Isang Yun
Koreanische Schreibweise | |
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Hangeul | 윤이상 |
Hanja | 尹伊桑 |
Revidierte Romanisierung |
Yun I-sang |
McCune- Reischauer |
Yun Isang |
Isang Yun (* 17. September 1917 nördlich der Hafenstadt Tongyeong, Keishō-nandō, Provinz Chōsen, damaliges Japanisches Kaiserreich, heutiges Südkorea; † 3. November 1995 in Berlin) war ein deutscher Komponist koreanischer Abstammung.
Überblick
Isang Yun war fast vierzig Jahre alt, als er im Juni 1956 (nach einer zehntägigen Flugreise über Tokyo, Hongkong, Istanbul) Paris erreichte, um dort am Conservatoire National de Musique ein Kompositionsstudium in europäischer bzw. französischer Tradition zu beginnen. In seiner Heimat Korea hatte er als Komponist erreicht, was er erreichen konnte, war als Komponist von Liedern, auch Schulhymnen hervorgetreten, hatte durch ein Streichquartett I (1955) und ein Klaviertrio (1955) auf sich aufmerksam gemacht. 1956 erhielt er mit dem Kulturpreis der Stadt Seoul die höchste Auszeichnung, die er damals in seiner Heimat erringen konnte. Das Preisgeld erlaubte ihm - vor dem Hintergrund der sich konsolidierenden Situation nach Weltkrieg und Koreakrieg - den Aufbruch nach Europa, wo er Anschluss finden wollte an die zeitgenössischen internationalen bzw. europäischen kompositorischen Entwicklungen. Gleichwohl hatte Isang Yun, wie u. a. aus dem Briefwechsel mit seiner Frau Sooja hervorgeht, von Anfang an Korea im Blick.
Als "japanisierter" - das heißt: unter den Bedingungen der japanischen Fremdherrschaft aufgewachsener - Koreaner war er daran interessiert, das koreanische Musikleben aufzubauen und diesem Impulse zu geben; als Komponist träumte er von einer Musik, die internationalen Standards entsprechen sollte und international aufgeführt werden konnte, aber doch koreanische Elemente in sich tragen sollte, um einen Beitrag zu leisten zu einer koreanischen Identität auf dem Gebiet der Musik.
In Paris studierte Yun Komposition bei Tony Aubin und Musiktheorie bei Pierre Revel, übersiedelte aber schon im Juli 1957 nach Berlin (West), wo er ab dem Wintersemester an der Hochschule für Musik Komposition bei Boris Blacher, Musiktheorie bei Reinhard Schwarz-Schilling und Zwölftontechnik bei Josef Rufer, einem Schüler Arnold Schönbergs, studierte. Im September 1958 besuchte Yun erstmals die Internationalen Ferienkurse für neue Musik in Darmstadt, wo er u. a. auf John Cage und Bruno Maderna traf. Im Juli 1959 machte er seine Abschlussprüfung an der Hochschule für Musik in Berlin.
Die Erfolge von zwei Kompositionen, die wie ein Opus 1 bzw. Opus 2 sein offizielles Werkverzeichnis anführen, bewogen ihn, in Deutschland zu bleiben: In Darmstadt gelangte am 4. Sept. 1959 die Musik für sieben Instrumente (1959) mit den Hamburger Kammersolisten – Gerhard Otto (Flöte), Heinz Nordbruch (Oboe), Rudolf Irmisch (Klarinette), Alfred Franke (Fagott), Rolf Lind (Horn), Bernhard Hamann (Violine) und Siegfried Palm (Violoncello) – unter der Leitung von Francis Travis zur Uraufführung. Am 6. Sept. 1959 wurden beim Gaudeamus-Festival in Bilthoven die Fünf Stücke für Klavier (1958) durch Herman Kruyt uraufgeführt. (Am 1. Oktober spielte Rolf Kuhnert die deutsche Erstaufführung in Krefeld, wo Yun zeitweilig seinen Wohnsitz nahm.)
In Berlin adaptierte Yun Schönbergs Zwölftontechnik; er stellte die Grundlagen seiner kompositorischen Technik, wie er später formulierte, "radikal um". Dass Boris Blacher ihn ermutigte, die Individualität seiner Musiksprache aus der Auseinandersetzung mit der ostasiatischen traditionellen Musik - insbesondere den Hofmusiktraditonen Chinas, Koreas und Japans - zu entwickeln, führte in den frühen sechziger Jahren zu diversen Rundfunksendungen und wurde kompositorisch offensichtlich seit Werken wie Loyang für Kammerensemble (1962), Gasa für Violine und Klavier (1963) sowie Garak für Flöte und Klavier (1963). Isang Yun gelang es fortan, sich, ausgehend vom deutschen Musikleben, als Komponist international zu etablieren, wobei er ostasiatische Musiktraditionen (insbesondere die des lang ausgehaltenen "Einzeltons", eine musiktheoretische Abstraktion) mit Techniken der westlichen Avantgarde verschmolz. (Auch der Begriff "Verschmelzung" ist noch zu erörtern.)
Im Sommer 1966 unternahm Yun eine zweimonatige Studien- und Vortragsreise nach den USA: Tanglewood / Mass., Aspen / Col., San Francisco, Los Angeles, Chicago, New York. Zum Welterfolg wurde die Uraufführung von "Réak" (1966) bei den Donaueschinger Musiktagen am 23. Oktober 1966 unter Ernest Bour. Klänge der ostasiatischen Mundorgel (korean: Ssaenghwang, chines:: Sheng; jap.: Shō) bildet Yun hier in einem auf den ersten Blick "avantgardistischen" Orchestersatz nach.
Eine Katastrophe, die sich nachfolgend ereignete, setzte Isang Yun in ein Zwielicht, das bis heute Nachwirkungen zeigt: Als Patriot hatte sich Yun früh kritisch zur Entwicklung des Regimes Park Chung-Hee (ab 1961) geäußert, entrüstet über die Zerschlagung der Gewerkschaften, die Errichtung der Militärdikatatur und die Liquidierung der Bestrebungen um die Wiedervereinigung Koreas. 1963 hatte er die Demokratische Volksrepublik Nord-Korea besucht, was damals über die nordkoreanische Botschaft in Ost-Berlin möglich war. Gegenüber dem argrarischen Süden Koreas, war das an Bodenschätzen reiche Nord-Korea, damals das fortschrittlichere Korea, industrialisiert mit Hilfe der Sowjetunion und der DDR, infolge des "Kalten Krieges" total abgeschottet gegenüber Süd-Korea, das (nicht anders als heute) von den USA beeinflusst wurde. Am 17. Juni 1967 wurde Isang Yun vom südkoreanischen Geheimdienst über die südkoreanische Botschaft in Bonn nach Seoul entführt, inhaftiert und brutal gefoltert. Isang Yun, seine Frau und weitere aus Süd-Korea gebürtige, in Europa und den USA lebende Koreaner wurden in Seoul nach dem "Gesetz zur nationalen Sicherheit (NSG)" des Landesverrats angeklagt. In einem Schauprozess wurde Yun, das prominentestes Opfer dieser "Entführung" (in Süd-Korea verharmlosend "East Berlin Incident" genannt), am 13. Dez. 1967 in erster Instanz zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Am 13. März 1968 wurde das Urteil in 2. Instanz revidiert zu 15 Jahren Zuchthaus, schließlich in 3. Instanz im Januar 1969 zu zehn Jahren. Nach internationalen Protesten (zu den Unterstützern von Yun zählten Igor Stravinskij und Herbert von Karajan, Bernd Alois Zimmermann, György Ligeti und Karlheinz Stockhausen, aber auch Hans Zender, um nur einige zu nennen), und dem Einsatz seiner Freunde sowie dem Auswärtigen Amt wurde Yun Ende Februar freigelassen und kehrte nach West-Berlin zurück, wo er und seine Frau 1971 deutsche Staatsbürger wurden.
Während seiner Seouler Gefangenschaft erhielt Yun im Oktober 1967 die Erlaubnis zu komponieren. In der Gefängniszelle vollendete er die Oper Die Witwe des Schmetterlings (1967/68) am 5. Februar 1968. Nach Haftverschonung aus gesundheitlichen Gründen entstanden in einem Krankenhaus unter Bewachung die Kammermusikwerke Riul [Gesetz] und Images. Der mit Images verbundene Bezug auf die Grabfresken im nordkoreanischen Kangsǒ, die er bei seinem Besuch in Nord-Korea 1963 besichtigt hatte, ist zugleich modellhafter Ausdruck von Yuns taoistischer Ästhetik bzw. ästhetischer Ambiguität.
Seit Mitte der 1960er Jahre entstanden vier Opern (Der Traum des Liu-Tung, 1965; Die Witwe des Schmitterlings, 1967/68; Geisterliebe, 1969/70; Sim Tjong, 1971/72), die aus den verschiedensten Gründen (Avantciertheit der Musik und damit verbundene gesangs- wie spieltechnische Schwierigkeiten, die dazu in einem gewissen Gegensatz stehenden Märchenstoffe, der - zumindest bei den großen Opern - letztendlich an Wagners Musiktheater orientierte symphonische Anspruch) kaum neuinszeniert wurden.
Ins Konzert-Repertoire eingegangen ist ohne allen Zweifel Yuns Kammermusik. Vielfach aufgeführt wurden auch, zumal in den 1980er und frühen 1990er Jahren, seine Solokonzerte, beginnend mit dem autobiografisch motivierten Konzert für Violoncello und Orchester (1966/67) über das Konzert für Oboe und Harfe mit kleinem Orchester (1977), das Flötenkonzert (1977), das Klarinettenkonzert (1981) bis hin zu dem späten Oboenkonzert (1990) und dem Violinkonzert Nr. 3 (1992).
Zu den bedeutenden Orchesterstücken seiner ersten Schaffensphase in Europa (bis etwa 1975/76) zählen Fluktuationen für großes Orchester (1964), Dimensionen für großes Orchester mit Orgel (1971), Konzertante Figuren für Orchester mit Flöte, Oboe und Violine solo (1972), Harmonia für Bläser, Harfe und Schlagzeug (1974) und Ouverture für großes Orchester (1973; rev. 1974). Ein Stilwandel kündigt sich an in Muak. Tänzerische Phantasie für großes Orchester (1978) sowie Fanfare & Memorial für Orchester mit Harfe und Flöte solo (1979).
Das dreisätzige Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 (1981) und die viersätzige Symphonie I für großes Orchester (1982/83) zeigen diesen Stilwandel weg von bis zu zwölftönigen, relativ statischen, in sich belebten Klangflächen (gleichwohl mit einer latent traditonellen, weil "zielenden" Dramaturgie) hin zu einer stärker tonalen Idiomatik mit entsprechend deutlicher artikulierten emotionalen Gehalten und einer vergleichweise traditionelleren, fast klassizistischen Dramaturgie. Yun empfand diese stilischen Veränderungen seiner musikalischen Sprache nicht als Rückschritt, sondern als Versuch, ein breiteres Publikum anzusprechen und insbesondere auch in seiner Heimat Korea Anerkennung zu finden. (Dazu zählt nicht zuletzt Silla. Legende für Orchester, 1992.)
Namo für drei Sopran und Orchester nach Gebetsformeln des Mahayana-Buddhismus (1971, auch in einer Fassung mit Solo-Sopran) entstand nach der Befreiung aus der Seouler Gefangenschaft und wurde zu einer Art Danksagung. Auch Gagok für Gitarre, Schlagzeug und Stimme (Phoneme, 1972) knüpft an die Tradition einer altkoreanischen Gattung an. Memory für drei Stimmen und Schlaginstrumente auf ein Gedicht von Du-Mu (1974) entstand wahrscheinlich zur Erinnerung an einen Verstorbenen. Besonders berühmt wurden Vokalwerke wie An der Schwelle. Sonette von Albrecht Haushofer für Bariton, Frauenchor, Orgel und Instrumente (1975) sowie Teile dich Nacht. Drei Gedichte von Nelly Sachs für Sopran und Kammerensemble (1980), weil sie gegen die faschistische Herrschaft Stellung nehmen und damit auch europäische bzw. deutsche Thematik berühren. Weitere Werke mit Gedichten von Nelly Sachs sind Der Herr ist mein Hirte. Chor mit Solo-Posaune (23. Psalm und Nelly Sachs, 1981), O Licht. Chor mit Solo-Violine und Schlagzeug (Nelly Sachs und Buddhismus, 1981) sowie die Symphonie V (1987), die Friedenssymphonie.
Entsetzen über das Gemetzel in Kwangju 1980 zeigt das Orchesterstück Exemplum in memoriam Kwangju (1981). Als Kommentar zur Teilung Koreas entstand die Kantate mit oratorischen Zügen Naui ttang, naui minjogiyo! [„Mein Land, mein Volk"] für vier Vokalsolisten, Chor und Orchester (auf Lyrik südkoreanischer Oppositioneller, 1986/87). Isang Yun entfaltet stilitische Vielfalt und Individualität in einem jeden seiner Werke. Neben den groß besetzten symphonischen Werken stehen sensible und filigrane Solostücke sowie Kammermusikwerke.
Lebensdaten (die Angaben folgen weitgehend den Bildtafeln aus dem Yun-Museum in Berlin-Kladow, das - im Besitz der privaten Isang Yun Peace Foundation in Seoul - angeblich wegen "Geldmangels" Ende 2012 geschlossen werden musste)
I. Tongyeong
1917: Isang Yun wird in Tǒgsan-myǒn (Deogsan-myeon) bei Sanch’ǒng Kun (Sancheong Gun) in der Provinz Kyǒngsangnamdo geboren. Seine Mutter war die Bauerntochter Sǒn-dal Kim. Sein Vater, der Dichter Ki-Hyǒn Yun, besaß einen kleinen Fischereibetrieb und eine Möbelschreinerei in der Hafenstadt Tongyeong, wohin die Mutter mit ihrem erstgeborenen Sohn wenig später übersiedelte. Mit dem Geburtsdatum 17. September lässt ihn der Vater ins Familienregister in Tongyeong eintragen.
April 1923 bis März 1926: In einer von siebzig (!) chinesischen »Literaturschulen« in Tongyeong lernt Yun chinesische Schriftzeichen sowie einige klassische Texte.
April 1926 bis März 1932: Besuch der Grundschule Tongyeong "Gongrib Botong Hakgyo (Kongnip Podonghakkyo)" [Öffentliche allgemeine Schule Tongyeong].
1931: Als erste öffentliche Aufführung Yuns, der als Autodidakt komponiert, wird im Kino »Pongrae« in Tongyeong eine Zwischenmusik gespielt.
April 1932 bis März 1934: Um dem Wunsch des Vaters entsprechend Kaufmann zu werden, besucht Yun die Handelsschule "Hyǒbsǒng Shilǒb" in Tongyeong.
1934/35: Praktikant im Geschäft seines Schwagers in Tongyeong. Gelegentliche Reisen nach Seoul, um dort Musikunterricht zu nehmen. Auf eigene Kosten lässt Yun möglicherweise schon damals den koreanischen Liederband Mokdong ǔi norae [Lied des Hirten] drucken. Ein treibendes Motiv ist hierbei die Herausbildung und Stärkung koreanischer Identität und nationalen Bewusstseins.
II. Japan - Korea
1935/36: Weil Yun entgegen dem Willen des Vaters Komponist werden will, reist er heimlich nach Osaka und studiert dort Violoncello und Musiktheorie am Osaka Musikinstitut. In Japan nimmt er einen japanischen Namen an. Juli 1936: Als Yuns koreanische Identität bekannt wird, kehrt er nach Seoul zurück. Dort wird er am 8. November in der Saemunan Kirche evangelisch getauft.
April 1937 bis März 1940: Lehrer in der privaten Grundschule "Hwayang Hakwǒn" in Tongyeong.
April 1940 bis Dezember 1941: Yun studiert bei Tomojirō Ikenouchi in Tokyo Kontrapunkt und Komposition. Gerüchte über den bevorstehenden japanischen Überfall auf Pearl Harbour, der am 7. Dezember 1941 erfogte und den Zweiten Weltkrieg zum Pazifischen Krieg ausweitete, veranlassten Yun am 30. November zur Rückkehr nach Pusan, Korea.
1942/43: Yun beteiligt sich am landesweiten subversiven Widerstand gegen die japanische Fremdherrschaft. 1943 wird er verhaftet, gefoltert und in Tongyeong zwei Monate interniert.
1944 Yun wird zum Arbeitsdienst bei den japanischen Besatzern gezwungen und hilft, »kriegswichtige« Abgaben bei der bäuerlichen Bevölkerung in der Region Tongyeong einzutreiben. Oktober: Erneut von der japanischen Militärpolizei verfolgt, flieht Yun nach Seoul, wo er unter falschem Namen untertaucht.
III. Wiederaufbau, Korea-Krieg und Teilung
1945: An Tuberkulose erkrankt, wird Yun in die Universitätsklinik Seoul eingeliefert. Dort erlebt er am 15. August das Kriegsende und damit die Befreiung Koreas von der 40-jährigen japanischen Fremdherrschaft. Nach Kriegsende übernehmen in ganz Korea »Volkskomitees« die Verwaltung des Landes; bereits am 6. Sept. 1945 wird die Volksrepublik Chosǒn ausgerufen. Im Zeichen des Kalten Kriegs sichern die Großmächte Sowjetunion (28. August) und USA (8. September) ihre Einfluss-Sphären durch die Besetzung Koreas entlang des 38. Breitengrads. Im Süden, in Pusan, errichten die USA unter Präsident Harry S. Truman eine US-Militärregierung.
Oktober 1945 bis März 1946: Yun ist Musiklehrer am Mädchengymnasium Tongyeong (Tongyǒng Yǒjajunghakkyo). Für die Kinder diverser Schulen komponiert er koreanische Lieder. April 1946 bis April 1947: Gründung und Leitung eines Städtischen Waisenhauses in Pusan. Mai 1947 bis Februar 1948: Erneut Musiklehrer am Mädchengymnasium Tongyeong (Tongyǒng Yǒjajunghakkyo).
1948: In Nachfolge der US-amerikanischen Militärregierung in Pusan übernimmt der Antikommunist Yi Sungman (Rhee Syngman) am 13. August die Regierung und ruft am 15. August die Republik Korea aus. Daraufhin proklamiert Kim Il-sung mit Unterstützung der Sowjetunion am 9. September die Demokratische Volksrepublik Korea.
März 1948 bis März 1952: Yun wirkt als Musiklehrer an der Pädagogischen Hochschule Pusan (Pusan Sabǒmhakkyo).
1950: 30. Januar: Heirat mit Sooja Lee, Wohnung in Dongdaeshin-dong, Pusan. 25. Juni: Die Spannungen zwischen Nord- und Süd-Korea führen zum Korea-Krieg. 20. November: Geburt der Tochter Djong.
Mai 1952 bis Juni 1953: Musiklehrer an einer Oberschule in Pusan.
1953: 27. Juli: Der Waffenstillstand bedeutet das Ende des Korea-Kriegs und die Zementierung der Teilung. Wie früher wird Seoul wieder Sitz der Regierung, allerdings nur von Süd-Korea. August: Familie Yun übersiedelt nach Seoul (Sǒngbuk-dong).
1953 bis 1956: Yun ist Dozent an verschiedenen Universitäten in Seoul und beteiligt sich als Komponist am Aufbau des Musiklebens. 1. Sept. 1954: Geburt des Sohnes Ugiong. 11. April 1956: Für sein 1. Streichquartett und das Klaviertrio wird Yun mit dem Kulturpreis der Stadt Seoul ausgezeichnet.
IV. Paris – Berlin
13. Juni 1956: Yun erreicht Paris nach einer zehntägigen Flugreise über Tokyo, Hongkong und Istanbul. Dort studiert er am Conservatoire National de Musique Komposition bei Tony Aubin und Musiktheorie bei Pierre Revel.
Juli 1957: Yun übersiedelt nach Berlin (West) und studiert ab dem Wintersemester an der Hochschule für Musik Komposition bei Boris Blacher, Musiktheorie bei Reinhard Schwarz-Schilling und Zwölftontechnik bei Josef Rufer, einem Schüler Arnold Schönbergs.
September 1958: Yun besucht erstmals die Darmstädter Ferienkurse, wo er u. a. auf John Cage und Bruno Maderna trifft.
1959: Im Juli Abschlussprüfung an der Hochschule für Musik in Berlin. 4. September: In Darmstadt Uraufführung der Musik für sieben Instrumente mit den Hamburger Kammersolisten – Gerhard Otto (Flöte), Heinz Nordbruch (Oboe), Rudolf Irmisch (Klarinette), Alfred Franke (Fagott), Rolf Lind (Horn), Bernhard Hamann (Violine) und Siegfried Palm (Violoncello) – unter der Leitung von Francis Travis. 6. September: In Bilthoven Uraufführung der Fünf Stücke für Klavier (1958) durch Herman Kruyt. 1. Oktober: Deutsche Erstaufführung der Fünf Stücke durch Rolf Kuhnert in Krefeld, wo Yun nun seinen Wohnsitz nimmt.
V. Komponist in Deutschland
1960: April: In Süd-Korea Sturz des Regimes Syngman Rhee.
25. Nov. bis Jan. 1961: Yun hält sich im Urberger "Contakt-Centrum" im Schwarzwald auf. In dieser internationalen Begegnungsstätte von Künstlern und Wissenschaftlern lernt er Günter Freudenberg kennen, dem er bis zuletzt eng verbunden blieb. An seinen norwegischen Studienkollegen Edvard Hagerup Bull schreibt Yun: »Seit ich Berlin verlassen habe, habe ich 1 Jahr in Krefeld gewohnt, wo ich mich nur meiner Arbeit gewidmet hatte. Jetzt bin ich im Schwarzwald, wo ich mich gesundheitlich wohl fühle und ruhig arbeite. Ich werde hier bis Ende Januar 1961 wohnen, dann vielleicht nach Hamburg werde ich umsiedeln.«
1961 Süd-Korea: Im Mai Machtergreifung des Generals Park Chung-Hee; Liquidierung der Gewerkschafts- und Wiedervereinigungsbewegung. Yun wohnt weiterhin in Krefeld (Gutenbergstraße), besucht aber öfter das Urberger Contakt-Centrum.
21. September: Sooja Yun kommt zu ihrem Mann nach Deutschland. Im Oktober 1961 Übersiedlung nach Freiburg im Breisgau (Wenzingerstraße). Ab 1961 (oder später?) Rundfunksendungen über traditionelle Musik aus Ostasien.
1962: Mit Loyang für Kammerensemble entsteht ein erstes Meisterwerk (Uraufführung in Hannover am 23. Januar 1964).
1963: Reise nach Nord-Korea. Im August Übersiedlung nach Köln (Achterstraße). Komponiert Gasa für Violine und Klavier sowie Garak für Flöte und Klavier.
1964: Umzug nach Berlin-Schmargendorf (Hammersteinstraße) als Stipendiat der Ford Foundation. Die Kinder kommen aus Korea zu ihren Eltern.
1965: 30. Januar: In Hannover Uraufführung des Oratoriums Om mani padme hum (1964) unter Francis Travis. Normalisierungsvertrag zwischen Japan und der Republik Korea. September 1965: Umzug nach Berlin-Neukölln (Elbestraße).
1966: Im Sommer zweimonatige Studien- und Vortragsreise nach den USA: Tanglewood / Mass., Aspen / Col., San Francisco, Los Angeles, Chicago, New York. Die Uraufführung von Réak (1966) unter der Leitung von Ernest Bour bei den Donaueschinger Musiktagen am 23. Oktober erregt internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Juli 1966: Umzug nach Berlin-Spandau (Steigerwaldstraße).
VI. Entführung
Juni 1967 bis Februar 1969: Isang und Sooja Yun sowie und andere koreanische Bürger in Europa und den USA werden durch den koreanischen Geheimdienst nach Seoul verschleppt. Der Agententätigkeit für Nord-Korea angeklagt, wird Yun am 13. Dezember 1967 in 1. Instanz zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Seine Frau Sooja erhält drei Jahre, die zur Bewährung ausgesetzt sind. Am 13. März 1968 wird das Urteil in 2. Instanz revidiert zu 15 Jahren Zuchthaus, schließlich in 3. Instanz im Januar 1969 zu zehn Jahren. Nach internationalen Protesten und dem Einsatz seiner Freunde sowie der Bundesregierung wird Yun Ende Februar freigelassen und kehrt nach West-Berlin zurück.
Im Oktober 1967 erhält er die Erlaubnis zu komponieren. In der Gefängniszelle vollendet Yun die Oper Die Witwe des Schmetterlings (1967/68) am 5. Februar 1968. Nach Haftverschonung aus gesundheitlichen Gründen entstehen in einem Krankenhaus unter Bewachung die Kammermusikwerke Riul [Gesetz] und Images. Der mit Images verbundene Bezug auf die Grabfresken in Kangsǒ wurde zugleich zum Modell seiner Ästhetik, die er "taoistisch" nannte.
Mai 1968: Yun wird Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.
1969, 23. Februar: In Nürnberg Uraufführung der Doppeloper Träume: Der Traum des Liu-Tung (1965) und Die Witwe des Schmetterlings (1967/68). Anschließend Gastspiele in Berlin (16. und 17. Mai) und Frankfurt/Main (12. Nov.), im Gärtnerplatztheater München (18. und 19. April 1970) und in der Wiener Volksoper (6. Juni 1972). 24. Februar: In Seoul wird Yun aus dem Gefängnis entlassen und trifft, nach einer Zwischenlandung in Hamburg, am Vormittag des 30. März in Berlin-Tempelhof ein. Am 1. April besucht er die vierte Vorstellung der Träume in Nürnberg. 23. Juni: Verleihung des Kulturpreises der Stadt Kiel. Bis einschließlich Sommersemester 1971 erfüllt Yun Lehraufträge für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover.
VII. Musiktheater
27. Febr. 1970: US-amerikanische Erstaufführung der Witwe des Schmetterlings (The Butterly Widow) in der Northwestern University in Evanston bei Chicago. Schweizerische Erstaufführung vom Traum des Liu-Tung in Basel (kombiniert mit Heinz Holligers "Tänzer"). Seit dem Wintersemester 1970/71 erhält Yun Lehraufträge für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Berlin (heute: Universität der Künste).
1971, 20. Juni: Uraufführung der Oper Geisterliebe (1969/70) unter Hans Zender in Kiel. Das Libretto zu dieser Oper wie auch zur Witwe des Schmetterlings und zu Sim Tjong schrieb Yuns Verleger und Freund Harald Kunz nach ostasiatischen Stoffen. Yun erwirbt die deutsche Staatsangehörigkeit.
1972, 1. August: Uraufführung der Oper Sim Tjong (1971/72) im Rahmen des Kulturprogramms der Olympischen Spiele in München (Leitung: Wolfgang Sawallisch).
1973: Aufgrund der Entführung des Oppositionsführers Kim Dae-jung durch den südkoreanischen Geheimdienst setzt sich Yun mit exilkoreanischen Organisationen für die Demokratisierung Süd-Koreas und die Wiedervereinigung des geteilten Landes ein. Composer in residence in Aspen / Colorado. Ernennung zum Honorarprofessor an der Hochschule für Musik in Berlin (West). Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (West).
1974, 1. März: In Bonn Gründung des Forums für Demokratie in Korea e. V. unter dem Vorsitz von Du-Yul Song. 28. August: Geburt der Enkelin Li-Na Chen († April 2002), die bei den Großeltern aufwächst.
VIII. Konsolidierung und politisches Engagement I
Januar 1975: Einzug in das Berlin-Kladower Haus, Sakrower Kirchweg.
1976, 25. März: In Royan Uraufführung des Konzerts für Violoncello und Orchester (1975/76) mit Siegfried Palm unter der Leitung von Friedrich Cerha. Bei einer exilkoreanischen Tagung in Tokyo versucht der südkoreanische Geheimdienst erneut, Yun zu verschleppen.
1977 bis 1985: Ordentlicher Professor an der Hochschule der Künste Berlin (heute: Universität der Künste). August 1977: In Tokyo Gründung der "Union of Overseas Koreans", eines internationalen Dachverbandes von Exil-Koreanern, die sich für die Demokratisierung und Wiedervereinigung Koreas einsetzen. In Deutschland besteht weiterhin das Forum für Demokratie in Korea unter Vorsitz von Isang Yun (1976/77) und dem Frankfurter Pfarrer Young-Bin Lee (1977). Nichtkoreanische Freunde gründen parallel dazu ein Internationales Solidaritätskomitee, in Deutschland das "Korea-Komitee" unter dem Vorsitz von Günter Freudenberg, das 1994 durch den "Korea-Verband" abgelöst wird.
September 1977: Im Verlag S. Fischer erscheinen die Gespräche mit Luise Rinser Der verwundete Drache, noch immer grundlegend für jede Auseinandersetzung mit Isang Yun, seinem Denken und seiner Musik.
IX. Konsolidierung und politisches Engagement II
1979/80: Süd-Korea: Ermordung des Diktators Park Chung-Hee (26. Oktober 1979), Putsch des Generals Chun Doo-Hwan (Dezember 1979), Massaker von Kwangju (Mai 1980). Yun reagiert auf diese Ereignisse u. a. mit der Solokantate Teile Dich Nacht auf Gedichte von Nelly Sachs (1980) und dem Orchesterstück Exemplum in memoriam Kwangju (1981).
1981: Violinkonzert I in drei Sätzen nach klassisch-romantischen Vorbildern.
1982: Im September werden in beiden Hauptstädten Koreas Yun-Konzerte veranstaltet mit Musikern wie Eduard Brunner, Heinz und Ursula Holliger, Roswitha Staege, Francis Travis, Hans Zender u. a. Seither findet in Pyongyang alljährlich (zumindest bis zum Tode Kim Jong-ils) ein Isang-Yun-Festival statt.
1984. Am 15. Mai Uraufführung der Symphonie I (1982/83) mit dem Berliner Philharmonischen Orchester unter Reinhard Peters. Dezember: In Pyǒngyang Gründung des Isang-Yun-Musikinstituts.
1985: Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen.
1986: Oktober / November: Kompositionskurse in Japan und der VR China.
1987, 17. September: Uraufführung der Symphonie V für großes Orchester mit Bariton solo auf Gedichte von Nelly Sachs (1987) durch Dietrich Fischer-Dieskau und das Berliner Philharmonische Orchester unter Hans Zender (die sog. "Friedenssymphonie"). Gleichzeitig erscheint der Sammelband Der Komponist Isang Yun in der edition text + kritik, München.
X. Keine Rückkehr
1988 erhält Yun das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
1990: Aus dem Isang-Yun-Musikinstitut geht ein eigenes Ensemble hervor, das "Isang-Yun-Ensemble Pyǒngyang". Es hat seinen Sitz ab 1993 im neu erbauten Chollima Kulturhaus, zu dem u.a. ein Konzertsaal mit 600 Plätzen gehört und in dem nach Yuns Tod die erste koreanische Gedenkstätte für Isang Yun eingerichtet wird.
1991: Yun wird Ehrenmitglied der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik.
1992: Yun erhält Thomas-Mann-Plakette der Freien Akademie der Künste Hamburg, die ihn 1993 zu ihrem Ehrenmitglied ernennt.
Mai 1993: Yun übernimmt die erste Gastprofessur für Poetik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst »Mozarteum« in Salzburg. Die "Salzburger Vorlesungen", korrekt ausschließlich in der zweiten Auflage von Heister / Sparrer Der Komponist Isang Yun (München: ed. text + kritik 1997) publiziert, sind weiterhin eine zentrale Quelle zur Auseinandersetzung mit Isang Yun.
1994: Am 3. September scheitert die Rückkehr in Yuns süd-koreanische Heimat, deren äußerer Anlass der Besuch eines Isang-Yun-Festivals in Seoul bildete. Im Herbst entstehen drei letzte Werke: Engel in Flammen. Memento für Orchester (für Korea bzw. Demokratie und Gerechtigkeit in Asien); 2. Klarinettenquintett (für Eduard Brunner); Quartett für Oboe und Streichtrio (für Heinz Holliger); Epilog zum Engel in Flammen für Sopran, dreistimmigen Frauenchor und fünf Instrumente (eine Art Requiem, das Isang Yun für sich selbst schrieb).
1995: Goethe-Medaille des Goethe-Instituts. Isang Yun stirbt am 3. November im Berlin-Spandauer Waldkrankenhaus und wird in einem Ehrengrab auf dem Landschaftsfriedhof in Berlin-Gatow (Abschnitt B, Abt. 3) beigesetzt.
XI. Nachwirkung
1996: Gründung der ''Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V.'', Berlin. Die Yun-Gesellschaft versteht sich als künstlerisch-wissenschaftliche Einrichtung und veranstaltet Konzerte, Interpretationskurse und Symposien. Jahrbücher ("Ssi-ol") und eine CD-Reihe dokumentieren ihre Arbeit. Chronik der weiteren Ereignisse auf www.yun-gesellschaft.de.
2000: In Yuns Heimatstadt wird im Februar das erste Tongyeong Music Festival »In memoriam Isang Yun« ausgerichtet. Es wird veranstaltet von der Stadt Tongyeong in Zusammenarbeit mit der Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V., Sektion Korea, vertreten durch Sngkn Kim, dem die inhaltliche wie organisatorische Leitung obliegt. Unterstützt wird das Festival durch Radio Masan, die Region Kyǒngsangnam-do, die Kumho Cultural Foundation, später auch durch das Kulturministerium in Seoul u. a. m. Das Festival gründet 2001 ein eigenes Ensemble, das TIMF-Ensemble, das neue Musik zur Aufführung bringt.
2002: Ab März 2002 wird das Festival in Tongyeong zum Tongyeong International Music Festival; Vorbild ist nun eher Salzburg als Donaueschingen.
2003: In Tongyeong findet im November – wiederum »in memoriam Isang Yun« – der erste mit Yuns Musik verknüpfte internationale Interpretationswettbewerb statt, der "Gyeongnam International Music Competition" 2003, der jährlich wechselnd für ein Instrument – Violoncello, Violine oder Klavier – ausgeschrieben wird. Ab 2009 heißt der Wettbewerb "Isang Yun International Music Competition".
April 2005: Gründung der "Isang Yun Peace Foundation" in Seoul, die im September 2007 den ersten internationalen Isang-Yun-Kompositionswettbewerb veranstaltet. In zweijährigem Turnus wird in Seoul der Isang Yun International Composition Prize für die Komposition eines Orchesterstücks vergeben (zuletzt 2013).
2007: Im Zuge der Sonnenscheinpolitik werden Isang Yun und seine Witwe durch den damaligen Staatspräsidenten Roh Moo-hyun rehabilitiert, d. h. vom Vorwurf der Agententätigkeit oder Spionage für Nord-Korea entlastet.
Mai 2008: Die "Isang Yun Peace Foundation" erwirbt mit Unterstützung der südkoreanischen Regierung das Berlin-Kladower Wohnhaus Isang Yuns, das in der Folge renoviert und umgebaut wird. Dort wurde im September 2011 ein Privatmuseum errichtet, das 2012 wegen der ausbleibenden finanziellen Grundversorgung geschlossen werden musste.
2010: März: Eröffnung des "Isang Yun Memorial House" in Tongyeong. Dort wird ebenfalls ein Museum zu Isang Yun aufgebaut und ein Konzert- und Probensaal für das TIMF-Ensemble errichtet.
2014: Der Yun-Film von Maria Stodtmeier "Isang Yun - ein Schicksal zwischen Nord- und Süd-Korea" zeigt verdrängte Aspekte: neuerliche Diffamierung Isang Yuns in Süd-Korea nach 2008, Verehrung Isang Yuns in Nord-Korea.
Werke
Alle Werke Yuns sind verlegt bei Boosey & Hawkes / Bote & Bock, Berlin. Die Spielpartituren werden u. a. von Schott Music, Mainz, vertrieben.
Kammermusik solo
- Fünf Stücke für Klavier (1958)
- Shao Yang Yin für Klavier oder Cembalo (1966)
- Tuyaux sonores für Orgel (1967)
- Glissées für Violoncello solo (1970)
- Piri für Oboe solo (1971)
- Fünf Etüden für Flöte(n) solo (1974)
- Fragment für Orgel (1975)
- Königliches Thema für Violine solo (1976)
- Salomo für Altflöte solo (1977/78)
- Interludium A für Klavier (1982)
- Monolog für Bassklarinette (1983)
- Monolog für Fagott (1983/84)
- Li-Na im Garten. Fünf Stücke für Violine solo (1984/85)
- In Balance für Harfe solo (1987)
- Kontraste. Zwei Stücke für Violine solo (1987)
- Sori für Flöte solo (1988)
- Vier Chinesische Bilder für Blockflöte oder Flöte solo (1993)
- Sieben Etüden für Violoncello solo (1993)
Kammermusik Duo
- Garak für Flöte und Klavier (1963)
- Gasa für Violine und Klavier (1963)
- Nore für Violoncello und Klavier (1964)
- Riul für Klarinette und Klavier (1968)
- Gagok’’ für Stimme und Gitarre (1972)
- Duo für Viola und Klavier (1976)
- Novellette für Flöte und Harfe ad lib. mit Violine und Violoncello (1980)
- Duo für Violoncello und Harfe (1984)
- Vier Inventionen für zwei Oboen (1983)
- Sonatina für zwei Violinen (1983)
- Gagok für Stimme und Harfe (1985)
- Contemplation für zwei Violen (1988)
- Intermezzo für Violoncello und Akkordeon (1988)
- Pezzo fantasioso per due strumenti con basso ad libitum (1988)
- Rufe für Oboe und Harfe (1989)
- Together für Violine und Kontrabass (1989)
- Sonate für Violine und Klavier (1991)
- Espace I für Violoncello und Klavier (1992)
- Espace II’’ für Violoncello und Harfe mit Oboe ad libitum (1992/93)
- Zwei Ost-West Miniaturen für Oboe und Violoncello (1994)
Trio
- Gagok für Gitarre, Schlagzeug und Stimme (1972)
- Trio für Flöte (auch Altflöte), Oboe und Violine (1972/73)
- Trio für Violine, Violoncello und Klavier (1972/75)
- Rondell für Oboe, Klarinette und Fagott (1975)
- Sonata für Oboe (auch Oboe d’amore), Harfe und Violoncello (oder Viola) (1979)
- Rencontre für Klarinette, Harfe (oder Klavier) und Violoncello (1986)
- Pezzo fantasioso per due strumenti con basso ad libitum (1988)
- Trio für Klarinette, Fagott und Horn (1992)
- Espace II für Violoncello und Harfe mit Oboe ad libitum (1992/93)
Quartett
- Streichquartett III in drei Sätzen (1959/61)
- Images für Flöte, Oboe, Violine und Violoncello (1968)
- Novellette für Flöte und Harfe, mit Violine und Violoncello ad lib. (1980)
- Quartett für Flöten (1986)
- Streichquartett IV in zwei Sätzen (1988)
- Streichquartett V in einem Satz (1990)
- Streichquartett VI in vier Sätzen (1992)
- Quartett für Horn, Trompete, Posaune und Klavier (1992)
- Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello (1994)
Quintett
- Quintett für Flöte und Streichquartett in drei Sätzen (1986)
- Quintett für Klarinette und Streichquartett I (1984)
- Quintett für Klarinette und Streichquartett II (1994)
- Tapis für Streicher (2 Vl., Va., Vc., Kb.) (1987)
- Festlicher Tanz für Bläserquintett (1988)
- Bläserquintett I-II (1991)
- Concertino für Akkordeon und Streichquartett (1983)
Kammermusik größere Besetzung
- Musik für sieben Instrumente in drei Sätzen (Fl., Ob., Klar., Fg., Hr., Vl., Vc.) (1959)
- Loyang für Kammerensemble (neun Spieler mit Dirigent) (1962)
- Pièce concertante für Kammerensemble (acht Spieler mit Dirigent) (1976)
- Oktett für Klarinette (auch Bassklarinette), Fagott, Horn und Streichquintett (2 Vl., 2 Va., Vc., Kb.) (1978)
- Teile dich Nacht. Drei Gedichte von Nelly Sachs für Sopran und Kammerensemble (1980)
- Gong-Hu für Harfe und Streicher (1984)
- Distanzen für Bläser- und Streichquintett (1988)
- Kammerkonzert I für Kammerensemble oder kleines Orchester (1990)
- Kammerkonzert II für sieben Spieler (Ob., Pos., Pno., Perc., Va., Vc., Kb.) (1990)
- Bläseroktett mit Kontrabass ad libitum (1993)
Orchesterwerke
- Bara (1960)
- Symphonische Szene (1960)
- Colloides sonores für Streichorchester (1961)
- Fluktuationen für gro ́ßes Orchester (1964)
- Réak für großes Orchester (1966)
- Dimensionen für großes Orchester mit Orgel (1971)
- Konzertante Figuren für Orchester mit Flöte, Oboe und Violine solo (1972)
- Harmonia für Bläser, Harfe und Schlagzeug (1974)
- Ouverture für großes Orchester (1973; rev. 1974)
- Muak. Tänzerische Phantasie für großes Orchester (1978)
- Fanfare & Memorial für Orchester mit Harfe und Flöte solo (1979)
- Exemplum in memoriam Kwangju (1981)
- Symphonie I in vier Sätzen für großes Orchester (1982/83)
- Symphonie II in drei Sätzen für Orchester (1984)
- Symphonie III in einem Satz für Orchester (1985)
- Symphonie IV Im Dunkeln singen in zwei Sätzen für großes Orchester (1986)
- Symphonie V in fünf Sätzen für hohen Bariton und großes Orchester nach Gedichten von Nelly Sachs (1987)
- Impression für kleines Orchester (1986)
- Mugung-Dong. Invocation für Bläser, Schlagzeug und Kontrabässe (1986)
- Tapis für Streicher (1987)
- Kammersinfonie I (1987)
- Kammersinfonie II Den Opfern der Freiheit (1989)
- Konturen für großes Orchester (1989)
- Silla. Legende für Orchester (1992)
- Engel in Flammen mit Epilog für Orchester, Sopran solo und Frauenchor (1994)
Instrumentalkonzerte
- Konzert für Violoncello und Orchester (1975/76)
- Konzert für Flöte und kleines Orchester (1977)
- Konzert für Oboe und Harfe mit kleinem Orchester (1977)
- Konzert für Klarinette und Orchester (1981)
- Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 in drei Sätzen (1981)
- Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 (1983/86) in drei Sätzen, auch einzeln aufführbar: Festliches Präludium (1984), Dialog Schmetterling-Atombombe (1983), Adagio und Finale (1986)
- Konzert für Oboe (Oboe d'amore) und Orchester (1990)
- Konzert für Violine und kleines Orchester Nr. 3 (1992)
- Gong-Hu für Harfe und Streicher (1984)
- Duetto concertante für Oboe (Englischhorn), Violoncello und Streicher (1987)
Vokalwerke
- Om mani padme hum. Zyklus für Sopran, Bariton, Chor und Orchester in fünf Sätzen (1964)
- Ein Schmetterlingstraum. Chor auf einen chinesischen Text von Ma Chi-Yuan (1968)
- Namo für drei Sopran und Orchester nach Gebetsformeln des Mahayana-Buddhismus (1971)
- Gagok für Gitarre, Schlagzeug und Stimme. Text: Phoneme (1972)
- Vom Tao. Chöre aus der Oper Sim Tjong für gemischten Chor, Orgel und Schlagzeug (1972/82)
- Memory für drei Stimmen und Schlaginstrumente auf ein Gedicht von Du-Mu (1974)
- An der Schwelle. Sonette von Albrecht Haushofer für Bariton, Frauenchor, Orgel und Instrumente (1975)
- Der weise Mann. Kantate nach Texten des Predigers Salomo und von Laotse für Bariton, gemischten Chor und kleines Orchester (1977)
- Schamanengesänge aus der Oper Geisterliebe (1969/70) für Alt und Kammerorchester bearbeitet von Erwin Koch-Raphael (1977)
- Teile dich Nacht. Drei Gedichte von Nelly Sachs für Sopran und Kammerensemble (1980)
- Der Herr ist mein Hirte. Chor mit Solo-Posaune nach dem 23. Psalm und Nelly Sachs (1981)
- O Licht. Chor mit Solo-Violine und Schlagzeug nach Nelly Sachs und einem buddhistischen Gebet (1981)
- Naui ttang, naui minjogiyo! („Mein Land, mein Volk") Koreanische Kantate für vier Vokalsolisten, Chor und Orchester (1986/87)
- Epilog für Sopran solo, dreistimmigen Frauenchor und fünf Instrumente (1994)
Opern
- Der Traum des Liu Tung (1965)
- Die Witwe des Schmetterlings (1967/68)
- Geisterliebe (1969/70)
- Sim Tjong (1971/72)
Literatur
- Rinser, Luise / Yun, Isang: Der verwundete Drache. Dialog über Leben und Werk des Komponisten Isang Yun, Frankfurt: S. Fischer 1977
- Heister, Hanns-Werner / Sparrer, Walter-Wolfgang (Hg.): Der Komponist Isang Yun, München: edition text + kritik 1987, 2. erw. Auflage 1997. (Enthält mehr als 30 Beiträge, darunter Yuns Salzburger Vorträge „Über meine Musik", einen Aufsatz über Yuns Werke aus den letzten zehn Jahren, Zeittafel, Werkverzeichnis, Bibliographie, Diskographie). - Koreanische Ausgabe Seoul: Hang’il 1991. - Italienische Ausgabe unter dem Titel: ‘‘Isang Yun. Musica nello spirito del Tao’’, Milano: Ricordi 2007
- Bergmeier, Hinrich (Hg.): Isang Yun. Festschrift zum 75. Geburtstag 1992, Berlin: Bote & Bock 1992. Darin u.a.: Sparrer, Walter-Wolfgang: Identität und Wandel. Zu den Streichquartetten III-VI, 28-57
- Sparrer, Walter-Wolfgang: Isang Yun, in: Heister, H.-W. / Sparrer, W.-W. (Hg.): Komponisten der Gegenwart, München: edition text + kritik 1992ff. [40 Seiten im Loseblatt-Lexikon]
- MusikTexte Nr. 62/63, Januar 1996 [Postfach 10 24 61, D-50 464 Köln; bringt mit insgesamt 17 Beiträgen einen ausführlichen Yun-Schwerpunkt]
- Sparrer, Walter-Wolfgang (Hg.): Ssi-ol. Almanach 1997 der Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V., Berlin 1997 (vergriffen)
- Sparrer, Walter-Wolfgang (Hg.): Ssi-ol. Almanach 1998/99 der Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V., München: ed. text + kritik 1999
- Stephan, Ilja: Isang Yun. Die fünf Symphonien. Hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, München: edition text + kritik 2000 (= Musik-Konzepte Heft 109/110)
- Sparrer, Walter-Wolfgang (Hg.): Ssi-ol. Almanach 2000/01 der Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V., München: edition text + kritik 2002
- Choi, Ae-Kyung: Einheit und Mannigfaltigkeit. Eine Studie zu den fünf Symphonien von Isang Yun, Sinzig: Studio Verlag 2002 (= Berliner Musik Studien Bd. 25)
- Yun, Shin-Hyang: Zwischen zwei Musikwelten. Studien zum musikalischen Denken Isang Yuns, Würzburg: Königshausen&Neumann 2002.
- Sparrer, Walter-Wolfgang (Hg.): Ssi-ol. Almanach 2002/03 der Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V., München: edition text + kritik 2004
- Sparrer, Walter-Wolfgang (Hg.): Ssi-ol. Almanach 2004/09 der Internationalen Isang Yun Gesellschaft e. V., München: edition text + kritik 2009
- Schröder, Gesine: „'... fremden Raum betreten'. Zum Europäischen in Yuns Musik", online, Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig 2001/2011
- Howard, Keith: Music across the DMZ, in: O’Connell, John Morgan / El-Shawan Castelo-Branco, Salwa (Hg.): Music in Conflict, Indiana: University of Illinois Press 2010, 67-88
- Han, Insook: Interkulturalität in der neuen Musik Koreas. Integration und Hybridität in der Musik von Isang Yun und Byungki Hwang, Ph.D. Graz 2009, Hamburg: Verlag Dr. Kovac 2011 (= Studien zur Musikwissenschaft Bd. 23)
Weblinks
- Literatur von und über Isang Yun im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Internationale Isang Yun Gesellschaft
Personendaten | |
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NAME | Yun, I-sang |
ALTERNATIVNAMEN | 윤이상 (Hangeul); 尹伊桑 (Hanja); Yun, Isang (McCune-Reischauer) |
KURZBESCHREIBUNG | koreanischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 17. September 1917 |
GEBURTSORT | nördlich der Hafenstadt Tongyeong, Keishō-nandō, Provinz Chōsen, damaliges Japanisches Kaiserreich, heutiges Südkorea |
STERBEDATUM | 3. November 1995 |
STERBEORT | Berlin |