Jäger (Militär)
Jäger steht in deutschsprachigen Streitkräften für „mit der Büchse bewaffnete, vorwiegend zum Einsatz im zerstreuten Gefecht bestimmte Truppengattung der Infanterie".[1] Änliche Truppenkonzepte werden im französischen als Chasseurs à Pied, im englischen als Light Infantry oder Rifles bezeichnet. In Italien als Bersaglieri. Die Truppengattung entstand 1631 in Hessen, und nachfolgenden in weiteren deutschen Armeen, als dort Einheiten und Verbände aus ausgebildeten Berufsjägern und Förstern aufgestellt wurden, die zum Einen als "Landeskinder" loyal und freiwillig Dienst taten. Des Weiteren erfolgte der Einsatz der Jäger auch aufgrund deren besseren Schießfertigkeiten und der außgeprägteren Fähigkeit zur Orientierung im und Ausnutzung des Geländes, was im Schützengefecht sowie im Vorposten- und Erkundungsdienst von Vorteil war. Die im jagdlichen und forstlichen Berufsleben bereits selbständige handelnden Jäger konnte im Rahmen einer Auftragstaktik zudem selbständig und ohne direkten Kontakt zur Führung opperieren.
Die Jägertruppe gehört zur leichten Infanterie. Die Bezeichnung Grenadier, Füsilier und Jäger werden heute für motorisierte, teilweise auch mit Radpanzern ausgestattete mechanisierte Infanterie je nach Land und Militärtradition synonym benutzt.
Auftrag heute ist der infanteristische Kampf im bedeckten und durchschnittenen sowie urbanem Gelände im Orts- und Häuserkampf.
Der unterste Mannschaftsdienstgrad in der Infanterie wird heute als Jäger bezeichnet.
Geschichte der Jägertruppe in Deutschland
Entstehung bis 1918
Die Bildung der Jägertruppe erfolgte im 17. Jahrhundert aus dem Bestreben, die Wirksamkeit des Feuergefechts der Infanterie zu erhöhen. Die auch als Scharf- oder Büchsenschützen bezeichneten Jäger führten als erste Gewehre mit gezogenem Lauf, die die Treffsicherheit erheblich steigerten. Diese brachten die Jäger in der Anfangszeit der Truppe selber mit. Die aus Jägern und Forstleuten bereits 1631 unter der Regentschaft von Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aufgestellte Jägertruppe ist die älteste im deutschen Sprachraum. Im Jahre 1645 in Bayern und 1674 in Brandenburg wurden ebenfalls erste freiwillige Jägerformationen gegründet. Auf das Konzept dieser hessischen Einheiten gingen die später in Preußen mit dem Garde-Jäger-Bataillon und weiteren für jedes preußische Armeekorps als Korpstruppen sowie die in den anderen deutschen Staaten aufgestellten Jägertruppen zurück.
Die Soldaten der Jägertruppe wurden als Aufklärer, Scharfschützen und Plänkler außerhalb der regulären Schlachtordnung eingesetzt. Bei der Leichten Infanterie bildeten sie als Elitekompanien das Gegenstück zu den Grenadieren der Linieninfanterie. Ihr Gegenstück bei der Kavallerie waren die Karabiniers, die mit einem zielgenaueren Karabiner ausgerüstet waren, der mit Zügen versehen war. Nachteil der Büchsen mit ihrer besseren Treffsicherheit, war die längere Zeit für das Laden der Waffe, da die Bleikugel mit dem Ladestock in den gezogenen Lauf gehämmert werden musste.
Im Gegensatz zu vielen Fremden oder Gepressten der Infanterie der damaligen Zeit handelte es sich um freiwillige Landeskinder, mit besonderer Loyalität zu ihrem Landesherrn. „Die Flinte ins Korn werfen" war damit bei den Jägerbataillonen so gut wie ausgeschlossen, insbesondere da sie mit Büchsen und nicht mit Musketen ausgerüstet waren.
Der spätere königlich-preußische Generalmajor Philipp Ludwig Siegmund Bouton des Granges wurde 1759 Kompaniechef im Jägerkorps und stieg bis 1786 zum Chef des Jägerkorps zu Fuß auf. 1760 wurden die beiden Kompanien bei Charlottenburg von russischen Kosaken durch fehlerhafte Führung und Ausweichen über offenes Gelände aufgerieben, jedoch gleich darauf aber zu vier Kompanien wieder aufgestellt.
Im Jahre 1780 übernahm der damalige Major und spätere Generalfeldmarschall Ludwig Yorck von Wartenburg (1759-1830) das Feldjägerregiment und entwickelte unter Nutzung der Erfahrungen aus den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) und dem Einsatz von Tirailleuren in Frankreich Grundsätze für die Gefechtsausbildung der Truppe. Bei Altenzaun, nördlich von Stendal, lieferten die Yorckschen Jäger am 26. Oktober 1806 französischen Truppen erfolgreich Rückzugskämpfe. Die nach 1806 noch vorhandenen neun Jägerkompanien bildeten den Stamm für die in und nach dem nationalen Unabhängigkeitskrieg 1813/14 entstandene Jäger- bzw. Schützenbataillone. Einige Einheiten formierten sich wegen der größeren Beweglichkeit als berittene Infanterie.
Mit einem Erlass des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zum Kriegsbeginn 1813 wurden zahlreiche „freiwillige Jägerdetachements" gebildet. Diese mussten selbst für Ausrüstung und Bewaffnung sorgen, waren im Gegenzug jedoch auch dazu ermächtigt, sich ihre Offiziere selbst zu wählen. Bei den Linien- und Gardetruppen trugen die Freiwilligen Jäger die Uniform im Schnitt und mit den Abzeichen des jeweiligen Regiments, jedoch von dunkelgrüner Grundfarbe, lediglich beim Lützowschen Freikorps trugen auch die Jäger schwarze Uniformen. Eine weitere Besonderheit bestand darin, dass auch Juden diesen Detachements beitreten durften, die zum damaligen Zeitpunkt keinen Waffendienst leisten konnten.
Von der abweichenden Kampfweise der Jägerverbände gingen wiederholt Innovationsschübe für die Infanterietaktik aus, die jedoch in einen stagnierenden Gesamtkontext in der damaligen preussischen Armee mit ihren Kaisermanövern einzuordnen ist. So wurden um 1900 das Maschinengewehr und das Fahrrad, als die Infanterie noch zu Fuß marschierte, bei den Jägertruppen erprobt und eingeführt. Dazu wurden neben den Jägerbataillonen diesen angeschlossene Maschinengewehr-Abteilungen mit gleicher Nummer aufgestellt und je eine Kompanie mit Fahrrädern ausgerüstet.
Im deutschen Heer hatte jedes Jägerbataillon 10 bis 12 abgerichtete Kriegshunde, deren Einsatz im 19. und 20. Jahrhundert infolge der durch den Grabenkrieg statisch werdenden Kriegsführung wieder wichtig wurde. Sanitätshunde halfen beim Auffinden von Verletzten. Vorpostenhunde unterstützten Wachen und trugen Meldungen von Feldposten oder Patrouillen zurück. Ziehhunde wurden eingesetzt, um die Frontsoldaten mit Munition zu versorgen.
Die Bedeutung der Jäger als Truppengattung nahm im späten 19. Jahrhunderts in dem Maße ab wie die Kolonnentaktik durch das Schützengefecht bei der Infanterie ersetzt und die gesamte Infanterie mit gezogenen Waffen ausgerüstet wurde. Die Jägerbataillone in Deutschland wurden nach 1871 als unmittelbare Kampftruppe auf Korpsebene für Schwerpunkte des Gefechts oder für ungünstigen Geländebedingungen eingesetzt. In Österreich mit den k.u.k. Feldjägerbataillonen sowie in anderen Staaten mit den leichten Bataillonen geschah dasselbe.
Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestanden im deutschen Feldheer ein Gardejägerbataillon, ein „Gardeschützenbataillon" und 18 Jägerbataillone. Diese waren jeweils den Korps als Korpstruppen unterstellt. Aus ihnen wurden während des Krieges vereinzelt „Jägerregimenter" und Jägerdivisionen wie die Jäger-Division formiert. Wesentliche Teile stellten sie auch in der Ostsee-Division die im Baltikum oder im Asien-Korps das in Palästina eingesetzt wurde. Solche Jäger-Großverbände stellt man auch im Zweiten Weltkrieg auf.
Jägerbataillone der preußischen und anderer deutscher Armeen bis 1919
Über die besondere Art der Gefechtsführung der Jägertruppe verfasste Erwin Rommel das Buch „Infanterie greift an". Es beschäftigt sich mit seinen Kriegserlebnissen im Ersten Weltkrieg als Kompaniechef des Württembergischen Gebirgsbataillons, dem WGB. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden Jägerverbände häufig in Verbindung mit Kavallerie zur Flankensicherung und in offenen Geländeräumen zwischen Großverbänden sowie voraus als Schützenschleier eingesetzt; sie sicherten so den eigenen Großverband, dem sie unterstellt waren, gegen Umfassung ab. Gleichzeitig wurden sie immer als infanteristischer Schwerpunktverband insbesondere in schwierigem Gelände (wie dem Hartmannsweiler Kopf in den Vogesen) herangezogen. Mit Aufkommen der Stoßtrupptaktik dienten Teile der Jägerverbände zur Bildung von Sturmbataillonen. Major Willy Rohr entwickelte diese Taktik am Hartmannsweiler Kopf, General Oskar von Hutier an der Ostfront.
Von 1895 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs existierten im königlich-preußischen Heer außerdem Jäger zu Pferd. Diese, ab 1899 als Detachements für Kurier- und Verbindungsdienste aufgestellten Verbände wurden ab 1909 zu Regimentern vergrößert und der regulären Kavallerie zugeordnet.
Durch erweiterte Ausbildung ging in Deutschland aus der Jägertruppe im Ersten Weltkrieg die Gebirgsjägertruppe hervor. Die 1936 aufgestellte Fallschirmjägertruppe trägt die Bezeichnung ebenso wie die im Zweiten Weltkrieg aufgestellte Panzerjägertruppe im Namen, beide haben aber andere Aufträge. Die Feldjäger gehen auf das Reitende Feldjägerkorps zurück.
Bundeswehr
Die Jägertruppe ist eine Truppengattung im Heer und in der Streitkräftebasis der Bundeswehr. Die Jägertruppe zählt zu den Kampftruppen des Heeres und bildet mit der Fallschirmjägertruppe und der Gebirgsjägertruppe die Infanterie des Heeres. Auftrag der Jägertruppe ist der Kampf gegen Infanterie in Mittelgebirgen, Wäldern und urbanem Gelände.
Seit der Heeresstruktur III waren jeder Division als Divisiontruppen u.a. zwei gekaderte Jägerbataillone unterstellt. Nur der 6. Panzergrenadierdivision waren mit den Jägerbataillonen 66 und 67 aktive Verbände unterstellt.
Ab 1972 wurden im Territorialheer in den Wehrbereichskommandos zunächst je eines der teilaktiven Heimatschutzkommando 13 bis 18 aufgestellt und u.a. Jägerbataillone unterstellt. Diese wurden 1982 in die Heimatschutzbrigaden 51 bis 56 umbenannt und aktive Jägerbataillone unterstellt u.a. das Jägerbataillon 511 der Heimatschutzbrigade 51. Alle anderen Verbände waren mobilmachungsabhängig.
Traditionen der Jägerverbände wie die Kasseler Jäger und die Marburger Jäger in Hessen wurden unter diesen Bezeichnungen in der preußischen Armee und auch in den Jägerbataillonen des Territorialheeres der Bundeswehr fortgeführt.
Die Deutsch-Französische Brigade wurde 1989 aufgestellt. Ihre deutschen infanteristischen Anteile bestehen aus den Jägerbataillonen 292 und 291 (TPz).
Im Zuge der Gliederung des Heeres der Bundeswehr in der Struktur Neues Heer im Zeitraum von 2003 bis 2010 wurde die Jägertruppe umgegliedert, die Masse der wenigen aktiven und alle nicht aktiven Jägerbataillone aufgelöst. Im Jahr 2006 hat die Bundeswehr, in Anlehnung an die Tradition der Jägertruppe, bei der Aufstellung des neuartigen luftverlegbaren Jägerregiment 1, dessen Hauptkontigent und Stab in Schwarzenborn, Nordhessen stationiert. Es wurde bewusst eine Garnison gewählt, die im historischen Ursprungsraum der Jägertruppe liegt.
Die Jägertruppe wird mit der Neugliederung HEER2011 zur mit Radpanzern GTK ausgestatteten Infanterie umgegliedert und mit Jägerbataillon 91, Rotenburg (Wümme), Jägerbataillon 1, Schwarzenborn und Jägerbataillon 413, Torgelow, je eine Bataillon, wie vormals die Grenadiere MTW innerhalb der Panzergrenadierbataillone, einer der mechanisierten Brigaden der 1. Panzerdivision unterstellt.
Die Dienstgradbezeichnungen Oberjäger und Stabsoberjäger für die Dienstgrade Unteroffizier und Stabsunteroffizier wurden noch bis 1959 in Jäger- und Luftlandetruppenteilen der Bundeswehr verwendet.
In der deutschen Bundeswehr werden Soldaten im niedrigsten Dienstgrad der Truppengattungen Fallschirmjäger, Gebirgsjäger und Jäger, bis 1991 auch Soldaten im Wachbataillon, als Jäger bezeichnet.
Dienstgradgruppe: Mannschaften – Unteroffiziere o.P. – Unteroffiziere m.P. – Leutnante – Hauptleute – Stabsoffiziere – Generale
NVA
In der Nationalen Volksarmee der DDR wurde keine Jägertruppe aufgestellt. Als Einheitsinfanterie kannte man nur die Truppengattung der mechanisierten Infanterie, die als Mot-(orisierten) Schützen bezeichnet wurden und die hinsichtlich Stärke und Ausrüstung sich an das Vorbild der Sowjetarmee anlehnten. Sie stellten - zusammen mit der Panzertruppe – das Rückgrat des Heeres dar.
Bundesgrenzschutz
Auch aus der Geschichte des Bundesgrenzschutzes (heute: Bundespolizei) ist eine „Variante" des Jägers bekannt. Die Grenzjägerlaufbahn mit den Amtsbezeichnungen Grenzjäger, Grenztruppjäger, Grenzoberjäger und Grenzhauptjäger bezeichnete die Laufbahn des einfachen Dienstes. Mit dessen Abschaffung beim Bundesgrenzschutz im Rahmen der Grenzschutzdienstrechtsreform 1976 wurden die Angehörigen dieser Dienstgradgruppe in den mittleren Dienst überführt und unabhängig von ihrem vorherigen Dienstgrad zu Polizeioberwachtmeistern ernannt.
Deutsche Jäger im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Die im Rahmen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges auf englischer Seite als Subsidientruppen eingesetzten Jäger vor allem aus Hessen erlangten bei den Amerikanern hohe Bekanntheit und waren gefürchtet. Der Ruf „Erbarme, die Hesse komme" ist wohl mehr auf die Übergriffe hessischer Grenadiere zurückzuführen als auf ihre Kampfweise. Sie machten nicht selten gefangene Kolonisten nieder, die sie – aus Grenadiersicht regelwidrig aus einer Deckung heraus – in der Linie beschossen hatten.
Ebenso stellte Braunschweig Jägertruppen für den Kampf der Briten in Nordamerika. Hier trafen die deutschen Jäger auf ihre nordamerikanischen Nachfolger – die Ranger. Der früheste militärkundliche Beitrag zum Partisanenkrieg - Abhandlung über den kleinen Krieg (Kassel 1785) - stammt vom hessischen Feldjägerhauptmann und späteren General Johann von Ewald und verarbeitet vor allem dessen Erfahrungen aus dem amerikanischen Aufstand. Die „Greencoats" - im Unabhängigkeitskrieg operierende hessische Jägerverbände - waren auf amerikanischer Seite gefürchtet. Nach der britischen Kapitulation wurde auch Johann von Ewald Gefangener der amerikanischen Seite; dennoch wurde ihm die Ehre zuteil, Fort West Point besichtigen zu dürfen.
Militärische Ausrichtung der Jäger
Die Jägertruppe hatte in der Frühzeit den Auftrag, der eigenen Armee voraus aufzuklären und im gezielten Schuss vor allem Offiziere und Kanoniere gefechtsunfähig zu machen und so die Gefechtskraft gegnerischer Armeen herabzusetzen. Dazu wurde der Drill, der für die Linientruppen galt, weniger streng angewendet. Bei den Jägern stand nicht das möglichst „automatenhafte" Ausführen von Schieß- und Ladeabläufen in dichter Formation und ein Aufmarschieren in geschlossener Gefechtskolonne im Mittelpunkt, sondern das selbstständige Ausnutzen des Geländes und der gezielte Schuss auf ausgewählte Ziele. Daher führten die Jäger als Signalinstrument auch nur Jagdhörner und nie Trommeln. Die Jäger sollten in lockerer Aufstellung und kleineren Einheiten operieren, die nicht an geschlossene Formationen gebunden waren, und bewachsenes und durchschnittenes Gelände sowie Deckung möglichst gut ausnützen. So stand naturgemäß der gezielte scharfe Schuss im Vordergrund der Ausbildung. Es wurde häufig auf Zielscheiben geübt, was es zu dieser Zeit bei der Infanterie nicht oder kaum gab.
Jägereinheiten operierten vergleichsweise unabhängig, da sie unmittelbar einem höheren Befehlshaber unterstellt waren. Entscheidungen wurden durch das aufgelöste Gefecht auf die untere Führungsebene mit kleinen Jägertrupps verlagert. Der einzelne Jäger sollte im Gegensatz zur Linientruppe, bei deren Kampf es vor allem darum ging, den Gegner aus der dichten Formation mit einem weitgehend ungezielten Kugelhagel einzudecken, in der Lage sein, selbstständig Ziele auszuwählen und mit einem gezielten Schuss zu treffen. Überliefert ist in diesem Zusammenhang ein Ausspruch Friedrich des Großen, als seine Jäger unter dem Oberst Bouton des Granges im Gleichschritt an ihm vorbei paradierten - „wollt ihr wohl auseinander ihr Schäker". Dieser neuartige Ansatz eines selbständig kämpfenden Soldaten manifestierte sich auch in einem anderen Verhältnis der Offiziere zu ihren Jägern. Wurde der gemeine Soldat in einem Linienregiment als „Hundsfott" abgetan und auch gelegentlich angeredet, war es in der Jägertruppe üblich, sich im damals als vornehm geltenden Französisch als Monsieur (dt. „Herr") anzusprechen.
Dieser Ansatz schlug sich auch in der Ausrüstung nieder. Jäger kämpften mit Büchsen, gezogenen Jagdgewehren, die sie in der Anfangszeit selber mitbrachten und die im Gegensatz zu den Musketen der Infanterie ein genaues Zielen ermöglichten. Diese Gewehre waren wie heutige Jagdbüchsen mit einem Stecher versehen. Jägereinheiten verfügten außerdem über eine weitaus geringere Menge an Ausrüstung, was einerseits den weitgehenden Verzicht auf Bagagewagen ermöglichte und damit die Bewegungsfähigkeit im unwegsamen Gelände erhöhte, andererseits Probleme beim Biwak und bei der Versorgung der Truppe aufwarf.
Uniformierung
Da sich die frühen Jäger aus Forstleuten rekrutierten, war ihre Uniform im Gegensatz zur Linieninfanterie grün. Ihr Signalinstrument, das Jagdhorn, findet sich bis heute neben Hirschgeweih, Eichenblatt und Saukopf vielfach in den Bataillonswappen wieder.
Bewaffnung
Im Gegensatz zur Linieninfanterie, welche mit dem Bajonett ausgerüstet war, trugen die Jäger den Hirschfänger als Seitenwehr. Dieser wurde nicht aufgepflanzt, sondern diente nur als blanke Seitenwaffe. Typisch war, dass die Jäger das Gewehr nicht wie die Infanterie übergehängt über die rechte Schulter trugen, sondern in der Jägertrageweise unter dem rechten Arm mit dem Gewehrriemen über der Schulter, so dass die Laufmündung nach vorne zeigte. Diese Trageweise erlaubt eine schnellere Schussbereitschaft oder einen Deutschuss auf überraschend auftauchenden Feind, und ist auch noch heute gebräuchlich.
Traditionell grüßt die Truppe mit Horrido und antwortet mit einem joho. Als Jägerwetter wird militärisch eine Wetterlage mit Starkregen und Kälte bezeichnet, da Jäger besonders unter diesen widrigen Bedingungen kämpfen können. Wollte man die Jägertruppe und ihre Gefechtsweise zur Zeit des Absolutismus mit der heutigen militärischen Zeit vergleichen, so waren die (auch in den Flanken operierenden) Jäger die Sondereinsatzkräfte ihrer Zeit für fast 400 Jahre.
Streitkräfte andere Länder
Russland
Eine Besonderheit ist der Feldjäger in russischen Streitkräften, der im 18. Jahrhundert über preußischen Feldjägeroffizier, die in russische Dienste traten, eingeführt wurde. Der Begriff hat in Wortbildungen wie beispielsweiser Feldjägerkurierdienst (russisch Фельдъегерская почстовая связь / de: feldjägerskaja potschtowaja swjas) die Zeiten bis heute überdauert.
Österreich
Österreich-Ungarn (1867-1918)
In der österreichisch-ungarischen Armee gab es traditionell ebenfalls eine Jägertruppe bestehend aus den
Der unterste Dienstgrad (auch bei den nicht zu den Jägern zählenden k.k. Landesschützen) war Jäger, der Korporal als unterster Unteroffiziersdienstgrad wurde „Unterjäger" genannt. Dies ist analog zu sehen mit der Dienstgradbezeichnung Oberjäger für den Unteroffizier, der als Unteroffiziersdienstgrad über dem Korporal steht. Im der österreichischen Armee stand an seiner Stelle der Zugsführer.
- k.u.k. Jäger-Distinktiosabzeichen
-
Parouilleführer
-
Unterjäger
-
Zugsführer
-
Offiziersstellvertreter der Jägertruppe (Feldbluse M16)
Ein Aufstellung der österreichischen Jäger findet sich in der Liste der k.u.k. Kampftruppen.
Bundesheer
Das österreichischen Bundesheer bezeichnet seine Infanterie als Waffengattung Jäger. Traditionell tragen diese die grüne Waffenfarbe am Revers und ein grünes Barett. Diese sind aber wie Grenadiere mechanisiert und kämpfen zusammen mit der Panzertruppe das Gefecht der verbundenen Waffen. Auch nach Umsetzung der Bundesheerreform bis 2010 werden Jäger mit ca. 10.000 Soldaten (acht Jägerbataillone und das Gardebataillon) den größten Teil des Bundesheeres ausmachen. Neben diesen aktiven Einheiten werden ferner zehn Mob-Jägerbataillone (eines pro Bundesland, zwei in Wien) existieren.
Bestandteile der österreichischen Jägertruppe sind auch die
- Gebirgsjäger der 6. Jägerbrigade (Bundesheer), ihre Jägerschule befindet sich in Saalfelden, die
- Garde des Bundesheeres (Waffenfarbe: scharlachrot), die in der Maria Theresien-Kaserne in Wien stationiert ist und vorwiegend Repräsentationsaufgaben wahrnimmt sowie zusätzlich im Häuserkampf ausgebildet wird und die
- Fallschirmjäger des Jägerbataillon 25 (Waffenfarbe: bordeauxrot).
Siehe auch
- Leichte Infanterie
- Voltigeurs
- Infanteriedivision
- Neupreußische Heeresorganisation
- Schillsche Jäger Schillsches Freikorps
- Lützowsches Freikorps Schwarze Jäger oder Lützower Jäger
- Schwarze Schar
- Braunschweig-Lüneburgsche Jäger
- Freiwilliges Bremisches Jäger-Korps
Einzelnachweise
- ↑ Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte. 1. Auflage. Militärverlag ... Berlin 1985, S. 334.
- ↑ a b Die äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S. B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).
Literatur
- Otto Münter: Kurzgeschichte der deutschen Jägertruppe. Festschrift Jägertage 1986, Deutscher Jägerbund e. V.
- Erwin Rommel: Infanterie greift an. Voggenreiter, Potsdam 1937, http://d-nb.info/575884878
- K.-u.-K.-Heer: Technischer Unterricht für die k.u.k. Infanterie- und Jägertruppe. (T.U.J.). Anhang. Technische Ausrüstung der Infanterie und Jägertruppe. ASIN: B003WU4XE4
- Schießinstruktion für die Infanterie und die Jägertruppe. ASIN: B003WUE49S
- Ulrich Schiers: Fahnenflüchtig oder königstreu? Die Jäger des Herzogtums Lauenburg, in: AufBruch & BürgerKrieg. Schleswig-Holstein 1848-1851. Band 2, hrsg. von Jens Ahlers und Jan Schlürmann, Kiel 2012, S. 437-442, ISBN 978-3-941713-10-9