Laborjargon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Juli 2014 um 07:56 Uhr durch 155.250.255.142 (Diskussion) (Beispiele (aus der Chemie) ). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine gesichtete Version dieser Seite, die am 2. August 2014 freigegeben wurde, basiert auf dieser Version.

Als Laborjargon [laˈborʒarˌgɔ̃ ] wird eine nicht standardisierte Sprachvarietät oder ein nicht standardisierter Wortschatz bezeichnet, der im Labor, dem Arbeitsplatz im Bereich der Naturwissenschaften, von Mitarbeitern informell verwendet wird.

Hierbei werden oft Abkürzungen oder vereinfachende Ausdrücke benutzt, die wissenschaftlich teilweise nicht korrekt oder unvollständig sind. Der im Laborjargon Sprechende geht aber davon aus, dass der Angesprochene ihn dennoch versteht.

Scheidetrichter zum „Ausschütteln":
1. Obere Phase
2. Untere Phase

Beispiele (aus der Chemie)

  • Das Durchführen von chemischen Reaktionen wird oft als „Kochen" bezeichnet, obwohl in vielen Fällen gar nicht erhitzt, sondern teilweise sogar gekühlt wird. In chemischen Praktika sprechen Studierende und Auszubildende oft von „Präparate kochen", z. B.: „Heute koche ich p-Bromphenol ".
  • das Erhitzen über der Flamme eines Bunsenbrenners wird „Anheizen" genannt
  • „Abrotieren" bezeichnet das Abdestillieren eines Lösungsmittels unter Verwendung eines Rotationsverdampfers.
  • „Überkotzen" bezeichnet einen Siedeverzug, der bei Vakuumdestillationen plötzlich auftreten kann und dafür sorgt, dass der Inhalt des Destillierkolbens unkontrolliert in das Vorlagengefäß überschießt.
  • „Abnutschen" meint eine Vakuumfiltration über einen Büchnertrichter (Nutsche) oder eine Glasfilterfritte.
  • „Ausschütteln" ist der gängige Laborjargon für eine Flüssig-Flüssig-Extraktion mithilfe eines Scheidetrichters.
  • „Schleudern" ist Zentrifugieren mithilfe einer Laborzentrifuge
  • „Muffeln" ist das Erhitzen in einem Muffelofen
  • Wenn es um Lösungsmittel geht, sind mit den einfachen Bezeichnungen „Alkohol" und „Ether" in der Regel konkret Ethanol bzw. Diethylether gemeint.
  • Im Bereich der Kohlenhydratchemie ist mit der Bezeichnung „Zucker" meist ein sehr spezielles Kohlenhydratderivat gemeint und nicht die allgemeinsprachlich als Zucker bezeichnete Saccharose.
  • Setzt man Metalle unter Bildung von Salzen mit Säuren um, so handelt es sich nicht um einen Lösungsvorgang, sondern um eine chemische Reaktion. Dennoch wird – sachlich falsch – z. B. oft gesagt: „Das Zink hat sich vollständig in der Salzsäure gelöst", womit eigentlich gemeint ist, dass sich das in Wasser unlösliche, metallische Zink zu Zink(II)-chlorid umgesetzt hat, welches in der wässrigen Salzsäure löslich ist.
  • Eine Substanz „quantitativ" (von einem Behälter in einen anderen Behälter) zu übertragen, bedeutet, sie möglichst zu 100 % überzuführen.
  • ein Verfahren „russisch" durchzuführen, bedeutet provisorisch oder improvisierend ohne Rezeptur mit ungefähren Mengenverhältnissen zu arbeiten [1]

Literatur

  • H. E. Ebel, C. Bliefert: Schreiben und Publizieren in den Naturwissenschaften. VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 1990, 5. Auflage, S. 22 und 575, ISBN 3-527-30802-4, (Eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Wörterbuch online
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Laborjargon&oldid=132401272"