Duckelbau

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Der Duckelbau ist ein Abbauverfahren, das für unregelmäßig vorkommende, dicht unter der Erdoberfläche liegende, Lagerstätten mit geringer Mächtigkeit verwendet wurde.[1] Das Verfahren wurde bereits vor Jahrhunderten bei der Feuersteingewinnung angewandt.[2] Dabei nutze man das Verfahren dort, wo das Abtragen der Deckschichten zu aufwändig war.[3] Dieses Abbauverfahren ist jedoch sehr unwirtschaftlich, unnachhaltig und unvorteilhaft.[4]

Das Verfahren

Duckelbau mit Flöz

Bei diesem Verfahren erfolgte die Gewinnung mittels kleiner Schächte, so genannter Duckeln, welche bis auf die Lagerstätte abgeteuft wurden.[5] Die Duckel hatten dabei in der Regel einen Durchmesser von 30 Zoll.[4] Es gab auch teilweise Duckel, die mit einem Durchmesser von bis zu 1,35 Meter angelegt wurden.[3] Die Duckel wurden meist in Abständen von etwa zwanzig Meter auf das Flöz gegraben.[6] Eine Sonderform des Duckelbaus, die im Ton- und Erzbergbau angewendet wurden, sind die sogenannten Glockenschächte.[7] Dies waren Schächte, bei denen der Durchmesser mit zunehmender Teufe, konisch erweitert wurde. Die Teufe der Duckel lag in der Regel zwischen vier und sechs Metern, es wurden aber auch teilweise Teufen von zehn Metern erreicht.[3] Um Steinschlag zu vermeiden, wurden die Schächte oftmals mit einem provisorischen Ausbau aus Reisigruten versehen. Einen so ausgebauten Schacht bezeichnete man dann als Reifenschacht.[7] Von diesen Schächten ausgehend wurden kleine Versuchsörter getrieben.[8] Diese wurden dann strahlenförmig in die Lagerstätte gegraben.[2] Dabei wurde so weit wie möglich rings um den Schacht das Lager ausgebeutet.[5] Der Abbau der Lagerstätte wurde dabei meistens bis etwa sechs bis sieben Metern in mehrere Richtungen betrieben.[3] Allerdings wurden die Weitungen meistens unregelmäßig erstellt.[2] Der Abbau erfolgte beim Duckelbau immer nur auf einer Sohle.[3]

Anschließend wurde dann auf dieser Front kreisförmig um den Schacht abgebaut, bis der Duckel zu Bruch ging.[6] Teilweise wurden die bereits abgebauten Bereiche wieder mit Abraummaterial versetzt, um die entstandenen Hohlräume abzustützen. Dadurch ersparten die Bergleute sich die Abförderung des tauben Gesteins, außerdem wurde die Gefahr des vorzeitigen Einsturzes verringert.[2] Erreichte die Lagerstätte eine Höhe, die nicht mehr bauwürdig war, wurde der Duckel verlassen und in einiger Entfernung ein neuer Duckel gegraben.[5] Dadurch kam es vor, dass in einigen Bereichen in manchen Jahren teilweise bis zu 500 Duckel gegraben wurden.[9] Die Abbauhöhe überstieg dabei kaum mehr als 0,5 Meter.[3] Der Transport des Erzes wurde in Kübeln, Säcken oder Weidekörben durchgeführt, die bis zum Schacht gezogen oder geschoben wurden.[4] Obwohl der Duckelbau für Teufen von bis zu zehn Metern geeignet ist,[3] wurde dieses Abbauverfahren in einigen Ländern sogar in Teufen bis zu 200 Meter angewendet. Aus dieser Tiefe wurde das Erz mit Haspeln abgefördert und auch die Fahrung erfolgte maschinell.[6]

Probleme

Der Duckelbau wurde meist von ungeübten Bergleuten betrieben.[5] Die Bergleute waren hierbei sehr schweren Belastungen ausgesetzt. Sie lagen oft mehrere Stunden auf der nassen und kalten Sohle. Das Erz wurde bei einer Hohlraumhöhe von etwa 0,5 Metern mit der Keilhaue aus dem Gebirge herausgeschlagen. Teilweise war das Flöz nur in den unteren drei bis zehn Zentimetern erzführend, dennoch musste eine Mindesthöhe von etwa 0,5 Metern herausgearbeitet werden, damit die Bergleute überhaupt arbeiten konnten. Grenzen setzte beim Duckelbau auch die ungenügende Bewetterung der Abbauörter.[4] Trotz des enormen Aufwandes betrug der tägliche Abbau etwa zwei bis 2,5 Zentner Erz.[10] Durch die Vielzahl der niedergebrachten Duckel war ein späterer Abbau der tieferliegenden Lagerstättenteile kaum noch möglich.[4]

Anwendung

Das Abbauverfahren fand Anwendung bei Eisenerzen wie Raseneisenstein,[5] in der Eifel auf Brauneisenstein und in Oberschlesien auf Toneisenstein, in der Kurpie und angrenzenden Regionen auch zur Förderung von Bernstein auf holozäner Lagerstätte.[11] Aber auch in Nubien beim Goldbergbau und beim Abbau von Bleiglanz in Spanien,[5] sowie bei der Gewinnung von Erdwachs (Ozerit) in Ostgalizien wurde dieses Abbauverfahren angewendet.[6] Im Harz wurde mit diesem Verfahren Kupferschiefer gewonnen.[10] Aber auch beim Seifenbergbau wurde der Duckelbau angewendet.[7]

Einzelnachweise

  1. Heinrich Veith:Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871
  2. a b c d Emil Hoffmann:Lexikon der Steinzeit. Neue erweiterte Auflage, Verlag BoD - Books on Demand, 2012, ISBN 978-3-8448-8898-0.
  3. a b c d e f g Alexander Maass:Die Bedeutung des Bergbaus und seine sozioökonomischen Strukturen im Neolithikum. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg 2005
  4. a b c d e Edward Baumstark:Kameralistische Encyklopädie, Handbuch der Kameralwissenschaften und ihrer Literatur. Druck und Verlag von Karl Groos, Heidelberg und Leipzig 1835
  5. a b c d e f Heinrich Lottner/Albert Serlo (Hsg.):Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1869
  6. a b c d Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. 6. Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903
  7. a b c Gerd Weisgerber:Montanarchäologie, Fortsetzung 2. In: Verein der Freunde des Bergbaues in Graubünden. (Hrsg.): Berg-Knappe. Nr. 58, 15. Jahrgang, November 1991, S. 2-8
  8. Carl Hartmann (Hrsg):Handwörterbuch der Berg-, Hütten- u. Salzwerkskunde der Mineralogie und Geognosie. Erster Abtheilung A bis K, Gedruckt und verlegt bei Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1825
  9. Carl Johann Bernhard Karsten:Archiv für Bergbau und Hüttenwesen. Siebenter Band, verlegt bei G. Reimer, Berlin 1823
  10. a b Wolfgang Lampe: Der Bergbau auf Kupferschiefer, in: Wilfried Ließmann, Kupfererzbergbau und Wasserwirtschaft, Zur Montangeschichte von Bad Lauterberg/Südwestharz, Duderstadt 2001, S. 261 ff.
  11. Anna Małka: A historical overview of the mining of Baltic Amber deposits. In Bursztynisko 32, Danzig 2010
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