Bares für Rares

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Fernsehserie

Bares für Rares ist eine Sendereihe, die seit 2013 produziert und von Horst Lichter moderiert wird. Sie gilt als die erfolgreichste Sendung im Nachmittagsprogramm des ZDF.

Konzept

In der Sendung stellen eingeladene Bewerber verschiedene Kuriositäten, Raritäten und Antiquitäten vor, die zunächst von Experten auf ihren Wert geschätzt werden. Horst Lichter entscheidet dann, ob der Kandidat die sogenannte „Händlerkarte" erhält und damit seinen Artikel bei Händlern zum Kauf anbieten darf. Um eine Händlerkarte zu erhalten, sollte die preisliche „Schmerzgrenze" des Verkäufers nicht wesentlich über dem Wert liegen, den die Expertise erbracht hat.

Später treten die Verkäufer mit diesen Gegenständen im „Händlerraum" einzeln vor ein Podium von fünf Händlern, denen die Experteneinschätzungen nicht bekannt sind.[1] [2] Die Händler bieten, ähnlich wie bei einer Versteigerung, für die vorgelegten Artikel und treiben mitunter gegenseitig den Preis in die Höhe. Anders als bei einer Versteigerung hat der Verkäufer das Recht, das Höchstgebot der Händler nicht anzunehmen und den Artikel somit nicht zu verkaufen.

Bei den angebotenen Objekten handelt es sich zumeist um Gemälde, Möbelstücke, Porzellan, Bronzefiguren, Antikspielzeuge, alte Technikprodukte oder Oldtimer-Fahrzeuge, darüber hinaus wird häufig Schmuck offeriert. Die Objekte sollten keine Nachbildungen sein und nicht dem Artenschutz unterliegen.

Experten

In der Sendung treten jeweils drei Sachverständige auf, die die Exponate begutachten, kommentieren und taxieren. Die Experten waren zu Beginn der ersten Staffel Heide Rezepa-Zabel, Albert Maier und Oliver Kircher. Kircher wurde in der zweiten Staffel von Sven Deutschmanek abgelöst. Deutschmanek wird seit der sechsten Staffel gelegentlich von John Goldsworthy, Detlev Kümmel, George Mullen, Colmar Schulte-Goltz oder Markus Weller vertreten; Kümmel und Schulte-Goltz vertreten zuweilen auch Albert Maier. In der siebten Staffel bewerteten gelegentlich Anne-Katrin Hoffmann und Wendela Horz anstelle von Heide Rezepa-Zabel die vorgelegten Exponate.

Händler

Das Podium besteht traditionell aus vier Händlern und einer Händlerin, die ihr Augenmerk bevorzugt auf angebotenen Schmuck richtet. Die Podiumsbesetzung kann von Sendung zu Sendung wechseln. Beim Debüt von Esther Ollick saßen im Mai 2017 zum ersten Mal zwei Händlerinnen mit drei männlichen Kollegen am Händlertisch.[3]

Staffelleiste der Händler
Staffel 1
(2013)
Staffel 2
(2014)
Staffel 3
(2014)
Staffel 4
(2015)
Staffel 5
(2015)
Staffel 6
(2015/16)
Staffel 7
(2016/17)
Ludwig Hofmaier
Fabian Kahl
Walter Lehnertz
Wolfgang Pauritsch
Sandra Vanessa Schäfer
Susanne Steiger
Daniel Meyer
Ansgar Heickmann
Friedrich Häusser
Julian Schmitz-Avila
Fritz Breckheimer[4]
Saskia Montag-Seewald
Elke Velten-Tönnies
Silke Köberlein
Hans-Peter Ernst[5]
Steffen Mandel
Markus Wildhagen
Esther Ollick
Jan Čížek
Elisabeth Nüdling
Staffel 1
(2013)
Staffel 2
(2014)
Staffel 3
(2014)
Staffel 4
(2015)
Staffel 5
(2015)
Staffel 6
(2015/16)
Staffel 7
(2016/17)

Variationen

Promi-Spezial

In dem Sonderformat „Promi-Spezial" bringen Prominente Raritäten aus ihrem Besitz erst vor die Experten zur Schätzung und verkaufen diese Exponate dann an die Händler. Die Erlöse kommen einem wohltätigen Zweck zugute.

Die Prominenten der ersten Folge dieses Formats waren am 17. Mai 2015 Johann Lafer, Mirja Boes, Lutz van der Horst und Dunja Hayali. Im „Promi-Spezial" vom 18. Oktober 2015 wirkten Hella von Sinnen, die Ehrlich Brothers, Wolfgang Trepper und Jürgen Drews mit. Die Wiederholung der Sendung am 25. August 2016 wurde um Markus Maria Profitlichs Auftritt erweitert. Ein weiteres „Promi-Spezial" mit Nadine Krüger, Sven Voss, Michaela Schaffrath, Ingo Naujoks und Simon Gosejohann wurde am 26. Mai 2016 ausgestrahlt.[6]

Händlerduell

In dem Format Bares für Rares unterwegs treten zwei der Händler gegeneinander an, die von Horst Lichter ein Startkapital erhalten und damit auf einem öffentlichen Flohmarkt fünf Gegenstände erhandeln sollen. Die Exponate werden später versteigert; derjenige, der aus dem Startguthaben den größten Erlös erwirtschaftet, geht als Sieger aus dem Duell hervor. Die ersteigerte Gesamtsumme wird für einen guten Zweck gespendet.

  • Am 25. Oktober 2015 wurde Bares für Rares unterwegs erstmals gesendet. In dieser Ausgabe schickte Horst Lichter die Händler Walter Lehnertz und Ludwig Hofmaier auf den Antikmarkt in Tongeren, Belgien. Beide hatten je 1000 Euro zur Verfügung, um dort Raritäten zu erstehen. Anschließend versteigerte Auktionator Wolfgang Pauritsch die erworbenen Objekte meistbietend. Walter Lehnertz ging hieraus als Sieger hervor.[7]
  • Die zweite Ausgabe von Bares für Rares unterwegs wurde am 10. Januar 2016 ausgestrahlt. Das Händlerduell fand auf einem Flohmarkt in Basel in der Schweiz statt, wobei den beiden Händlern Lehnertz und Hofmaier je 1000 Schweizer Franken zur Verfügung standen. Dieses Mal gewann Ludwig Hofmaier.[8]

Lieblingsstücke

Vom 10. Juli 2016 bis zum 20. November 2016 stellten die Experten Heide Rezepa-Zabel, Albert Maier und Sven Deutschmanek in 22 Folgen[9] ihre Lieblingsstücke vor. Diese wurden an unterschiedlichen Tagen entweder am Sonntagvormittag um 10:15 Uhr (Dauer in der Regel 90 Minuten) oder wochentags um 15:05 Uhr (Dauer in der Regel 50 Minuten) gesendet. In diesem Best-Of-Format werden von den Experten kommentierte Ausschnitte aus vergangenen Folgen gezeigt. Am 1. Januar 2017 wurde die Ausstrahlung dieses Formats fortgesetzt;[10] diesmal kommentieren neben Maier, Deutschmanek und Rezepa-Zabel auch Detlev Kümmel und die Händler Wolfgang Pauritsch, Susanne Steiger und Fabian Kahl die Lieblingsstücke.[11] [12]

Abendshows

Für die Sendetermine 15. Juni und den 13. Juli 2017, um jeweils 20:15 Uhr, drehte das ZDF zwei Sendungen unter dem Titel Bares für Rares – Deutschlands größte Trödelshow[13] bzw. Bares für Rares XXL zur Primetime[14] an. Die Sendungen wurden zwischen dem 12. und 15. Mai 2017 auf Schloss Ehreshoven in Engelskirchen produziert.[15]

Neben Horst Lichter präsentierte Steven Gätjen die Show. Der Händlertisch der Abendshows war auf sieben Mitwirkende erweitert, nämlich Ludwig Hofmaier, Wolfgang Pauritsch, Susanne Steiger, Walter Lehnertz, Fabian Kahl, Julian Schmitz-Avila und Elke Velten. Das Expertenteam bestand aus den vier Gutachtern Heide Rezepa-Zabel, Albert Maier, Sven Deutschmanek und Detlev Kümmel.

In der Sendung vom 15. Juni befanden sich Boris Becker und Bernhard Hoëcker unter den Anbietern. In der Sendung am 13. Juli traten Rosi Mittermaier, Christian Neureuther und Thomas Hermanns auf. Die Erlöse der meisten Prominenten kamen wohltätigen Zweck zugute.[16]

Produktion

Produziert wird Bares für Rares von Warner Bros. International Television Production (bis Mai 2015 Eyeworks)[17] und dem ZDF. Veranstaltungsorte waren bisher die Balloni-Hallen in Köln, das Historische Kaufhaus in Freiburg im Breisgau, der Kölner Harbour.Club sowie das Walzwerk in Pulheim.

Die Erzählstimme aus dem Off wird gesprochen von Volker Wolf.

Sheila Mertens führte in den meisten Episoden Regie, gefolgt von Dörthe Bahne, Nico Gutjahr, Katharina Kreutz, Benjamin Spratte, Katja Grube sowie Samuel Kircheis und anderen.[18]

Für den Schnitt der Episoden zeichnete Filmeditorin Katharina Kreutz am häufigsten verantwortlich, gefolgt von David de Leon, Samuel Kircheis, Ingo Monitor, Jan Richter, Yves Ferrand sowie Katja Grube und anderen.[18]

Chefmaskenbildnerin ist seit 2016 Jana Zerlett. Sie hatte Cameoauftritte in Folge 154, Staffel 6, Episode 65 vom 11. April 2016[19] und in Folge 258, Staffel 7, Episode 62 vom 23. November 2016.[20]

Ausstrahlung

Staffelübersicht

Die Erstausstrahlung erfolgte anfangs auf ZDFneo. Weitere Folgen wurden wöchentlich auf dem festen Sendeplatz sonntags um 13:15 Uhr im ZDF gezeigt.[9] Ab dem 18. Mai 2015 erhielt die Show den werktäglichen Sendeplatz der abgesetzten Kochshow Topfgeldjäger.[21]

Staffel
(Nr.)
Folgen
(Anzahl)
Ausstrahlungsbeginn
(Deutschland)
Ausstrahlungsende
(Deutschland)
Bemerkungen
1 6 4. August 2013 8. September 2013 sonntags
2 19 5. Januar 2014 22. Juni 2014 sonntags
3 6 28. September 2014 9. November 2014 sonntags
4 51 18. Januar 2015 11. September 2015 anfänglich sonntags, ab dem 18. Mai werktags, 15:05 Uhr[21]
5 7 13. September 2015 25. Oktober 2015 werktags, 15:05 Uhr
6 107 28. Dezember 2015 10. Juni 2016 werktags, 15:05 Uhr
7 200[22] 29. August 2016 noch nicht bekannt werktags, 15:05 Uhr
(keine neuen Sendungen vom 6. bis 21. Mai, am 26. Mai, vom 26. bis 30. Juni 2017 und vom 31. Juli bis 4. September 2017)

Wiederholungen

Bearbeitete Wiederholungen

2014 und 2015 wurden 44 bearbeitete Wiederholungen mit zuvor unveröffentlichtem Material im Nachmittagsprogramm des ZDF ausgestrahlt.[23]

Staffel
(Nr.)
Folgen
(Anzahl)
Ausstrahlungsbeginn
(Deutschland)
Ausstrahlungsende
(Deutschland)
Bemerkungen
1 20 14. Juli 2014 8. August 2014 jeweils montags bis freitags um 15:05 Uhr
2 24 26. Mai 2015 24. Juli 2015 jeweils montags bis freitags um 15:05 Uhr

Lieblingsstücke

Staffel
(Nr.)
Folgen
(Anzahl)
Ausstrahlungsbeginn
(Deutschland)
Ausstrahlungsende
(Deutschland)
Bemerkungen
1 22 10. Juli 2016 20. November 2016
2 20+ 1. Januar 2017 noch nicht bekannt meist sonntags Vormittag

Ausstrahlung auf anderen Sendern

ZDFneo sendet regelmäßig Wiederholungen verschiedener Staffeln. Der Schweizer Privatfernsehsender TV25 zeigte 2016 und 2017 zwei Staffeln mit jeweils 20 Folgen.[9] Ab 3. Juli 2017 begann der österreichische Fernsehsender Servus TV mit der Ausstrahlung der Sendereihe ab Folge 1.

Internetpräsenz

In der ZDFmediathek kann auf einen großen Teil der bereits gezeigten Sendungen der vergangenen Monate in voller Länge zugegriffen werden. Oftmals können Sendungen bereits vor der TV-Ausstrahlung nach dem Web-First-Prinzip aus dem Onlineangebot abgerufen werden. Zusätzlich bietet die ZDF-Webseite eine Gesamtschau der in den Sendungen vorgestellten Exponate an, zu denen schriftliche Zusammenfassungen mit den wesentlichen Inhalten der jeweiligen Expertisen bereitstehen.[24]

Seit Juni 2017 hat sich das Angebot von Bares für Rares mit die Sendereihe begleitenden Aktivitäten auf Facebook ausgeweitet. Hierzu gehören zusätzliche Hintergrundinformationen, Experten-Tipps oder interaktive Live-Auftritte der Experten, bei denen Zuschauer direkt Fragen an sie richten können.[25]

Der YouTube-Fankanal weist millionenfache Abrufe auf und verzeichnet für vereinzelte Episoden virale Ausschläge.[26]

Einschaltquoten

Nachmittags

Bares für Rares gilt als die „erfolgreichste ZDF-Daytime-Show".[27]

2016 erreichte die Sendung im Schnitt insgesamt 2,07 Millionen Zuschauer, bei einem Marktanteil von 18,0 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen erlangte das Format einen durchschnittlichen Marktanteil von 8 Prozent. Im laufenden Jahr 2017 (1. Januar – 24. April 2017) erhöhte sich die Zahl der durchschnittlich erreichten Zuschauer auf 2,8 Millionen Zuschauer, bei einem Gesamtmarktanteil von 21,7 Prozent. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen stieg 2017 der durchschnittlichen Marktanteil der Sendung auf 9 Prozent. In der ZDFmediathek erreichen die Abrufvideos von Bares für Rares pro Monat im 1. Quartal 2017 durchschnittlich 1,01 Millionen Aufrufe.[15]

Die höchste bisher gemessene Zuschauerzahl des Formats lag am 2. Januar 2017 bei 3,42 Millionen,[15] bei einem Marktanteil von 22,7 Prozent und mit 0,37 Millionen der 14- bis 49-Jährigen (8,4 Prozent).[28]

Am 9. August 2017 sahen die Sendung 2,70 Millionen Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 26,8 Prozent entsprach, mit einem Anteil von 12,5 Prozent (etwa 320.000) der 14- bis 49-Jährigen.[29]

Abends

Die erste Abendshow vom 15. Juni 2017 erreichte mit 6,38 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von 23,8 Prozent. 1,30 Millionen Zuschauer waren zwischen 14 und 49 Jahren alt (16,1 Prozent).[30] Bei der zweiten Abendshow vom 13. Juli bescherten 5,80 Millionen Interessierte der Sendung 21,2 Prozent Marktanteil und zudem den Tagessieg beim Gesamtpublikum; 1,03 Millionen 14- bis 49-Jährige sahen zu, dies glich 12,5 Prozent Marktanteil.[31]

Besondere Exponate

In Staffel 2, Folge 8 vom 29. März 2014 führte das mit 35.000 Euro bisher höchste Gebot für ein Exponat in der Geschichte der Sendung zum Verkauf eines Borgward Isabella Cabriolet von 1961 an Wolfgang Pauritsch.[32]

In Staffel 7, Folge 44 vom 28. Oktober 2016 erbrachte der Verkauf einer im Jahr 1648 geprägten Goldmünze 25.000 Euro.[33] Die 10-Dukaten-Münze aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches zeigt den römisch-deutschen Kaiser Ferdinand III. auf der einen und den doppelköpfigen Reichsadler mit dem Löwen von Habsburg auf der anderen Seite.[34] Daniel Meyer und Fabian Kahl erwarben die Münze gemeinsam.

In Staffel 6, Folge 55 vom 24. März 2016 wurde mit einem knapp unter 4.000 Jahre alten babylonischen Rollsiegel das bisher älteste Exponat der Sendereihe vorgestellt. Der Schätzpreis lag bei 1500 Euro, Susanne Steiger bekam für ihr Höchstgebot von 1200 Euro den Zuschlag.[35]

In Staffel 7, Folge 59 vom 18. November 2016 gab es mit der Bronzefigur Le travail von Charles-Auguste Lebourg (entstanden etwa 1880–1890) den ersten Verdachtsfall auf Beutekunst, da die Figur die Aufschrift „Acquis par La Ville de Paris" (französisch „Angekauft von der Stadt Paris") trägt. Der Weiterverkauf von Beutekunst ist verboten.[36] [37] Dieser Verdacht wurde jedoch nach Albert Maiers Recherche in der Sendung vom 28. November 2016 ausgeräumt. Wolfgang Pauritsch erwarb das Objekt anschließend für 1100 Euro.[38]

Rezeption

Nach der ersten Sendung von 2013 kritisierte Jan Freitag von der Berliner Zeitung das „in seiner biederen Berechenbarkeit so dösig[e]" Format als „heftiges Gefeilsche klischeehaft freakiger Bieter" und „durch und durch durchdeklinierte[r] Charaktere", die „versuchen, irgendwie authentisch, also scheinbar nicht vom Regisseur instruiert, am Objektiv vorbei zu dilettieren und daran herzhaft scheitern".[39]

2017 wurde die Sendung in dem Segment Bestes Factual Entertainment für den Deutschen Fernsehpreis [40] und den Grimme-Preis nominiert.[41]

Christian Schachinger von Der Standard sah die Sendereihe als eine „versteckte Perle des als Reality-Entertainment getarnten Horrorgenres." [42]

Josa Mania-Schlegel von der Süddeutschen Zeitung meinte zum Erfolg der Sendung: „Dass Bares für Rares aus den Trödelshows heraussticht [...] mag an der geschickten Kombination aus menschlichen Schicksalen und den Prinzipien der Castingshow liegen. Es geht [...] nicht nur um die bewegenden Geschichten hinter den Objekten, sondern auch um die feilschenden Händler: Wie bei Deutschland sucht den Superstar scharen sie sich im Halbkreis um die Kandidaten und hoffen, den Laien ein Schnäppchen abzuschwatzen. [...] Der Zuschauer fiebert mit den Kandidaten mit und hofft auf einen hohen Preis. Dann tun sie einem wieder leid, weil ein Händler sagt: ‚Erinnerungen an Verstorbene sind bei uns im Laden aber nix wert.‘ In diesen Momenten bedient [die Sendung] die Erwartungen ans klassische Kummerfernsehen des Fernsehnachmittags."[43]

Rajko Burchardt auf Moviepilot ist der Ansicht, dass die Produzenten im Sinne der Zuschauerbindung auf Protagonisten mit Wiedererkennungswert und eigenen Marotten setzen. „Die Sachverständigen, deren Aufgabe es ist, eine kunsthistorische Verortung und marktpreisorientierte Bewertung vorzunehmen, bilden ebenso wie die feilschenden, bewusst kontrastreich zusammengesetzten Händler identifikatorische Bausteine – wichtiger als die Antiquitäten selbst scheinen deren Handhabung und das daraus folgende Rezeptionsspektrum zu sein."[26]

Moderator Horst Lichter, angesprochen auf den Erfolg der Sendung beim jüngeren Publikum, war sich „ganz sicher, dass sich junge Menschen nicht nur für Trödel interessieren". So sei es vor allem die „Sehnsucht nach Sicherheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit — nach Dingen, die einfach wahr sind" und die „altes Zeug für junge Menschen interessant machen".[43] An anderer Stelle ergänzte er: „Die Leute fangen an, auf Werte zu achten – und damit meine ich nicht nur Gegenstände. Sie haben es satt, dass im Fernsehen Menschen vorgeführt werden. Ich selber bin ein Menschenliebhaber, das ist meine größte Leidenschaft, und ich kann diese Formate nicht ertragen, in denen Menschen vorgeführt werden. Mit den schönen alten Dingen hat man etwas Werthaltiges – und wenn es auch manchmal nur die Geschichte ist, die dahinter steht, die wertig ist."[2]

Antje Hildebrandt von WeltN24 führte aus: „Lichter weiß, wie man Menschen einwickelt. Und er hat ein Faible für[...] alles, was Geschichte atmet. Ohne ihn wäre „Bares für Rares" nicht halb so erfolgreich."[44] Andere hingegen halten Horst Lichter „für das verzichtbarste Element der Show".[26]

Nach Stefan Turiak auf quotenmeter.de versteht sich Lichter gut darin, „eine Brücke zwischen den manchmal zu verkopften Experten, die durchaus interessante historische Fakten über die dargebotenen Artefakte verraten, und den medienunerfahrenen Kandidaten zu schlagen". Der Reiz, der die Sendung ausmache, sei eine Kombination aus dem „routinemäßige[n], selten oder nur verhalten Abwechslung bietende[n] Gesamtkonzept", dem „gelegentlich übertrieben-charmante[n] bis aufdringliche[n] Moderator", den „leichten Zankereien im Händlerraum" und den „Kandidaten, in denen hin und wieder mehr Verhandlungsgeschick zu stecken scheint, als sie sich selbst zugetraut haben".[45]

Der Medienpsychologe Jo Groebel nannte im Focus drei Faktoren als Gründe für den großen Zuspruch, den das Format bei den Zuschauern findet: „Jeder Normalbürger träumt davon, im Keller oder auf dem Speicher einen unentdeckten Schatz zu finden, der ihn reich machen könnte oder zumindest mit einem angenehmen Geldbetrag versehen könnte. Beflügelt wird die Fantasie von den regelmäßigen Millionenfunden wertvoller Gemälde oder Kunstwerke durch ‚kleine Leute‘ auf dem Dachboden", so Groebel. Als weiteren Faktor für den Erfolg nennt Groebel den Spaß an nostalgischen Gegenständen „in einem Meer standardisierter Massenware bei Geschenken, Accessoires oder der Wohnungsdekoration. Das lässt Flohmärkte so erfolgreich sein, und das macht die Sendung so beliebt". Der dritte Faktor sei der Spannungsaufbau der Trödelshow, bestehend aus den Hintergrundgeschichten der Kandidaten sowie dem Feilschen der nicht immer nur sympathischen Bieter und ihre Sprüche. „Nicht zuletzt die Fragen ‚echt-unecht‘, ‚wertvoll-billig‘ oder die nach dem erzielten Preis bauen gegenüber den meist bescheidenen (Noch-)Besitzern Sympathie und Mitfiebern auf", meint Groebel.[46]

Klaus Raab unterstrich in Die Zeit: „Unterhaltungsfernsehen mag nicht analytisch sein. Aber es liefert hier doch Anschauungsmaterial für die Beschäftigung mit der deutschen Überfluss- und Erbengesellschaft und der Dynamik von Werten. Man könnte der Sendung sogar ein massenkonsumkritisches Empfinden unterstellen; schließlich geht es stets auch um den Versuch, die Dinge vor ihrem Tausch in Geld als solche wahrzunehmen. Die einzelnen Artefakte bekommen eine Biografie." „Der Plunder wird anschließend gleich vertickt." Im Händlerraum „bekommen [die Dinge] ihre Warenform, die ihnen von Lichter gerade noch herausgestreichelt wurde, also umgehend wieder zurück." [...] „Womöglich ist es genau diese Doppelbödigkeit, warum die Sendung so gut ankommt. Es geht nicht um die Erprobung einer Gegenkonsumstrategie. Bares für Rares bringt seine Zuschauer nirgends hin, sondern holt sie einfach nur zu Hause ab und führt sie auf bekanntes Terrain."[47]

Bernhard Honnigfort von der Berliner Zeitung empfahl das „zutiefst von menschlichem Wissen getragen[e]" und „Identität und Kontinuität" vermittelnde Format als Immaterielles Kulturerbe von der UNESCO schützen zu lassen.[48]

Einzelnachweise

  1. Kai Agthe: Das Goldgräber-Gen. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 10. Dezember 2016, S. 29.
  2. a b Cornelia Wystrichowski: Horst Lichter, der Trödelkönig. In: Main-Post vom 8. Juni 2017.
  3. Bares für Rares vom 29. Mai 2017. In: YouTube.
  4. Fritz Breckheimer. Mitwirkender bei Bares für Rares, Händlerin Staffel VI– In: fernsehserien.de.
  5. Max Stollenwerk: Zwei Monschauer Händler bieten vor TV-Kameras. In: Aachener Zeitung vom 30. September 2016.
  6. Bares für Rares – Promi-Spezial – Trödel-Show (Memento vom 21. Mai 2016 im Internet Archive ). In: TV Spielfilm, abgerufen am 21. Mai 2016.
  7. Bares für Rares. In: tvgids.mobi, abgerufen am 7. März 2016.
  8. Bares für Rares unterwegs – Auf dem Flohmarkt in Basel. In: ZDF, abgerufen am 7. März 2016.
  9. a b c Bares für Rares: Episodenguide. In: imfernsehen GmbH & Co. KG, abgerufen am 15. Oktober 2016.
  10. Lieblingsstücke Staffel Zwei. In: fernsehserien.de
  11. Bares für Rares vom 1. Januar 2017. In: YouTube.
  12. Bares für Rares vom 15. Januar 2017. In: YouTube.
  13. Der große Show-Sommer im Zweiten. In: ZDF Presseportal vom 30. April 2017.
  14. „Bares für Rares" XXL zur Primetime 15. Juni 2017.
  15. a b c Stefan Unglaube: Pressemappe „Bares für Rares". In: ZDF vom 11. Juni 2017.
  16. ZDF-Programmhinweis vom 1. Juni 2017.
  17. Manuel Weis: Aus Eyeworks wird Warner Bros. In: quotenmeter.de vom 23. April 2015.
  18. a b Gemessen an der Zahl der Abspannerwähnungen.
  19. Bares für Rares vom 11. April 2016. In: YouTube.
  20. Bares für Rares vom 23. November 2016, Vorspann 0 – 10 Sekunden und Abspann 3084 Sekunden bis Ende. In: YouTube.
  21. a b Alexander Krei: Trödeln statt Kochen. ZDF baut um: Lichter verdrängt die „Topfgeldjäger". In: DWDL.de vom 8. April 2015.
  22. „Bares für Rares": ZDF kündigt 200 neue Folgen an. In: InfoDigital vom 25. August 2016.
  23. Manuel Nunez Sanchez Kurz: „Bares für Rares" begeistert junges Publikum. In: quotenmeter.de vom 15. Juli 2014.
  24. Objekte im Überblick.In: zdf.de.
  25. Trailer Facebook. In: zdf.de.
  26. a b c Rajko Burchardt: Bares für Rares – Vom Geheimtipp zum Quotenkönig. In: Moviepilot vom 10. Juni 2017.
  27. „Bares für Rares": Neue Folgen der erfolgreichsten ZDF-Daytime-Show mit Publikumsliebling Horst Lichter. In: ZDF Presseportal vom 25. August 2016.
  28. Sidney Schering: „Bares für Rares" startet mit Rekord ins neue Jahr. In: Quotenmeter.de vom 3. Januar 2017.
  29. Sidney Schering: Rekord eingestellt: Spitzenquote für «Bares für Rares». In: Quotenmeter.de vom 10. August 2017.
  30. Manuel Weis: Quoten-Wahnsinn: „Bares für Rares" stärker als jede „Aktenzeichen"-Ausgabe in diesem Jahr. In: Quotenmeter.de vom 16. Juni 2017.
  31. Sidney Schering: Zweiter „Bares für Rares"-Primetimeausflug lässt nach. In: Quotenmeter.de vom 14. Juli 2017.
  32. Bares für Rares vom 29. März 2014. In: YouTube.
  33. Bares für Rares vom 28. Oktober 2016. In: YouTube.
  34. Goldmünze: 17. Jahrhundert, 34,7 Gramm, 986er Gold. In: ZDF, Objekte vom 28. Oktober 2016.
  35. Bares für Rares vom 24. März 2016. In: YouTube.
  36. Skulptur „LE TRAVAIL": 1880–1890. In: ZDF, Objekte vom 18. November 2016.
  37. Bares für Rares vom 18. November 2016. In: YouTube.
  38. Bares für Rares vom 28. November 2016. In: YouTube.
  39. Jan Freitag: Horst Lichter. Er kocht nicht. In: Berliner Zeitung vom 2. August 2013.
  40. 2017 Bestes Factual Entertainment. Bares für Rares. In: deutscher-fernsehpreis.de.
  41. 53. Grimme-Preis 2017. Bares für Rares (ZDF). In: grimme-preis.de.
  42. Christian Schachinger: Trödeln mit dem Rollator: „Bares auf Rares" auf ZDF. In: derStandard.at vom 2. September 2016.
  43. a b Josa Mania-Schlegel: Quotenwunder Trödelshow. In: Süddeutsche Zeitung vom 25. Mai 2017.
  44. Antje Hildebrandt: Warum Deutschland im Trödel-Fieber ist. In: WeltN24 vom 11. Juli 2016.
  45. Stefan Turiak: Phänomen „Bares für Rares": Schatzsuche im eigenen Keller. In: quotenmeter.de vom 20. März 2016.
  46. Christine Kurz: „Bares für Rares". Drei Gründe, warum so viele TV-Zuschauer die ZDF-Trödelshow lieben. In: Focus vom 6. Juni 2017.
  47. Klaus Raab: Der Flohmarkt von der Stange. In: Die Zeit vom 15. Juni 2017.
  48. Bernhard Honnigfort: Weltkulturerbe. Warum die Unesco „Bares für Rares" unbedingt schützen sollte. In: Berliner Zeitung vom 31. Mai 2017
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