Konsum Dresden
KONSUM DRESDEN eG | |
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Rechtsform | eingetragene Genossenschaft |
Gründung | Konsumverein Pieschen 1882 / Vorwärts Dresden 4. Juni 1888 |
Sitz | Dresden, Deutschland |
Leitung | Gunther Seifert Vorstandsvorsitzender, Roger Ulke Vorstandsmitglied, Ralph Sonntag Aufsichtsratsvorsitzender |
Mitarbeiterzahl | 831 (2015)[1] |
Umsatz | 108 Mio € (2015)[1] |
Branche | Einzelhandel |
Website | www.konsum.de |
Die Konsum Dresden eG (Eigenschreibweise: KONSUM DRESDEN eG) ist eine Konsumgenossenschaft mit Sitz in Dresden. Sie unterhält 33 Konsum- und Frida-Märkte in Sachsen und einen im bayerischen Nürnberg.[2]
Die Genossenschaft machte 2015 etwa 108 Millionen Euro Umsatz, ein Jahresergebnis von 658.500 Euro hat insgesamt 22.226 Mitglieder und 831 Mitarbeiter.[1]
Die Genossenschaft entstand 1990 durch einen Zusammenschluss der Konsumgenossenschaften Dresden Stadt und Kreis Dresden-Land und gilt als Rechtsnachfolger der Konsumverein Vorwärts für Dresden und Umgebung eG,[3] der 1935/36 im Dritten Reich als Verbrauchergenossenschaft Dresden[4] gezwungen war, auf Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat zu liquidieren.[5]
Geschichte
1882 wurde in Pieschen auf der Konkordienstraße der erste sächsische Konsumverein gegründet.[6] Am 4. Juni 1888 wurde in Dresden der Konsumverein Vorwärts für Dresden und Umgebung eG gegründet.[7] [8] [9] Für die Genossenschaft sollten die Rochdaler Grundsätze gelten. Besonders hervorgehoben wurde: Es sollten unverfälschte und gute Waren gegen sofortige Barbezahlung verteilt werden. Seinerzeit waren die Lebensmittelkontrollen noch nicht ausgebaut und das Verfälschen von Lebensmitteln war auf allen Stufen der Produktion und des Handels üblich. Insbesondere ging es um das Strecken und Schönen der Lebensmittel, das nicht nur die Ware im Nährgehalt herabsetzte, sondern auch gesundheitliche Risiken barg. Die Abhängigkeit vom örtlichen Krämer durch „Anschreiben lassen" war eine Unsitte, die die Arbeiterschicht in eine weitere Abhängigkeit trieb.
Zu den ersten konsumgenossenschaftlichen Einkaufsvereinigungen gehörte die Einkaufsvereinigung Dresden. Sie wurde als vierte deutsche Einkaufsvereinigung 1892 gegründet, 46 weitere folgten bis 1916 in ganz Deutschland. Die Einkaufsvereinigungen bündelten den gemeinschaftlichen konsumgenossenschaftlichen Einkauf mehrerer Konsumvereine einer Region.[10]
1894 erwarb der Konsumverein Vorwärts ein Grundstück und errichtete dort das erste eigene Lager für Lebensmittel.
Die Vorwärts zählte 1894 mit 6.238 Mitgliedern und einem Jahresumsatz von 1.205.000 Mark zu den großen Konsumvereinen in Deutschland.[11] Über Dresden hinaus hatte sie auch große Bedeutung für die Konsumgenossenschaftsbewegung in ganz Deutschland. Der Konsumverein Vorwärts gehörte 1894 zu den Gründungsgesellschaftern der Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine (GEG).[12] Der Vorwärts-Vorstand Max Hoppe war einer der ersten fünf Aufsichtsratsmitglieder der GEG und wurde 1897 Aufsichtsratsvorsitzender.[13] Für die Gründung des nationalen Zentralverbandes deutscher Konsumvereine arbeitete der Geschäftsführer des Konsumvereins Pieschen, Max Radestock, den Satzungsentwurf des neu zu gründenden Zentralverbandes aus, der im Oktober 1902 von der entsprechenden Kommission beraten wurde. 1903 fand in Dresden die Gründungsversammlung des Zentralverbandes statt, dem die deutschen Konsumsumgenossenschaften der Hamburger, der roten, der sozialistischen Richtung angehörten. Radestock wurde ehrenamtliches Mitglied und Vorsitzender des Vorstands des neu gegründeten Verbandes.[14]
Die genossenschaftliche Eigenproduktion hatte in der Zeit um 1900 eine große Bedeutung für die wirtschafts- und sozialpolitische Sicht in der Genossenschaftsbewegung. Auch hier traten Dresdner Genossenschafter in Deutschland besonders hervor. Auf der Generalversammlung 1903 der GEG wurde die Errichtung eines großen Produktionsbetriebes für die genossenschaftliche Eigenproduktion von Seifen beschlossen. Das benötigte Baukapital zeichneten vorwiegend Genossenschaften. Von den vorgesehenen 300.000 Mark zeichnete der Konsumverein Pieschen mit 70.000 Mark den höchsten Betrag, an dritter Stelle lag der Vorwärts, Dresden, mit 30.000 Mark, insgesamt kamen mit 100.000 Mark also ein Drittel aus dem heutigen Gebiet von Dresden.[15]
1931 eröffnete die Konsumverein Vorwärts eG ihre erste eigene Fleischverarbeitungsfabrik auf der Fabrikstraße in Dresden. Das Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit existiert heute noch und steht unter Denkmalschutz.[16] [17]
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde der sozialdemokratische Name Vorwärts getilgt, und die Genossenschaft in die Verbrauchergenossenschaft Dresden überführt.[18] Die Vorwärts hatte mit Hilfe der Einlagen ihrer Genossen in eine Betriebszentrale investiert, sie aber schon wegen der Weltwirtschaftskrise nicht im geplanten Ausmaß errichten können. Aufgrund restriktiver nationalsozialistischer Gesetze und Verordnungen geriet die Genossenschaft nun in wirtschaftliche Schwierigkeiten und in Liqiditätsnot, so dass entsprechend dem Gesetz vom 21. Mai 1935 und vier Durchführungsverordnungen bis 26. Mai 1936 der Vorstand und Aufsichtsrat die Liquidation beschließen mussten. Insgesamt mussten 73 deutsche Konsumgenossenschaften auf diesen oder ähnlichen Wegen aufgeben. Betroffen waren fast ein Drittel aller Mitglieder einer Konsumgenossenschaft.[19] Die Grundstücke und Konsum-Verteilerstellen für Lebensmittel in Dresden wurden enteignet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Neugründung von Genossenschaften im Dresdner Raum laut SMAD-Befehl 176 wieder möglich. Insgesamt wurden im Stadtgebiet Dresden die vier Konsumgenossenschaften Nord, Ost, Süd und West ins Leben gerufen.[20] Sie fusionierten später zu den Konsumgenossenschaften Dresden Stadt und Kreis Dresden-Land. Das 1935/36 enteignete Eigentum wurde auf die Genossenschaften übertragen.
Infolge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945 wurden 1956 bis 1959 die Genossenschaften im Dresdner Raum gezwungen, viele Konsum-Grundstücke abzugeben.[21]
1967 wurde die erste Konsum-Kaufhalle in Dresden gebaut. Zehn Jahre später eröffnete Konsum Dresden ihre erste eigene Gaststätte.
Neuere Geschichte
1990 schlossen sich die Konsumgenossenschaften Dresden Stadt und Kreis Dresden-Land zur Konsum Dresden eG zusammen. Ab 1991 begann der Sanierungsprozess. Konsum Dresden baute ein auf marktwirtschaftliche Strukturen ausgerichtetes Vertriebsnetz auf.[22]
Seit 2000 gehören regionale und internationale Spezialitäten zum Sortiment. Aufgrund dieser konsequenten Neuausrichtung erwirtschaftet die Konsumgenossenschaft seit 2004 wieder Gewinne.[23]
2002 führte Konsum Dresden die Mitglieder-Card ein, mit der sich Genossenschaftsmitglieder ausweisen können. Diese Karte löste das Konsum-Rabattmarkenheft ab, welches es seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1888 gab.
Im Jahr 2003 eröffnete sie die erste Filiale außerhalb ihres angestammten Gebietes Dresden und Umgebung in Plauen/Vogtland.
2005 ließ die Genossenschaft als erstes Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen Deutschlands alle Filialen von der TÜV Nord Cert GmbH & Co. KG mit dem Frische-TÜV zertifizieren.[24] Aufgrund anhaltender Gewinne konnte das Unternehmen erstmals 5 Prozent Dividende auf gezeichnete Geschäftsanteile an Mitglieder auszahlen.
2007 konnte das Unternehmen den ersten KONSUM-Frische-Shop außerhalb seines angestammten sächsischen Vertriebsgebietes in Erlangen eröffnen. Die letztlich vier Märkte in Franken brachten dem Konsum hohe Verluste, zwei wurden 2012 wieder geschlossen.[25]
In den letzten Jahren wurde die Genossenschaft mit zahlreichen nationalen Preisen ausgezeichnet: Bio-Handelspreis (2008), Ein Herz für Bio (2008, 2007), Kreativ Award (2008, 2007), Turnarounder des Jahres (2007), Top-Arbeitgeber[26] (2007), Ehrenbrief der Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel e. V. (2006), Ausbildungs-Ass in Gold (2003), Supermarkt des Jahres (2003), Deutscher Fruchtpreis (2001, 2002, 2004), Fleisch-Star (2001).
Bedeutende Konsumgenossenschafter aus Dresden
- Friedrich Reinhold Postelt (1853–1917)
- Gottlieb Petzold (1854–1919)
- Max Radestock (1854–1913)
- Max Hoppe (1855–1921)
- Wilhelm Barthel (1857–1927)
Literatur
- Erwin Hasselmann: Geschichte der deutschen Konsumgenossenschaften. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1971.
- Heinrich Kaufmann: Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine. Herausgegeben im Auftrag des Vorstandes und Ausschusses des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine, Druck der Verlagsgesellschaft deutscher Konsumvereine m.b.H., Hamburg 1928, 543 Seiten mit Anhang.
- Stadtarchiv Dresden, Bestand 14.8: Konsum Dresden e.G.
- Entstehungsgeschichte des deutschen Genossenschaftswesens; Dr. Otto Ruhmer – Hamburg 1937
Weblinks
- Konsum Dresden Homepage
- Konsum-Bilder auf spiegel.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c Zahlen & Fakten rund um KONSUM DRESDEN (Jahresbilanz 2015). Konsum Dresden eG, abgerufen am 17. Oktober 2017.
Pressemitteilung KONSUM DRESDEN weiterhin auf Erfolgskurs, 15. Juni 2016. - ↑ Standorte & Öffnungszeiten. Konsum Dresden eG, abgerufen am 17. Oktober 2017.
- ↑ Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Bestand Sig. 1549
- ↑ Vgl. Anzeige in Genossenschaftsfamilie, Mitte Juni 1935, 28. Jg. Nr. 11, Familienblatt des Reichsbundes der deutschen Verbrauchergenossenschaften G.m.b.H. (GEG) Hamburg
- ↑ Erwin Hasselmann, a.a.O., Seite 482
- ↑ Pieschen. In: dresdner-stadtteile.de. Abgerufen am 4. September 2009.
- ↑ Amtsgericht Dresden: Genossenschaftsregister Nr. 18
- ↑ Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Bestand Sig. 1549
- ↑ Dresdner Anzeiger, 18. Juni 1888
- ↑ Vgl. Heinrich Kaufmann 1928, a. a. O. Seite 290 ff
- ↑ Erwin Hasselmann, a.a.O., Seite 266
- ↑ Heinrich Kaufmann: Die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine m. b. H. GEG. Zum 25jährigen Bestehen 1894–1919. Hamburg 1919, Seite 30 ff.
- ↑ Vgl. Erwin Hasselmann, a.a.O., Seite 265
- ↑ Heinrich Kaufmann, 1928, a. a. O., Seite 68 ff.
- ↑ Vgl. August Müller: Die Seifenfabrik der Grosseinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine in Gröba-Riesa. Verlag: Grosseinkaufs-Gesellschaft Deutscher Konsumvereine mit beschränkter Haftung, Hamburg 1910, Seite 23 ff
- ↑ Das neue Dresden
- ↑ die Betriebszentrale Konsumverein (Konsumgenossenschaft Vorwärts). In: archINFORM.
- ↑ Vgl. Anzeige in Genossenschaftsfamilie, Mitte Juni 1935, 28. Jg. Nr. 11, Familienblatt des Reichsbundes der deutschen Verbrauchergenossenschaften G.m.b.H. (GEG) Hamburg
- ↑ Vgl. Erwin Hasselmann, a.a.O., Seite 482
- ↑ Genossenschaftsregister Nr. 32
- ↑ Dresdner Stadtarchiv, Bestand 14.8: Konsum Dresden e.G.
- ↑ Geschichte der Konsumgenossenschaften in Ostdeutschland nach 1989 (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today ), Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften e.V.
- ↑ Im Selbsthilfeprinzip Genossenschaftswesen in Dresden, Reihe Dresdner Hefte, Nr. 91; Günther Schmiechen – Dresden 2007
- ↑ Bettina Klemm: Konsum setzt auf freiwilligen Frische -Tüv. In: Sächsische Zeitung. 17. November 2005 (kostenpflichtig online [abgerufen am 13. Juni 2013]).
- ↑ Michael Rothe: Konsum Dresden im Wechselbad. In: Sächsische Zeitung. 13. Juni 2013 (kostenpflichtig online [abgerufen am 13. Juni 2013]).
- ↑ Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2017. (Suche in Webarchiven.) @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.mgv-info.de Mitteldeutscher Genossenschaftsverband e. V. (PDF; 35 kB)