Oskar Schindler

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Oskar Schindler (* 28. April 1908 in Zwittau, Österreich-Ungarn; † 9. Oktober 1974 in Hildesheim, Deutschland), war ein sudetendeutscher Industrieller, der während des Zweiten Weltkrieges etwa 1.200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern (Konzentrationslagern) des Nationalsozialismus bewahrte. Er war verheiratet mit Emilie Schindler.

Leben bis 1945

Brněnec - Schindlers Fabrik

Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in Zwittau, heute Svitavy, Tschechien, geboren. 1928 im Alter von 20 Jahren heiratet er Emilie. Ab 1935 war er Mitglied der Sudetendeutschen Partei und ab 1939 Mitglied in der NSDAP. Nach der deutschen Eroberung Polens errichtete Schindler im Spätherbst 1939 im besetzten Krakau eine Emaillefabrik, für die Juden und Polen als billige Arbeitskräfte angeworben wurden. Der von Zeitzeugen als Glücksspieler, Trinker, Frauenheld und Kriegsgewinnler charakterisierte Schindler sorgte unter Einsatz seines ganzen Vermögens und zunehmend mit persönlichem Risiko für Unterbringung, Kleidung und Ernährung der Zwangsarbeiter seiner Fabrik. Auch Bestechungen von Gestapo-Beamten und anderen einflussreichen Nazigrößen im besetzten Polen gehörten zu seinem Repertoire. Er fälschte Rechnungen und Lieferbelege an Dienststellen in Orten, von denen er wusste, dass sie in wenigen Tagen von den Russen erobert würden, um Waren seiner Fabrik auf dem Schwarzmarkt für Lebensmittel verkaufen zu können. Schindler schreckte auch nicht davor zurück, mit dem berüchtigten Kommandanten des Konzentrationslagers Plaszow bei Krakau, Amon Göth, zu trinken und zu spielen, wenn es um die Sicherheit seiner „Kinder" ging, wie er die ihm zugewiesenen Zwangsarbeiter nannte. Wichtige Informationen aus dem Lager erhielt er von Göths persönlichem Stenographen Mietek Pemper. Bei der Auflösung des Ghettos in Krakau konnte Schindler die Genehmigung erwirken, auf seinem Fabrikgelände ein eigenes Lager für seine Arbeiter einzurichten. 1944 konnte er seine Fabrik mit rund 1.200 Zwangsarbeitern vor den anrückenden Russen nach Brünnlitz (heute Brněnec) im Sudetenland evakuieren, wo sie schließlich bei Kriegsende befreit wurden. Keiner der in Schindlers Fabrik arbeitenden Juden ist eines gewaltsamen Todes gestorben. Das Gebäude der ehemaligen "Deutschen Emaillewarenfabrik" in der Ulica Lipowa 4 nahe dem Krakauer Ghetto ist erhalten und kann heute zum Teil besichtigt werden.

Nach 1945

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Regensburg (Bayern): Gedenktafel für Oskar Schindler
Frankfurt am Main (Hessen): Gedenktafel am Hauptbahnhof 4

Nach dem Ende des Krieges war Oskar Schindler 1950 mit seiner Frau Emilie nach Argentinien ausgewandert, konnte dort aber mit einer Nutriazucht nicht Fuß fassen. 1958 trennte er sich von seiner Frau und kehrte nach Deutschland wo er u.a. auch in Frankfurt am Main lebte. Aber auch hier blieben seine geschäftlichen Unternehmungen erfolglos, so dass er schließlich auf die Unterstützung von Freunden angewiesen und am Ende seines Lebens völlig mittellos war. Schindler war für seine Verdienste um die Rettung von mehr als 1.200 Juden vor der Vernichtung zwar in den 1960er-Jahren mit der Auszeichnung Gerechter unter den Völkern, dem Bundesverdienstkreuz und dem Päpstlichen Silvesterorden ausgezeichnet worden, einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland und der Welt wurde er aber erst durch Steven Spielbergs 1994 mit sieben Oscars ausgezeichneten Film Schindlers Liste bekannt, der auf dem 1982 erschienenen, gleichnamigen Buch des Australiers Thomas Keneally basiert. In dem Film wird er selbst von Liam Neeson dargestellt.

Schindler starb am 9. Oktober 1974 im Bernwardkrankenhaus in Hildesheim, in das er am 12. September 1974 wegen Herzbeschwerden eingeliefert worden war. Er hielt sich bereits seit etwa zwei Jahren in Hildesheim bei Freunden auf, die er 1970 in Israel kennen gelernt hatte.

Nach seinem Tod wurde Schindler nach einer großen Trauerfeier in Frankfurt am Main auf seinen Wunsch auf dem katholischen Friedhof auf dem Zionsberg in Jerusalem beigesetzt.

1997 fand man auf dem Dachboden eines Hauses in der Göttingstr. in Hildesheim unter anderem eine Liste mit 1.200 Namen: Schindlers Liste.

Literatur

  • Crowe, David M.: Oskar Schindler: The Untold Account of His Life, Wartime Activities, and the True Story Behind the List. Boulder Colorado: Westview Press 2004, 760 Seiten, ISBN 081333375X
  • Crowe, David M.: Oskar Schindler. Eichborn, 2005. - ISBN 3-82180-759-8
  • Keneally, Thomas: Schindlers Liste. München: Omnibus 1996, 351 Seiten, ISBN 3-570-20297-6
  • Pemper, Mieczysław: Der rettende Weg. Schindlers Liste - die wahre Geschichte Hoffmann und Campe Verlag: Hamburg 2005, ISBN 3-455-09493-7
  • Rosenberg, Erika (Hrsg.): Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente. München: Herbig 2000. 448 Seiten, ISBN 3-7766-2204-0

Filme

Personendaten
NAME Schindler, Oskar
KURZBESCHREIBUNG sudetendeutscher Industrieller, der etwa 1.200 Juden vor dem Tod bewahrte
GEBURTSDATUM 28. April 1908
GEBURTSORT Svitavy, zu Deutsch: Zwittau, Österreich-Ungarn, heute Tschechien
STERBEDATUM 9. Oktober 1974
STERBEORT Hildesheim, Deutschland
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