Flugwindkraftwerk

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Ein Flugwindkraftwerk wäre eine Windkraftanlage, die nicht auf einem Turm montiert ist, sondern fliegt und nur durch ein oder mehrere Halteseile am Boden verankert ist. Der Vorteil wäre die Belastung der Haltestruktur auf Zug statt auf Druck und Biegung, so dass der Materialaufwand bei gleicher Ausgangsleistung geringer ausfallen könnte. Die elektrische Energie kann mit Generatoren in der Luft oder über mechanische Bewegungsübertragung zum Generator an der Verankerung am Boden gewonnen werden.[1] Von beiden Bauweisen gab es bisher Prototypen geringer Leistung.

Flugwindkraftwerke könnten im Vergleich zu festen Windgeneratoren in größeren Höhen operieren, wo der Wind stärker und stetiger weht. Nachteilig sind höhere aerodynamische Verluste. Ungelöst ist der automatische Betrieb, insbesondere die Landung bei Sturm.

Geschichte

Bereits in früher Zeit wurden vereinzelt Drachen zum Heben von Lasten genutzt. Der Drachen wurde in Asien entwickelt. Es wurden auch Menschen mit Drachen gehoben - als Vergnügung, aber auch für militärische Beobachtungen.[2] Erst über Marco Polo kam das Prinzip des Drachens nach Europa.[2] Leonardo da Vinci schlug einen Drachen vor, um einen Fluss zu überqueren, Fahrzeuge zu ziehen und um die Energie von Blitzen abzuleiten.

Schon vor der Erfindung des Kraftfahrzeuges wurden Drachen zum Ziehen von Kutschen verwandt, etwa von Benjamin Franklin, der auch Boote mit Drachen antrieb.[2] Der Drachenpionier Samuel F. Cody überquerte 1903 mit einem von einem Drachen gezogenen Boot den Ärmelkanal und stellte im selben Jahr den Rekord für den höchsten Drachenflug mit 14.000 Fuß (ca. 4200 Meter) auf.[2] Durch die Erfindungen des Motorflugs und die Nutzung von fossilen Brennstoffen erlahmte das Interesse an der Höhenwindnutzung bis zu den Ölkrisen der 70er Jahre, die zu einem erneuten Interesse und verschiedenen Forschungsprojekten führten. So hat etwa der Ingenieur M. L. Loyd die Energiegewinnung durch Flugdrachen detailliert untersucht.[3] Wegen der in den 80er Jahren gesunkenen Ölpreise wurden diese Projekte jedoch gemeinsam mit anderen Forschungsprojekten im Bereich der alternativen Energien, wie etwa experimentellen Windgeneratoren weitgehend aufgegeben. Ab den 1990er Jahren konzentrierte sich die Forschung und Entwicklung auf konventionelle Windkraftanlagen.

Erst mit der Jahrtausendwende kam es zu einem erneuten Interesse an Flugwindkraftwerken zur Elektrizitätserzeugung. Durch Entwicklungen im Bereich von Sensoren, Materialien, computergesteuerten Autopiloten etc. erscheint der Bau und Betrieb von Flugwindkraftwerken realisierbar.[4] Universitäre Forschungsgruppen und außeruniversitäre Start-ups beschäftigen sich seitdem mit der Entwicklung von Flugwindkraftwerken, teilweise auch von externen Geldgebern unterstützt. So hat die Firma Makani ca. 30 Millionen USD von einer Tochtergesellschaft des Google-Konzerns zur Entwicklung eines Flugwindkraftwerkes erhalten.[5] Neben vielen Patenten[6] und Publikationen in diesem Bereich werden ab 2009 auch jährliche internationale Konferenzen zu Flugwindkraftwerken abgehalten; zuletzt an der Universität Freiburg, Institut für Mikrosystemtechnik der technischen Fakultät, Anfang Oktober 2017.[7]

Trotzdem ist bis 2009 der völlig autonome Flugbetrieb eines Flugwindkraftwerks über mehrere Tage mit autonomen Starts und Landungen nicht gelungen.[8]

Potential

Konventionelle Windkraftanlagen sind durch die Nabenhöhe der Windkraftanlage und den Rotordurchmesser auf die Nutzung des bodennahen Windes beschränkt. Die im Jahr 2010 existierenden konventionellen Windkraftwerke können Winde bis rund 200 Meter über dem Boden nutzen.

Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit steigt mit dem Abstand vom Boden, denn der Wind in Bodennähe wird durch die Reibung am Boden abgebremst, besonders bei rauen Bodenoberflächen wie etwa Hügeln, Wäldern oder hohen Gebäuden. Der Einfluss dieser Bremswirkung der Bodenoberfläche verringert sich mit dem Abstand vom Boden. Die Windgeschwindigkeit nimmt bis zu einer Höhe von 10 km Höhe zu. In dieser Höhe treten in den gemäßigten Breiten die sogenannten Jetstreams mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von mehreren hundert km/h auf.

Am Boden beträgt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit etwa 5 m/s, in den Jetstreams dagegen 40 m/s.[8] Die nutzbare Windleistung steigt mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit.[9] Dies bedeutet, dass bei einer Verdoppelung der Windgeschwindigkeit sich die im Wind enthaltene Leistung verachtfacht, bei Verdreifachung auf das 27-Fache zunimmt. Die durchschnittliche Energiedichte in den Jetstreams bei 40 m/s Windgeschwindigkeit ist somit unter Vernachlässigung der in 10 km Höhe deutlich geringeren Luftdichte 512-mal so hoch wie am Boden. Dieses Potential lässt sich mit Hilfe eines 2008 veröffentlichten globalen Atlasses zur Energiedichte der Höhenwinde in verschiedenen Höhen zwischen 80 und 12.000 Metern abschätzen.[10] Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die höheren Windgeschwindigkeiten eine höhere mechanische Festigkeit der Anlagen und somit eine veränderte Konstruktion erfordern.

Flugwindkraftwerke könnten unterhalb einer Maximalhöhe in wechselnder Höhe betrieben werden, das heißt, bei Schwachwind in bestimmten Luftschichten könnte man das Kraftwerk ausweichen lassen. Auch kann am gleichen Standort die Windenergie in verschiedenen Höhen genutzt werden, sodass sich die nutzbare Windleistung pro Boden-Flächeneinheit gegenüber konventionellen Windenergieanlagen vervielfacht. Damit könnten auf kleiner Bodenfläche erheblich höhere Energiemengen geschöpft werden, der Flächenverbrauch sowie der Einfluss auf das Landschaftsbild wären somit geringer.

Der dauerhafte Wind in größeren Höhen bedeutet auch höhere Auslastung der Windkraftanlagen. So liegt der Kapazitätsfaktor terrestrischer Windenergieanlagen je nach Standort im Durchschnitt bei ca. 30...40 %, während Projektionen für Höhenwindenergieanlagen von bis zu 80 % Auslastung ausgehen.[4] Dieser Effekt würde die Stetigkeit der Windenergie verbessern und damit ein bedeutendes Problem der Windenergienutzung mildern. Der Zwang zum Vorhalten alternativer Stromquellen, zumeist mit fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdgas arbeitend, würde entschärft. Auch könnten möglicherweise die Stromgestehungskosten durch die höhere Auslastung der Kraftwerke sinken. Da bisher noch keine kommerziellen Flugwindkraftwerke existieren, sind jedoch noch keine realen Daten verfügbar.

Durch die höheren durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten und die geringere Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit und der Stärke der bodennahen Winde können Höhenwindkraftwerke auch an für konventionelle Windkraftwerke ungeeigneten Standorten, etwa im windschwachen Binnenland, betrieben werden. Orte für Windkraftwerke könnten sich damit nach dem Stromverbrauch in der Region und weniger nach der Windgeschwindigkeit am Boden richten. Dadurch könnte sich der für die Umstellung der Energieversorgung auf Windenergie erforderliche Aufwand für den Netzausbau verringern, der etwa in Deutschland für den Transport von Windstrom aus den windstarken Erzeugergebieten in Norden in die Verbrauchszentren in der Mitte und im Süden Deutschlands nötig ist. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass fliegende Windkraftanlagen deutlich größere Auswirkungen auf das Flugwesen hätten, so dass diese Anlagen nicht überall errichtet werden könnten.

Abschätzungen gehen davon aus, dass die Erzeugerpreise von unter 1 Eurocent pro kWh Strom bis zu 2 Cent pro kWh Strom realistisch sein könnten.[11] Sollte sich diese Einschätzung als richtig erweisen, wären Flugwindkraftwerke nicht nur die mit Abstand günstigste regenerative Energiequelle, sondern auch günstiger als fossile Kraftwerke, selbst ohne Berücksichtigung deren Folgekosten wie der CO2-Belastung.[11]

Konstruktionsprinzipien

Zur Erreichung der Höhenwinde ist ein Flugwindkraftwerk im Gegensatz zu konventionellen Windkraftanlagen nicht auf einem Turm oder Mast befestigt, sondern wird lediglich von Seilen gehalten. Das Flugwindkraftwerk schwebt - entweder, weil es leichter als Luft ist oder, indem es aerodynamischen Auftrieb erzeugt. Es ergeben sich folgende konstruktive Möglichkeiten:

  • Ballonartige, mit leichten Gasen gefüllte Flugwindkraftwerke wären leichter als Luft, würden also ohne dynamischen Auftrieb schweben. Ein Beispiel für ein solches Konzept ist ein quer im Wind schwebender zylinderförmiger, um die Längsachse drehbar gelagerter Ballon, der sich dank an der Längsseite angebrachter gewölbter Lamellen ähnlich wie ein Anemometer oder ein Savoniusrotor dreht und Generatoren an den Seiten antreibt.[12]
  • Flugwindkraftwerke, die schwerer als Luft sind, wandeln einen Teil der Windenergie in dynamischen Auftrieb um, der sie in der Luft hält. Sie benötigen einen Flügel oder ein Drachensegel sowie Steuerflächen (Leitwerk). Diese Systeme stellen einen erheblich höheren Anspruch an die Steuerung, da ein Steuerungsfehler zum Absturz führen könnte.
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Weiterhin ist zu unterscheiden zwischen Kraftwerken, die stationär über einem Ort fliegen oder schweben, und solchen, die die Energieausbeute erhöhen, indem sie möglichst schnell quer zum Wind fliegen (Cross-Wind Power), etwa in Kreisbewegungen oder in Form einer 8. Diese Flugmanöver, welche auch beim Kitesurfen verwendet werden, erhöhen die von der Tragfläche überstrichene Fläche, die relative Windgeschwindigkeit an der Tragfläche und die von dem Kraftwerk nutzbare Windleistung. Das zugrunde liegende Prinzip lässt sich gut durch einen Vergleich mit konventionellen Windkraftanlagen erläutern. Bei diesen erzeugen die Spitzen der Flügel den größten Teil der Leistung, weil sie sich am schnellsten bewegen und somit eine große Fläche überstreichen. Der Wind wird auf der gesamten überstrichenen Fläche abgebremst und nicht nur auf dem Kreisausschnitt, auf dem sich der Flügel gerade befindet. Konstrukteure solcher schnell fliegenden Flugwindkraftwerke haben das Ziel, das Windkraftwerk auf diese effektiven, dann fliegenden Teile, zu reduzieren und die schweren und teuren restlichen tragenden Teile wie die Blattmitten, die Nabe und den Mast entbehrlich zu machen.

Konstruktive Unterschiede zu konventionellen Windkraftwerken

Bauart und Materialien

Die luftballonbasierte Bauform im Beispiel des TWIND-Systems, das die senkrechte Kraft nutzt und mithilfe des Fallschirms den Luftwiderstand reguliert

Der fliegende Teil eines Flugwindkraftwerks muss leicht gebaut werden. Um dies zu ermöglichen, sind neben der Wahl von textilen und flexiblen Baustoffen auch Konstruktionen vorteilhaft, die das Material möglichst nur auf Zug und Druck belasten, jedoch möglichst kaum Scherkräfte bzw. Momente erzeugen, da letztere Bauweisen erfordern, die schwerer sind.

Momente können durch Seilabspannungen, wie dies etwa bei Drachen genutzt wird, nahezu vollständig vermieden werden. Abspannungen erhöhen jedoch den Luftwiderstand. Besonders wenn durch schnellen Flug die Leistungsausbeute erhöht werden soll, ist jedoch ein geringer Luftwiderstand bei hohem Auftrieb, also eine hohe Gleitzahl erstrebenswert. Daher besteht eine konstruktive Herausforderung darin, die Tragfläche stabil, leicht und trotzdem aerodynamisch zu gestalten. Dafür können aufblasbare Strukturen mit innenliegenden Kammern oder Seilabspannungen verwandt werden.[13]

Allerdings sind selbst mit handelsüblichen Surfdrachen beachtliche Leistungen von 30[14] beziehungsweise 40 kW[11] errechnet worden.

Steuerung und Kontrolle

Die autonome Steuerung der Flugwindkraftwerke sowie die Tatsache, dass diese im Gegensatz zu konventionellen Windkraftwerken frei im Raum fliegen, stellt eine der zentralen Herausforderungen bei der Entwicklung von Flugwindkraftwerken dar.[4] Bisherige Entwicklungen sind primär an dieser Problematik gescheitert. Vielfältige Sensoren zur Messung möglichst vieler Parameter (Windgeschwindigkeit und Richtung, Lage, Geschwindigkeit relativ und absolut, Bewegungsrichtung, Seilspannung, Vibrationen etc.) müssen an einen Autopiloten weitergeleitet werden, der dann über eine Steuerungssoftware die richtigen Lenkmanöver durchführt. Die Software muss so beschaffen sein, dass sie einen möglichst sicheren Flug ermöglicht und dabei eine möglichst große Energieproduktion fördert. Dabei stellen plötzliche und unvorhergesehene Änderungen der Windgeschwindigkeit und -richtung ein besonderes Problem dar. Herausforderungen bestehen auch in der Start- und Landephase, wozu eine gänzlich unterschiedliche Flugbewegung zum Normalbetrieb erforderlich ist.

Fehlende Möglichkeiten im Bereich der Sensorik und Rechnerkapazitäten stellten in früherer Zeit eines der größten Hindernisse beim Bau von Flugwindkraftwerken dar. In den letzten Jahren wurden in diesem Bereich jedoch vielfältige Fortschritte gemacht

Die eigentliche Flugsteuerung erfolgt dabei entweder wie bei einem Flugzeug durch verschiedene am Flugwindkraftwerk angebrachte (Höhen-, Seiten-, Quer-) Ruder, oder entsprechend der Steuerung bei Lenkdrachen durch die Verkürzung der Lenkschnüre und -seile und damit durch eine veränderte Anstellung der Tragfläche. Bei letzterer Variante können entweder jeweils alle Steuerseile von der Tragfläche zur Bodenstation geführt werden, wobei dann bei entsprechender Seillänge mit erhöhtem Luftwiderstand und mit verzögertem Ansprechen und weniger präzise Lenkanweisungen zu rechnen ist. Als Alternative bietet sich an, die Lenkseile an einem Lenkmodul unterhalb der Tragfläche zusammenzuführen. Die weitere Verbindung zur Bodenstation würde dann über ein einziges Seil erfolgen. Das Lenkmodul müsste dann aber zur Ausführung der Lenkbewegungen über eine Energiequelle verfügen. Diese müsste etwa über Akkumulatoren, ein in das Seil eingebautes Stromkabel[15] oder durch kleine Windturbinen an dem Tragflügel, die den Arbeitsstrom erzeugen, erfolgen.

Stromerzeugung

Grundsätzlich kann die Stromerzeugung in der Luft oder an der Bodenstation erfolgen.

Stromerzeugung in der Luft

Zur Stromerzeugung in der Luft müssen zusätzlich zu Rotor und Halteseil schwere Generatoren und gegebenenfalls Getriebe getragen werden. Bei schwerer-als-Luft-Konstruktionen durchströmt der Wind die Rotorebene schräg, sodass ein Teil der Windlast den Auftrieb bewirkt. Die Stromableitung zur Bodenstation kann über in das Seil eingearbeitete Leiter erfolgen. Bei Start und Landung werden die Generatoren als Motor genutzt.

Ein von der Firma Skywindpower[16] verfolgtes Konzept ähnelt einer stationär über einer Stelle fliegenden herkömmlichen WKA. Die Verbindung vier gegenläufiger Rotoren durch einen Rahmen wie bei einem Quadrocopter erlaubt die Kontrolle über die Neigung und den Momentausgleich.

Die Unternehmen X Development LLC[17] setzt auf das oben erläuterte Cross-Wind-Prinzip mit angeseilten Fluggeräten. Man kann die sich schneller als der Wind quer zum Wind bewegende Tragfläche als ein aerodynamisches Getriebe auffassen. Dabei ist der Vortrieb entsprechend kleiner als der Auftrieb und wird von kleinen, wie Flugzeugpropeller senkrecht zur Tragfläche angeordneten Rotoren zur Stromerzeugung genutzt. Deren hohe Drehzahl erlaubt selbst ohne weitere mechanische Übersetzung kleine, leichte Generatoren.

Stromerzeugung am Boden

Bei der Stromerzeugung am Boden befindet sich der Generator in der Bodenstation. Die Energie wird mechanisch, zumeist über Seile, von dem Tragflügel zur Bodenstation übertragen.

Die am meisten favorisierte Variante ist dabei die sogenannten Jo-Jo-Konfiguration. Dabei treibt das Halteseil an der Bodenstation über eine Seiltrommel einen Generator an, während das Seil abgespult wird. Sobald die Endposition erreicht ist, wird das Seil mit Motorkraft wieder eingeholt. Dabei wird der Tragflügel so gestellt, dass er einen möglichst geringen Luftwiderstand aufweist und somit nur wenig Zeit und Energie zum Einholen des Seils benötigt wird. Dann beginnt der Zyklus von vorne.

Andere Alternativen sehen vor, dass die Bewegungsenergie durch ein schnell drehendes Halteseil, welches als Welle dient, zum Boden übertragen wird.

Laddermill[18] genannte Varianten benutzen Seile mit mehreren verstellbaren Flächen, die entweder alternierend oder kontinuierlich über Winden oder Rollen Generatoren am Boden antreiben.

Die Vorteile der Stromerzeugung am Boden sind das potentiell geringere Gewicht sowie die potentiell geringere Komplexität und Kosten des Tragflügels. Die Nachteile sind in der für die Tragfläche benötigte Energieversorgung sowie die fehlende Möglichkeit des autonomen Starts und der Landung nach Hubschrauberprinzip zu sehen.

Herausforderungen bei Entwicklung und Betrieb

Luftraumnutzung und Kollisionsgefahren mit Luftfahrzeugen

Im Luftraum oberhalb von 100 Metern Höhe besteht Konkurrenz und Kollisionsgefahr mit Luftfahrzeugen, bis zu 1000 Metern vor allem mit der Privatfliegerei. Um deren Sicherheit zu gewährleisten, müssten über dem Standort von Flugwindkraftwerken Flugverbotszonen eingerichtet werden, wie jetzt schon über Kernkraftwerken und manchen anderen bebauten Gebieten.

Blitzschlag und Vereisung

Seil, Kabel und elektrische Anlagen müssen für den Blitzschutz ausgelegt sein.

In großen Höhen besteht häufiger die Gefahr der Vereisung. Selbst Rotorblätter bei konventionellen Anlagen werden hierzu erforderlichenfalls geheizt.

Projekte

Während weitere Varianten der Fliegenden Windenergieanlagen zunehmend an technischer Reife gewinnen, scheint eine Nutzung des Jetstreams nach obigem Prinzip nicht greifbar. Heutige Systeme operieren mit Seillängen von einigen hundert Metern und Flughöhen von 300 bis 500 Metern.[19]

Die europäischen Entwicklungen, wie die brandenburgische EnerKite[20] , die ebenfalls brandenburgische Firma NTS[21] , die Universität von Delft in den Niederlanden, und die italienische Firma Kitegen befassen sich mit Lenkdrachen, welche am Boden befindliche Generatoren antreiben.[22] [23] EnerKite hat am 23. März 2012 eine mobile Flugwindkraftanlage mit einer Nennleistung von 30 kW in Betrieb genommen, welche der Technologieentwicklung und Demonstration dient.[24]

Ein weiteres, ebenfalls einem Lenkdrachen ähnliches Konzept, wurde von der kalifornischen Firma Joby Energy entwickelt.[25] Diese Entwicklungen setzt die ebenfalls aus Kalifornien stammende Firma Makani fort und präsentiert inzwischen ein 30-kW-System mit einem propellierten 8 Meter weiten Flügel. Hier wird die Energie durch Windgeneratoren am Flügel in der Luft gewandelt und mit Hochspannung durch ein Seil konstanter Länge zum Boden geleitet.[26]

Ein Leichter-als-Luft-Konzept hat Atena Engineering entwickelt. Dabei handelt es sich um Anlagen, die relativ niedrig in einer Höhe von einigen hundert Metern schweben. Die Anordnung der Rotoren ähnelt dabei der einer konventionellen Windkraftanlage, was einen vergleichsweise hohen Wirkungsgrad bedeutet. Der Hauptvorteil gegenüber solchen Anlagen besteht in der Reduktion von kritischen Lasten bei großen bis sehr großen Durchmessern von 100 bis 300 Metern.[27]

Das Unternehmen Altaeros Energies hat einen Prototyp namens Buoyant Airborne Turbine (BAT) entwickelt, bei dem sich das Windrad in einer mit Helium gefüllten Röhre befindet. Laut Spiegel hat das Windrad einen Durchmesser von 3,7 Metern; die aufblasbare Röhre ist 15 Meter lang und ebenso breit.[28] [29]

Auch die NASA erforscht die Möglichkeit fliegender Windenergieanlagen.[30] [31]

Literatur

Anmerkungen

  1. E.on: Energie-Drachen könnten Windräder verdrängen - WELT. Abgerufen am 12. April 2017. 
  2. a b c d Past, Present and Future of Kites and Energy Generation; J. Breukels, Wubbo Ockels.
  3. M. L. Loyd, Crosswind Kite Power in Journal of Energy, 4 (3), Seite 106 ff.
  4. a b c Erik Vance, Wind power: High hopes, in: Nature 460, (2009), 564-566, doi:10.1038/460564a .
  5. USD 15 Millionen in 2007 und später nochmals eine Finanzierung „in dieser Größenordnung": High Hopes; Erik Vance in Nature 2009, Band 460, Seite 564 (566).
  6. Siehe eine Auflistung von Patenten in der englischsprachigen Wikipedia.
  7. Konferenz des Jahres 2015
  8. a b Windenergienutzung mit schnell fliegenden Flugdrachen: eine Herausforderung für die Optimierung und Regelung; D. Diehl, B. Houska in Automatisierungstechnik 2009, Seite 525 (531) (vollständiges PDF per Link downloadbar, deutsch).
  9. Modeling, Simulation, and Testing of Surf Kites for Power Generation, P. Williams, B. Lansdorp, R. Ruiterkamp, W. Ockels in AIAA Modeling and Simulation Technologies Conference and Exhibits 2008, Honolulu, Hawaii, Seite 2.
  10. Atlas of High Altitude Wind Power, C. L. Archer, K. Caldeira, 2008, http://www.aweconsortium.org/public/downloads/resources/atlas_of_airborne_wind_energy.pdf
  11. a b c M. Canale, L. Fagiano, M. Milanese Power Kites for Wind Energy Generation. IEEE Control Systems Magazine, Seite 25 (27, 28).
  12. http://www.ibl.fh-muenster.de/kitewiki/index.php/Magenn_Power Infobasis der Fachhochschule Münster
  13. Rolf H. Luchsinger, Mauro Pedretti, Andreas Reinhard: Pressure Induced Stability: From Pneumatic Structures to Tensairity. Archiviert vom Original am 26. April 2013; abgerufen am 28. März 2018. Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Cite web): "deadurl"
  14. https://repository.tudelft.nl/islandora/object/uuid:306785d0-f75b-4378-a145-75905c83efa7/?collection=research J. Breuer, W. Ockels, R. Luchsinger: An inflatable wing using the principle of Tensairity, abgerufen am 28 März 2018
  15. SkySails arbeiteten mit dieser Variante.
  16. http://www.skywindpower.com/
  17. https://x.company/makani/technology/
  18. https://www.researchgate.net/publication/40822587_Robust_Control_of_Laddermill_Wind_Energy_System A.R. Podgaets, W.J. Ockels: Robust Control of Laddermill Wind Energy System, abgerufen am 28. März 2018
  19. Drachen sind scharf auf Windenergie. In: vdi-nachrichten.com. 30. März 2012 (vdi-nachrichten.com [abgerufen am 12. April 2017]). 
  20. Alexander Bormann: EnerKíte - Flugwindkraftanlagen. Abgerufen am 12. April 2017. 
  21. NTS X-Wind - Die wirtschaftliche Energiewende. Abgerufen am 22. April 2017. 
  22. Alok Jha: Giant kites to tap power of the high wind. In: The Guardian. 2. August 2008, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 12. April 2017]). 
  23. Drachen sind scharf auf Windenergie. In: vdi-nachrichten.com. 30. März 2012 (vdi-nachrichten.com [abgerufen am 12. April 2017]). 
  24. EnerKíte. Abgerufen am 22. April 2017. 
  25. Joby Energy. Abgerufen am 22. April 2017. 
  26. Energy Kites. Abgerufen am 22. April 2017. 
  27. skypoint-e. Abgerufen am 22. April 2017. 
  28. Ballon-Technik: Windrad liefert Strom aus 600 Meter Höhe. Spiegel Online, 6. Februar 2015, abgerufen am 16. Februar 2015. 
  29. BAT: The Buoyant Airborne Turbine. Altaeros Energies, abgerufen am 16. Februar 2015 (englisch). 
  30. NASA untersucht Möglichkeit für Windfarmen in luftigen Höhenderstandard.at, 21. Dezember 2010
  31. An Answer to Green Energy Could Be in the Air nasa.gov, 10. Dezember 2010, abgerufen am 22. Dezember 2010
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