Rammelsberg (Harz)
Rammelsberg | |
---|---|
Das Bergbaumuseum Rammelsberg | |
Höhe | 635 m ü. NN |
Lage | Niedersachsen, Deutschland |
Gebirge | Harz |
Koordinaten | 51° 53′ 15′′ N, 10° 25′ 54′′ O 51.887510.431666666667635Koordinaten: 51° 53′ 15′′ N, 10° 25′ 54′′ O |
| |
Besonderheiten | Museum und Besucherbergwerk (Weltkulturerbe) |
Beim Rammelsberg handelt es sich um einen 635 m hohen Berg südlich von Goslar, der insbesondere wegen seines Bergwerkes bekannt ist.
Geschichte
Der Bergbau am Rammelsberg wurde erstmals 968 urkundlich erwähnt. Man geht aber inzwischen davon aus, dass der Bergbau am Rammelsberg auf bis zu 3000 Jahre zurückblicken konnte. Begründet wird dies durch archäologische Funde aus Rammelsberger Erzen und daraus entstandenen Schlacken, die deutlich älter als 1000 Jahren sind. Der Berg erhielt seinen Namen nach der Sage vom Ritter Ramm: auf einem Jagdausflug bindet der Ritter, ein Gefolgsmann Kaiser Ottos des Großen, sein Pferd an einen Baum, um dem Wild im unwegsamen Gelände zu Fuß nachzustellen. Das Ross scharrt in ungeduldiger Erwartung seines Herren mit den Hufen und legt so eine Erzader frei.
Im Gegensatz zu den Erzgängen des Oberharzes (die mit Erz und Gangart hydrothermal ausgefüllte Gesteinsklüfte bilden) entstanden die Erzlager des Rammelsberges durch den Austritt heißer metallhaltiger Thermen am Meeresboden im Erdzeitalter Devon. Man nennt diese Entstehung synsedimentär-submarin-exhalativ. Am Boden des Devonmeeres entstanden zwei große Erzlinsen, die später (im Karbon) in die Faltung der Gesteine miteinbezogen wurden und deshalb schräg im Berg liegen. Der Erzabbau begann im „Alten Lager", das an der Erdoberfläche durch Erosion freigelegt wurde. Das „Neue Lager" wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt.
Im Rammelsberg wurden als hauptsächliche Erztypen Bleizink-Erz, Kupfererz, Schwefelerz, Melierterz, Braunerz, Grauerz, Banderz und Kniest mit den Hauptmineralien Galenit (Bleiglanz), Chalkopyrit (Kupferkies), Sphalerit (Zinkblende), Baryt (Schwerspat) sowie Vitriole zu Tage gefördert. Aus den Erzen wurden u. a. Silber, Blei, Kupfer, Zink und ab dem 18. Jahrhundert auch Gold gewonnen. Darauf beruht auch der große Reichtum der Stadt Goslar im Mittelalter. Nach dem zunächst kaiserlichen Besitz an den Bergwerken (die Pfalz wurde deshalb von Werla nach Goslar an den Fuß des Rammelsberges verlegt, s. Kaiserpfalz Goslar), gelangte die Stadt in deren Besitz. Im 16. Jahrhundert erlangten – nach kriegerischen Auseinandersetzungen – die Braunschweiger Herzöge den Grubenbesitz (Riechenberger Vertrag).
Unverhüttete Erzbrocken und Schlacken, die bei archäologischen Grabungen zwischen 1981 und 1985 in Düna am Südharz gefunden wurden, deuten nach Analysen auf eine Bergbautätigkeit am Rammelsberg bereits im 3. Jahrhundert hin.
Da die Nationalsozialisten den Rammelsberg mit seinen Metallerzen als kriegswichtig ansahen und die schwierige Aufbereitung der Erze technisch gelöst war (Flotation), wurde das Bergwerk stark ausgebaut. So entstanden im Zuge des „Rammelsbergprojekts" bis 1936/1937 die heutigen Tagesanlagen mit der Hangaufbereitung und dem Rammelsbergschacht. Architekten waren Fritz Schupp und Martin Kremmer, von denen auch andere bedeutende Industriebauten entworfen wurden (u. a. die Zeche Zollverein im Ruhrgebiet; heute ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe).
Nach weit über 1.000 Jahren und fast 30 Mio. t gefördertem Erz wurde die Förderung am 30. Juni 1988 wegen weitgehender Erschöpfung der Lagerstätte eingestellt. Ein Bürgerverein setzte sich vehement gegen den geplanten Abriss der Übertageanlagen und Verfüllung der historischen Grubenräume ein, so dass aus dem stillgelegten Bergwerk ein einzigartiges Museum wurde, welches seit 1992 zusammen mit der Goslarer Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg sind Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Besondere Sehenswürdigkeiten des historischen Bergbaus sind u. a. der Roeder-Stollen (mit mehreren Wasserrädern, die der Entwässerung der Grube und der Erzförderung dienten; ein Nachbau befindet sich in München: Deutsches Museum), das Feuergezäher Gewölbe (ältester ausgemauerter Grubenraum Mitteleuropas), der Rathstiefste Stollen (Entwässerungsstollen aus dem Mittelalter; mit farbigen Vitriolkrusten ausgekleidet), das Anfahrhäuschen (18. Jahrhundert), der Maltermeisterturm (ältestes Industriebauwerk Deutschlands); alte Halden (älteste aus dem 11. und 12. Jahrhundert).
Maltermeisterturm
Der Maltermeisterturm ist das älteste erhaltene, übertägige Gebäude des Rammelsberges und wahrscheinlich auch das älteste erhaltene übertägige Grubengebäude Deutschlands. Er wurde um 1500 auf einer mittelalterlichen Halde am Hang des Rammelsberges errichtet. Anfangs diente der Turm zur Überwachung der Gruben, ab 1578 wurde er als Anläuteturm genutzt.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wohnte der Maltermeister in dem Turm. Der Maltermeister verwaltete das für den Täglichen Bergbaubetrieb benötigte Holz. Das Holz wurde in Maltern gemessen. So kam der Turm zu seinem Namen.
Neben dem Turm befindet sich heute eine gleichnamige Gaststätte, von deren Terrasse man an klaren Tagen einen herrlichen Blick auf fast die gesamte Stadt Goslar und weit ins nördliche Harzvorland hat.
Herzberger Teich
Um in trockenen Zeiten genügend Aufschlagwasser für die untertägigen Wasserräder zu haben, wurde 1561 der Herzberger Teich angelegt. Seit 1926 wird der Herzberger Teich vom SC Hellas Goslar als Waldbad betrieben. Bis zur Stilllegung nutzte das Bergwerk das Wasser noch zu Kühlzwecken. Das warme Wasser wurde zurück in den Teich gepumpt und speiste so ein Schwimmbecken im Waldbad.
Armerzaufbereitung am Bollrich
Bedingt durch das Wirtschaftswunder und die 1950 steil gestiegenen Blei- und Zinkpreise unternahm man im selben Jahr Untersuchungen in den Banderzvorkommen. Nach erfolgreichen Versuchen diese Armerze, die einen verwertbaren Metallgehalt von ca. 25 % hatten, aufzubereiten, wurde 1953 die Banderzaufbereitung am Bollrich oberhalb von Oker in Betrieb genommen. Für die Planung der Anlage war – wie auch bei den heutigen Tagesanlagen am Rammelsberg – der Zechenarchitekt Fritz Schupp verantwortlich.
Die Anbindung der Anlage an das Erzbergwerk Rammelsberg erfolgte über den bereits vorhandenen Gelenbeeker Stollen, die Abfuhr der Konzentrate zu den Hütten nach Oker erfolgte über eine Bahnstrecke in Normalspur.