Sumō

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Sumō (jap. 相樸, auch 大相撲 Ōzumō) ist eine ursprünglich aus Japan kommende Form des Ringkampfs. Der Begriff geht zurück auf japanisch sumō zu sumafu (dt. sich wehren). Einen Sumō-Kämpfer bezeichnet man als Sumōtori.

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Sumo-Kampf

Ziel des Kampfes ist es, den Gegner aus einem sandbedeckten, mit einem Strohseil abgesteckten Kreis zu drängen, oder ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass er den Boden mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen berührt. Ein einzelner Kampf dauert meist nur einige Sekunden, auf einem typischen Turnier finden dafür aber mehrere hundert Kämpfe statt.

Geschichte

Frühzeit und japanisches Altertum (bis 1185)

Die erste Erwähnung des Sumō findet sich in einer Schrift aus dem Jahr 712, dem Kojiki (古事記, Aufzeichnung alter Geschehnisse), das beschreibt, wie der Besitz der japanischen Inseln in einem Ringkampf zwischen den Göttern Takemikazuchi und Takeminakata entschieden wird. Das Nihonshoki (日本書紀, Chronik Japans in einzelnen Schriften) von 720 datiert den ersten Kampf zwischen Sterblichen auf das Jahr 23 v. Chr., als ein Mann namens Sukune auf Bitte des Kaisers Suinin den Schläger Kehaya in einem Ringkampf tötete und so zum Vater des Sumō wurde. Tatsächlich fanden bis ins japanische Mittelalter die mehr oder weniger regellosen Ringkämpfe oft ihr Ende erst mit dem Tod eines der Kämpfer.

Die ursprüngliche Herkunft des Sumō liegt im Dunkeln. Es ist möglich, dass es sich unter chinesischem oder koreanischem Einfluss entwickelte. Beide Länder haben eine lange Tradition ritueller Ringkämpfe, und beide hatten einen großen kulturellen Einfluss in der Frühgeschichte Japans.

In Japan fanden die Ringkämpfe traditionell bei Festen (Matsuri ) der Volksreligion Shintō statt. Archäologische Funde legen nahe, dass solche Kämpfe bereits vor dem Jahr 500 abgehalten wurden. Sie hatten aber noch nicht viel vom heutigen Sumō, so gab es keinen festgelegten Ring und auch die Regeln waren noch nicht fixiert. Die ersten historisch bezeugten Sumōkämpfe wurden im Jahr 642 am Hof der Kaiserin Kōgyoku zur Unterhaltung einer Gesandtschaft aus Korea ausgetragen. In den folgenden Jahrhunderten stieg mit der Beliebtheit des Sumō bei Hofe auch seine zeremoniell-religiöse Bedeutung. Regelmäßige Veranstaltungen am Hof des Tennō und die Etablierung erster Regelwerke fallen in die kulturelle Blütephase der Heian-Zeit.

Japanisches Mittelalter (1185–1603)

Mit dem Zerfall der kaiserlichen Zentralgewalt verlor das höfische Sumō an Bedeutung, in der kriegerischen Kamakura-Zeit geriet das vormals hochzeremonielle Ringen unter den Shōgunen zum militärischen Kampftraining. Die Samurai wurden dazu angehalten, sich darin zu üben. Sumō verließ aber auch die Abgeschlossenheit des Hofes und wurde zu einer Veranstaltung für die Massen, und unter den Daimyō (Fürsten) wurde es üblich, als Sponsor für Ringer aufzutreten. Sumōtori, die erfolgreich um die Gunst eines Fürsten stritten, wurde großzügige Unterstützung und der Status eines Samurai gewährt.

Zu den größten Freunden des Sumō zählte Oda Nobunaga, der im Februar 1578 ein Turnier mit 1.500 Ringern abhielt. Damit die Kämpfer sich nicht gegenseitig behinderten, wurden kreisförmige Kampfplätze abgegrenzt - der Sumōring (Dohyo) war erfunden und entwickelte sich bis zum 18. Jahrhundert zur heutigen Form.

Edo-Zeit (1603–1867)

Da Sumō durch wilde Kämpfe auf den Straßen, besonders in Edo, zu einem Ärgernis geworden war, wurde Sumō-Ringen in der Stadt zur Edo-Zeit kurzzeitig verboten. 1684 wurde es erlaubt, gemeinnützige Kämpfe auf dem Grundstück von Schreinen abzuhalten, wie es in Kyōto und Ōsaka üblich war (Kanjin-sumō).

Es entwickelte sich zu dieser Zeit eine offizielle Sumō-Organisation, die auf Verfügung der Verwaltung von Edo ab 1719 nur noch aus professionellen Ringern bestand. Viele Elemente stammen aus diese Zeit, z. B. die Dohyo-iri, das System der Heya oder Ställe, die Gyoji und die Mawashi .

Im 18. Jahrhundert erlebte das Sumōringen besonders in Edo ein Goldenes Zeitalter, das legendäre Kämpfer wie Raiden Tameimon, Onogawa Kisaburo und Tanikaze Kajinosuke, den ersten historischen Yokozuna, hervorbrachte. Anlässlich eines Kräftemessens der letztgenannten zu Ehren des Shōgun Tokugawa Ienari wurden 1791 viele Elemente der alten Shintō-Kultkämpfe wieder integriert und beibehalten.

Seit 1868

Westlich gekleidete Zuschauer verfolgen einen Sumōkampf in Tokyo um 1890.

Die Meiji-Restauration ließ 1868 das Feudalsystem verschwinden, und damit auch die vermögenden Fürsten als Sponsoren. Durch die Fixierung auf die westliche Welt sank der Status des Sumō: Es wurde plötzlich als ein peinliches, rückständiges Relikt gesehen. Zudem spaltete sich der Verband nach inneren Streitigkeiten.

Es war ein Glücksfall, dass 1884 der Meiji-Kaiser ein Sumōturnier veranstalten ließ. Sein Beispiel erhob das Sumō zu einem nationalen Symbol, das nun wieder zu alter Popularität zurückfand. Es mag dazu auch die nationalistisch gefärbte Stimmung nach den militärischen Erfolgen gegen Korea und China beigetragen haben.

Seit dem 19. Jahrhundert dürfen Frauen den Turnieren beiwohnen und der Sport hatte weitgehend seine heutige Form. Zu den Neuerungen, die der 1926 wiedervereinigte japanische Sumōverband einführte, gehörte die Erhöhung der Anzahl der Turniere von zunächst zwei auf vier und 1958 auf sechs pro Jahr sowie die Verlängerung der Turniere von zehn auf 15 Tage 1949.

Regeln und Ablauf

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Sumokampf in Japan

Die Grundregeln des Sumō sind sehr einfach und für jeden unmittelbar verständlich, während die Details der Ausführung genau geregelt sind und einen Kosmos an Einzelheiten eröffnen, deren umfassende Kenntnis jedoch für das Vergnügen des Zuschauers nicht Voraussetzung ist. Das elementarste Prinzip besteht darin, dass eine Begegnung entschieden wird, indem ein Kämpfer entweder den Boden außerhalb des kreisförmigen Ringes betritt oder innerhalb des Ringes mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen den Boden berührt. Dies versuchen die Ringer durch Schieben, Schleudern, Werfen, Schlagen und oft auch durch Überlisten des Gegners zu erreichen. Der japanische Sumoverband (Nihon Sumō Kyōkai) unterscheidet gegenwärtig 82 Siegtechniken, von denen einige aus dem Judo stammen. Eine Auflistung findet sich in der Liste der Techniken im Sumō. Nicht erlaubt sind die Kinjite (禁じ手 "Verbotene Griffe"), also Würgen, Haareziehen, Umbiegen der Finger, Griffe in der Schrittgegend, Treten, Eindrücken der Augen sowie Schläge mit der geschlossenen Hand und Schläge auf die Ohren. Die häufigsten Grundformen sind das Packen des Gegners am Mawashi (Gürtel) mit anschließendem Schieben ins Aus (Yotsu-sumō) oder das Hinausdrücken aus dem Ring ohne festen Griff am Gegner (Oshi-sumō).

Der Ring (Dohyo), für dessen Bau und Erhaltung der Yobidashi zuständig ist, besteht aus einem erhöhten Podest, auf dem ein 4,55 m durchmessender Kreis abgegrenzt ist. Außerhalb der Abgrenzung ist Sand ausgestreut, so dass leicht erkannt werden kann, wenn ein Ringer aus dem Ring getreten ist. In der Kreismitte befinden sich zwei Startlinien (Shikirisen), hinter denen die Ringer für den Angriff bei Beginn des Kampfes (Tachi-ai) Aufstellung nehmen. Die Leitung des Kampfes obliegt dabei dem Gyoji , einem Ringrichter, der von fünf Außenrichtern oder Shimpanin unterstützt wird.

Die maximale Länge des folgende Kampfes variiert abhängig von der Liga. In der obersten Division ist er auf vier Minuten begrenzt, dauert aber meist nur einige Sekunden. Ist die Begegnung nach Ablauf der Zeit noch nicht beendet, wird eine kurze Pause (Mizu-iri) eingelegt, nach der die Ringer den Kampf aus der vorherigen Position fortsetzen. Ist nach weiteren vier Minuten noch immer kein Sieger gefunden, wird nach einer abermaligen Pause der Kampf mit Tachi-ai neu begonnen. Sollte dadurch auch keine Entscheidung fallen, gilt der Ausgang als unentschieden. Dieser Verlauf ist sehr selten.

Einen besonderen Reiz des Sumō macht die Vielfalt an Zeremonien und Traditionen aus, die teilweise seit Jahrhunderten unverändert in Verbindung mit dem Sport gepflegt werden. Dazu gehören die eindrucksvollen Ringbetretungszeremonien (Dohyo-iri) am Beginn jedes Kampftages, in denen die Ringer in prächtigen Kesho-mawashi im Ring auftreten, aber auch Einzelheiten wie das auffällige Werfen von Salz in den Ring durch die Kämpfer, das der symbolischen Reinigung des Dohyo dient, oder dem Spülen des Mundes mit Chikara-mizu („Kraftwasser") vor dem Kampf, das dem Ritual vor dem Betreten eines Shintō-Heiligtums gleicht.

Die Sumōringer

Sumōringer (Holzschnitt)

In Japan wird die Sportart kommerziell und professionell betrieben. In speziellen Sumo-Ställen (Heya), in denen sie sowohl trainieren als auch wohnen, werden Knaben zu Sumōkämpfern herangebildet. Sie werden auch als Rikishi (wörtlich: Kraftmensch) oder einfach als Sumōtori (相撲取, „jemand, der Sumō kämpft") bezeichnet.

Da beim japanischen Profisumō ein hohes Eigengewicht von Vorteil ist und es keine Gewichtsklassen gibt, sind Sumōkämpfer in der Regel sehr schwergewichtig und wiegen in der Regel ab etwa 120 bis über 200 kg. Der bisher schwerste Sumōkämpfer war der Hawaiianer Konishiki, der gegen Ende seiner Karriere bei einer Größe von 1,84 m ein Kampfgewicht von über 280 kg erreicht hatte. Ein hohes Gewicht wird durch die besondere Lebensweise der Ringer erreicht, die gleich nach dem morgendlichen Aufstehen mit nüchternem Magen trainieren und zum Mittag- und Abendessen einen protein- und fettreichen Eintopf (Chanko-nabe ) zu sich nehmen. Ein Mittagsschlaf nach dem Essen soll die Gewichtszunahme begünstigen. Der nahrhafte Eintopf wird von den Rikishi übrigens selbst zubereitet, manche eröffnen nach ihrer Sportlerlaufbahn spezialisierte Restaurants.

Trotz ihres Gewichts müssen die Kämpfer aber durchaus auch sehr beweglich und muskulös sein. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind die Ringer im Durchschnitt immer schwerer geworden, da dies einen Vorteil versprach. Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass dadurch chronische Gesundheitsprobleme entstehen können, die von Gelenkproblemen bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen reichen. Bereits verhältnismäßig leichte Sumōringer haben eine gegenüber dem Durchschnitt deutlich herabgesetzte Lebenserwartung, über zehn Jahre weniger. Es hat sich auch gezeigt, dass die Verletzungsanfälligkeit von zu schweren Ringern deren Erfolg mindert – ein prominentes Beispiel der letzten Jahre war Akebono – und sich leichtere, schnellere Kämpfer ebenso durchsetzen können. Auch der Sumōverband hat das Problem erkannt und entsprechende Gesundheits- und Gewichtskontrollen eingeführt.

Die Namen, unter denen Sumōringer bekannt werden, sind angenommene Kampfnamen oder Shikona, die sie oft von Trainern oder anderen nahestehenden Personen bekommen haben. Diese Namen haben oft eine Bedeutung oder sind die Namen früherer Kämpfer.

Ausländische Ringer

Das (professionelle) Ōsumō in Japan selbst wird in den letzten Jahren von immer mehr Ausländern (jap. Gaijin ) betrieben. Der Sumōverband hat jedoch die Anzahl nichtjapanischer Rikishi auf einen pro Stall beschränkt. Dennoch steigt die Anzahl von Ausländern ständig. Die größte Gruppe stellen dabei mit Abstand die Mongolen, die oftmals vom traditionellen mongolischen Ringen kommen. Die bekanntesten Ausländer im Sumō sind der Hawaiianer Akebono, der der erste ausländische Yokozuna war, und sein mongolischer Nachfolger Asashōryū. Auch aus Osteuropa stammen einige erfolgreiche Rikishi wie Kotooshu oder Kokkai.

Der zunehmende Erfolg von Ausländern stellte eine heiß diskutierte Neuerung dar, gerade weil der Sumō seine Rolle als traditionelles japanisches Brauchtum betont und seit der Meiji-Zeit sogar nationalistisch besetzt war. Zwar waren selbst US-amerikanische Ringer relativ früh in der Makuuchi-Division akzeptiert, die Ernennung eines nicht-japanischstämmigen Yokozuna stellte aber dennoch einen bedeutenden Schnitt dar, weil an Inhaber dieses Titels jedenfalls nach offiziellem Verständnis besondere charakterliche Anforderungen gestellt werden, deren Erfüllbarkeit durch Gaijin zunächst umstritten war. Noch in den 1990ern gab es um die Nichtbeförderung Konishikis einen Skandal wegen angeblicher rassistischer Beweggründe. Mittlerweile hat sich die liberalere Ansicht jedoch durchgesetzt und ausländischstämmige Yokozuna sind eher die Regel als die Ausnahme.

Das japanische Ligensystem

Sumō-Rangliste (Banzuke)

Aufbau und Funktionsweise

Zwar existieren innerhalb und außerhalb Japans Amateurligen, das einzige professionelle Ligensystem des Sumō gibt es aber in Japan: Das Osumō. In diesem wacht der Sumōverband aufmerksam über die Einhaltung der Regeln, die nicht nur den unmittelbaren Sport, sondern das gesamte Leben der Ringer in den Heya betreffen. Selbst so nebensächlich erscheinende Dinge wie ihre Alltagskleidung sind genau vorgeschrieben. Dabei greift der Verband teilweise erheblich in die persönliche Freiheit der Rikishi ein. Beispielsweise wurde als Reaktion auf einen Autounfall, den ein Kämpfer verursachte, eine Bestimmung erlassen, die es den Ringern untersagt, ein Automobil zu führen.

Die oberste japanische Sumō-Liga ist die Makuuchi-Division. Sie ist als einzige Division nochmals in Kampfklassen unterteilt, nämlich aufsteigend in „gewöhnliche" Maegashira, die Sanyaku-Ränge Komusubi, Sekiwake und Ōzeki und den Großmeister-Rang Yokozuna.

Die Kämpfer im Maegashira-Rang sind nach Leistungsniveau durchnummeriert, außerdem wird in allen Rängen zwischen einer Ost- und Westgruppe unterschieden, wobei bei ranggleichen Kämpfern der aus der Ostgruppe als höherwertig gilt. Dabei haben die Himmelsrichtungen nichts mit der Herkunft der Kämpfer zu tun, sondern bezeichnen den Gebäudeflügel, in dem ihre Kabinen liegen.

Die Kämpfer der unteren Ligen sind ebenfalls nach Leistungsniveau durchnummeriert. Die unteren Ligen sind in aufsteigender Reihenfolge: die Jonokuchi-Division, die Jonidan-Division, die Sandanme-Division, die Makushita-Division und die Juryo-Division. Die Kämpfer der letztgenannten, zweithöchsten Liga bilden mit denen der Makuuchi-Division die Sekitori. Ein Sekitori („jemand, der den Durchbruch geschafft hat") genießt allerhand besondere Privilegien im durchreglementierten Alltag eines Sumōkämpfers. Er wird nicht nur von lästigen Arbeiten befreit, hat Anspruch auf ein eigenes Zimmer im Heya und unterliegt weniger restriktiven Regeln, sondern wird auch wesentlich besser bezahlt.

Auf Turnieren oder Basho wird um Auf- und Abstiege gekämpft. Wenn ein Ringer mehr Siege als Niederlagen erreicht (kachi-koshi ) dann steigt er in der Banzuke genannten Rangliste auf. Bei mehr Niederlagen als Siege (make-koshi ) steigt er ab. Einzige Ausnahmen bilden die höchsten Ränge: Auf- und Abstieg im Rang eines Ōzeki ist besonders geregelt, und Yokozuna bleibt man gar auf Lebenszeit und scheidet nur durch Rücktritt aus dem aktiven Sumo aus.

Die Basho

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Bunte Banner, die Sumō-Nobori, kündigen die Kämpfe an.

Siehe auch Hauptartikel Hon-Basho

Seit den 1950ern werden im Sumo jährlich sechs Turniere an festgelegten Orten ausgetragen. Alle zwei Monate findet ein Basho statt, davon drei in Tokio.

Jedes Turnier beginnt an einem Sonntag und endet an einem solchen. Der letzte Tag wird nach einem Wort des Dramatikers Zeami Motokiyo Senshuraku genannt, „die Freude von tausend Herbsten". An diesem Tag finden oft die alles entscheidenden Kämpfe statt. Wenn zwei oder mehr Kämpfer gleichauf liegen, wird an diesem Tag zwischen ihnen um den Turniersieg gerungen.

Die unteren Divisonen beginnen ihre Kämpfe am Morgen und Vormittag eines Kampftages. Alle unteren Ligen kämpfen nur an sieben Tagen des Basho, während die Sekitori an allen 15 zu ihrem täglichen Kampf antreten müssen. Der Yobidashi ruft bereits am Morgen mit seiner Trommel, der Yagura-daiko, von einem 16 m hohen turmähnlichen Holzgestell vor der Halle die Zuschauer herbei. Erst am Nachmittag treten die Kämpfer der Makuuchi an. In seidenen Kesho-mawashi betreten die Rikishi den Ring zum Dohyo-iri, dem gemeinsamen zeremoniellen Auftritt vor den Kämpfen, um danach wieder in ihren Umkleideräumen im Ost- und Westflügel der Halle zu verschwinden. Der oder die Yokozuna halten darauf noch ihre eigene Zeremonie ab. Danach finden die ersten Begegnungen statt. Auch hier kämpfen die rangniedrigsten Ringer zuerst.

Am Ende des letzten Tages eines Basho findet eine Siegerehrung statt. Neben dem Turniersieg (Kaiserpokal) werden unter allen Kämpfern der Makuuchi, die weder Yokozuna noch Ōzeki sind und Kachi-koshi erreicht haben, verschiedene Preise vergeben, u.a. für besonderen Kampfgeist oder überragende Kampftechnik. Eine Übersicht aller Yusho-Gewinner seit 1958 findet sich in der Liste der Turniersieger im Sumō.

Bezahlung

Die Verdienste im Sumō sind für Außenstehende schwer zu kalkulieren. Zwar sind die nach Rang abgestuften Gehälter öffentlich festgelegt und lagen 2001 zwischen monatlich 1.030.000 Yen (ca. 7.500 Euro) für einen Juryo-Ringer und 2.820.000 Yen (ca. 20.500 Euro) für einen Yokozuna, aber durch ein Geflecht von Sonderpreisen, Prämien und Sponsorengeldern liegt das tatsächliche Einkommen sehr viel höher. So erhält jeder Turniersieger einen einmaligen Bonus von beispielsweise 10.000.000 Yen (ca. 72.500 Euro) in der Makuuchi, der Sieg eines Maegashira über einen Yokozuna (Kinboshi) wird mit zusätzlichen 15.000 Yen (ca. 100 Euro, kumulativ) monatlich belohnt. Außerdem wird jedem Sieger einer Begegnung ein Umschlag mit einer Sponsorenprämie in Höhe von typischerweise etwa 500 Euro überreicht. Dazu kommen noch eine ganze Reihe weiterer Boni, die sich meist in ihrer Höhe nach dem Rang des Ringers richten.

Die Angehörigen der Ligen unter Juryo, d. h. alle Nicht-Sekitori, erhalten vom Verband nur ein Taschengeld, das viel niedriger liegt als die Sätze der oberen Ligen. Anfänger, die in der untersten Division kämpfen, erhielten 1996 umgerechnet 360 Euro, während Makuuchi-Ringer etwa 1.800 Euro erhielten. Alle anderen lagen irgendwo dazwischen.

Internationaler Amateursport

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Sumō auch außerhalb Japans Anhänger und Sporttreibende gefunden. Dort besitzt das Sumō allerdings nicht annähernd die Popularität, die es in Japan trotz starker Konkurrenz durch andere Sportarten immer noch hat. Bei den internationalen Verbänden wie der International Sumo Federation oder dem europäischen Verband European Sumo Union, in dem die nationalen Verbände organisiert sind, handelt es sich durchweg um Amateursport. Die begleitenden Zeremonien fehlen im Amateursumō völlig. Die teilnehmenden Kämpfer sind in der Regel eigentlich Judōka. Der Sumo-Verband Deutschland gehört folgerichtig auch dem Deutschen Judobund an und vergibt Budō-Grade. Entsprechend ist auch die Weltspitze ähnlich aufgestellt: Die dominierende Nation in internationalen Wettkämpfen ist Japan, gefolgt von Deutschland, Russland und osteuropäischen Sportlern.

Im Unterschied zum japanischen Ōsumō werden die Ringer international abgesehen von der "offenen Klasse" in Gewichtsklassen eingeteilt. Dies ist Bestandteil der Bestrebungen des Weltverbands, Sumō zu einem olympischen Sport zu machen. Die Einteilung hängt von der Altersgruppe ab, bei den Herren (über 21) wird in den Kategorien bis 85 kg, bis 115 kg und über 115 kg gekämpft. Die Aktiven sind im Durchschnitt wesentlich leichter als ihre japanischen Profikollegen.

Frauen im Sumō

Obwohl Frauen einen nicht geringen Anteil der Sumōfans ausmachen und auch in der Geschichte des Sports eine gewisse Rolle gespielt haben und spielen, kommen sie als Sportler im Profisumō bis heute nicht vor. Zwar sind die Ehefrauen der Oyakata (Stallmeister) unverzichtbarer Bestandteil der Organisation jedes Heya (und wurden zumindest bis vor kurzem noch in Zweckehen an die Nachfolger ihrer Väter zwangsverheiratet), dennoch ist es nicht einmal hochrangigen Politikerinnen erlaubt, zur Siegerehrung das Dohyo zu betreten. Ursprünglich hängt dies mit der shintōistischen Vorstellung zusammen, Frauen seien wegen ihrer Regelblutungen "unrein". Nur bei nationalen wie internationalen Amateurwettkämpfen treten Frauen selbst als Ringerinnen an. Sie tragen dabei einen Ringeranzug zusätzlich zu ihrem Mawashi. Der japanische Frauensumōverband Neuer Sumōbund (Shin Sumō Renmei, gegründet 1996) ist eine Unterorganisation des Nihon Sumō Kyōkai.

Geschichte des Frauensumō

Ein Ringkampf der Geschlechter als Gegenstand eines erotischen Ukiyo-e aus dem 18. Jahrhundert.

Ringkämpfe unter Teilnahme von Frauen wurden etwa seit dem 17. Jahrhundert als Parodien zur Belustigung der Zuschauer aufgeführt. Bei diesem Onna-sumō fanden sowohl Kämpfe unter Frauen, teilweise Prostituierten, als auch zwischen Frauen und z. B. blinden Männern statt. Diese Spektakel waren überaus beliebt, wenn sie auch bis ins 20. Jahrhundert wegen ihrer tatsächlichen oder vermuteten Nähe zum Rotlichtmillieu mehrmals als unmoralisch verboten wurden. 1624 verarbeitete Chikamatsu Monzaemon das erotische Frauenringen in einem Stück des Joruri-Theaters, und auch beim Dichter Ihara Saikaku taucht das Thema bereits auf. Es handelte sich dennoch meist um keine echten Sportwettkämpfe, sondern vielmehr um Animations- oder Kuriositätenschauen.

Minister Sanjo Sanetomi verbot die "anrüchigen" Vorstellungen 1873 ganz. Dennoch wurden in der Meiji-Zeit viele Frauen ernsthaft im Sumōbereich aktiv. 1872 wurden erstmals Zuschauerinnen bei Profikämpfen zugelassen. In Zeiten des Männermangels im Zweiten Weltkrieg gab es Frauensumōveranstaltungen, das Interesse erlahmte jedoch in der Nachkriegszeit und in den 1960ern war das Sumō der Frauen völlig verschwunden. Erst seit 1997 wird der Sport wieder offiziell betrieben.

Heutige Situation

In Japan gibt es rund 300 Aktive, international existieren 17 nationale Verbände, von denen der russische einer der personell und sportlich stärksten ist. Wie die männlichen Amateure kämpfen auch die Frauen, abgesehen von der "offenen" (= nicht begrenzten) Klasse, in Gewichtsklassen (bis 65 kg, bis 80 kg und über 80 kg). Die erste Weltmeisterschaft der Frauen fand 1999 in Riesa statt.

Siehe auch

Literatur

  • Marianne u. Harald Keller: Sumo. Der traditionelle japanische Ringkampf. Berlin 1981. ISBN 3-87892-040-7
  • Jörg Möller (Hrsg.): Sumō. Publikation der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Tokio. München 1994. ISBN 3-89129-295-3
  • Jörg Möller: Sumō - Kampf und Kult. Historische und religiöse Aspekte des japanischen Ringens. Sankt Augustin 1990. ISBN 3-88345-573-3

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