Königreich beider Sizilien
Um 1091 eroberten normannische Krieger die bis 902 von den Sarazenen beherrschte Insel Sizilien. In der Folge vereinten sie dieses neue Königreich mit ihren bestehenden Besitzungen um Neapel und brachten ganz Süditalien bis zur Grenze des Kirchenstaats unter ihre Herrschaft.
Dieses Reich erhielt nun den Namen Königreich beider Sizilien; 1194 fiel es an den Staufer Heinrich VI., der 1186 Konstanze von Sizilien geheiratet hatte, die Tochter des Normannenkönigs Roger II. von Sizilien und Tante und Erbin des letzten Normannenkönigs Wilhelm II.
Als 1197 Heinrich VI. überraschend mit 32 Jahren starb, übernahm Konstanze die Herrschaft über das sizilianische Königreich als Regentin für ihren Sohn Konstantin. Dieser war als Friedrich II. bereits im Alter von zwei Jahren 1196 auch zum deutschen König gewählt worden, wurde aber nach dem Tod seines Vaters nicht anerkannt. 1212 wurde er auf Betreiben des Papstes (Innozenz III.) dann doch noch deutscher König, zunächst als Gegenkönig zu Otto IV., 1220 zum Kaiser gekrönt.
Friedrich II. hielt sich aber nur selten auf deutschem Boden auf, sondern regierte sein Reich von Süditalien aus. Im Gegensatz zum Königreich Italien nördlich des Kirchenstaates wurde das Königreich beider Sizilien nie Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Nach dem Niedergang der Staufer wurde 1265 Karl von Anjou durch Papst Klemens IV. auf den sizilianischen Thron gehoben; als letzter Staufer, der Anspruch auf den Thron erhob, wurde 1268 Konradin bei Neapel hingerichtet. Nach der Volkserhebung von 1282 ("Sizilianische Vesper") wurde auf der Insel Peter III. von Aragon König; das Reich wurde in das aragonische Königreich von Sizilien und das durch Anjou regierte Königreich Neapel geteilt.
1442 brachte Alfons V. auch das Königreich Neapel unter die Herrschaft Aragons.
Durch die dynastische Verbindung 1497 von Kastilien und Aragon entstand 1516 das Königreich Spanien, dessen Herrscher zugleich Könige von Aragonien, Kastilien, Navarra, Granada, Sardinien, Sizilien und Neapel waren. Im 18. Jahrhundert wechselte die Herrschaft über Sizilien im Zuge des spanischen Erbfolgekriegs zwischen Savoyen, Habsburg und den spanischen Bourbonen.
Erst der Bourbone Ferdinand IV. von Neapel vereinigte Neapel und Sizilien 1816 wieder zum Königreich beider Sizilien (Regno delle Due Sicilie) und nannte sich nun Ferdinand I. von Sizilien.
Nach verschiedenen Aufständen gegen die Bourbonen landete 1860 Garibaldi auf Sizilien; seit 1861 gehörte Sizilien zum neu errichteten Königreich Italien.