Sieb des Eratosthenes
Das Sieb des Eratosthenes ist ein Algorithmus zur Bestimmung einer Liste oder Tabelle aller Primzahlen kleiner oder gleich einer vorgegebenen Zahl. Es ist nach dem griechischen Mathematiker Eratosthenes von Kyrene benannt. Allerdings hat Eratosthenes, der im 3. Jahrhundert v. Chr. lebte, das Verfahren nicht entdeckt, sondern nur die Bezeichnung „Sieb" für das schon lange vor seiner Zeit bekannte Verfahren eingeführt.
Funktionsweise
Zunächst werden alle Zahlen 2, 3, 4,... bis zu einem frei wählbaren Maximalwert S aufgeschrieben. Die zunächst unmarkierten Zahlen sind potentielle Primzahlen. Die kleinste unmarkierte Zahl ist immer eine Primzahl. Nachdem eine Primzahl gefunden wurde, werden alle Vielfachen dieser Primzahl als zusammengesetzt markiert. Man bestimmt die nächstgrößere nicht markierte Zahl. Da sie kein Vielfaches von Zahlen kleiner als sie selbst ist (sonst wäre sie markiert worden), kann sie nur durch eins und sich selbst teilbar sein. Folglich muss es sich um eine Primzahl handeln. Diese wird dementsprechend als Primzahl ausgegeben. Man streicht wieder alle Vielfachen und führt das Verfahren fort, bis man am Ende der Liste angekommen ist. Im Verlauf des Verfahrens werden alle Primzahlen ausgegeben.
Da mindestens ein Primfaktor einer zusammengesetzten Zahl immer kleiner gleich der Wurzel der Zahl sein muss, ist es ausreichend, nur die Vielfachen von Zahlen zu streichen, die kleiner oder gleich der Wurzel der Schranke S sind.
Ebenso genügt es beim Streichen der Vielfachen, mit dem Quadrat der Primzahl zu beginnen, da alle kleineren Vielfachen bereits markiert sind.
Das Verfahren beginnt also damit, die Vielfachen 4, 6, 8,... der kleinsten Primzahl 2 durchzustreichen. Die nächste unmarkierte Zahl ist die nächstgrößere Primzahl, die 3. Anschließend werden deren Vielfache 9, 12, 15,... durchgestrichen, und so weiter.
Demonstration
Verfahren, wie die Primzahlen zwischen 2 und 120 ermittelt werden: Erst werden alle Vielfachen von 2 gestrichen, dann alle Vielfachen von 3, 5, und 7. Die Markierungen beginnen jeweils mit dem Quadrat der Primzahl: 4, 9, 25, 49. Da bereits 112 = 121 nicht mehr im Wertebereich liegt, werden ab 11 keine zusammengesetzten Zahlen mehr markiert; alle noch unmarkierten Zahlen sind prim.
Implementierung
Eine beispielhafte Implementierung des Algorithmus als Pseudocode:
constN=10000 vargestrichen:array[2..N]ofboolean // Initialisierung des Primzahlfeldes // Alle Zahlen im Feld sind zu Beginn nicht gestrichen fori=2toNdo gestrichen[i]=false end // Siebe mit allen (Prim-) Zahlen i, wobei i der kleinste Primfaktor einer zusammengesetzten // Zahl j = i*k ist. Der kleinste Primfaktor einer zusammengesetzten Zahl j kann nicht größer // als die Wurzel von j <= n sein. fori=2tosqrt(N)do ifnotgestrichen[i]then // i ist prim, gib i aus... printi;","; // ...und streiche seine Vielfachen, beginnend mit i*i // (denn k*i mit k<i wurde schon als Vielfaches von k gestrichen) forj=i*itoNstepido gestrichen[j]=true end endif end // Gib die Primzahlen größer als Wurzel(n) aus - also die, die noch nicht gestrichen wurden fori=sqrt(N)+1toNdo ifnotgestrichen[i]then // i ist prim, gib i aus printi;","; endif end
Das Verfahren lässt sich optimieren, wenn nur die ungeraden Zahlen darin abgespeichert werden. Generell kann man zu einem (kleinen) Produkt von (Prim)zahlen die möglichen Primzahlen bestimmen. Das Sieben muss dann nur auf das Vielfache dieser Zahlen angewendet werden. Im Beispiel besteht jede Zeile aus 10 = 2*5 Einträgen. Man kann erkennen, dass die Vielfachen von 2,4,5,6,8,10 in den darunter liegenden Zeilen nicht betrachtet werden müssen, da sie als Vielfache von 2 bzw. 5 nicht als Primzahlen in Fragen kommen. Diese Vielfachen sind als vertikale Linien erkennbar. Es gibt effizientere Verfahren als das Sieb des Eratosthenes (z. B. das Sieb von Atkin).
Literatur
- Hans Magnus Enzensberger: Der Zahlenteufel. Ein Kopfkissenbuch für alle, die Angst vor der Mathematik haben. Hanser, München u. a. 1997, ISBN 3-446-18900-9.
- Kristin Dahl, Sven Nordqvist: Zahlen, Spiralen und magische Quadrate. Mathe für jeden. Oetinger, Hamburg 2007, ISBN 978-3-7891-7602-9.
Weblinks
- Wikibooks: Quellcode des Algorithmus in verschiedenen Programmiersprachen – Lern- und Lehrmaterialien
- Ausführliche Erläuterung mit Animation (Java Applet)
- Interaktive Animation (erfordert JavaScript)
- Sieb des Eratosthenes – mit der Streichliste
- Video: Sieb des Eratosthenes . Pädagogische Hochschule Heidelberg (PHHD) 2012, zur Verfügung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek (TIB), doi:10.5446/19867 .