Iwan Dratsch

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Ivan Drač (ukrainisch Иван Федорович Драч, *17. Oktober 1936 in Teližynci, Kiever Kreis) ist ein ukrainischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramaturg, politischer Aktivist und Bürgerrechtler.

Datei:Ivan Drach 4.JPG
Ivan Drač (2.von links)

Leben

Ivan Drač wurde am 17.10.1936 im Dorf Teližynci, in der Umgebung Kievs geboren. Schon in seinen Jugendjahren war Drač tätig als Ausbilder des örtlichen Komsomol' und unterrichtete russische Sprache und Literatur an der örtlichen Schule. Seine ersten Verse wurden im Jahre 1951 in einer örtlichen Zeitung abgedruckt. [1] Nachdem er sein in Kiev begonnenes Studium an der Philologischen Fakultät aufgrund politischer Differenzen nicht beenden konnte, studierte er in Moskau Drehbuch und Dramaturgie. In den folgenden Jahren war er aktiv beteiligt am öffentlichen Leben der Ukraine, da er neben Gedichtbänden und Drehbüchern auch kritische Essays zur Gegenwart verfasste. Zunehmend trat Drač auch als Drehbuchautor in Erscheinung, so schrieb er das Skript für die Verfilmung(1983) der Erzählung Abende auf dem Weiler bei Dikanka von Mykola Gogol, sowie für andere Erzählungen Gogols' und weitere bedeutende Filme. Im Jahre 2006 erhielt er den Titel Held der Ukraine.

Datei:Ivan Drach 3.JPG
Ivan Drač neben sowjetischen Soldaten

politische Laufbahn

Da sich Drač durch seine an Metaphern und Neologismen reiche Sprache weit von der Vorgabe des Sozialistischen Realismus entfernt hatte und Kontakte zu bekannten politischen Dissidenten pflegte, stand er stark in der sowjetischen Kritik. Nachdem er jedoch in einem öffentlichen Brief im Jahre 1966 erklärte, dass er den Kontakt zu den Dissidentenkreisen aufgeben wird, wurde er als sowjetischer Kulturbeauftragter eingesetzt. Zum Ende der 1980er Jahre war Drač in der Ukraine politisch sehr aktiv und einer der Initiatoren der Organisation Ruch (heute: Nationale Volkspartei der Ukraine), deren Vorsitzender er in den Anfangsjahren von 1989-1992 war. Dabei ging es ihm darum einen souveränen ukrainischen Staat zu etablieren Zudem ist er seit 1990 mit zweimaliger Wiederwahl zum Stellvertreter des Volkes der Ukraine gewählt worden. [2]


schriftstellerisches Werk

In den zahlreichen Gedichtsammlungen Dračs taucht immer wieder das Motiv der Sonne auf, die Drač als "Verkörperung der menschlichen Sehnsucht nach Wahrheit, Schönheit, Kühnheit, Gerechtigkeit, Zärtlichkeit usw. zu betrachten [...], denn der Mensch hat die Eigenschaft in den Himmel zu schauen, da er kein Tier ist."[3] Mit jenen Sehnsüchten des Menschen hat sich Drač auch in seinen literaturkritischen Aufsätzen und Essays auseinandergesetzt, in dem er u.a. die Theorien Skovorodas und Pablo Nerudas bespricht. [4] Drač gilt als einer der Hauptvertreter der Sechziger (Šistdesjatnyky), deren Literatur in den 1960er Jahren von der Anklage gegen die Vatergeneration gezeichnet war, die im Stalinismus widerstandslos gelebt hat. [5] Seine literarischen Hauptthemen sind zu jener Zeit der Ruf nach der fehlenden Wahrheit und Aufrichtigkeit im sozialistischen System. [6]

Der Tod Ševčenkos

In seiner lyrischen Sinfonie aus dem Jahre 1962 beschreibt Drač das Sterben des Dichters als den Beginn seiner Unsterblichkeit. Die Handlung ist zweigeteilt in die Teile Kirschrote Blüte und Kirschroter Wind. Im ersten Teil werden die Leiden und die Qual der Ukraine nach dem Empfinden Ševčenkos, der in die Situation seiner Heimat nicht mehr eingreifen kann, dargestellt. Im zweiten Teil zeigt Drač die Notwendigkeit auf, sich nach Krise und Leiden, auf den Kampf zur Verbesserung der Situation einzulassen. Dieser könne letztendlich nur zum Sieg führen und der Ukraine die ersehnte Eigenständigkeit bringen. [7]


ausgewählte Gedichtbände

  • 1962 Sonjašnyk (Соняшник)
  • 1962 Vitčyzna (Вітчизна)
  • 1965 Protuberanzi Sercja (Протуберанцi Серця)
  • 1967 Balady budniv(Балади буднів)
  • 1972 Do Džerel (До Джерел)
  • 1974 Korin' i krona (Корiнь i крона)
  • 1976 Kyïvs'ke nebo (Киïвське небо)
  • 1978 Sonjačnyj Fenyks (Сонячний Феникс)
  • 1980 Amerykans'kyj Zošyt (Американський Зошит)
  • 1981 Šablja i chustyna (Шабля i хустина)
  • 1980 Zorja i Smert' Pablo Nerudy (Зоря i смерть Пабло Неруди)
  • 1988 Chram Soncja (Храм Сонця)


Literatur

  • Dončika, V., Istorija ukraїns'koї literatury XX stolittja, Kyїv, 1998
  • Drač, Ivan, Duchovnyj meč, Moskau, 1988
  • Dratsch, Iwan, Ukrainische Pferde über Paris, Berlin, 1976
  • Horbatsch, Anna-Halja, Die Ukraine im Spiegel ihrer Literatur, Reichelsheim, 1997
  • Kolesnyk, Petro J., Istorija ukraїns'koї literatury, tom vos'mij, Kyїv, 1968
  • Luckyj, George, Ukrainian Literature in the twentieth century, Toronto, 1992

Weblinks

Fußnoten

  1. Dončika, V., Istorija ukraїns'koї literatury XX stolittja, Kyїv, 1998, S. 136f.
  2. http://www.encyclopediaofukraine.com/display.asp?linkpath=pages%5CD%5CR%5CDrachIvan.htm
  3. Dratsch, Iwan, Ukrainische Pferde über Paris, Berlin, 1976, S.93
  4. Drač, Ivan, Duchovnyj meč, Moskau, 1988
  5. Luckyj, George, Ukrainian Literature in the twentieth century, Toronto, 1992, S.
  6. Horbatsch, Anna-Halja, Die Ukraine im Spiegel ihrer Literatur, Reichelsheim, 1997, S. 119
  7. Kolesnyk, Petro J., Istorija ukraїns'koї literatury, tom vos'mij, Kyїv, 1968, S. 302f.


Am 23. Oktober 2013 15:28 schrieb Franziska Jokisch <franzijoki@gmail.com>:

Ivan Drač (ukrainisch Иван Федорович Драч, *17. Oktober 1936 in Teližynci, Kiever Kreis) ist ein ukrainischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramaturg, politischer Aktivist und Bürgerrechtler.

Datei:Ivan Drach 4.JPG
Ivan Drač (2.von links)

Leben

Ivan Drač wurde am 17.10.1936 im Dorf Teližynci, in der Umgebung Kievs Geboren. Schon in seinen Jugendjahren war Drač tätig als Ausbilder des örtlichen Komsomol' und unterrichtete russische Sprache und Literatur. Seine ersten Verse wurden im Jahre 1951 in einer örtlichen Zeitung abgedruckt. [1] Nach er sein in Kiev begonnenes Studium an der Philologischen Fakultät aufgrund politischer Differenzen nicht beenden konnte, studierte er in Moskau Drehbuch und Dramaturgie. In den folgenden Jahren war er aktiv beteiligt am öffentlichen Leben der Ukraine, da er neben Gedichtbänden und Drehbüchern auch kritische Essays zur Gegenwart verfasste. Zunehmend trat Drač auch als Drehbuchautor in Erscheinung, so schrieb er das Skript für die Verfilmung(1983) der Erzählung Abende auf dem Weiler bei Dikanka von Mykola Gogol, sowie für andere Erzählungen Gogols'. Im Jahre 2006 erhielt er den Titel Held der Ukraine

Datei:Ivan Drach 3.JPG
Ivan Drač neben sowjetischen Soldaten

politische Laufbahn

Da sich Drač durch seine metaphernreiche Sprache weit von der Vorgabe des Sozialistischen Realismus entfernt hatte und Kontakte zu bekannten politischen Dissidenten pflegte, stand er stark in der Kritik. Nachdem er jedoch in einem öffentlichen Brief im Jahre 1966 erklärte, dass er den Kontakt zu den Dissidentenkreisen aufgeben wird. Daraufhin wurde er als sowjetischer Kulturbeauftragter eingesetzt. Zum Ende der 1980er Jahre war Drač politisch sehr engagiert und einer der Initiatoren der Organisation Ruch (heute: Nationale Volkspartei der Ukraine), deren Vorsitzender er in den Anfangsjahren von 1989-1992 war. Zudem ist er seit 1990 mit zweimaliger Wiederwahl zum Stellvertreter des Volkes der Ukraine gewählt worden. [2]


schriftstellerisches Werk

In den zahlreichen Gedichtsammlungen Dračs taucht immer wieder das Motiv der Sonne auf, die Drač als "Verkörperung der menschlichen Sehnsucht nach Wahrheit, Schönheit, Kühnheit, Gerechtigkeit, Zärtlichkeit usw. zu betrachten [...], denn der Mensch hat die Eigenschaft in den Himmel zu schauen, da er kein Tier ist."[3] Mit jenen Sehnsüchten des Menschen hat sich Drač auch in seinen literaturkritischen Aufsätzen und Essays auseinandergesetzt, in dem er u.a. die Theorien Skovorodas und Pablo Nerudas bespricht. [4] Drač gilt als einer der Hauptvertreter der Sechziger (Šistdesjatnyky), deren Literatur in den 1960er Jahren von der Anklage gegen die Vatergeneration gezeichnet war, die im Stalinismus widerstandslos gelebt hat. [5] Seine Hauptthemen sind zu jener Zeit der Ruf nach der fehlenden Wahrheit und Aufrichtigkeit im sozialistischen System. [6]

Der Tod Ševčenkos

In seiner lyrischen Sinfonie aus dem Jahre 1962 beschreibt Drač das Sterben des Dichters als den Beginn seiner Unsterblichkeit. Die Handlung ist zweigeteilt, in die Teile Kirschrote Blüte und Kirschroter Wind. Im ersten Teil werden die Leiden und die Qual der Ukraine nach dem Empfinden Ševčenkos, der in die Situation seiner Heimat nicht mehr eingreifen kann, dargestellt. Im zweiten Teil zeigt Drač die Notwendigkeit auf, sich nach Krise und Leiden, auf den Kampf zur Verbesserung der Situation einzulassen. Dieser könne letztendlich nur zum Sieg führen. [7]


ausgewählte Gedichtbände

  • 1962 Sonjašnyk (Соняшник)
  • 1962 Vitčyzna (Вітчизна)
  • 1965 Protuberanzi Sercja (Протуберанцi Серця)
  • 1967 Balady budniv(Балади буднів)
  • 1972 Do Džerel (До Джерел)
  • 1974 Korin' i krona (Корiнь i крона)
  • 1976 Kyïvs'ke nebo (Киïвське небо)
  • 1978 Sonjačnyj Fenyks (Сонячний Феникс)
  • 1980 Amerykans'kyj Zošyt (Американський Зошит)
  • 1981 Šablja i chustyna (Шабля i хустина)
  • 1980 Zorja i Smert' Pablo Nerudy (Зоря i смерть Пабло Неруди)
  • 1988 Chram Soncja (Храм Сонця)


Literatur

  • Dončika, V., Istorija ukraїns'koї literatury XX stolittja, Kyїv, 1998
  • Drač, Ivan, Duchovnyj meč, Moskau, 1988
  • Dratsch, Iwan, Ukrainische Pferde über Paris, Berlin, 1976
  • Horbatsch, Anna-Halja, Die Ukraine im Spiegel ihrer Literatur, Reichelsheim, 1997
  • Kolesnyk, Petro J., Istorija ukraїns'koї literatury, tom vos'mij, Kyїv, 1968
  • Luckyj, George, Ukrainian Literature in the twentieth century, Toronto, 1992

Weblinks

Fußnoten

  1. Dončika, V., Istorija ukraїns'koї literatury XX stolittja, Kyїv, 1998, S. 136f.
  2. http://www.encyclopediaofukraine.com/display.asp?linkpath=pages%5CD%5CR%5CDrachIvan.htm
  3. Dratsch, Iwan, Ukrainische Pferde über Paris, Berlin, 1976, S.93
  4. Drač, Ivan, Duchovnyj meč, Moskau, 1988
  5. Luckyj, George, Ukrainian Literature in the twentieth century, Toronto, 1992, S.
  6. Horbatsch, Anna-Halja, Die Ukraine im Spiegel ihrer Literatur, Reichelsheim, 1997, S. 119
  7. Kolesnyk, Petro J., Istorija ukraїns'koї literatury, tom vos'mij, Kyїv, 1968, S. 302f.
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