Habitat

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Habitat (Begriffsklärung) aufgeführt.

Das Habitat (deutsch mit Endbetonung, von lateinisch: habitat ‚[es] wohnt‘, mit Anfangsbetonung), im Deutschen meist Lebensraum, bezeichnet in der Biologie einen räumlich abgrenzbaren Teilbereich eines Biotops.[1] Der Begriff wird zudem auch in anderen Wissenschaften verwendet.

Lebensraum von Tieren und Pflanzen

Unter einem Habitat wird der Lebensraum verstanden, den eine Auswahl von Tier- oder Pflanzenarten aus der Lebensgemeinschaft eines Biotops nutzt. Habitate bilden somit Teillebensräume in Biotopen.[1] Die Auswahl wird häufig auf wenige Arten, bzw. eine Art begrenzt, wie „Habitat einer Art". Je nach Nutzungsart und -zeit wird u. a. zwischen Nahrungs-, Laich-, Brut- und Nisthabitaten, bzw. Sommer- und Winterhabitaten unterschieden.

Sehr kleinräumige oder speziell abgegrenzte Habitate werden meist als Mikrohabitat bezeichnet. Habitate, die den bevorzugten Lebensraum einer Art kennzeichnen, werden auch Vorzugshabitate, Biochorione oder Choriotope genannt. Sie werden i. d. R. für größere, heterogen strukturierte Biotope angegeben. Extremophile Arten siedeln in extremen Habitaten, in Lebensräumen mit extremen Umweltbedingungen.[2]

Umfasst der gesamte Lebensraum eines Individuums beziehungsweise einer Population mehrere unterschiedlich strukturierte Gebiete, so wird von komplementären oder Teil-Habitaten gesprochen. Sie lassen sich vor allem für mobile, wandernde Arten wie Fische oder Zugvögel bestimmen und können auch in voneinander getrennten Biotopen liegen. Teilhabitate lassen sich für alle Tiere finden, deren Habitat sich in funktionale Räume z. B. der Nahrungsaufnahme, der Fortpflanzung oder des Rückzugs unterteilen lässt.

In der Botanik, speziell der Vegetationsökologie, wird anstelle von Habitat in gleicher Bedeutung meist vom „Standort" gesprochen.

Im Zusammenhang mit (insbesondere jagdbaren) Wildtieren ist auch „Einstandsgebiet" gebräuchlich.

Fauna-Flora-Habitat

Die Begriffe Fauna-Flora-Habitat und FFH-Gebiet werden umgangssprachlich verkürzend und unspezifisch für Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung verwendet, d. h. Gebieten nach Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie). Gemeint sind Habitate von zumeist einzelnen Arten, die zum Zwecke der Arterhaltung in das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 aufgenommenen wurden, bzw. werden.

Habitatspezifität

Der Grad der Abhängigkeit von einem bestimmten Habitat wird Habitatspezifität genannt. Damit wird z. B. bei Parasiten deren Abhängigkeit von bestimmten Körperregionen am oder im Wirtsorganismus beschrieben.

Zum Bedeutungswandel

Im deutschen Sprachraum wurde der Begriff ursprünglich nur autökologisch verwendet, d. h. jedes Habitat war ein Habitat einer Art. Die Verwendung in synökologischem Zusammenhang, bis hin zum Synonym für Biotop,[3] ist vor allem auf den Einfluss aus dem englischen Sprachraum zurückzuführen.

Zur Wortherkunft

Die breite Verwendung des Begriffs Habitat in der Biologie geht auf den Naturforscher Carl von Linné zurück, der in seinem 1753 erschienenen Werk Species Plantarum [4] bei seinen lateinischsprachigen Artbeschreibungen den Satz bzw. Absatz zum Lebensraum der Art stets einleitete mit kursiv hervorgehobenem Habitat in ... („Lebt in ...", Betonung auf erster Silbe, daher z. B. spanisch hábitat).[5] Diese Gepflogenheit ist bei späteren Artbeschreibungen beibehalten worden.

Lebensraum des Menschen

In der Anthropologie bezeichnet Habitat allgemein eine Wohnstätte wie ein Haus oder Zelt oder auch eine Siedlung des Menschen, als Wohnplatz, Ortschaft, Agglomeration oder landschaftstypische Wohnform, oder ein Siedlungsgebiet als eine von einer gewissen Bevölkerungsgruppe als Wohnraum genutzte Region. Auch eine Wohnstation auf einem anderen Himmelskörper im Weltraum wird Habitat genannt. In diesem Sinne werden Habitate des Menschen von der Siedlungsgeographie und Makrosoziologie untersucht.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Neil A. Campbell, Jane B. Reece: Biologie. 8. Auflage. Pearson Studium, 2009, ISBN 978-3-8273-7287-1, S. 1610. 
  2. Andreas Kremling: Kompendium Systembiologie – mathematische Modellierung und Modellanalyse. Vieweg & Teubner, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8348-1907-9, S. 11
  3. Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 978-3-8274-2561-4, S. 111
  4. Carolus Linnaeus: Species Plantarum . Lars Salvius, Stockholm 1753, digitalisierte Fassung
  5. Thomas M. Smith, Robert L. Smith: Ökologie. Pearson Studium Verlag, ISBN 978-3-8273-7313-7, S. 10
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