Paul Schulenburg

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Datei:Paul Friedrich Schulenburg.jpg
Portrait Paul Friedrich Schulenburg (1871-1937)

Paul Friedrich Schulenburg (* 1. November 1871 in St. Louis; † 6. Juni 1937 in Gera) war ein bedeutender Textilfabrikant und Kunstmäzen in Gera.

Leben

Paul Schulenburg wurde als Sohn eines Deutschamerikaners in St. Louis geboren. Die Familie, deren Wurzeln nach Soest reichten, kam in den USA durch Holzhandel zu Wohlstand und kehrte 1879 zurück nach Deutschland. Paul Schulenburg besuchte eine Textilfachschule und wurde 1895 Prokurist in der Ostthüringer Textilindustrie. 1897 gründete er zusammen mit Alexander Bessler eine Woll- und Seidenweberei in Gera. Die Firma Schulenburg & Bessler expandierte schnell und erwarb 1905 die Grundstücke der Textilfirma Meinhardt und Zimmermann im Geraer Stadtteil Zwötzen [1] . In den 1920er Jahren beschäftigte das Unternehmen bis zu 800 Beschäftigte und exportierte in bis zu 50 Staaten[2] . In Zeit von 1925 bis 1928 realisierte Thilo Schoder, ein Meisterschüler von Henry van de Velde, den Entwurf und Bau zusätzlicher Fabrikgebäude im Stil des Neuen Bauens, welche bis heute erhalten geblieben sind. Neben der modernen Ausstattung der Produktionsstätten seines Unternehmens hatte Paul Schulenburg stets die soziale Absicherung seiner Mitarbeiter im Blick: Betriebsrat, Altersvorsorge und Ferienkolonien für die Erholung seiner Beschäftigten waren Teil seines Erfolgsrezepts.

Privat war Paul Schulenburg ein Kunstliebhaber und teilte die Intention des Künstlers Henry van de Velde nach einer versachlichten und funktional begründeten Ästhetik. Bereits 1906 erwirbt er auf der Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Speisezimmer von Henry van de Velde. 1913 beauftragt Schulenburg Henry van der Velde mit der Projektierung und dem Bau seines Wohnhauses westlichen Stadtrand der Industriestadt Gera. Mit Haus Schulenburg entstand von 1913 bis 1915 ein architektonisches Gesamtkunstwerk, das die Gestaltungsideen des Neuen Bauens in sich vereint. Das Interieur seines Wohnhauses wurde ergänzt durch Holzschnitte von Albrecht Dürer, Zeichnungen von Auguste Rodin, Gemälde von Vincent van Gogh, Paul Signac, Camille Pissaro, Édouard Manet, Claude Monet, Alfred Sisley und Max Liebermann. Skulpturen von Georg Minne, Guillaume Charlier und Constantin Meunier sowie Werke Thüringer Künstler wie Theodor Hagen, Walter Klemm, Richard Engelmann, Paul Neidhardt, Kurt Günther, Heinrich Linzen und Hilde Linzen-Gebhardt, der Buchkünstler Otto Dorfner und Thilo Schoder als Buchgestalter waren Teil in seiner umfangreichen Sammlung[3] . Neben seiner Vorliebe für Autos der Marke Maybach war Paul Schulenburg auch ein Orchideenliebhaber. Im Schulenburg ́schen Gartenbaubetrieb wuchs die größte Orchideensammlung Deutschlands.

Verheiratet war Paul Schulenburg mit Elisabeth Thierbach, einer Gutsbesitzertochter aus Lobeda bei Jena. Die Schulenburgs hatten fünf Kinder: Wolfgang, Richard, Grunhilde, Adelheid und Joachim. Paul Schulenburg erkrankte früh und übergab die Fabrik an seine Söhne Wolfgang und Richard, welche das Unternehmen nach Schulenburgs Tod bis Ende des Zweiten Weltkriegs weiterführten. 1947 wurde die Familie enteignet und verließ Gera.

Literatur

  • Sabine Schellenberg, Ulla Dittmann, Susanne Spindler u.a.: Haus Schulenburg. In: Untere Denkmalschutzbehörde Gera (Hrsg.): Villen und Villengärten in Gera. 1999.

Einzelnachweise

  1. Siegfried Mues: Die Straßennamen der Stadt Gera von A bis Z. Verlag Dr. Frank GmbH, Gera 2006, ISBN 978-3-934805-23-1, S. 219. 
  2. Fanny Zölsmann: Das beachtliche Leben des Paul Schulenburg. 15. August 2014, abgerufen am 26. März 2018. 
  3. Ab 17. August 2014: "100 Jahre Haus Schulenburg – eine Familien-, Unternehmens- und Kulturgeschichte". Abgerufen am 26. März 2018. 
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