer fressen protozooenreichen Boden)
  5. Ernährungsstufe: Höher entwickelte Tiere stehen mit dem Bodenleben und den Pflanzen in Interaktion, schaffen Fruchtbarkeit und Artenvielfalt durch Gleichgewichte

Die Erkenntnisse aus den Bodennahrungsnetz sind wichtigste Grundlagen der Regenerativen Landwirtschaft und in deren praktischen Umsetzung

  1. Bodenleben, insbesondere mikrobielles Bodenleben entwickelt sich nur unter pflanzlichem Bewuchs. Mit vielfacher Bearbeitung verliert der Boden daher das Leben und die Fruchtbarkeit.
  2. Verliert ein Boden sein mikrobielles Leben, bringt er vermehrt tierisches Eiweiß hervor, auch Boden-Schadinsekten und Regenwürmer
  3. Die mikrobielle Wiederbesiedelung des Bodens beginnt immer bakteriell. Daraus folgen unproduktive, verlustreiche Nährstoffschübe, solange Protozoa, Bodenpilze und Mikrofauna noch nicht artenreich sind. Das ist der wichtigste Keimreiz für Unkräuter.
Eine wichtige Rolle in der Regenerativen Landwirtschaft hat die flache Bodenbearbeitung mit Ackerfräse oder Schälpflug, die den dauergrünen Boden flach abschälen und somit eine Flächenrotte erzeugen. Foto: Uwe E. Nimmrichter

Praktische Umsetzung

Wichtigstes Element der Regenerativen Landwirtschaft sind durch Untersaaten und Zwischenfrüchte immergrüne Felder. Im Gegensatz zu länger brachliegenden Äckern bilden die Pflanzen zusätzliche energiereiche Stoffe, die Bodenorganismen als Nahrung dienen und so zur Humusbildung beitragen. Ein durchgehender Pflanzenwuchs schützt zudem den Boden auch nach der Ernte und die intensive Sonneneinstrahlung im Sommer wird optimal genutzt. Die Bodenbearbeitung erfolgt nur flach mit Ackerfräse oder Schälpflug. Ziel ist es, die organische Masse an der Oberfläche mit der Erde abzumischen damit die Flächenrotte in Gang zu bringen. Als Rottelenker dienen Fermente. Es handelt sich hierbei um einen vergorenen Sud aus Acker- und Gartenkräutern sowie den Triebspitzen verschiedener Sträucher. Die Fermente werden beim Einarbeiten des Grünmaterials mit einer Spritze ausgebracht. Weiterer Baustein der Regenerativen Landwirtschaft ist der Komposttee, ein Extrakt aus Kompostmaterial, Melasse und Wasser. Durch den Komposttee erfolgt eine Pflanzenvitalisierung und dem Boden werden zusätzliche Mikroorganismen zugeführt.

Einzelnachweise

  1. Willkommen! - Grüne Brücke - Regenerative Landwirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2018. 
  2. Mit regenerativer Landwirtschaft gegen den Klimawandel. 3. Juli 2017, abgerufen am 18. Juli 2018. 
  3. Regenerative Landwirtschaft - Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2018 (englisch). 
  4. Regenerative Organic Agriculture and Climate Change | Rodale Institute. Abgerufen am 18. Juli 2018 (englisch). 
  5. Pressespiegel Regenerative Landwirtschaft - Grüne Brücke - Regenerative Landwirtschaft. Abgerufen am 18. Juli 2018. 
  6. Jürgen Beckhoff: Regenerative Landwirtschaft - Ein Pflanzenbaukonzept mit Zukunft? In: oekolandbau.de. 9. Juli 2018 (oekolandbau.de [abgerufen am 18. Juli 2018]). 
  7. Jürgen Beckhoff: Regenerative Landwirtschaft - Ein Pflanzenbaukonzept mit Zukunft? In: oekolandbau.de. 9. Juli 2018 (oekolandbau.de [abgerufen am 18. Juli 2018]). 
  8. Elaine Ingham: Soil Food Web. In: USDA. USDA, abgerufen am 18. Juli 2018 (englisch). 
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