Tinz (Gera)
Tinz Stadt Gera
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Koordinaten: | 50° 54′ N, 12° 4′ O 50.902512.073055555556202Koordinaten: 50° 54′ 9′′ N, 12° 4′ 23′′ O |
Höhe: | 202 m ü. NN |
Einwohner: | 1364 (31. Dez. 2013) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1919 |
Postleitzahl: | 07546 |
Vorwahl: | 0365 |
Tinz ist ein Stadtteil von Gera in Thüringen.
Lage
Es liegt im Norden der Stadt an der Bundesautobahn 4 in der Weiße Elsterniederung.
Geschichte
1168 tauchen ein Luf und ein Heinrich von „Thinz" als Zeugen in einer Urkunde des Naumburger Bischofs Udo II. auf. Der Ort selbst wurde erstmals 1290 als allodium Tyncz erwähnt.[1] Bis zur Einführung der Reformation im Jahr 1533 war der Pfarrer der Tinzer Kirche St. Margareten zugleich Schlosskaplan auf dem Schloss Osterstein. In einer Visitation der lutherischen Superintentur von 1534 ging man mit dem Pfarrer hart ins Gericht, da er mal lutherisch, mal päpstlich predigte und er wurde „als nichtsnutziger Bube" abgeschafft, die Kirchgemeinde Tinz fortan von der Hauptkirche in Gera betreut.[2]
1748 ließ Heinrich XXV. Reuß-Gera an der Stelle eines alten Herrenhauses das Wasserschloss Tinz errichten. Schloss und Gut Tinz waren Schlossgüter und unterstanden unmittelbar dem Haus Reuß. 1810 vernichtete ein verheerender Brand acht Häuser und die Schule, im Jahr darauf wurden zwei weitere Anwesen ein Raub der Flammen.
1885 stieß man unterhalb von Tinz rechts der Elster bei der Zusammenlegung von versumpften Teichen in einem Quellgebiet auf einen wichtigen archäologischen Fundplatz. Bei den Erdarbeiten wurde eine Vielzahl von Knochen und überwiegend slawische Keramik geborgen. Die älteste Keramik scheint aus der Jungsteinzeit zu sein.[3]
Zum 1. Januar 1919 wurde Tinz in die Stadt Gera eingemeindet. Es war bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein beliebter Ausflugsort.
Sehenswürdigkeiten
- Schloss Tinz, erbaut von 1745 bis 1748 unter Heinrich XXV. Reuß-Gera. Das ehemalige Wasserschloss und dessen Außenanlagen werden derzeit umfassend saniert und sollen ab 2017 durch die Duale Hochschule Gera-Eisenach (DHGE) genutzt werden. Von 1920 bis zu ihrer Schließung 1933 durch die Nationalsozialisten war im Tinzer Schloss die sozialdemokratisch orientierte Heimvolkshochschule Tinz untergebracht.
- Kirche St. Margareten, eine ehemalige Wallfahrtskirche mit spätgotischem Flügelaltar.
Politik
Tinz hat keinen Ortsteilrat und keinen Ortsteilbürgermeister.
Entwicklung der Einwohnerzahl
Verkehr und Infrastruktur
Von 1892 bis 1986 stellte Tinz den nördlichen Endpunkt des Netzes der Geraer Straßenbahn dar. 1986 wurde die Linie ins Neubaugebiet Bieblach-Ost verlängert. 2007/08 wurde die Wendeschleife Tinz – nachdem sie seit 1996 nur noch zu den Hauptverkehrszeiten im Fahrplanbetrieb genutzt wurde – abgerissen. In Planung ist eine Abzweigung der Straßenbahnlinie nach Langenberg. Die Umsteigestelle an der Berufsakademie ist Ausgangspunkt der Buslinien 22, 27, 28 und 29, die als Zubringer für die nördlichen Ortschaften dienen. Des Weiteren besteht über die Buslinie 24 eine Verbindung mit Langenberg und Untermhaus weiter zum Bieblacher Hang.
1926 wurde in Tinz auch der erste Geraer Flugplatz eröffnet. Er musste jedoch wegen des Baues der Reichsautobahn, die über sein Gelände führen sollte, geschlossen werden. Die Autobahn wurde am 4. Dezember 1937 dem Verkehr übergeben.
Die Deutsche Post AG betreibt in Tinz eines ihrer 82 Briefzentren in Deutschland.
Öffentliche Einrichtungen
In Tinz befand sich bis März 2008 das Geraer Kreiswehrersatzamt. Seit 1998 existiert in unmittelbarer Nachbarschaft die Berufsakademie Gera. Im ehemaligen Schloss waren bis Anfang 2010 Teile des Landgerichtes Gera untergebracht, das mit Fertigstellung des neuen Justizzentrums in die Innenstadt zog. Künftig soll das Schloss von der Berufsakademie genutzt werden, da ihre Kapazitäten bereits jetzt stark überlastet sind. Bis zum Abschluss der Sanierung des Tinzer Schlosses wird ein Teil der freien Räumlichkeiten im ehemaligen Kreiswehrersatzamt für die Berufsakademie genutzt.
Einzelnachweise
- ↑ Gera. Geschichte der Stadt in Wort und Bild. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1987, S. 29.
- ↑ Ferdinand Hahn: Geschichte von Gera und dessen nächster Umgebung. Gera 1855; S. 420.
- ↑ Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Jenzig-Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 75 u. 254.
- ↑ Stadtarchiv Gera
- ↑ Alexander Jörk (Hrsg.): Bausteine der Ortsgeschichte Gera-Tinz. 5. Auflage. Gera 2015. Fehler in Vorlage:Literatur – *** Werte ungültig; Autor= mit Klammer (Hrsg.); dafür Hrsg= verwenden