Schaesberg (Adelsgeschlecht)

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Ursprüngliches Stammwappen der von Retersbeck (Reitersbach), nachmals genannt von Schaesberg
Stammwappen der ursprünglichen von Schaesberg
Freiherr Johann Friedrich von Schaesberg (1598–1671), Landhofmeister des Herzogtums Jülich

Schaesberg ist der Name eines niederrheinischen Adelsgeschlechts, das dem limburgischen Uradel entstammt und 1706 von Kaiser Joseph I. in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. 1712 wurde sein Besitz, die Herrschaft Kerpen und Lommersum, zur reichsunmittelbaren Grafschaft erhoben, und das Geschlecht deshalb 1715 in das Westfälische Grafenkollegium eingeführt.[1] [2]

Geschichte

Das ursprüngliche, edelfreie Geschlecht von Schaesberg (Scoesberch, Schoitzberg, Schaefsberg)[3] wurde erstmals 1239 erwähnt und leitete sich vom Geschlecht Haesdal ab, wie auch die von Schönforst ähnlichen Wappens. Die von Haesdal stammten von Heinrich von Wassenberg (1151–1214) ab, eines Sohnes des Herzogs Heinrich III. von Limburg.[4]

Das spätere Adelshaus Schaesberg entstammt dem ritterbürtigen [3] Geschlecht von Retersbeck (auch: Reitersbach). Wenemar de Retersbeke trat 1290 in den Militärdienst der Stadt Köln. Sein Bruder Johann quittierte der Stadt 1291 über empfangenen Sold.[5] Das Geschlecht erscheint dann am 8. Oktober 1334 mit dem Knappen Gerrit von Retersbeck.[6] Die Stammreihe beginnt um 1381 mit Wilhelm von Retersbeck genannt von Kaldenborn. Wilhelm II. von Retersbeck, heiratet Yolanta, Tochter des Heinrich de Lonchis. Am 1. Juni 1406 erlaubte der Aachener Magistrat einem Wilhelm von Retersbeck, Wasser aus dem Laufbrunnen am Fischmarkt zu sich zu leiten. Wilhelm, der 1405–1425 urkundlich auftrat, führte den Namen „von Retersbeck genannt von Schaesberg" (van Retersbeke, anders genoemd van Schoetsberch bzw. van Rietersbeck, genannt van Schaisberch).[7] Er besiegelte 1415 die brabantische Landesvereinigung.[5] Der Name Retersbeck trat allmählich ganz in den Hintergrund –an ihn erinnert nur noch das Hirschgeweih im vereinigten Wappenschild. Grund für die Namensänderung war der umfangreiche schaesbergsche Besitz, der durch Erbschaft an die Retersbeck gekommen war, denn Wilhelms Schwester Gertrud war mit Konrad II. von Schaesberg und mit Johann III. von Schaesberg verheiratet, doch beide Ehen blieben kinderlos, so dass Wilhelm die Herrschaft Schaesberg erbte.[8] Weitere Linien der von Retersbeck nahmen andere Beinamen an, wie genannt van Nutte, Nüth oder Laar.[5]

Johann Friedrich von Schaesberg (* 21. Dezember 1598; † 1671), seit 1637 Freiherr, war pfalzgräflich neuburgischer Kämmerer, Hofrat und Amtmann zu Brüggen und Landhofmeister des Herzogtums Jülich. Seine am 19. Februar 1623 mit Fernanda von Wachtendonck († 29. August 1644) geschlossene Ehe brachte das Schloss Krickenbeck an die von Schaesberg.[1]

Für den Verlust der Grafschaft aufgrund der Annexion des Niederrheins durch französische Revolutionstruppen wurde dem Grafen Richard von Schaesberg 1803 auf dem Reichsdeputationshauptschluss die Herrschaft Tannheim in Oberschwaben zugewiesen. Im Zusammenhang mit der Bildung des Rheinbundes kam diese 1806 als Standesherrschaft unter die Oberhoheit des Herzogtums Württemberg.[2]

Sitz des Adelshauses

Der Hauptsitz der Familie war Mitte des 19. Jahrhunderts (seit 1623) Krickenbeck, ein alter Sitz zwischen Maas und Niers, der 1326 an Geldern gekommen war.[9]

Das Schloss in Schaesberg, seit um 1600 nicht mehr nur von Brabant rührendes Lehen, sondern Allod,[9] wurde 1945 durch den niederländischen Staat als Feindvermögen entschädigungslos enteignet, weil diese Linie der Grafen von Schaesberg seit dem Reichsdeputationshauptschluss ihren Wohnsitz in Tannheim in Baden-Württemberg hatte und dort mit Ländereien der Reichsabtei Ochsenhausen des Klosteramtes Tannheim entschädigt worden war.

Wappen

Die Familie Retersbeck führte ursprünglich in Gold ein rotes Hirschgeweih, das sich auf dem Helm mit rot-goldenen Decken wiederholte.[5] Die ursprünglichen von Schaesberg führten in silbernem Felde drei rote Kugeln und darüber einen blauen Turnierkragen. Das Wappen der Retersbeck gen. Schaesberg wurde später geviert und im ersten und vierten Feld vom Kugelwappen der Schaesberg ergänzt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken steht ein natürlicher Pfauenschweif, der die Stammwappenhelmzier der ursprünglichen von Schaesberg war.[1]

Nach dem Wappen scheint die Familie mit denen von Dobbelstein denselben Ursprung zu haben.[4]

Personen

Walram (1335) und Wilhelm I. führten sowohl den Namen Schaesberg oder Schafsberg und Retersbeck. Erst Wilhelm II. von Rettersbeck benannte sich 1420 als Schaesberg.

Literatur

  • Ernst Tode: Chronik der Retersbeck-Schaesberg. Starke, Görlitz 1918, S. 256
  • Leo Peters: Geschichte des Geschlechtes von Schaesberg bis zur Mediatisierung. Ein Beitrag zur Erforschung der interterritorialen Verflechtungen des rhein-maasländischen Adels. Hrsg.: Johannes Erbgraf von Schaesberg. Verlag der Buchhandlung Matussek, Nettetal 1990, ISBN 3-920743-19-9, S. 308. 
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2001, ISSN 0435-2408 , S. 312–314
von Schaesberg’sche Familiengruft in Tannheim (2013)
Commons: Schaesberg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser Band XV, Band 114 der Gesamtreihe, Limburg a. d. Lahn 1997, S. 358
  2. a b Genealogisch-historisch-statistischer Almanach, Band 8, Landes-Industrie-Comptoir, 1831, S. 328 (Google Books)
  3. a b Jan G. M. Notten: Lijst van monialen in het Norbertinessenklooster van Sint-Gerlach te Houthem, circa 1202-1600.
  4. a b Anton Fahne: Geschichte der kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter in Stammtafeln, Wappen, Siegeln und Urkunden. Heberle, Köln 1848, urn:nbn:de:hbz:061:1-77394
  5. a b c d Hermann Friedrich Macco: Aachener Wappen und Genealogien. Band 2. Aachen 1907, S. 87 f.
  6. Günter Aders: Regesten aus dem Urkundenarchiv der Herzöge von Brabant. In: Düsseldorfer Jahrbuch, 44, 1974, S. 62
  7. Oude stukken mbt familie van/von Schaesberg. Het digitale geheugen van kasteel Schaesberg, abgerufen 30. Juli 2013
  8. Emiel Ramakers: De Schaesbergse erfenis. In: Adel aan Maas, Roer en Geul, deel I (2009)
  9. a b A. Fahne: S. 376


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